(Quelle Beitragsbild oben: GPO)
Nach einem brisanten Leak zu Israels Plänen gegen den Iran steht der Premierminister unter massivem Druck. Der Vorwurf: Eigennutz vor Staatsschutz.
Ein militärischer Schlag gegen das iranische Atomprogramm – eine Option, über die Israel seit Jahren schweigt, taktiert, simuliert. Doch nun steht plötzlich alles offen da. Namen, Szenarien, sogar konkrete Zeitpunkte. Die New York Times berichtet von ernsthaften Vorbereitungen für einen Angriff – mit möglicher Unterstützung der USA. Und in Israel herrscht Fassungslosigkeit. Nicht wegen der Pläne. Sondern wegen des Leaks.
Ein ranghoher israelischer Beamter nennt es „eines der gefährlichsten Lecks in der Geschichte des Landes“. Was eigentlich als engste Staatsgeheimnisse gehütet wird – mögliche Angriffsvarianten auf Irans nukleare Infrastruktur – ist nun öffentlich. Und damit nicht nur politisches Dynamit, sondern auch ein potenzieller sicherheitspolitischer Albtraum.
Wer hat es verraten – und warum?
Die Vorwürfe richten sich direkt an Premierminister Benjamin Netanyahu. Mehrere politische Gegner werfen ihm vor, er selbst habe die Informationen bewusst weitergegeben – nicht etwa aus strategischen Gründen, sondern um von Kritik an seiner Iran-Politik abzulenken. Kritik, die sich seit dem massiven iranischen Raketenangriff vom 1. Oktober und dem scheinbar zögerlichen israelischen Gegenschlag stetig verschärfte.
Avigdor Lieberman, ehemaliger Verteidigungsminister, bringt es auf den Punkt: „Ich las den gesamten Leak in der New York Times und dachte, wie glücklich wir uns schätzen können, dass Netanyahu nicht Premierminister war, als wir die Reaktoren in Syrien und im Irak bombardierten.“ Ein Satz, der sitzt – und den Verdacht bestärkt, dass der Premier sich durch die Veröffentlichung als „starker Mann“ inszenieren wollte, ohne je gehandelt zu haben.
Ein Bluff mit Folgen
Denn auch wenn in der Vergangenheit öfter über die Fähigkeit Israels spekuliert wurde, Irans Atomanlagen anzugreifen, so blieb es doch stets bei Andeutungen. Jetzt aber stehen konkrete Optionen im Raum: massive Luftschläge, kombinierte Kommandoeinsätze, ein gemeinsamer Angriff mit den USA – möglicherweise unter Präsident Trump, der zum Zeitpunkt der Enthüllung bereits im Amt war.
Doch genau hier liegt die Brisanz: Nicht nur militärische Geheimnisse wurden enthüllt. Auch diplomatische Planspiele zwischen Jerusalem und Washington, Debatten innerhalb der Trump-Administration und ein fragiler Konsens, der nun zerbrechen könnte. Denn sollte der Iran glauben, dass Israel den USA solche Informationen durchsteckt oder – schlimmer noch – militärisch über Bande spielen will, könnte das zu einer massiven Eskalation führen.
Die Verantwortung eines Premiers
Wenn sich der Verdacht erhärtet, dass Netanyahu aus eigennützigen Motiven ein solches Staatsgeheimnis preisgegeben hat, steht mehr als sein politisches Überleben auf dem Spiel. Dann hätte ein amtierender Premier das Leben israelischer Soldaten, die Glaubwürdigkeit der Geheimdienste und die strategische Handlungsfähigkeit seines Landes aufs Spiel gesetzt – für ein paar politische Prozentpunkte.
Dass ausgerechnet jetzt, wo Israels Abschreckungskraft auf dem Prüfstand steht, solche Details in der Öffentlichkeit landen, ist nicht nur ein diplomatischer Schaden. Es ist ein Sicherheitsrisiko. Und eine Frage, die nicht unbeantwortet bleiben darf: Wem dient dieser Leak – dem Staat Israel oder dem Mann an seiner Spitze?