(zum Beitragsbild oben: y El Mouradia – https://summit-gallery.el-mouradia.dz/ar/album/show/25, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=128594384)
Nach dem Sturz des syrischen Präsidenten Bashar Al-Assad mahnt die Arabische Liga Iran zur Besonnenheit. Der Machtwechsel stellt die Region vor neue Herausforderungen, während rivalisierende Kräfte um Einfluss ringen.
Der überraschende Zusammenbruch des Assad-Regimes am 8. Dezember markiert einen Wendepunkt im syrischen Bürgerkrieg, der über ein Jahrzehnt währte. Bashar Al-Assad, dessen Regierung lange durch iranische und russische Unterstützung getragen wurde, floh nach Russland, nachdem eine islamistische Koalition die Kontrolle über Damaskus übernommen hatte.
Die Arabische Liga, die Syrien erst im vergangenen Jahr wieder in ihre Reihen aufgenommen hatte, rief Iran am Donnerstag dazu auf, keine Maßnahmen zu ergreifen, die die Spannungen in Syrien weiter verschärfen könnten. In einer Erklärung betonte der Staatenbund die Notwendigkeit, Syriens Souveränität zu respektieren und die Stabilität des Landes zu sichern.
Iran unter Druck
Iran, ein enger Verbündeter Assads, hatte den syrischen Präsidenten mit militärischer und logistischer Unterstützung durch die Revolutionsgarden über Jahre hinweg gestützt. Die strategische Partnerschaft zwischen Teheran und Damaskus galt als Eckpfeiler der iranischen Expansionspolitik im Nahen Osten.
Die Arabische Liga kritisierte Teheran nun offen für Äußerungen, die ihrer Ansicht nach „zu Unruhen unter der syrischen Bevölkerung führen könnten“. Konkrete Aussagen wurden nicht genannt, doch die jüngsten Äußerungen des iranischen Führers Ayatollah Ali Khamenei lassen aufhorchen. Khamenei sprach von der Möglichkeit eines „starken, ehrenhaften Aufstands“ in Syrien und deutete an, dass das Land vor einer ungewissen, aber entscheidenden Phase stehe.
Forderung nach Stabilität
Die Arabische Liga unterstrich in ihrer Stellungnahme die Notwendigkeit, bewaffnete Gruppen aufzulösen und die Kontrolle über Waffen ausschließlich dem syrischen Staat zu überlassen. Zudem sprach sich der Verband gegen jede Form der ausländischen Einmischung aus, die die fragile Lage weiter destabilisieren könnte.
Die Äußerungen der Liga spiegeln die Besorgnis wider, dass Iran versuchen könnte, seinen Einfluss in einem Syrien ohne Assad aufrechtzuerhalten oder gar zu erweitern. Teheran wies diese Bedenken als „haltlos“ zurück und versicherte, weiterhin die territoriale Integrität und nationale Einheit Syriens zu unterstützen.
Der Fall Assads könnte weitreichende Konsequenzen für die geopolitische Landschaft des Nahen Ostens haben. Iran, das in Syrien über Jahre hinweg eine Schlüsselrolle gespielt hat, sieht sich nun mit einer neuen Realität konfrontiert, in der sein Einfluss geschwächt werden könnte.
Gleichzeitig bleibt unklar, wie die islamistische Koalition, die Damaskus erobert hat, die Macht konsolidieren will und ob sie bereit ist, sich internationalen Forderungen nach Stabilität und Inklusivität zu stellen.
Die Arabische Liga ruft alle beteiligten Akteure dazu auf, den Fokus auf die Stabilisierung des Landes zu legen und das syrische Volk in den Mittelpunkt des Wiederaufbaus zu stellen. Ob dies angesichts der tiefen Gräben zwischen den regionalen und internationalen Interessen realistisch ist, bleibt jedoch abzuwarten.