Im Rahmen des „Synodalen Weges“, mit dem deutsche Berufskatholiken die Kirche modernisieren wollen, wünscht der katholische Jugendverband (BDKJ) auch die Einführung einer Art sakramentalen Homoehe. Eine nicht nur theologisch verfehlte, sondern auch völlig überflüssige, angesichts der Verfolgung Homosexueller in islamischen Ländern komplett anachronistische Forderung. Ein Kommentar von David Berger
Als eine „gute Entscheidung von DBK und ZdK“ bezeichnet der Bundesvorstand des BDKJ (Katholische Jugendverband) den „synodalen Weg“, mit dem die Berufskatholiken unsere Kirche in eine strahlende Zukunft führen wollen. Es soll zwar offen diskutiert werden, gleichzeitig wird jedoch darauf hingewiesen , dass die zu treffenden Entscheidungen verbindlich sein werden.
„Darüber hinaus müssen alle Gläubigen und Interessierten die Möglichkeit erhalten, sich zu beteiligen. Als Dachverband der katholischen Jugendverbände werden wir diesen Weg konsequent einfordern. Mit fünf Punkten, die uns besonders wichtig sind, möchten wir in den synodalen Weg starten.“
Neben den üblichen Phrasen zu einer stärkeren Beteiligung der Jugend, der Auflösung der Grenzen zwischen Laien und Priestern und der Gleichberechtigung aller Geschlechter, findet sich unter den fünf wichtigsten Punkten auch folgende Forderung:
BDKJ: „Segnet gleich-geschlechliche Paare!“
„3. Segnet gleichgeschlechtliche Paare!“
„Wir erwarten, dass gleichgeschlechtliche Partnerschaften als Liebesbeziehungen akzeptiert und respektiert werden. Dazu gehört nach unserem Verständnis die Möglichkeit einer Segnung für gleichgeschlechtliche Paare.“
Als offen homosexueller Lebender und gleichzeitig als Katholik aus ganzem Herzen, der zahlreiche Interviews, Artikel und ein Buch zum Verhältnis von katholischer Kirche und Homosexualität veröffentlicht hat, erlaube ich mir, zur Forderung des BDKJ Stellung zu nehmen.
Selbstverständlich ist es zu begrüßen, dass der BDKJ das Thema ohne Berührungsängste angeht. Beim Themenkreis Homosexualität und katholische Kirche handelt es sich keinesfalls nur um ein Thema, das der Kirche von außen aufgedrängt wurde. Nach wie vor bin ich der Überzeugung, dass es ein Thema ist, das weniger von der Sache als von den Umständen her betrachtet (extrem aggressiv agierende Homoaktivisten auf der einen und homophobe Katholiban auf der anderen Seite stecken das Spektrum ab) wichtig ist.
BDKJ fordert über die Köpfe homosexueller Katholiken hinweg
Umso mehr frage ich mich natürlich, woraus der BDKJ die Legitimität schöpft, für homosexuelle Männer wie mich etwas zu fordern, um das wir nicht gebeten haben. Etwas für mich und gewiss auch manch andere einzufordern, ohne vorab zu klären, ob wir das überhaupt möchten.
Und so stellt sich für mich als Katholik eine grundsätzliche Frage: Mit welcher Autorität spricht dieser Verein im Hinblick auf die Glaubens- und Sittenlehre der Catholica? Zu beiden Lehrbereichen wird die Antwort so ausfallen, dass der BDKJ seinen Punkt 3 getrost wieder einpacken kann.
Lehramtlich ist bezüglich Homosexualität alles geklärt: Der Katechismus der Katholischen Kirche (KKK) fordert von den Gläubigen Takt und Respekt gegenüber Homosexuellen. Das ist das maximale Zugeständnis, das die katholische Kirche im Hinblick auf die sie konstituierende Lehre machen kann. Und was nach wie so manchem strengen Katholiken immer wieder deutlich gemacht werden muss.
„Homosexuell sein ist akzidentiell, es gehört nicht wesentlich zum Menschsein“
Ergänzend sollte man zugleich mit Erzbischof Georg Gänswein (Foto l. zusammen mit dem Autor) bemerken, dass wir durch solche sekundären Diskussionen die wesentlichen Fragen des Menschseins aus dem Auge verlieren:
„Die homosexuellen Partner sind – Ehe hin, Ehe her – auch einmal alt und stehen vor dem letzten Schritt des Lebens – und dann kommt es auf die sexuelle Orientierung nicht mehr an. Krankenschwester oder homosexuell sein ist akzidentiell, es gehört nicht wesentlich zum Menschsein. Alle Homosexuellen, Geschiedene, Atheisten und so weiter werden einmal vor Gott stehen und vor seinem Gericht“,
…so Gänswein in einer Ansprache für die Mitglieder des Bundesverfassungsgerichts in Freiburg vor einigen Monaten. Kurzum: Es gibt wahrlich wichtigere Fragen als die nach Homosexualität und Kirche!
Forderung nach kirchlicher Homoehe als Zeichen der Gleichschaltung der Kirche in Deutschland
Wozu also diese Forderung nach einer Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften, die doch letztendlich darauf hinauslaufen, ein Homoehe-Sakrament in der Kirche durchzuboxen, um so der Gleichschaltung der katholischen Kirche in Deutschland bis zu ihrer Unkenntlichkeit mit der gerade aktuellen Politik einen weiteren Edelstein in die schon vor vielen Jahren aufgesetzten und reichlich bunt geschmückte Vorhof-Krone zu applizieren?
Zudem soll mir keiner dieser Aktivisten erzählen, es gehe ihm doch um den Segen Gottes, den man auch homosexuellen Männern nicht verweigern dürfe. Wer diesen Segen haben möchte, bekommt ihn längst. Jeden Sonntag knien mein Partner und ich am Schluss der Messe mit den anderen Gläubigen nieder, um den Segen des Priesters zu empfangen.
Selbst in streng katholischen Gemeinden wurden wir niemals von diesem Ritus ausgeschlossen. Denn für den gläubigen Katholiken ist klar, dass uns dieser Segen´ aufgrund der Allmacht Gottes auch noch die kleinsten Ecken unseres Menschseins und damit auch unserer Beziehung zueinander erreicht…
Nein, liebe BDKJler, Euch geht es gar nicht nicht um den Segen Gottes oder um Homosexuelle!
Nein, liebe BDKJler, Euch geht es hier nicht um den Segen Gottes! Ihr missbraucht ihn und die Vermittlerrolle der Kirche – gerade im Herzen der Kirche, dem sakramentalen Leben – um Eure (kirchen-)politischen Forderungen durchzusetzen und die Kirche weiter einer säkularen Gesellschaft und einer für das Christentum in Europa verhängnisvollen Politik anzugleichen.
Wesen und Sinn des Sakramentes der Ehe scheinen Euch – so wie Ihr mich und viele andere homosexuelle Katholiken für Eure Agenda missbraucht – dabei komplett entgangen zu sein. All dies zeigt: Ihr seid vollkommen desinteressiert daran, dass zahllose von der Lehre überzeugte Katholiken nicht wollen, was Ihr in ihrem Namen einfordert.
Wenn es Euch wirklich um Homosexuelle ginge, hättet Ihr ein ganz anderes Aufgabenfeld!
Deshalb zum Schluss meine Bitte an Euch: Setzt Euch weiterhin im Sinne der christlichen Nächstenliebe für Toleranz gegenüber homosexuellen Menschen ein, besonders dort, wo sie aufgrund religiöser Verblendung nach wie vor wegen ihrer Veranlagung verfolgt oder gar mit dem Tod bedroht oder gar bestraft werden!
Aber zerstört um einer aufgezwungenen „Liebesgabe“ der Segnung Homosexueller nicht eine der Grundfesten des Katholizismus! Gerade im Interesse homosexueller Männer werden wir diesen integralen Katholizismus in einem Europa, in dem der homohassende Islam sich immer mehr verbreitet, in den kommenden Jahrzehnten noch dringend benötigen.
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Foto: © Kurt Löwenstein Educational Center International Team from Germany (qe07 (9)) [CC BY 2.0], via Wikimedia Commons