Ein Jahr nach der Feuerpause: Warum Israel den Norden verteidigt – und die Hisbollah kaum noch kampffähig ist

Ein Jahr nach der Feuerpause mit Libanon zeigt sich deutlicher denn je, wie notwendig und konsequent Israels militärische Linie im Norden gewesen ist. Während internationale Akteure über „Zurückhaltung“ reden, machten Armee und Sicherheitsdienste Tag für Tag genau das, was der Realität entspricht: handeln, bevor es zu spät ist. Die Bilanz, die die Armee jetzt vorlegt, ist eindrücklich und zugleich alarmierend.

Seit dem 27. November 2024 wurden über 370 Kämpfer der Hisbollah gezielt ausgeschaltet – Kommandeure, Raketenmannschaften, Aufklärer, Spezialkräfte der Radwan-Einheiten. Mehr als 1.200 Einsätze fanden in diesem Zeitraum statt: Angriffe aus der Luft, Bodenoperationen entlang der Kontaktlinien, Sabotageaktionen gegen Waffenlager, Zerstörung von Startplätzen und Infrastruktur, die für den Raketenbeschuss auf Israel genutzt wurde. Die Armee machte dabei keinen Schritt aus Stärke, sondern aus Notwendigkeit: Jerusalem wollte verhindern, dass sich die Hisbollah im Süden Libanons wieder festsetzt – jene Region, aus der sie seit Jahren Israels Norden bedroht.

Nach Angaben aus israelischen Sicherheitskreisen besitzt die Hisbollah heute nur noch rund 20 Prozent ihrer Vorkriegsfähigkeit. Das heißt: Ihre Raketenarsenale, die einst über 150.000 Geschosse umfassten, sind weitgehend zerstört oder unbrauchbar gemacht. Ihre Fähigkeit, Streitkräfte zu bewegen, zu tarnen, zu schießen und sich zurückzuziehen, ist schwer beschädigt. In mehreren Dörfern im Süden fanden Ermittler kaum noch operative Strukturen, Tunnel oder aktive Stellungen. Dennoch bleibt die Lage angespannt – denn wo ein Vakuum entsteht, versucht die Terrororganisation sofort nachzufüllen.

Vor allem in der Region um den Berg Dov, wo neben Division 91 auch Division 210 und die neue Brigade 810 operieren, zeigt sich dieses Ringen täglich. Die Hisbollah testet dort Wege, um Waffen zu schmuggeln, ihre Präsenz in den Dörfern unauffällig zu verstärken oder ihre Einheiten neu zusammenzustellen. Der libanesische Staat hat an dieser Stelle nicht nur versagt – er hat kapituliert. Er ist weder willens noch fähig, die Terrororganisation zu entwaffnen, obwohl internationale Abkommen genau das fordern.

Jerusalem reagiert deshalb zunehmend entschlossener. Die Angriffe der vergangenen Wochen zielten nicht nur auf aktive Bedrohungen, sondern auch auf Hinweise, dass die Hisbollah wieder versucht, ihre Raketenlogistik aufzubauen. Für Israel geht es nicht um militärische Prestigegewinne, sondern um schlichte Existenz. Familien aus dem Norden, die über Monate aus ihren Häusern fliehen mussten, wissen, was auf dem Spiel steht. Der Staat kann es sich nicht leisten, eine Organisation wieder erstarken zu lassen, deren erklärtes Ziel der Angriff auf Israel ist.

Der Besuch mehrerer Journalisten im Süden Libanons unterstreicht, was die Sicherheitskräfte meinen: Die Fortschritte der Hisbollah in das Gebiet zurückzukehren sind minimal. Ihre Kampfstellungen sind ausgedünnt, ihre Präsenz punktuell und verdeckt, ihre Schlagkraft angeschlagen. Die Feuerpause mag gelten – aber sie gilt nur, weil Jerusalem sie aktiv schützt.

Die israelische Linie ist klar: Solange die Hisbollah nicht entwaffnet wird, solange der Iran sie steuert und finanziert, solange der libanesische Staat sich verweigert – bleibt der Norden eine Zone permanenter Wachsamkeit. Der Mythos, die Hisbollah sei unverwundbar, ist längst entzaubert. Die Zahlen des letzten Jahres beweisen etwas anderes: Israel hat die Initiative zurückerobert.

Doch eines ist ebenso klar: Eine Terrororganisation, die unterstützt wird, die neue Wege für Waffenlieferungen sucht und die ihre Ideologie gegen jede Realität immunisiert, wird jede Schwäche ausnutzen. Israel darf sie nicht nutzen lassen. Und genau deshalb bleibt die militärische Handlungsbereitschaft im Norden so zentral für die Sicherheit des ganzen Landes.

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