* von Meinrad Müller (Philosophia Perennis) am 22.04.2022
Die Bundesregierung teilt auf Anfrage des Abgeordneten Dr. Götz Frömming mit, keine Kenntnisse darüber zu haben, welche Summen an Russland für Erdgas überwiesen werden. Gleichzeitig wird mitgeteilt, dass Russland weiterhin Transitgebühren an die Ukraine entrichtet, die vertraglich vereinbarte Höhe sei nicht bekannt. Ein Gastbeitrag von Meinrad Müller
Das anscheinend besser informierte Manager-Magazin berichtet, dass Deutschland täglich 660 Millionen Euro an Russland bezahle. Und Bloomberg weiß zudem, dass die Ukraine von Gazprom (Russland) jährlich zwei (2) Milliarden an Transitgebühren erhält. (Die Antwort der Bundesregierung befindet sich zum Herunterladen weiter unten).
Hauptsache der Rubel rollt
Grund genug, hier tiefer zu recherchieren. Auf den ersten Blick ist höchst erstaunlich, dass trotz aller Bombardierungen die Gasleitungen, die von Russland durch die Ukraine nach Europa führen, bislang nicht angegriffen wurden. Wäre die Ausschaltung dieser Energieinfrastruktur nicht militärisch und strategisch von höchster Bedeutung? Tatsache ist, dass unser Erdgas weiterhin unbehindert mitten durch die Kampfzonen der Ukraine fließt. Der Hauptgasfluss der Urengoi-Pomary-Uzhgorod-Pipeline tritt in der Nähe von Romny in die Ukraine ein und transportiert Gas in die Slowakei.
Die neuesten Daten des Gasfernleitungsnetzbetreibers können hier eingesehen werden https://tsoua.com/en/transparency/nominations/.
Die Nachrichtenagentur Bloomberg wundert sich: „..aber Russland liefert tatsächlich mehr Erdgas durch die Ukraine, und Moskau bezahlt Kiew“. (Ganzer Bericht, englisch):
Auch wird durch Bloomberg in diesem Bericht bekannt, dass Russland jährlich 2 (zwei) Milliarden Dollar an die Ukraine für den Gastransit bezahlt, dies auch zu Kriegszeiten.
Ukrainische warme Suppe dank russischem Gas
Auf dem ukrainischen Markt herrscht ein Mangel an Gas. Die Ukraine hat keine LNG-Terminals, bleibt folglich nur das Pipelinegas. Zurzeit kauft die Ukraine offiziell kein russisches Gas, sondern transportiert es nur durch ihr Gebiet. Da die Ukraine jedoch nicht über genügend eigenes Gas verfügt, muss es von einem Unternehmen in der Slowakei Gas „zurückkaufen“.
Das heißt, die Ukraine muss russisches Gas vom Kriegsgegner zur Versorgung ihrer eigenen Wirtschaft nutzen, während auf deutscher Seite ein Importstopp diskutiert wird. Die Widersinnigkeit deutschen links populistischen Geschreis wird bei der Betrachtung dieser geopolitischen Zusammenhänge deutlich. Unter Umständen bietet das künftige bundesdeutsche „Frieren für den Frieden“ Gelegenheit, über diese Zusammenhänge bei dann kühlem Kopfe nachzudenken.
Große Geschäfte im Hintergrund
Noch bezieht Deutschland Erdgas auch durch die Nord Stream 1-Gasleitung. Reuters berichtet, dass die Ukraine hinter den Kulissen daran arbeitet, westliche Verbündete davon zu überzeugen, Russlands Erdgaslieferungen von der Nord-Stream-1-Pipeline auf die ukrainische Pipeline zu verlagern und so den Einfluss Kiews in seinem Konflikt mit Russland zu erhöhen.
Auf diese Weise würde Russland gezwungen, einen größeren Teil seines nach Europa gehenden Gases durch die Ukraine zu leiten um noch mehr an Transitgebühren verlangen zu können.
Trotz aller Grausamkeit des russischen Angriffskrieges bleibt die Frage offen, weshalb die Ukraine einesteils mit Bomben, Panzern und Raketen geschunden wird aber gleichzeitig dank russischem Gas fürstlich verdient, heizen, kochen und Strom erzeugen kann.
Fragen über Fragen. Zieht etwa die große Geopolitik ganz andere Fäden? Wird uns ein Drama vorgeführt wird, worin das Volk wie Bauern auf dem Schachbrett geopfert wird? Das sind alles große „Geshefte“ (Originalschreibweise), sagt unser Kontaktmann in Lugansk.