* Von Gerd Buurmann – Tapfer im Nirgendwo
Gestern fragte mich eine Freundin, wie sie damit umgehen solle, dass eine Freundin von ihr auf Facebook geschrieben hatte, man solle sie doch bitte entfreunden, wenn man einer gewissen politischen Partei nahe steht.
Würde eine Freundin von mir sowas posten, ich würde ihrer Bitte sofort nachkommen und mich entfreunden. Dabei ist es irrelevant, ob ich dieser Partei tatsächlich nahe stehe. Ich möchte schlicht nicht mit einer Person befreundet sein, für die es akzeptabel ist, mich moralisch zu erpressen.
Ich habe Freundinnen und Freunde verschiedenster politischer Gesinnungen. Ich bin mit Menschen befreundet, die links und rechts wählen. Sowohl Wähler der Partei Die Linke als auch Wählerinnen der AfD zähle ich zu meinen Freundinnen und Freunden. Keine der beiden Parteien habe ich jemals gewählt. Ich habe Freunde, die nenne ich aus Liebe und Respekte Freund*innen, andere wiederum verfassen Texte gegen den sogenannten „Gendergaga“.
Ich liebe meine Freunde. Wenn sie Parteien wählen, die ich verabscheue, mache ich mir immer wieder klar, dass ich diese Parteien aufgrund meiner eigenen Perspektive und meiner persönlichen Gewichtung von Themen verabscheue.
Wenn eine Freundin, die ich sehr schätze, eine mir völlig fremde Partei wählt, mache ich mir immer klar, dass sie eine Person ist, die ich liebe und achte. Offenkundig scheint sie in der Partei etwas Gutes zu erkennen, das ich nicht erkennen kann, weil ich zu sehr gegen diese Partei eingenommen bin. Irgendetwas Gutes aber muss an dieser Partei sein, denn meine Freundin wählt sie und meine Freundin ist gut. Sie ist nicht dumm, ignorant, verblendet oder böse; sie ist gut.
Ich kann meine Freundin somit offen fragen, warum sie die Partei wählt und ihr dann zuhören, ohne sie belehren zu wollen oder ich rede einfach über andere Dinge mit ihr. Wir sind schließlich befreundet und werden gewiss noch eine Menge anderer Themen haben als Politik.
Freunde sind dazu da, um mit ihnen ein Teil des Lebens zu teilen und dabei vielleicht sogar etwas zu lernen. Sie sind nicht dazu da, dass ich sie mir gleich und unterwürfig mache. Es ist großartig, wenn Freunde eine andere Meinung haben. So kann mit ich in Zuneigung erkennen, dass der Gegner kein Feind sein muss, sondern Freund sein kann.
Jetzt höre ich manch einen sagen: „Und was ist mit der NPD?“ Darauf kann ich nur sagen: Ich habe keine Freunde, die die NPD wählen. Ich habe auch keine Freunde die Nazis sind, keine Freundinnen die Stalinistinnen und keine Freund*innen die schwulenhängende Islamisten sind. Meine Freundinnen und Freunde sind anständige Menschen.
Menschen, die ihre Freundschaften davon abhängig machen, wie man zu den Coronamaßnahmen steht oder zu der aktuellen deutschen, amerikanischen, russischen, israelischen oder türkischen Regierung, sind keine Freunde. Sie können keine Freunde sein, da sie ihre Ideologien über ihre menschlichen Zuneigungen stellen.
Politik ist nicht das Leben. Politik ist nur ein winzig kleiner Teil des Lebens.
Wenn Dich Freunde nur kontaktieren, um wieder etwas zu Deiner politischen Ansicht loszuwerden, wenn sie stets und ständig versuchen, Dich zu bekehren und zu belehren, wenn sie Dich schon lange nicht mehr gefragt haben, wie es Dir geht, aber dafür umso öfter, was Du denn zu dieser und dieser Verfehlung „Deiner Partei“ sagst und wenn diese „Freunde“ dann auch noch öffentlich verkünden, was sie von Menschen wie Dir halten, dann glaube ihnen!
Wenn sie Dich bitten, Dich zu entfreunden, tue ihnen diesen letzten Gefallen und zwar als echten Freundschaftsbeweis.
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