- von Roland M. Horn
(Zum Beitragsbild oben: Satellitenbild von Woronesch. Cкриншот сделал Insider, Public domain, via Wikimedia Commons)
Auf diesem Blog wurden jüngst hier und hier über den CE III-Vorfall in Woronesch 1989 berichtet. Bezüglich der Echtheit des Falles war der erstgenannte Artikel durchweg positiv, der zweite etwas skeptisch. Wenn Sie so wollen, haben wir also ein Unentschieden. Ziehen wir doch einen weiteren Sachverständigen heran, den UFOlogen und Autor von The UFO Encyclopedia, 3rd Ed. The Phenomenon from the Beginning. Griswold 2018, Jerome Clark. In diesem Artikel berufe ich mich auf die Kindle-Version dieses Werks.
Clark bezieht sich auf eine Meldung der sowjetischen Nachrichtengenagentur Tass vom 9. Oktober 1989, die titelte: „Wissenschaftler haben bestätigt, dass ein nicht identifiziertes Flugobjekt kürzlich in einem Park in der russischen Stadt Woronesch gelandet ist. Sie haben auch den Landeplatz identifiziert und Spuren von Außerirdischen gefunden, die einen kurzen Spaziergang durch den Park machten.„
Es verging kaum ein Tag, bis westliche Nachrichtenagenturen die Story aufgriffen. Was folgte, war nicht weniger eine internationale Sensation, wobei der Begriff „Sensation“ weniger auf die UFO-Sichtung als sich, sondern die neue Pressefreiheit in der Sowjetunion anspielt.
Clark beschreibt, dass sich der Fall selbst „angeblich“ am 27. September 18.30 Uhr in einem Stadtpark in Woronesch abspielte – einer großen Industriestadt, die etwas mehr als 480 Kilometer südsüdöstlich von Moskau gelegen ist. Als Zeugen nennt Clark „mehrere Schulkinder und etwa 40 Erwachsene“. Diese Zeugen sahen ein rotes Licht am Himmel, das sich bald in ein kugelförmiges Objekt auflöste, das in zwölf Metern Höhe über dem Boden stand und das Gras unter sich aufwirbelte. Anschließend verschwand es wieder.
Es vergingen ein paar Minuten, bis das Objekt erneut erschien – oder alternativ eines, das ihm sehr ähnlich war. Clark weist darauf in hin, dass in einem ansonsten umfassenden Bericht das UFO mit einem Durchmesser von „etwa dreißig Fuß“ (etwa neun Meter) und einige Absätze später als 45 x 19 Fuß (knappe 14 x knappe sechs Meter im Durchmesser beschrieben wird.
Das UFO schwebte also in der unteren Hälfte öffnete sich eine Luke. Aus ihr schritt ein Wesen von beinahe drei Metern Größe. Der Kopf wird als „kaum mehr als eine ‚Beule‘ zwischen seinen Schultern“ beschrieben. Auf dieser „Beule“ saßen zwei Augen an der Position, an der sie auch bei uns sitzen und etwas, was einige für ein „drittes“ Auge hielten und das in der Mitte der Stirn saß – wie wir es aus der Literatur als „Das dritte Auge“ kennen, ein Zeuge hielt es jedoch für eine Lampe.
Das Wesen trug einen silbernen Anzug sowie bronzefarbene Stiefel. Diese Gestalt sah kurz heraus, bevor sie die Luke wieder schloss,
Jetzt senkte sich das UFO, um anschließend auf einer Pappel aufzusetzen, die sich unter der Last verbog. Die beschriebene Gestalt kam durch die Luke heraus – begleitet von einem kopflosen einem Roboter ähnlichen Wesen. Beide kletterten die Pappel hinunter. Die Gestalt sagte etwas Unverständliches, woraufhin ein leuchtendes Rechteck von ungefähr 73 mal 120 Zentimeter auf dem Boden sichtbar wurde. Als das Wesen noch einmal sprach, verschwand das Rechteck wieder.
Jetzt berührte das Wesen einige Knöpfe auf der Brust des Roboters (nach einer Quelle gab es – wie Clark berichtet – einen Code ein), woraufhin sich der der Roboter begann, sich in einem Gang zu bewegen, der tatsächlich sehr roboterhaft wirkte.
Plötzlich war ein Schrei zu hören. Er kam von einem verängstigen kleinen Jungen, nachdem jetzt die Augen des Wesens blickten und aus ebendiesen Augen kam Licht. Der Junge starte zurück und was unfähig, sich zu bewegen – und zwar solange, bis das Wesen sich abwandte.
Ein anderer junger Zeuge erinnert sich in seiner Aussage gegenüber den Ermittlern:
„Ein junger Mann ging die Straße entlang, vielleicht auf dem Weg zur Bushaltestelle. Der Außerirdische bemerkte ihn, kletterte den Baum hinauf in die Kugel und kam mit einer Art Pistole heraus, gelb mit einem Zielfernrohr. Als der junge Mann den Außerirdischen sah, rannte er weg und dieser richtete die Pistole auf ihn, woraufhin er verschwand. Der Roboter ging auf den Außerirdischen zu, der etwas zu ihm sagte, bevor er den Baum zurück in die Kugel kletterte, woraufhin er davonflog. Kaum war er weg, tauchte der Mann wieder auf und ging weiter, als ob er nichts gesehen hätte!
Nach ein paar Minuten flog eine Art ‚Untertasse‘ auf uns zu und blieb neben der Pappel stehen. Sie hatte kleine ‚Kreise‘ in sich, die Feuer und ein zischendes Geräusch von sich gaben. Zwei Außerirdische kamen aus der Untertasse und flogen in Richtung einiger Strommasten.
Sie waren so groß wie ein normaler Mann; ihre Gesichter waren faltig. Als einer von ihnen auf einen Strommast zuging, konnte man sehen, dass er aussah, als ob er brennen würde. Er verbrannte vollständig. Dann flog die Untertasse davon.“1
Es gibt keine zwei Versionen der Berichte, die miteinander identisch waren. Das Zitat stützt sich zum großen Teil auf die angeblichen genauen Worte eines Zeugen., berichtet Clark.
Frühere Beschäftigung sowjetischer Wissenschaftler mit dem UFO-Phänomen
Am 3. Oktober brachte die Woronescher Zeitung Kommuna die erste veröffentlichte Version dieser Geschichte. Der Berichterstatter, A. Moslow, gab an, sich auf Interviews mit zahlreichen Zeugen zu stützen. Er war es auch, der schrieb, dass die Menschen in Woronesch zwischen dem 23. und 29. September „viele“ UFOs gesehen hätten.
Ein anderer Reporter – Prof. Genrikh Silanov, ein Physiker und Mitglied einer Gruppe, die sich mit der Erforschung anomaler Phänomene beschäftigt – sprach von zwei weiteren Landungen, von denen sich die erste am 21. ereignete. Demnach sollen zwei Wesen und ein Roboter dem Objekt entstiegen sein. Silanov berichtete weiter von seiner Untersuchung der angeblichen Landespuren mit einer Wünschelrute. Westliche Reporter machten sich über Geschichten wie diese lustig. Sie sahen sie als Beweis dafür, dass sich in der Sowjetunion der Glasnost-Ära Obsessionen wie im National Enquirer – einer US-amerikanischen Illustrierten – manifestierten.
Dementgegen berichtet Clark, dass sich die Sowjets – deren Wissenschaftler eingeschlossen – schon sehr lange für das UFO-Phänomen interessiert hätten. So veröffentlichte die Akademie der Wissenschaften der UdSSR im Jahr 1997 sogar einen 74-Seitigen Bericht mit dem Titel Observations of Anomalous Phenomena in the U.S.S.R.: Statistical Analysis.
Im Jahr 1884 richtete die Sowjetunion die Commission on Anomalous Atmospheric Phenomena ein – geleitet von Vsesvolod Troitsky von der Sowjetischen Akademie der Wissenschaften. Pawel Popowitsch,, stellvertretender Vorsitzender, war sowohl Militärgeneral als auch Kosmosnaut.
Vier Jahre vergingen, bis 300 Wissenschaftler an einer von der Akademie der Wissenschaften gesponserten UFO-Konferenz in der Großstadt Tomsk in Sibririen teilnahmen. Berichtet über UFOs – auch UFO-Sichtungswellen – waren bereits seit Jahren aus der UdSSR durchgesickert.
Um auf den Woronesch-Vorfall zurückzukommen, blieb die Tass ungeachtet des Spotts bei ihrem Bericht über den Vorfall. Ende Oktober, auf dem internationalen UFO-Kongress in Frankfurt am Main, behauptete der Leiter des Tass-Auslandsbüros Sergei Bulantsev, dass ein Polkovnik (Dieser Rang ist vergleichbar mit einem Oberst oder Colonel in anderen Armeen) der örtlichen Miliz, am Standort Woronesch ein unerklärlich hohes Strahlungsniveau festgestellt habe.
Clark erklärt, dass die Ufologen außerhalb der Sowjetunion, die – abgesehen von den Presseberichten – kaum Informationen hatten, weitgehend skeptisch blieben. Neigungen, die Geschichten weiter zu untersuchen, zeigten die westlichen Medien nicht, sorgten jedoch dafür, dass ein Bild des jungen Vasya Surin, eines der Zeugen des Vorfalls am 27. September, in Zeitungen in aller Welt abgedruckt wurde. „Da es keine verlässlichen Informationen gab, schien es unmöglich zu wissen, was, wenn überhaupt, hinter der Begegnung steckte„, schreibt Clark.
Scherze oder Gerüchte um den Woronesch-Fall
So kam es, dass anstellte der Wahrheit Gerüchte in Umlauf gebracht wurden, von denen eines in einer New Yorker Zeitung abgedruckt wurden. Hier hieß es, das Ereignis habe tatsächlich stattgefunden. Unter Berufung auf „zwei Freunde und UFO-Nachrichtenquellen im Ostblock“ behauptete der – wie Clark ihn bezeichnet – UFO-Enthusiast Bill Knell, die Episode habe ihren Ursprung in einem Vorfall Ende September, als ein scheibenförmiges Objekt über einem sensiblen sowjetischen Luftwaffenstützpunkt außerhalb von Woronesch auftauchte. Sobald das UFO über dem Stützpunkt schwebte, konnten aufgrund von elektronischen Störungen des Radars nicht starten und so wurden MIGs von zwei anderen Stützpunkte zum Ort des Geschehens berufen, doch sie sahen nichts.
Kurz darauf erschien das Objekt in Woronesch, landete in einem Park und hinterließ einen Kreis verbrannten Bodens. Knell zufolge
„waren zwei Journalisten aus Schweden zum Zeitpunkt des Vorfalls in Woronesch und erfuhren von drei erwachsenen Zeugen davon. Als sowjetische Beamte von den drei Zeugen und der Tatsache erfuhren, dass die Geschichte an die Journalisten weitergegeben worden war, hielten sie alle Beteiligten für mehrere Tage fest. Die Journalisten versicherten den Beamten, dass trotz Drohungen und Warnungen über die Geschichte berichtet werden würde. Später jedoch wurden die Journalisten nach Absprache mit der schwedischen Regierung nach Schweden zurückgeschickt, und der tatsächliche Bericht über das UFO in Woronesch wurde unterdrückt.“2
Die „echten Zeugen“ wurden dieser Geschichte zufolge zum Schweigen gebracht und die Beamten hätten angeblich mehrere Kinder gefunden, die sie anweisen, eine UFO-Geschichte zu erzählten, „die auf einem alten“eine UFO-Geschichte zu erzählen, die auf einem alten amerikanischen Science-Fiction-Film über Außerirdische mit großen Körpern und kleinen Köpfen basierte.“
Sie seien davon ausgegangen, dass irgendeine UFO-Geschichte zwangdläufig an die Öffentlichkeit gelangen würde und deshalb , so Knell, „berichtete Tass die Version, die wir alle kennen und über die wir lachen.“
Clark erwähnt weiter Paul Stonehill, einemn Bürger von Los Angeles, der sagte:
„Ich glaube, der Vorfall in Woronesch war eine geplante Farce, um weitere UFO-bezogene Geschichten in der sowjetischen Presse zu diskreditieren, damit sie nie ernst genommen werden, und um die Bevölkerung davon abzubringen, sich ernsthaft mit der ganzen Frage der UFO-Phänomene zu befassen.“3
Eine weitere Erklärung für den Ursprung der Geschichte stammt von einem – wie Clark schreibt – „professionellen Scherzbold“ namens Alan Abel, der behauptete, dass er höchstpersönlich den Gag inszeniert habe, indem er detailierte Pläne dafür, die er in seiner Rotationskartei für Hoax-Liebhaber aufgelistet hatte, an ein paar Russen schickte. Clark bezeichnet die letzte Behauptung für genauso zweifelhaft wie den Hoax selbst.
Ernsthafte Untersuchungen
Ein absolut glaubwürdiger UFO-Fall-Untersucher ist sicherlich der französisch-amerikanische Ufologe und Autor Jacques Vallée und genau der flog in Begleitung der französischen Schriftstellerin Martine Castello in die Sowjetunion, um eigene Nachforschungen anzustellen. Er befragte Journalisten, Wissenschaftler und Ufologen, die die Woronesch-Sichtungen untersucht hatten.
Vallée und Castello wunderten sich über einen verdächtigen Aspekt des Vorfalls vom 27. September. Einige Zeugen sagten, dass sie ein Muster oder Logo auf der Seite des UFOs gesehen hätten, dass identisch war mit einem Logo, der in einem Fall auftrat, der Clark (und scheinbar auch Vallée) für einen Schwindel hielt: Der Ummo-Vorfall. Vallée schrieb:
„Wir sind davon überzeugt, dass sich in Woronesch tatsächlich eine Reihe außergewöhnlicher Phänomene ereignet hat“,
dass aber das Ummo-Symbol nur ein
„falscher Zusatz, das Ergebnis einer unglücklichen Kontamination durch übereifrige Gläubige“
sei.4
Fußnoten:
- Clark nach Hough, Peter A., and Randles, Jenny. Looking for the Aliens: A Psychological Imaginative and Scientific Investigation. London. Blandford, 1991. ↩︎
- Clark nach Knell, Bill. Russian Ufology: Greater Light or Deeper Darkness? The New York UFO Report 8 (November 1989), S. 1–3. ↩︎
- Stonehill, Paul: Brief an Jerome Clark 4. Januar1990) ↩︎
- Clark nach Valleé, Jacques, in Zusammenarbeit mit Martine Castello. UFO Chronicles of the Soviet Union: A Cosmic Samizdat. New York. 1992. ↩︎