Die strategische Bedeutung des Philadelphi-Korridors

Ich bin kein Militärstratege, aber ich wuchs in einer Kriegszone auf und habe diesbezüglich ein wenig Kenntnis. Ich habe auch ein Gehirn und das weiß, wie man Informationen auf die eine oder andere Weise interpretiert; das ist eine einzig der Menschheit gegebene Eigenschaft.

Ich habe ein wenig zu dem nachgedacht, was auf Hebräisch tzir philadelphi oder auf Deutsch der Philadelphi-Korridor genannt wird.

Ich habe viele Fragen, von denen einige auf meinen eigenen Folgerungen gründen, von denen ich glaube, dass sie gut sind, aber ich lasse mich gerne berichtigen.

Es sind mehr als 50 Jahre seit dem historischen Friedensvertrag zwischen Israel und Ägypten vergangen; Israel gab Gebiet ab, das es im Sechstage-Krieg zügig überrannt hatte. Ein Teil dieses Territoriums, das an Ägypten hätte zurückgegeben werden sollen, war der Gazastreifen. Obwohl der Streifen zuvor Teil Ägyptens war, wurde diesem in Camp David jeglicher Gebietsanspruch aufgekündigt, was es Israel überließ, mit dem Gazastreifen klarzukommen.

Am Ende führte das zum Wye Memorandum und den Oslo-Vereinbarungen, in denen die Sicherheit der sogenannten „Westbank“ vom Palästinensischen Legislativrat (PLC) übernommen wurde.

Angesichts der jüngsten Ereignisse, sind „Fakten“, die jeder kannte, ans Licht gekommen. Die palästinensische Autonomiebehörde (PA/PLC) hat diese Vereinbarung absolut nicht eingehalten und Terrorzellen erlaubt (sprich: unterstützt), sich dort bösartig zu vervielfachen; sie hat nichts unternommen, um dieses aus den Gebieten zu beseitigen, in denen sie mit der Polizeiarbeit beauftragt war.

Angesichts weiterer Ereignisse ist auch überreichlich deutlich, dass Ägypten ebenfalls kein besonders guter Friedenspartner gewesen ist.

Schauderhaft ist tatsächlich, dass buchstäblich hunderte Tunnel dokumentieren, die aufgedeckt wurden, direkt vom Gazastreifen nach Ägypten führen. Weiterhin ist klar, dass die lokale Beduinenbevölkerung einen erfolgreichen Schmuggel-Konzern betrieben hat, der Waffen und „Zeug“ in den Gazastreifen brachte.

Die Beduinen des Sinai haben immer geschmuggelt. Es gab eine Zeit, in der ich bei ihnen Haschisch gekauft hätte, aber ich bin sicher, man kann mit dem Schmuggel von Waffen für die Hamas mehr Geld verdienen. Es gibt auch starke Beweise, die nahelegen, dass der Leiter dieses Rings Verbindungen zu den obersten Führungskreisen in Ägypten hat.

Ich frage mich, ob er an Al-Sisi und seine Freunde „Steuern“ zahlt. (Ich ziehe das zurück, Euer Ehren!)

Im Nachhinein hätte die Kontrolle über den Philadelphi-Korridor direkt nach dem 7. Oktober Priorität Nr. 1 in dem Krieg sein sollen, der in der Folge seit fast einem Jahr tobt. Ich glaube, hätte Israel das direkt am Anfang gemacht, dann wären die Vorräte der Hamas massiv reduziert worden und der Krieg hätte (möglicherweise) inzwischen beendet worden sein können.

Hier daher die Frage: Tunnel, Versorgungs-LKWs, Straßen, Tunnelausrüstung, Maschinen und andere Güter müssen alle zu dem einen oder anderen Zeitpunkt in großer Zahl im allgemeinen Bereich der ägyptischen Grenze mit dem Gazastreifen gewesen sein. Egal, dass der Bau Jahre gedauert haben muss: Wie konnte Israel nicht wissen, dass diese Schmuggelroute existierte? Keine Satellitenüberwachung? Keine menschlichen Geheimdienstquellen? Zip!!!!

Mehr als 250 Tunnel entlang eines 14km langen Grundstücks; das ist so etwa einer alle 50 Meter – und keine „Geheimdienstler“ in Israel haben davon etwas bemerkt! Ist das ein Aprilscherz?

Wo sind die die letzten 19 Jahre gewesen?

Meiner Meinung nach baut sich das zu krasser Vernachlässigung seitens derer auf, die mit der Sammlung von Informationen beauftragt waren. Wissen von kritischer Bedeutung, wenn Israel dem Terror einen Schritt voraus bleiben soll, der es wie eine schlecht sitzend Selbstmordweste umgibt.

Das soll nicht heißen, dass Israel seine Zehen in jüngster Zeit nicht ins Wasser des Gazastreifens gesteckt hat, aber es scheint so, dass niemand die Informationen gesammelt hat, dass die von Häftlingen erhalten Informationen nie zu irgendetwas geführt hat!

Diese Pille zu schlucken fiel mir sehr schwer und ich glaube, dass jeder intelligente Mensch Grund haben sollte, dem zuzustimmen.

Wer hat die Frage gestellt? Welche Frage, wollen Sie wissen? Die falschen, sollte es scheinen, überhaupt keine nützlichen Informationen zum Philadelphi-Korridor, nichts!

Wir reden hier nicht von ein- oder zweihundert Häftlingen. Denken Sie daran, dass Gilad Schalit gegen 1.000 Häftlinge eingetauscht wurde, von denen einer Yahya Sinwar war, der derzeitige Hamasführer und Drahtzieher des Massakers vom 7. Oktober.

Ich habe keinen Zweifel, dass Israels Bereitschaft einen solch hohen Preis für Geiseln zu zahlen, hatte zum Ergebnis, dass weitere Geiseln genommen wurden – das ist lukrativ und niemand weiß das besser als Sinwar!

Israel ist aber da, wo es ist, verwickelt in feindselige Geiselverhandlungen mit einem Haufen „Mediatoren“, die alle Hintergedanken haben. Bei den Amerikanern steht eine Wahl an und sie wollen derzeit keinen Krieg am Hals haben. Sie verstehen die Kultur des Nahen Ostens nicht und haben daher keine Vorstellung davon, was sie wirklich tun. Sie sehen die Dinge durch das Objektiv ihrer eigenen Kultur, berücksichtigen keinen Brechungsfaktor.

Die Ägypter (und die Hamas, Qatar und der Iran) wollen nicht, dass Israel im Philadelphi ist. Der Hamas muss ihre Nabelschnur dauerhaft durchtrennt werden und Ägyptens politische Elite muss verlieren, was wie ein wahrscheinlich sehr komfortabler Ertrag aussieht.

Israel hingegen ist verpflichtet, seine Bürger zu schützen und viele Sicherheitsexperten glauben, dass die Kontrolle über den Philadelphi zu behalten dabei unerlässlich ist. Manche sagten, er kann aufgegeben und wieder erobert werden, was all die, die dafür gestorben sind das Ziel zu erreichen, zu Kanonenfutter macht.

Die Amerikaner haben den Krieg in Vietnam verloren, weil ihre Taktik, die Kontrolle über ein Gebiet zu gewinnen und des dann wieder abzugeben, eine Katastrophe war. Das hat damals nicht funktioniert und es hat für Israel heute im Gazastreifen nicht funktioniert, wo Abzug au seinem Gebiet oft darin resultiert, dass es von Terroristen wieder eingenommen wird.

Ich betrachte das als Tatsache, weil die Hamas es häufig gesagt hat, genauso von Zeit zu Zeit die Hisbollah und der Iran.

Es ist in Ordnung eine verbale Drohung zu ignorieren, aber wenn besagte Drohung viele Male akzeptiert wird, dann könnte es einfach angebracht sein, sie ernst zu nehmen.

In diesem Licht betrachtet ist es militärisch zwingend, dass Israel die Kontrolle über dieses Gebiet behält, um zukünftige große Verluste an Leben zu verhindern – einschließlich derer, die zweifellos dabei sterben werden, das Ziel zurückzuerobern.

Viele Teile der israelischen Öffentlichkeit werden von denen manipuliert, die Israel destabilisieren und einen Sieg der Hamas schaffen wollen. Der Aufruf für ein „Abkommen jetzt“, der bedeutet vor der Hamas zu kapitulieren, weil die Hamas die Geiseln nicht freilässt, wenn wir ihren Bedingungen nicht zustimmen, sind gleichbedeutend mit Kapitulation.

Die Hamas spielt dasselbe Spiel, das sie jetzt seit vielen Jahren spielt und ich frage mich sogar, ob sie tatsächlich weiß, wo all die Geiseln sind oder ob sie bereits tot sind.

Ein „Abkommen jetzt“ zu fordern bedeutet alle Informationen in den Müll zu werfen, die bisher gesammelt wurden und uns in eine einfachere Zeit zurückbringen, eine Zeit, in der wir alle dem völlig ignorierten, was im Philadelphi-Korridor passiert.

Irgendwann am 6. Oktober. Sind die völlig irre?

Wie ich schon sagte, der Menschheit wurde die Fähigkeit gegeben, Informationen zu interpretieren. Tiere handeln aufgrund ihres Instinkts, sie neigen in der Masse zu Panik, sie rennen wild weg und ihr verhalten wird immer hektischer und irrationaler. Sie treiben einander an, schaffen einen sich selbst tragenden Kreislauf aus Angst, getrieben von Adrenalin und Pheromonen.

Ich sehe Parallelen zwischen dem Verhalten einiger hier und ihren hysterischen, hektischen Forderungen nach einem Geisel-Deal um jeden Preis, aber ich überlasse das der Interpretation.

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