„Eine Verschiebung im Herangehen an den Gazastreifen“: Plan des neuen Generalstabschefs der IDF

Eyal Zamir hat vor die organisatorischen Normen, Abläufe und Pläne anzugehen. Wenn die IDF ein Bodenmanöver im Gazastreifen wiederaufnehmen muss, können wir aggressivere Taktiken erwarten, als wir sie bisher erlebt haben. Am wichtigsten ist: Er wird mit der Wiederherstellung des Vertrauens in die IDF und vor allem mit dem Wiederaufbau des israelischen Sicherheitsgefühls beauftragt werden.

Der abtretender IDF-Generalstabschef Herzi Halevi beendete seine Amtszeit heute nach 516 Tagen Krieg, für den kein Ende in Sicht ist. Er wird von Eyal Zamir abgelöst, der bei einer Zeremonie im Militärstützpunkt Kirya zum Generalleutnant befördert wurde.

Auf Zamir ruhen große Hoffnungen; er wird das Amt in Rekordzeit übernehmen, der erste, der das Amt des Generalstabschefs während eines aktiven Krieges übernimmt und die Israelische Verteidigungskräfte im vermutlich schlechtesten Zustand in der Geschichte erbt. Seine wichtigsten Aufgaben werden sein das israelische Militär zu sanieren und – das ist entscheidend – das Vertrauen der Öffentlichkeit in die IDF sowie die Zuversicht der Angehörigen der Streitkräfte in ihre Kommandeure wiederherzustellen.

Zamir wird keine Schonfrist erhalten und er weiß das. Er scheint die richtige Person für den Job zu sein und der einzige Kandidat mit umfassender Erfahrung in allen erforderlichen Bereichen: diplomatischer und sogar politischer Scharfsinn seinerseits aus seiner Zeit als Militärsekretär des Premierministers, wirtschaftliche Expertise aus seiner Amtszeit als Generaldirektor des Verteidigungsministeriums und als stellvertretender Generalstabschef und eine klarsichtige Verteidigungssicht, die er im Verlauf der Jahrzehnte im Militärdienst entwickelt hat.

Obwohl er wenig Zeit zur Vorbereitung hatte, übernimmt Zamir die Rolle nach einer gründlichen Bewertung durch die IDF. In den letzten Wochen besuchte er alle Einsatzbereiche, einschließlich der fünf IDF-Außenposten jenseits der libanesischen Grenze, ebenso den Gazastreifen und Jenin. Man erwartet, dass er das demnächst mit einem Besuch in Syrien komplettiert. Während dieser Besuche traf er sich direkt mit leitenden Befehlshabern, oft informell auf Parkbänken oder bei Fahrten mit Geländefahrzeugen, um ihre offen geäußerten Meinungen zu hören.

IDF-Generalstabschef Eyal Zamir (Foto: IDF-Sprechereinheit)

Ein entscheidender Moment

Zamir überlegt wahrscheinlich einige der internen Untersuchungen zum Krieg wieder aufzunehmen, weil es scharfe Kritik innerhalb des Militärs zu Verlässlichkeit und Durchführung gibt. Von ihm wird erwartet, dass er rasch und bestimmt Entscheidungen zur Zukunft gewisser Befehlshaber trifft, die an Versagen beteiligt waren, während der sich mehr Zeit nimmt um andere zu bewerten.

Vor zwei Tagen trat der operationelle Leiter, Generalmajor Oded Basiuk präventiv zurück und weitere Rücktritte oder Entlassungen werden für die kommenden Tage erwartet. Zum Beispiel erwartet man, dass der frühere Kommandeur Süd, Generalmajor Eliezer Toledano, aktuell Leiter des Strategie-Direktorats, aus dem Militär ausscheidet. Andere Befehlshaber wie Luftwaffenchef Generalmajor Tomer Bar, werden Zamir im Gegensatz zu jüngsten Berichten und Gerüchten voll unterstützen.

In operativer Hinsicht übernimmt Zamir das Kommando mitten in einem laufenden Mehrfronten-Krieg. Sofern es nicht zu einer unerwarteten Eskalation kommt, wie z.B. unkontrollierter Gewalt in Judäa und Samaria, wird er sich hauptsächlich auf zwei Gebiete konzentrieren: den Gazastreifen und den Iran. In Bezug auf die Bedrohung aus dem Iran ist das Timing entscheidend. Zamir und Israel politisch-sicherheitspolitische Führung sind überzeugt, dass der Iran daran gehindert werden muss ein Atomstaat zu werden, was Vorbereitungen an offensiven, defensiven sowie diplomatischen Fronten erfordert.

Die IDF operiert im Gazastreifen (Foto: IDF-Sprecher)

Die Hamas besiegen

Bezüglich des Gazastreifens ist die Situation besonders komplex. Kurz nachdem der Krieg begann, stellte Zamir ein Foto den Schiri Bibas, die während ihrer Verschleppung in Angst ihre beiden Söhne Ariel und Kfir festhält, in sein Büro – eine Erinnerung an Israels moralische Verpflichtung die Rückkehr der Geiseln sicherzustellen.

Zamir kennt das Kriegsgebiet im Süden aus seiner Zeit als Leiter des Kommandos Süd gut; dort bereitete er bedeutende Operationspläne vor, um, sollte das nötig werden, die Hamas zu besiegen. Im Verlauf der Jahre wurden diese Pläne von seinen Nachfolgern auf Eis gelegt und durch andere wie die Operation Wächter der Mauern ersetzt, die inzwischen weithin als Fehlschlag angesehen wird.

Nach dem Massaker am „schwarzen Sabbat“ zu Beginn des Krieges, als Israel volle Legitimität zu aggressivem Handeln im Gazastreifen hatte, entschied sich der Generalstab unter Halevi für eine andere Vorgehensweise; sie zogen aufeinander folgende, statt gleichzeitig stattfindende Operationen vor, aus Gründen, die zwar erklärbar sind, aber Kritik ernteten.

IDF-Kräfte in Beit Lahia im Gazastreifen (Foto: IDF-Sprecher)

Zamir wird die IDF darauf vorbereiten jede Entscheidung der politischen Ebene zu unterstützen, aber seine Kernüberzeugung lautet, dass die Hamas am Ende besiegt werden muss, selbst wenn das bedeutet, dass die israelische Gesellschaft noch einmal einen hohen Preis dafür wird zahlen müssen.

Er wird sich auch intensiv mit den Berufsmilitärs befassen müssen; dort erlebt Israel seine schlimmste Krise seit der Staatsgründung. Dazu werden beträchtliche Investitionen gehören, um dem massenhaften Ausscheiden von Offizieren entgegenzuwirken. Andere Schwerpunktbereiche werden die Organisationsstruktur, Normen und Werte der IDF einschließen, die in den langen Kriegsmonaten erodiert sind.

Kurz gesagt: Zamir ist als integer mit starkem Rückgrat bekannt. Er nimmt die Rolle mit voller Unterstützung durch die politische Führung Israels auf, aber denen schuldet er nichts. Sein Test wird darin bestehen, wenn nötig standhaft zu sein, um die Interessen der IDF gegen alle zu verteidigen, die sie untergraben könnten. Am Wichtigsten ist, dass er damit beauftragt wird das Vertrauen der Öffentlich in die IDF wiederherzustellen und vor allem für jeden Israeli das Gefühl der Sicherheit wieder aufzubauen.

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