In stillen Kolonnen und mit wehenden Fahnen: Zwei israelische Geiseln, tot zurückgekehrt aus den Händen der Hamas. Der Schmerz der Familien, die Härte der Realität – und die Warnung aus Washington, dass Geduld bald in Entschlossenheit umschlagen könnte.
In der Nacht zum Sonntag kehrten zwei Särge nach Israel zurück. Sie gehörten jenen, die in den dunkelsten Tagen des Krieges verschleppt wurden – nun brachte sie der Rote Halbmond aus dem Gazastreifen zurück. Eine Übergabe ohne Namen, ohne letzte Worte. Erst im nationalen Institut für Rechtsmedizin in Abu Kabir wird die Identität der beiden Opfer bestätigt.
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Der Konvoi, begleitet von Militärfahrzeugen, rollte unter Polizeieskorte über die Grenze. An den Straßen im Eshkol-Gebiet standen Menschen mit israelischen Fahnen, salutierende Polizisten, Eltern mit Kerzen. Es war kein Staatsakt, sondern eine menschliche Verneigung – Ausdruck jener Mischung aus Trauer, Zorn und stillem Stolz, die in Israel seit Monaten den Alltag prägt.
„Rückkehr in Würde“
Das Büro des Premierministers bestätigte den Empfang der beiden Särge offiziell: „Israel erhielt über den Roten Halbmond zwei Särge gefallener Geiseln, die innerhalb des Gazastreifens an IDF- und Schin-Bet-Kräfte übergeben wurden.“ Anschließend wurden die Leichen zu einem militärischen Empfang gebracht, bevor sie zur Identifizierung nach Abu Kabir überführt wurden.
Im Gesundheitsministerium hieß es, man sei auf „einfühlsame und schnelle Arbeit vorbereitet“, um den Familien Gewissheit zu geben. Man bat ausdrücklich darum, ihre Privatsphäre zu respektieren – ein Appell, der im Zeitalter öffentlicher Neugier fast verzweifelt wirkt.
Das Opfer hat einen Namen
Am Morgen bestätigte die Armee, dass einer der Rückgeführten Eliyahu „Churchill“ Margalit war – ein Mann, dessen Name schon während seiner Gefangenschaft zu einem Symbol wurde. Seine Familie hatte monatelang auf Nachricht gehofft. Nun endet das Warten mit der Gewissheit, die keine Familie je sucht: Gewissheit des Todes.
Für die Angehörigen, für die Nachbarn von Nir Oz und für die israelische Gesellschaft bedeutet dieser Moment mehr als die Rückgabe zweier Körper. Er bedeutet, dass Israel Wort hält – und dass der Preis des Lebens und der Ehre niemals vergessen wird.
Hamas unter Druck – und in Widersprüchen
Die Terrororganisation Hamas erklärte, sie halte sich weiterhin an die Waffenruhe, beklagte jedoch „Erschwernisse“ durch die Schließung des Rafah-Grenzübergangs. Das verhindere, so Hamas, die Bergung weiterer Toter unter den Trümmern. Zugleich drohte die Gruppe, dass Israels Politik den Prozess der Leichenrückgabe „verzögern“ könne – ein zynisches Spiel, das den Schmerz der Familien als politisches Druckmittel benutzt.
Israel weist die Vorwürfe entschieden zurück. Sicherheitskreise betonen, dass der Grenzübergang für humanitäre Transporte jederzeit geöffnet werden könne, sobald die Sicherheit gewährleistet sei.
Washingtons klare Botschaft
US-Präsident Donald Trump hatte bereits zuvor unmissverständlich gewarnt: Sollte die Hamas die Rückgabe der Leichen sabotieren oder das Abkommen verletzen, werde er die Wiederaufnahme der israelischen Militäroperation autorisieren. Die Geduld Washingtons sei endlich, hieß es aus dem Weißen Haus.
Diese Worte hallen in Jerusalem nach – als Rückendeckung und als Warnung zugleich. Denn Israels Regierung weiß: Eine Wiederaufnahme des Krieges würde erneut zivile Opfer fordern, aber auch zeigen, dass Terrorgruppen kein Vertrauen verdienen.
Zwischen Trauer und Entschlossenheit
Die Rückführung der Leichen ist Teil der ersten Phase des Waffenstillstandsabkommens, das eine schrittweise Freilassung der Geiseln vorsieht. Bisher hat Israel im Gegenzug 135 Leichen palästinensischer Terroristen und Zivilisten übergeben – eine Geste, die den humanitären Charakter der Vereinbarung betont, ohne den moralischen Unterschied zu verwischen: Israel gibt Feinden ihre Toten zurück, Hamas schickt Särge ohne Namen.
Was bleibt, ist das Bild zweier Särge, begleitet von Salutschüssen und Schweigen. Ein Land, das gelernt hat, den Tod nicht zu verdrängen, sondern ihn in Entschlossenheit zu verwandeln.
Denn so lange Geiseln – tot oder lebendig – in den Händen von Terroristen sind, ist Israels Kampf nicht beendet.