Schafft den „Nakba-Tag“ ab

Er macht palästinensische Vertreibung zum Fetisch und bagatellisiert die der Juden

von Bassam Eid, JNS.org, 12. Mai 2022
Übernommen von Abseits vom Mainstream – HEPLEV

Wer im Nahen Osten ist nicht von den Umbrüchen des letzten Jahrhunderts traumatisiert? Wir alle feiern die Geschichte unserer Familien und schätzen die Orte, an denen wir gelebt haben, doch nur die Palästinenserführung hat die Erinnerung an Vertreibung zur Waffe gemacht und sie in eine Völkermord-Ideologie verwandelt. Der „Nakba-Tag“, der jedes Jahr am 15. Mai stattfindet, wurde 1998 vom ehemaligen PA-Führer – und internationalem Terrordrahtzieher – Yassir Arafat eingeführt, um aus Israels Unabhängigkeitstag eine Trauerfeier zu machen. Schon die Tatsache der Existenz Israels wurde als „Katastrophe“ – auf Arabisch: nakba – gebrandmarkt, aber nicht die Vertreibung, die beide Seiten in einem folgenden Krieg betraf, wozu die ethnische Säuberung aller Juden aus dem gehörte, was die Westbank und Ostjerusalem wurde. Und während sowie auch nach Israels Unabhängigkeitskrieg 1948 wurden hunderttausende Juden aus arabischen Ländern vertrieben; das ist eigentlich die wahre nakba.

In dem Krieg dort, was das britische Mandat Palästina gewesen war, wurden jüdische Gemeinden durch die von Briten kommandierte transjordanische Arabische Legion entwurzelt und aus ihren Häusern im Gush Etzion und Atarot in der modernen Westbank vertrieben. Die uralte jüdische Gemeinschaft von Hebron, wo sich die Patriarchenhöhle befindet – die Grabstätte der biblischen Urväter Abraham, Isaak und Jakob – ist bereits 1929 durch einen arabischen Krawall verdrängt und von den britischen Behörden von der Rückkehr abgehalten worden.

Bagdad war im frühen 20. Jahrhundert zu einem Drittel jüdisch und wie heute der Tempelberg gab es dort viele Stätten, die sowohl von jüdischen als auch von muslimischen Betenden genutzt wurden, so das Grab des Propheten Hesekiel in al-Kifl, Jahrhunderte lang Heim sowohl einer Moschee als auch einer Synagoge. 1941, während des kurzen, von den Nazis gestützten Putschs von Raschid Ali al-Gailani, wurde einem antisemitischen Mob erlaubt Mitglieder der jüdischen Gemeinde Bagdads zu ermorden und zu vergewaltigen; dieses Pogrom wurde Farhud genannt. Der Irak verfolgte auch nach Israels Unabhängigkeit seine jüdische Gemeinschaft und bis 1951 hatte Israel mit einer Luftbrücke in der „Operation Esra und Nehemiah“ fast die gesamte jüdische Bevölkerung des Irak gerettet.

Die Jüdische Gemeinschaft im Jemen wurde ebenfalls durch den keimhaften jüdischen Staat 1948/49 mit der „Operation Adlerschwingen“ innerhalb des ersten Jahres der Unabhängigkeit Israels gerettet. Laut der Legende hatten viele jemenitische Juden nie zuvor ein Flugzeug gesehen und nahmen sie als wörtliche Erfüllung eines biblischen Versprechens, dass „die, die dem Herrn vertrauen, … Flügel bekommen wie Adler“ (Jes. 40,31).

Insgesamt wurden mehr als 850.000 Juden gezwungen aus arabischen Ländern nach Israel zu fliehen, gefolgt von mehr als 700.000 aus dem Iran nach der Islamischen Revolution von 1979. Wie im Irak war der Iran Heimat multikonfessioneller Stätten, die von beiden Religionen geehrt wurden, so das Grab von Königin Esther in Hamadan im Iran. Am „Nakba-Tag“ 2020 setzte ein Vandale in einem vermutlichen Hassverbrechen Teile des Schreins in Brand.

Die arabische Welt hat mehr Vertreibung erlebt als fast jede andere Region, wie die modernen Flüchtlingsbevölkerungen des Irak und Syriens bezeugen können. Obwohl meine Familie muslimisch ist, wurde ich im Jüdischen Viertel der Altstadt Jerusalems geboren, das sich damals unter jordanischer Kontrolle befand. 1966, als ich 8 Jahre alt war, sorgte die jordanische Regierung dafür, dass meine Familie in den Norden Jerusalems in das Flüchtlingslager Schuafat umziehen musste. Es war die Regierung Jordaniens, nicht die Regierung Israels, die mich zum Flüchtling machte.

Der Unterschied zwischen einer palästinensischen Kultur, die gelehrt wird um Klage zu feiern, und einer israelischen Kultur, die Freiheit idealisiert, ist krass. Die christliche Minderheitsbevölkerung zum Beispiel fiel in den von der PA kontrollierten Gebieten ungebremst. In Bethlehem sank sie allein im letzten Jahrzehnt von 84% auf 22%. Derweil spielt eine Partei mit islamischen Grundlagen eine entscheidende Rolle in der aktuellen israelischen Regierung und Israels Oberster Gerichtshof ernannte gerade seinen ersten muslimischen Richter, Khaled Kabub.

Wir Palästinenser sollten unser reiches Erbe feiern und, wie unsere jüdischen Cousins, um unsere Verluste trauern. Aber jetzt ist die Zeit für verhandelte Schlichtung, nicht die Verewigung einer Generationen alten Opferrolle. Der „Nakba-Tag“ ist Teil des Opferrollen-Problems und nicht Teil einer nach vorne blickenden Lösung. Aussöhnung geschieht nur dann, wenn beide Seiten einen Schritt zurück tun und gemeinsames Leiden anerkennen. Der „Nakba-Tag“ macht das Gegenteil. Während Israel den Palästinensern dreimal Frieden, Würde und Unabhängigkeit angeboten hat, begann Yassir Arafat – und Mahmud Abbas versäumte sie einzudämmen – die gewalttätige öffentliche Kultur der zweiten Intifada von 2000 bis 2005, für die der 1998 eingeführte „Nakba-Tag“ als Unterbau verstanden werden kann.

Die Fetischisierung der Existenz Israels als Katastrophe ist eine Deformation, die unsere Kinder verletzt und sie zu Krieg und Selbstmord-Bombenanschlägen führt. Fast eine Million Juden in islamischen Ländern sahen sich nach Israels Unabhängigkeit ihrer eigenen Nakba gegenüber. Würden mehr Palästinenser das begreifen, würden wir unsere israelischen Nachbarn verstehen.

Wir müssen unsere Kinder über unsere Nachbarn aufklären, uns um Verständnis bemühen und für Frieden einsetzen. Die Palästinenserführung sollte den Kurs zur Hetze gegen Israel und die Juden – einschließlich der Verbreitung antisemitischer Stereotype – in der öffentlichen Bildung und den Medien umkehren. Stattdessen sollten palästinensische Schulkinder und Bürger Geschichte, die Freuden und die Traumata unserer Nachbarn, den Israelis, lernen, mit denen wir eine Menge gemeinsam haben. Damit können wir die Grundlagen für einen neuen Nahen Osten legen und Städte wie meine Heimat Jericho im Jordantal können als Zentren internationaler Kooperation und Handel erblühen. Das kann nur erreicht werden, wenn wir lernen die Trauer unserer Nachbarn zu verstehen, nicht unsere eigene zu verschlimmern.

Der „Nakba-Tag“ macht das Gegenteil und sollte abgeschafft werden.

Bassam Eid ist palästinensischer Menschenrechtsaktivist, politischer Analyst und Journalist

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