- von Roland M. Horn
Gestern habe ich in diesem Blog einen Artikel von anti-matrix.com übernommen und heute will ich meine Erkenntnisse aus der Zeit kurz nach der Sichtung teilweise wiedergeben, wie ich sie in meinem Buch „Sie sahen aus wie Untertassen“ schrieb (ich war damals noch deutlich skeptischer gegenüber dem UFO-Phänomen eingestellt als heute“):
Heute klingt dieser Begriff irgendwie seltsam: UdSSR. Union der sozialistischen Sowjetrepubliken. Er ist heute nur noch Schall und Rauch. Aber als es zu dieser Begegnung der dritten Art im russischen Woronesch kommen sollte, hatte dieses Gebilde noch Bestand. Deutschland war noch geteilt. In der DDR war nichts von dem zu spüren, was in der Sowjetunion als „Glasnost“ und „Perestroika“ – Die neue Offenheit – bekannt wurde.
Im Jahr 1989 kam CENAP- Leiter Werner Walter ach eingehendem Studium der internationalen UFO-Literatur zu folgender Erkenntnis:
„In den USA scheint man auf einem ufologischen LSD-Trip zu sein, überall tauchen neue Gerüchte über sogenannte UFO-Abstürze und deren Bergung durch die US-Militärs (MJ-12-Dokumente) auf...“1
Hier sei angemerkt, dass die sogenannteM 12-Geschichte auch in deutschen Illustrieren und Boulevardblättern immer wieder aufs Trapez gebracht wird, obwohl es deutliche Hinweise darauf gibt, dass diese Fälschungen sind. Gerade das CENAP hat sich intensiv mit dieser Thematik beschäftigt. Nachdem Werner Walter einige diesbezügliche Kuriositäten aufgezählt hatte, schrieb er weiter:
„Diese Verrücktheiten müssen uns europäische Forscher zu neuen Überlegungen zum Wert der derzeitigen amerikanischen UFOlogie und ihrer Exzessebringen, sonst werden wir zu Beginn der 90er Jahre ein europäisches ufologisches Irrenhaus erleben…“ Soweit Werner Walter.
Nun ja, Werner Walters Wortwahl ist nicht immer ausgesprochen diplomatisch. „Verrücktheiten“ „europäisches ufologisches Irrenhaus“, „LSD-Trip“, das sind natürlich harte Worte. Also irgendwelche „Verrücktheiten mit UFO-Bezug“ sollte Anfang der 90er Jahre nach Europa überschwappen, prophezeite Walter. Hatte er damit recht?
Bezüglich der UFO-Sichtungen in Belgien konnte ich nichts feststellen, was irgendwie „verrückt“ war. In dieser Sache wurden von belgischen und deutschen Untersuchern gleich zwei Erklärungshypothesen gehandelt. Einmal befand sich zum fraglichen Zeitpunkt der Stealth-Bomber gerade in Erprobung, und unabhängig davon schien vieles auf Ultraleichtflugzeuge hinzuweisen. (Heute gibt es noch eine ganze Reihe anderer Erklärungen für Teil-Sichtungen dieser Welle: Auch hier wurden wieder Planeten, Flugzeuge und andere wohlbekannte Auslöser von Beobachtern mit „den UFOs“ in Verbindung gebracht.)
Die Südengländer präsentierten gleichzeitig stolz ihre „Kreisrunden Spuren in Kornfeldern“ als das Werk von Außerirdischen. Nachdem dann von einer Zeitung eine Prämie für das Anfertigen einer solch exakten Spur ausgesetzt wurde, wurde demonstriert, wie einfach es eigentlich ist, diese Spuren per pedes anzufertigen. So fertigte eine Gruppe von zehn Mann mittels eines aufgestellten Pfahles und einem gespannten Seil, an dem man solange um den Pfahl herummarschierte, bis eine perfekte Kreisspur entstanden war(!), innerhalb kürzester Zeit eine der schönsten „Kreisspuren“ her. Besonders CENAP berichtete hierzulande ausführlich über diese Sache, das hat schon eher etwas von „Verrücktheit“ an sich – ich will jedoch nicht verschweigen, dass zwischenzeitlich noch exaktere und schönere Kornkreise entstanden sind, während es andererseits zeitweise still ums englische Korn geworden ist, aber hin und wieder sogar Kornkreise in anderen Ländern auftauchten Aber während man sich über Kornkreise und belgische Dreieck-UFOs Gedanken machte, ging plötzlich eine Meldung durch die Weltpresse, die letztendlich einer Quelle entstammte, von der man es damals nie und nimmer vermutet hätte: Der TASS, der ehemaligen staatlichen sowjetischen Nachrichtenagentur.
Es war der 10.10.1989. Ich kam müde von der Nachschicht nach Hause und hatte einige Stunden geruht, als das Telefon läutete. „Was sagen sie zu der Story von der UFO-Landung in Woronesch?“ fragte eine Sprecherin von Radio Luxemburg. Ich konnte gar nichts dazu sagen, denn ich hatte noch keine Zeitung gelesen.
Sollte ich die Weltsensation schlicht und einfach verschlafen haben? Flugs eilte ich in die Stadt, um mir die angesprochenen Zeitungen zu besorgen, sofern ich diese nicht ohnehin im Haus hatte. „Russen melden UFO-Landung“, prankte da in riesigen Lettern von der BILD-Zeitung. „Riesenwesen mit winzigen Köpfen“vermeldete eine nicht ganz so pompöse Zweitüberschrift. Und weiter: „UFOs – sie gingen im Stadtpark spazieren“auf Seite 2. Eine große Menge an Platz wurde verwendet, um diese Story zu publizieren, wenn auch der meiste Platz zum Setzen der Überschriften genutzt worden war. Auch die Odenwälder Heimatzeitung und andere Tageszeitungen berichteten ausführlich. Neben Radio Luxemburg brachte unter anderem auch der Hessische Rundfunk ausführliche Berichte.
Was war geschehen? Dem ganzen lag eine Meldung der Moskauer Nachrichtenagentur TASS vom 9.10.1989 zugrunde, nach der sowjetische Wissenschaftler die Landung eines drei bis vier Meter großen außerirdischen Raumschiffes bestätigt haben sollen Die Landungsstelle soll in einem sowjetischen Park identifiziert worden sein, und Spuren der Aliens seien gefunden worden, hieß es. Woronescher Bürger sollen eine große glänzende Kugel oder Scheibe über dem Park gesehen haben. Drei oder vier große Männer und ein Roboter seien aus dem gelandeten Raumschiff ausgestiegen und hätten die Beobachter in Angst und Schrecken versetzt. Der Leiter des geophysikalischen Institutes in Woronesch, ein Herr Silanow, soll nichtidentifizierte Steinproben gefunden haben, die es nirgendwo auf dieser Erde gäbe (allerdings wurde auf die Zusammensetzung der Steine nicht eingegangen). Die Odenwälder Heimatzeitung schrieb von „bananenförmigen Gegenständen am Himmel, wie sie bereits in einer USA-Zeitschrift beschrieben worden waren. Im Originalbericht der TASS vom 9.10.1989 war außerdem von einem „charakteristisch leuchtenden Zeichen auf dem Objekt“ die Rede, das ebenfalls, wie die bananenähnlichen Objekte, in der amerikanischen Zeitschriftensammlung Saga dargestellt worden war. Der Bericht in der Odenwälder Heimatzeitung erwies sich ohnehin als sehr skeptisch – so sind wir Odenwälder eben – und so wurde darauf hingewiesen, dass laut Herrn Silanow zwar „die Landestelle und der Weg der Außerirdischen mit der Methode der Bio-Ortung bestätigt worden sei“, allerdings nahm man mit Skepsis zur Kenntnis, dass dabei nicht erklärt wurde, was diese ominöse „Bio-Ortung“ eigentlich sein soll. Weniger skeptisch gab sich die BILD-Zeitung: Hier wurde der Bericht durch eine Zeichnung ergänzt, wie man sich die Begegnung eigentlich vorstellte, und der UFO-Buch-Bestseller-Autor Johannes von Buttlar durfte das ganze dann gleich (mehr oder weniger) fachmännisch kommentieren.
Tags drauf ging es dann munter weiter: Ein neuer dpa/ap-Bericht erschien, in dem Augenzeugenberichte aus der sowjetischen Zeitung Sowjetskaja Kultura (Sowjetische Kultur) entnommen worden waren. Ein Alien habe eine Waffe auf einen 16-jährigen Jungen gerichtet, der kurzfristig „unsichtbar“ wurde. Wieder Riesenüberschriften (UFO Riesen hatten drei Augen) – wieder (Horror-) Zeichnungen: Der Außerirdische mit dem Gewehr wurde porträtiert, und hier wurde endlich einmal ein Sichtungs- Datum genannt: Es war der 27. September 1989. Andererseits gab man jedoch zu verstehen, dass sich die Proben laut Silanow als Eisenerz entpuppt hätten. Die BILD-Zeitung fragte als Thema des Tages: „UFOs – Müssen wir die Gerüchte jetzt ernst nehmen?“ Müssen wir das?Wie ist die Beweislage? Gibt es ausreichend Faktoren, die die Authentizität dieser Story belegen könnten? Fassen wir einmal zusammen:
Wir haben: Einen Bericht der Nachrichtenagentur TASS, der um die Welt ging, und der von einem außerirdisches Raumschiff berichtet, das in einem Woronescher Stadtpark gelandet sein soll. Aus diesem Raumschiff sollen fremde Wesen entstiegen sein, die einige Schritte gegangen seien, und die dann mit ihrem Fluggerät wieder gen Himmel entschwanden.
Wer hatte diese Begebenheit eigentlich beobachtet? Zunächst ließ sich über die Zeugen der Begegnung nichts in Erfahrung bringen. Es hieß lediglich: „Augenzeugen berichteten…“). Am 13.10. fragte die Odenwälder Heimatzeitung: „Wer hat das UFO wirklich gesehen?“ Und Wremja, die abendliche Nachrichtensendung des Russischen Fernsehens, zeigte eine Zeichnung durch ein Kind. Wremja verwies darauf, dass keine erwachsenen Augenzeugenausfindig gemacht werden konnten. Manche Medien redeten sogar lediglich von nur drei (!) Kindern als Zeugen.
In der Sowjetskaja Kultura vom 10.10.1989 werden drei Jugendliche namentlich genannt, die an jenem Tag im Park Fußball spielten und um 18.30 Uhr ein rosarotes Licht am Himmel sahen, das sich später als eine bordeauxfarbene Kugel mit einem Durchmesser von etwa zehn Metern entpuppen sollte. Sie habe ein paar Kreise gezogen und sei dann weggeflogen, kurze Zeit später sei sie jedoch zurückgekommen, und anschließend habe sie über dem Park geschwebt. Dann seien eine ganze Menge Leute an den Ort des Geschehens gerannt.Alle hätten deutlich beobachtet, wie sich in dem unteren Teil der Kugel eine Luke geöffnet hätte und wie dort ein glänzendes Wesen von drei Metern Größe, das drei Augen hatte und eine Kittelhose sowie bronzefarbige Schuhe trug und einen Diskus auf der Brust hatte, entstiegen sei. Das Wesen sieht sich die Gegend an, macht die Luke dicht, und der Ball senkt sich. Das Objekt landet, die Luke öffnet sich, zwei Wesen – eines davon offensichtlich ein Roboter – kommen heraus, der erste spricht etwas, und auf der Erde erscheint ein Dreieck mit den Ausmaßen von 30 x 50 Zentimetern, das bald wieder verschwindet. Der „Außerirdische“ berührt die Brust des Roboters und dieser bewegt sich mechanisch. Ein Jugendlicher schreit vor Angst. Der Alien sieht ihn an, der Junge erstarrt – kann sich nicht mehr bewegen. Die Augen des Außerirdischen leuchten kurz auf, alle Anwesenden schreien. Nach einer Weile verschwindet die Kugel mitsamt den Wesen, um nach fünf Minuten wieder aufzutauchen – dieses Mal mit einer Art „Pistole“ von einem halben Meter Länge an der Seite. Der Alien richtet diese „Röhre“ auf einen 16-jährigen Jungen und der – verschwindet! Der Dreiäugige gibt den Ball zurück und macht sich schleunigst aus dem Staub. Nun erscheint der Junge wieder.
Zwar wird von „vielen Leuten“ berichtet, die an der Haltestelle „Maschmet“ (beim Park) auf den Bus warteten, und weiter wird berichtet, wie „eine ganze Menge Leute an den Ort des Geschehens gerannt kamen“, nur konnten diese später nicht mehr ausfindig gemacht werden. Die „Sowjetskala Kultura“ schreibt, dass diese Erzählung über die UFO-Landung nach mehreren Zeugenaussagen aufgeschrieben wurde“. Doch was nützt das alles, wenn kaum Zeugen aufgetrieben werden können? „Die Einwohner der Pulletinstraße haben die Erscheinungen von UFOs im Zeitraum vom 23. bis zum 29. September mehrere Male beobachtet“, wird weiter berichtet. Und der interessanteste Kommentar des Zeitung: „Der Leser muss alles erfahren“. Die neue Offenheit lässt grüßen…
Wir fassen zusammen: Ein drei bis vier Meter großes Raumschiff, dem drei Männer und ein Roboter entstiegen sind, landete in einem Stadtpark, und lediglich drei Kinder bzw. Jugendliche im Alter zwischen elf und sechzehn Jahren konnten als Zeugen ausfindig gemacht werden, und das obwohl im ursprünglichen Bericht von einer ganzen Reihe von Zeugen die Rede ist. Und obwohl im Orginal-TASS-Bericht davon die Rede ist, dass die Außerirdischen in jenen Tagen nach Erzählungen der Woronescher öfter den Woronescher Stadtpark unsicher gemacht haben sollen, abends mindestens drei mal. Jedes Mal sei die Kugel über dem Park geschwebt, und dann sei sie dort gelandet. Aber: Es gibt nur drei Zeugen, die von dem Erlebnis berichteten.
Was aber ist mit den physikalischen Beweisen? Die „nichtidentifizierten Steinproben“ sind ja bereits recht früh geplatzt, offen bleibt aber (zunächst) noch der Nachweis durch sowjetische Wissenschaftler: das Bestätigen der Landestelle durch Bioortung,wobei niemand wusste, was das eigentlich sein soll. Silanow hatte nach der TASS von vier Vertiefungen mit einer Tiefe von jeweils vier bis fünf Zentimetern und einem jeweiligen Durchmesser von 14 – 16 Zentimeter gesprochen. Sie befänden sich in den vier Scheitelpunkten eines Rhombus. Auf die Themen „Sowjetische Wissenschaftler im Jahr 1989“ und die „wissenschaftliche Methode der Bioortung“ werden wir später noch einmal zurückkommen. Vermutlich werden Sie sich an den Kopf greifen.
Zunächst soll jedoch darauf hingewiesen werden, dass entgegen den ersten Aussagen das angesprochene amerikanische Nachrichtenmedium, das die Darstellungen der „bananenähnlichen Objekte“ und des ominösen Zeichens auf dem Objekt darstellte, doch in der Sowjetunion erhältlich gewesen, wie später in Medienberichten zugegeben wurde. Man muss sich fragen: Haben wir es hier schlicht und einfach mit Kinderphantasien zu tun, die auf gut vorbereiteten Boden trafen?
Weiter müssen wir uns fragen, ob dies tatsächlich aus heiterem Himmel geschah, oder ob ihr, wie bei den interessantesten Sichtungen in den USA und auch dem Mundribilla-Incident, eine UFO-Sichtungswelle vorausging.
Gehen wir zurück zum 7.8.1989. Damals erschien in der Saarbrücker Zeitung ein Artikel unter dem Titel Landen UFOs jetzt schon in Moskau?“. Bereits damals wurde die Perestroika als Auslöser eines UFO-Fiebers verantwortlich gemacht. „Hat Gorbatschows Perestroika die Außerirdischen so neugierig gemacht, dass sie der sowjetischen Hauptstadt einen Besuch abgestattet haben?“, fragte die Saarbrücker Zeitung nicht ohne Ironie und berichtete von einem kreisrunden Brandfleck, der einen Durchmesser von acht Metern hatte und im Moskauer Vorort Orechowo-Borissowo aufgefunden wurde. In der Mitte sei das „Gras eigenartigerweise unversengt stehen geblieben“. Ein Spezialist vom Seminar „Ökologie des Unbekannten“ wurde sofort hinzugezogen, und der war sich sicher: „Typischer Landeplatz eines UFOs“. Ein herbeigezogener Mitarbeiter der Zeitung „Lufttransport“ bohrte dann mit seinen Fingern im geschwärzten Boden und verspürt seither ein rhythmisches Brennen in den Kuppen. Wallfahrten zur „Landestelle“ setzten ein, und Wachen wurden aufgestellt.
So interessant sich diese Geschichte auch anhört – es gab eine natürlich Erklärung: Am 12. Juli um 20.12 Uhr musste ein Moskauer Feuerwehrleutnant am gleichen Ort einen durch zündenlnde Kinder verursachten brennenden Heuhaufen löschen. Doch diese Version wurde in Moskau (entgegen der UFO-Landungs-Erklärung) mit Skepsis aufgenommen…2
Kurz vor der Woronesch-Landung waren auch Berichte bekannt geworden, nach denen (gleich mehrere) Yetis an der Wolga herumspaziert sein sollen. Die Überschrift der Odenwälder Heimatzeitung vom 12.10. weist mit der Überschrift „In der Sowjetunion hat das Übermenschliche derzeit Hochkonjunktur“auf das Florieren des Okkultismus in den UdSSR hin. Auch von schwebenden Tannenbäumen wurde berichtet. Längere Berichte über Wunderheilungen in den UdSSR gingen durch die Presse. War also die Landung von Woronesch nur der zu erwartende Gipfel dieser Okkultwelle? War ein gewisser „Bedarf“ vorhanden, so dass die Medien diese „Sensation“ so bereitwillig und unkritisch aufnahmen?
Lassen sie uns einen Blick auf die weitere Entwicklung in der damaligen UdSSR in Bezug auf weitere UFO-Berichte nehmen, und lassen sie uns dann auf die „Wissenschaftliche Erforschung der UFO-Phänomene in der damaligen UdSSR“ eingehen, denn auch hierzu konnte ich ein paar sehr interessante Details in Erfahrung bringen. Nach dem Woronesch-Vorfall war in der deutschen Presse immer wieder Interessantes bezüglich UFOs in der Sowjetunion zu vernehmen.
(…)
„Der deutsche UFO-Phäomen-Forscher Wladislaw Raab, Herausgeber des UFO-Report, der dem UFO-Phänomen eher positiv gegenübersteht, steht im ständigen Kontakt mit dem Leiter der Tomsker UFO-Gruppe, Juri Rvilkin. Raab betonte 1990 mir gegenüber, dass sich die aktuellen UFO-Sichtungen in der UdSSR vollkommen von jenen in Westen unterscheiden, dies sei besonders bei den CE III-Fällen auffällig. Raab äußerte den Verdacht (den er mit Herrn Rvilkin teilte), dass die Herren „UFO-Forscher“ (in der UDSSR) den „Westlern“ nur das erzählen, was sie hören möchten. Schließlich würde für einen Vortrag gut gezahlt und man könne sich einige „Segnungen des Westens“ käuflich erwerben.„
Mit freundlicher Genehmigung zitiere ich nun aus Herrn Raabs an meine Person gerichteten Brief aus dem Jahr 1990:
„ (…) in den UdSSR findet eine Forschung im eigentlichen Sinne nicht statt!!!
Ich muss Herrn Walter recht geben [gemeint ist Werner Walter vom CENAP, d. Autor] (…), wenn er schreibt, dass in der UdSSR Verhältnisse herrschen wie zu Zeiten der 50er Jahre in den USA.
So hatte ich am 1. Juli [1990 d.A.] Gelegenheit, bei einem Studienkollegen (der leider nicht mehr bestehenden Münchner UFO-Studiengruppe die Herren Valerij Uvanow und Thales Shonia kennenzulernen.
Wir diskutierten gut zehn Stunden lang(!) und führten einige Versuche durch (Herr Shonia ist auch Wunderheiler(!). Bei der ,Analyse’ meines Freundes stellte Herr Shonia mit einem ,Instrument’ (das mich an eine Stimmgabel erinnerte) mehrere ,Krankheiten’ fest, von denen mein Freund nichts wusste. Nach gut einer Stunde wunderte ich mich, dass mein Studienkollege überhaupt lebensfähig war, da laut Shonia mehrere Organe ,erkrankt waren’. Da ich dauernd übersetzen musste, wurde mir der Blödsinn erst so richtig bewusst!
Selbstverständlich ,entdeckten’ die ominösen ,Forscher’ auch eine UFO-Landestelle (mein Freund hat ein Haus und wohnt ziemlich außerhalb von München im Grünen), zu der sie uns auch bei strömendem Regen brachten. Freilich war nichts zu sehen, und ich verdammte meine Sprachkenntnisse, wegen denen ich im Regen stand und mir anhören musste, dass ein unsichtbares Raumschiff mit drei Männern und einer Frau an Bord auf einem Feld angeblich gelandet war.
Übrigens entdeckten die ,UFO-Forscher’ die Stelle durch Bio-Ortung (zu deutsch mit der Wünschelrute!!!!!)3 Ich kam mir so dumm vor, bei Regen zwei Männern mit Wünschelruten nachzugehen, mit der Gewissheit, für blöd verkauft zu werden!
Übrigens werden in der UdSSR UFO-Fotos nicht etwa mit Computer analysiert, sondern mit einer Art Wünschelrute, mit der man die ,Energieausstrahlung’ der Objekte ,messen’ kann!
Aber auch Filme!
Da mein Freund seine Wände mit UFO-Aufnahmen behängt, konnte Herr Shonia sofort feststellen, welche Aufnahmen echt waren. Dass die Aufnahmen von Billy Meier nach seiner ,Analyse‘ echt waren, lässt wohl ermessen, wie weit es mit seinem ,Talent‘ ist.4
Ich war mächtig sauer und stellte ihm eine Falle. Ich hatte mir vor einiger Zeit das linke Knie verletzt und hatte sogar einen leichten Verband und bat ihn, mich zu untersuchen.
Nach seiner ,Diagnose’ war ich ein halber Krüppel, doch die Verletzung an meinem Knie entdeckte er nicht!!!
Übrigens ist Herr Shonia Doktor und Mitglied der Akademie der Wissenschaften in der UdSSR! (…)
Also Vorsicht bei Aussagen sowjetischer UFO-Forscher (auch wenn es Professoren oder Doktoren sind)!“
In einem weiteren Brief schrieb mir Wladislaw Raab, dass „er beim besten Willen nicht vorstehen kann, wie es möglich ist, dass sich nationale Eigenarten in angeblichen ,UFOnauten-Begegnungen’ widerspiegeln.“Herr Raab bedauert die Leichtgläubigkeit seiner ehemaligen Studienkollegen und erwähnt, dass besagter Studienkollege mittlerweile selbst glaubt, von den „Grauen“ entführt worden zu sein!“
Soweit Wladislaw Raab im Jahre 1990 zur damaligen UFO-Forschung in der zu jener Zeit noch existierenden Sowjetunion und zur damals vorhandenen Bereitschaft zum Glauben an Außerirdische. Er schrieb auch, dass Herr Rvilkin sich in seinen Briefen ähnlich äußerte, zumindest, was das Thema „UFO-Forschung in der UdSSR zur damaligen Zeit“ angeht.
Weitere Kommentare sind eigentlich beinahe überflüssig. Jedenfalls scheint das von Werner Walter für die frühen 90er Jahre prophezeite „europäische ufologische Irrenhaus“ (wenn auch diese Bezeichnung nicht gerade sehr feinfühlig ist) durch Glasnost bereits Ende 1989 zunächst einmal einen Ausflug in die noch existierende UdSSR unternommen zu haben. Einiges, was auf den letzten Seiten zu lesen war, hatte zugegebenermaßen schon etwas von „Verrücktheit“ an sich
Soweit meine damaligen Erkenntnisse zum Woronesch-Fall…
- Walter in: Skylight aktuell Nr. 13 – Winter 1989/90 (damalige von mir herausgegebene Privatzeitschrift) ↩︎
- Saarbrücker Zeitung vom 7.8.1989 ↩︎
- Man denke an die ursprüngliche Presseberichterstattung zur Woronesch-Sichtung, wo es hieß: ,,Die Landestelle und der Weg der Aliens seien mit der Methode der Bioortung bestätigt worden.“ ↩︎
- Zur Erläuterung: Die ,Billy Meier-Fotos’ sind sogar unter den ,gläubigsten UFOlogen’ umstritten. Allem Anschein nach hat Herr Meier einige seiner Untertassen schlicht und einfach von Fernseher abfotografiert, während andere auf verschiedene Weise gefälscht zu sein scheinen. Siehe hierzu auch Fischinger/Horn 1999 ↩︎
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