9 Tote und etwa 2.700 Verletzte bei Pager-Explosion im Libanon – Lagebesprechung der IDF in Israel

  • von Roland M. Horn

Am 18. September 2024 meldet Akiva Van Koningsveld, dass den Angaben des libanesischen Gesundheitsministers Firass Abiad zufolge am Tag vor der Meldung im gesamten Libanon über 2.700 Hisbollah-Terroristen verletzt und mindestens neun getötet wurden, nachdem ihre Kommunikationsgeräte explodiert waren.

Wie verlautet, befinden sich ungefähr 200 Terroristen der Hisbollah in kritischem Zustand in 100 verschieden Krankenhäusern, wie das Gesundheitsministeriums in Beirut drei Stunden nach den ersten Meldungen über die Explosionen um 15.30 Uhr mit, mitteilte.

Im südlichen Beiruten Vorort Dahiya – eine Hisbollah-Hochburg – sah eine Reuters-Journalistin zehn Terroristen, die aus ihren Wunden bluteten. Aus Sicherheitskreisen verlautet, dass es im gesamten Libanon Explosionen gegeben habe, so auch im Beqaa-Tal im Süden des Landes.

Wie halbamtliche Teheraner Nachrichtenagentur Mehr mitteilte, sind hochrangige Hisbollah-Funktionäre und auch der iranische Botschafter im Libanon, Mojtaba Amani, bei den Explosionen verletzt worden.

Ursache unklar

Die Ursache der Explosionen wird als “noch unbekannt” bezeichnet. Laut unbestätigten arabischen Medienberichten kam es auch in Damaskus zu Explosionen. Hier wurden mindestens Dutzende Hisbollah-Terroristen verletzt. Die Hisbollah machte Israel “in vollem Umfang für diese kriminelle Aggression verantwortlich”.

Auch libanesische Medien, die der Hisbollah nahestehen, schreiben den Vorfall der IDF zu. Sie behaupteten, dass die mysteriösen Explosionen durch einen Angriff auf das interne Kommunikationsnetz der Hisbollah verursacht worden sei.

Weitere Informationen erhalten wir aus dem Wall Street Journal. Dort heißt es, dass die Pager Teil einer neuen Lieferung waren, die die Terrororganisation in den letzten Tagen erhalten habe. Ein Hisbollah-Vertreter vermutet, dass eine Malware die Pager erhitzt und zur Explosion gebracht hat. Ein weitere Hisbollah-Funktionär bezeichnete Reuters zufolge den angeblichen israelischen Hackerangriff als die “bisher größte Sicherheitslücke”.

Die israelische Armee lehnte eine Stellungnahme zu dem Vorfall ab, der sich lediglich wenige Stunden, nachdem das israelische Kabinett die Rückkehr der aus ihren Häusern im Norden als eines der Kriegsziele des jüdischen Staates erklärt und damit eine größere Konfrontation mit der Hisbollah in greifbare Nähe gerückt habe, hieß es weiter.

Die letzte Phase der Umsetzung

Der israelische Sicherheitsdienst (ISA) hatte am Tag der Meldung bekanntgegeben, dass sie einen Mordanschlag der Hisbollah auf einen ehemaligen hochrangigen Sicherheitsbeamten “in den letzten Zügen der Ausführung” vereitelt habe. Wie die Behörde erklärte, war der angegriffene Beamte von den Sicherheitskräften auf den neuesten Stand gebracht worden. Sie fügte hinzu, dass zu diesem Zeitpunkt keine weiteren Einzelheiten bekannt gegeben werden könnten.

Bei den Angriffen der Hisbollah seit dem 8. Oktober 2024 mittels tausenden Raketen, Flugkörpern und Drohnen wurden bisher über 40 Menschen getötet und schweren Schäden angerichtet – zehntausende Zivilisten sind Flüchtlinge im eigenen Land.

Wie aus israelische Medienberichten hervorgeht, trafen sich am Abend des Vorfalls mit den explodierten Pagern die Chefs der israelischen Sicherheitsbehörden. Auch der Mossad-Chef David Barnea nahm an den “hektischen Gesprächen” teil, bei denen es um die Bedrohung durch die Hisbollah ging.

Israels Premierminister Benjamin Netanjahu untersagte den Ministern, nach den Explosionen Interviews zu geben und betonte, dass er Sicherheitsgespräche in der sogenannten Grube – dem unterirdischen Kommando- und Kontrollzentrum der IDF im Militärhauptquartier Kirya – führte.

Das Heimatfrontkommando der israelischen Streitkräfte habe die örtlichen Behörden über eine mögliche Eskalation an der Grenze zum Libanon informiert, jedoch gleichzeitig betont, dass es zurzeit keine Änderungen hinsichtlich der Anweisungen für die Bürger gebe.

Am Tag vor dem Vorfall hatte Netanjahu dem US-Gesandten Amos Hochstein mitgeteilt, dass die Tausende Israelis, die durch die Hisbollah-Angriffe vertrieben wurden, nicht ohne weiteres in ihre Heimat zurückkehren könnten – nicht ohne militärische oder diplomatische Maßnahmen gegen die Hisbollah und Netanjahu machte “sehr deutlich”, “dass eine Rückkehr unserer Bewohner ohne eine grundlegende Veränderung der Sicherheitslage im Norden nicht möglich sein wird”.

Der Premier erklärte gegenüber Hochstein bei einem Treffen im IDF-Hauptquartier im Zentrum Tel Avivs, dass Jerusalem die Unterstützung der Biden-Administration “schätze und respektiere”, Jerusalem letztlich aber das tun werde, “was notwendig ist, um seine Sicherheit zu gewährleisten und die Bewohner des Nordens sicher in ihre Häuser zurückzubringen.”

Iranischer Botschafter verliert Auge bei der Explosion

Wie die Israel Heute Redaktion am gleichen Tag mitteilt, verlor der iranische Botschafter Mojtaba Amini bei der Explosion seines Pagers ein Auge, wie das Korps der islamischen Revolutionsgarden mitteilt. Sein anderes Auge sei bei dem Anschlag schwer verletzt worden.

Ein Video, das von iranischen Nachrichtenmedien veröffentlicht wurde, zeigt den Transport von Amini ins Krankenhaus. Er ist auf der Straße in Beirut in der chaotischen Zeit nach den Explosionen mit verbundenen Augen und einem blutverschmierten weißen Hemd auf der Vorderseite zu sehen.

Auch zwei Leibwächter Aminis wurden verwundet, als ihre Pager explodieren, berichten iranische Medien. Einer der Mitglieder der Revolutionsgarden sagte gegenüber der Times, dass die Pager vor der Explosion ungefähr zehn Sekunden lang gepiept hätten. Dies veranlasste einige dazu, nach einer Nachricht zu suchen. Besonders interessant ist der Hinweis der beiden IRGC-Mitglieder, dass die Pager nur von Hisbollah-Mitgliedern benutzt werden.

Aus unbestätigten Berichten geht hervor, dass auch 14 Terroristen in Syrien – ebenso wie hochrangige Hisbollah-Funktionäre – verletzt worden sein sollen.

“Bereitschaft in allen Bereichen”

Wie die Israel Heute Redaktion ebenfalls am Tag der Explosion berichtet, berief der Generalstabschef der IDF, Herzi Halevi, am gleichen Abend eine Lagebesprechung ein, “die sich auf die Bereitschaft für „Angriff und Verteidigung in allen Bereichen“ konzentrierte”, wie die IDF nach der Stellungnahme der Hisbollah, in der sie Israel für den Anschlag verantwortlich machte, bekannt gab. Bei dem Treffen nahmen ungefähr 30 der ranghöchsten IDF-Kommandeure teil. Weiter heißt es:

“Der israelische Armeesprecher möchte klarstellen, dass es derzeit keine Änderung der Richtlinien des Heimatfrontkommandos gibt. Die Wachsamkeit muss aufrechterhalten werden und jede Änderung der Politik wird sofort aktualisiert.”

In der mit der Hisbollah verbundenen libanesischen Zeitung Al Mayadeen wurde gewarnt, dass “dieser verräterische und kriminelle Feind mit Sicherheit seine gerechte Strafe für diese sündhafte Aggression erhalten wird, wo immer er es erwartet oder nicht erwartet”.

Großangriff der Hisbollah erwartet

Ein Offizielle sagte am Abend des Geschehens, dass die “die Hisbollah und der Iran wahrscheinlich Vergeltung für den mutmaßlichen Sprengstoffanschlag üben würden, es aber einige Zeit dauern könne, bis der Vorfall ausgewertet sei.” In Israel sei die höchste Alarmstufe ausgerufen wurden und die das Heimatfrontkommando habe seinen Einsatz in der Region Haifa verstärkt, berichtete der staatliche Senden KAN am Abend. Die IDF geht davon aus, dass die Hisbollah als Reaktion auf das Ereignis einen Großangriff vorbereite.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert