(Quelle Beitragsbild oben: Screenshot X)
Neue Bilder aus Khan Younis zeigen: Eine versteckte Kamera im Nassr-Krankenhaus filmte tagelang israelische Truppen. Der Angriff, der sie ausschalten sollte, kostete 20 Menschen das Leben – darunter Journalisten.
Es ist ein Bild, das die ganze Tragik dieses Krieges offenlegt: eine einfache Kamera, verhüllt mit einem Handtuch, platziert in der vierten Etage des Nassr-Krankenhauses in Khan Younis. Daneben ein Mann, der offenbar im Auftrag der Hamas jede Bewegung israelischer Soldaten erfasste. Für Tage wurde das Krankenhaus so zur militärischen Beobachtungsstation – und damit selbst zum Ziel.
Sicherheitskreise bestätigten nun, dass die Operation auf genau diesen Beobachter gerichtet war. Über Tage hinweg verfolgte man, wie sich die Kamera bewegte und wie die Aufnahmen genutzt wurden, um Angriffe vorzubereiten. Solche Bilder dienen nicht der Dokumentation, sie sind präzise Werkzeuge, um Fahrzeuge ins Visier zu nehmen, Schüsse zu lenken, Hinterhalte zu planen. Wer eine Kamera in einem Krankenhaus installiert, verwandelt einen Ort des Heilens in ein Auge des Krieges.
Die Entscheidung fiel, als die Armee zum Schluss kam, dass die Kamera ein akutes Risiko darstellte. Am Ende stand der Angriff – und mit ihm die Katastrophe. Zwanzig Menschen verloren ihr Leben, darunter nach Angaben aus Gaza auch fünf Journalisten. Namen wie Mohammed Salameh von Al-Jazeera, Mariam Abu Dakka, Muaz Abu Taha oder Hussam al-Masri, der für Reuters fotografierte, tauchten auf den Listen der Toten auf. Dass Journalisten getroffen wurden, macht das Geschehen nicht weniger verheerend – es verdeutlicht, wie schwer es inmitten von Tarnung, Täuschung und Missbrauch ziviler Räume ist, zwischen Beobachter und Kämpfer zu unterscheiden.
Ein Mann aus Netivot war es, der erste Hinweise auf die Hamas-Kamera dokumentierte. Er hatte die Aktivitäten online geteilt – Hinweise, die später zur gezielten Beobachtung durch die Armee führten. Dass eine einfache Bürgerbeobachtung am Ende mit einer tödlichen Explosion verbunden wurde, wirft zusätzliche Fragen auf: über die Verknüpfung ziviler Hinweise mit militärischer Reaktion, über die Verantwortung derer, die Krankenhäuser als Deckmantel nutzen, und über die bittere Konsequenz, dass kein Raum mehr als sicher gelten kann.
Während internationale Empörung über den Angriff wächst und Presseverbände die Weltgemeinschaft auffordern, Reporter in Gaza zu schützen, bleibt der Kern der Tragödie: Die Vermischung von zivil und militärisch macht jeden Schlag zum moralischen Dilemma. Offiziell heißt es, das Militär bedauere den Tod Unbeteiligter, und der Generalstabschef habe eine umfassende Untersuchung angeordnet. Doch das ändert nichts an der Tatsache, dass Journalisten sterben, weil Terrorgruppen zivile Infrastruktur systematisch instrumentalisieren.
Am Ende bleibt ein Bild: eine Kamera, bedeckt von einer Decke, in einem Krankenhaus. Ein Symbol für die Grauzone dieses Krieges, in der Wahrheit und Täuschung so eng beieinanderliegen, dass jeder Versuch der Unterscheidung tödlich enden kann.