IDF-Bericht: Nir Oz war sechs Stunden lang schutzlos Terroristen ausgeliefert

Ein Untersuchungsbericht bestätigt das Versagen der IDF beim Schutz von Nir Oz am 7. Oktober. Bewohner waren sechs Stunden lang auf sich allein gestellt, während Hunderte Terroristen den Kibbutz angriffen.

Die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) haben die interne Untersuchung zur Verteidigung des Kibbutz Nir Oz während des Hamas-Massakers am 7. Oktober abgeschlossen. Der Bericht, der nun den Hinterbliebenen und Bewohnern vorgelegt wurde, kommt zu einem vernichtenden Urteil: Die IDF war nicht in der Lage, den Kibbutz rechtzeitig zu verteidigen, und ließ die Bewohner über sechs Stunden lang schutzlos zurück. Mehr als ein Viertel der Einwohner wurde ermordet oder entführt.

Versagen der Sicherheitskräfte

Laut dem Bericht trafen die ersten IDF-Einheiten erst 40 Minuten nach dem letzten gesichteten Terroristen in Nir Oz ein. Das bedeutet, dass die Armee keinen direkten Kampf mit den Angreifern führte, sondern nur noch das Ausmaß der Verwüstung feststellen konnte. Die örtliche Sicherheitsgruppe des Kibbutz kämpfte mit großer Tapferkeit, war jedoch der Übermacht von 100 bis 130 gut organisierten Hamas-Kämpfern nicht gewachsen. Die Angreifer hatten eine erhebliche numerische Überlegenheit und agierten mit militärischer Präzision.

Der Hauptgrund für das katastrophale Versagen lag laut der Untersuchung in der zusammengebrochenen Befehlskette. Aufgrund der massiven Angriffe auf andere israelische Stellungen und einer chaotischen Informationslage konnte die IDF die Lage in Nir Oz nicht rechtzeitig erfassen und versäumte es, Verstärkung zu entsenden. Die Untersuchung legt nahe, dass selbst eine minimale Vorwarnzeit gereicht hätte, um die Verteidigung zu organisieren und die Zahl der Opfer zu reduzieren.

Angriff mit beispielloser Brutalität

Die Hamas eröffnete den Angriff um 06:29 Uhr mit einem massiven Raketenbeschuss, begleitet von Drohnenangriffen und Sprengladungen. Die Terroristen durchbrachen die Grenze und drangen über 14 verschiedene Routen nach Israel ein. Nir Oz wurde aus mehreren Richtungen angegriffen, während die Bewohner sich in Sicherheitsräumen verbargen.

Um 06:52 begann der Kampf im Kibbutz. Die ersten Terroristen durchbrachen die nördlichen, südlichen und Kerem-Tore und ermordeten ihre ersten Opfer bereits wenige Minuten später. Innerhalb von zwei Stunden war die lokale Sicherheitsgruppe aufgerieben. Hunderte palästinensische Zivilisten, die von der Hamas zur Teilnahme aufgerufen wurden, stürmten den Kibbutz, plünderten Häuser und beteiligten sich an der Gewalt.

Erst um 09:22 griff ein IDF-Kampfhubschrauber erstmals in die Kämpfe ein. Er attackierte eine Gruppe von Dutzenden Terroristen südlich von Nir Oz, wurde jedoch beschossen und musste eine Notlandung durchführen. Mehrere weitere Luftangriffe folgten, doch dabei kamen auch einige der verschleppten Geiseln ums Leben.

Erst um 12:30 war der letzte Terrorist innerhalb des Kibbutz identifiziert. Doch die ersten IDF-Bodentruppen trafen erst um 13:10 ein – zu spät, um noch einzugreifen. Die Hamas hatte ihr Massaker längst beendet und sich mit zahlreichen Geiseln nach Gaza zurückgezogen.

Schwere Mängel bei Planung und Reaktion

Die Untersuchung kommt zu dem Schluss, dass die IDF nicht auf einen Angriff dieser Dimension vorbereitet war. Es gab keinerlei Frühwarnung, die Führung fiel aus, und die Verteidigung war nicht auf ein derart koordiniertes Vorgehen der Hamas vorbereitet. Die Untersuchung nennt zwei entscheidende Fehler:

  1. Fehlende Koordination mit lokalen Sicherheitskräften: Die IDF hätte sich früher mit den Verteidigern des Kibbutz abstimmen müssen, um schneller zu reagieren und den Truppen eine Priorisierung der Einsätze zu ermöglichen.
  2. Fehlende Sicherung militärischer Stützpunkte: Wäre die nahegelegene Militärbasis nicht überrannt worden, hätte die IDF eine Reservetruppe gehabt, die zur Rettung von Nir Oz hätte eingesetzt werden können.

Konsequenzen und Forderungen

Der Bericht fordert umfassende Reformen, darunter den Aufbau strategischer Vorposten zur schnelleren Verteidigung israelischer Grenzgemeinden. Die Kommunikation zwischen Armee und lokalen Sicherheitskräften muss verbessert werden, um in Echtzeit auf Bedrohungen zu reagieren.

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