Jesus und die Christen

Hallo Leute,

ich lese gerade das empfehlenswerte Buch “Tachach – Lehrbuch der jüdischen Bibel , das mich tatsächlich dem von den Christen sogenanntes “Alte Testament” wieder näherbringt. Das ist auch bitter nötig, denn nach einem neulich geäußerten “Unglaubensbekenntnis” droht mir nichts anderes als die Hölle herself! Unbedarft wie ich nun mal bin, hatte ich im Rahmen eines lockeren Zweiteilers, den ich auf Facebook zum Besten gab, die Worte “Ich glaube nicht an Gott!” untergebracht. Konkret schrieb ich:

“Ich glaube nicht an Gott, ich glaub’ nicht Allah,
und ganz bestimmt auch nicht an Corona.”

Tatsächlich befürchtete ich einen Shitstorm, denn es könnte ja sein, dass die offiziellen Ansichten zum CoVid-19-Virus korrekt sind und die ergriffenen Maßnahmen tatsächlich Sinn machen. Kann man ja nicht ausschließen.

Doch niemand regte sich über meine Äußerungen über Corona auf. Nein: Das Problem war mein Unglaube! Und diesmal wurde der Dreck nicht wie üblich von christlichen Bibelfundamentalisten über mich geschüttet, sondern von einem fanatischen katholischen Bestsellerautor, der u. a. ein Buch geschrieben hat, in dem er den ab 1939 amtierenden Papst Pius XII als den “Papst, der Hitler trotzte” bezeichnet. Dieser Fanatiker, mit dem ich seit ziemlich genau 40 Jahren (zufällig eine Zahl, die in der Bibel oft sehr gern sehr wichtige Zeiträume bezeichnet) befreundet bin, oder jetzt: war , meinte, ich würde durch meinen Unglauben alle Gläubigen beleidigen und warf mir nach einem äußerst ungeschickten Versuch, mir die Worte im Mund umzudrehen, sogar vor, dass ich an Hitlers Rassenlehre glaube, um später festzustellen: “1. Roland Horn ist ein Rassist. Er glaubt an die Rassenlehre…” Im Rahmen seiner weiteren “Feststellungen” verhedderte er sich abermals und definierte den Begriff “Jude” folgendermaßen: “Ein Jude ist der, der an den Gott Israels glaubt.” Säkulare Juden haben demnach gar nicht das Recht, sich Juden nennen zu dürfen! Da stellt sich doch glatt die Frage, wer hier der Rassist, bzw. der Antisemit ist! Auf der Schulter dieses Mannes saß ein weiblicher Papagei, der meinem ehemaligen Duzfreund ständig nachplapperte, und der es sogar für notwendig hielt, mit via Facebook-Messenger noch die außerordentlich wichtige Botschaft “Du Kotzbrocken!” zukommen zu lassen.

Mein Problem sind nicht diese Leute und deren Beleidigungen und lächerliche Anschuldigungen, oder das Ende von Freundschaften mit Leuten, die in Wirklichkeit nie echte Freunde waren. Doch ich frage mich: Woher kommt dieser Hass? Woher kommt dieser Hass gerade von Leuten, die einer Religion angehören, die einen Gott der Liebe, einen barmherzigen und gütigen Gott verkünden? Hass und Liebe – sind das nicht zwei absolut unvereinbare Gegensätze?

Doch dieser ehemalige Freund und sein Papagei waren nicht die ersten, die mir klar zu machen versuchten, dass ich aufgrund meines Unglaubens nach meinem Tode in die Hölle kommen würde. (Mein ehemaliger Duzfreund wünschte mir im sogar “viel Spaß in der Hölle”) Dafür sei ihm herzlichst gedankt. Um aber aufs Thema zurückzukommen: Bereits vor Monaten brachten mir eine Reihe von christlichen Bibelfundamentalisten  den gleichen Hass entgegen, und auch sie waren überzeugt davon, dass ich irgendwann in der Hölle landen würde.

Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Ich habe nichts geben Christen; nichts gegen Katholiken und auch nichts gegen Bibelfundamentalisten. Ich habe mehrere Freunde, die diesen Richtungen angehören, und einer davon hat mir gegenüber auch schon angedeutet, dass ich auf dem besten Weg sei, in die Hölle zu kommen. Mich stört das nicht. Aus der Sicht seiner Ideologie muss er das ja glauben, und mangelnde Loyalität gegenüber seiner Religion und seinem Gott kann man ihm wirklich nicht nachsagen. Aber ich selbst bin froh, dass ich mit dem Christentum, das scheinbar mehr Hass als sonst was erzeugt, nichts mehr zu tun habe.

Doch jetzt kommt der Clou: Während des Lesens des oben genannten Buches habe ich etwas weiter nach hinten im Buch “gelinst”, anstatt artig von vorne nach hinten zu lesen, weil mich die Passage aus Jeschajahu 53 sehr interessiert, in dem es um den Gottesknecht geht, den die Christen als ihren Jesus interpretieren, wo es nach der Übersetzung von Leopold Zunz beispielsweise in Vers 5 heißt: “Und er ist verwundet ob unserer Missetaten, zermalmt ob unseren Sünden. Die Strafe zu unserem Heile traf ihn, und durch seine Wunden sind wir genesen”Im Judentum wird diese Stelle meist auf das leidende Volk Israel bezogen, doch beim Lesen der folgenden Passage aus dem oben genannten Buch kam mir spontan ein Gedanke. Zunächst die Passage:

“Die bereits vom Targum vorgeschlagene Lesart, wonach mit dem ‘Knecht’ auf ‘Gottes Erwählten’ […] angespielt wird, wurde (und wird) in der jüdischen Auslegungsliteratur wegen der Auseinandersetzung mit der christlichen Theologie nur zögerlich rezipiert.”

Und nun mein Gedanke: Was ist, wenn Jesus, oder besser gesagt Jeshua bin Mirjam, tatsächlich der Messias war, ist und sein wird? Was ist, wenn er – und dafür gibt es so viele Hinweise, die gar nicht übersehen werden können – die Kreuzigung überlebt hat und lebendig in den Himmel aufgenommen wurde wie viel früher schon Chanoch (Henoch) und Elischa (Elias)? Was ist, wenn er tatsächlich eines Tages wiederkommen und zu meinem ehemaligen Duzfreund, dessen Papagei und vielen Bibelfundamentalisten, die nicht an den Gott Israels, sondern an das Konstrukt aus drei Göttern in einem glauben, in das Jesus von Christen gewaltsam hineingepresst wurde, seine Worte aus Matth. 25,12 b (nach der Menge-Übersetzung von 1949/1984) zitierten und sagen wird: “Wahrlich, ich sage Euch: Ich kenne Euch nicht!”?

Herzlich grüßt

Der Papa

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