Russland zu beschuldigen, es schreibe wegen seiner aktuellen Propaganda die Geschichte des Holocaust um, ist fair – aber nicht, wenn man den Holocaust für eigene Zwecke immer schöngefärbt hat.
Vor mehreren Tagen war ich schockiert zu erfahren, dass fünf Staatsoberhäupter aus Litauen, Rumänien, Estland, Lettland und Polen, alles postkommunistische Länder Osteuropas, die Führung der Europäischen Union ersucht hatten die Bemühungen zu intensivieren „die geschichtliche Erinnerung zu erhalten“. Das richtete sich an die Präsidenten des Europarats, der Europäischen Kommission und den tschechischen Premierminister, der aktuell die rotierender EU-Präsidentschaft innehat.
Die letzten drei Jahrzehnte seit ihrem Übergang zur Demokratie haben diese Länder sich in grober Verzerrung ihrer eigenen jeweiligen Geschichte des Holocaust überboten. Dennoch behauptet das Quintett der Staatsführer jetzt, dass der Kreml „danach strebt die Geschichte umzuschreiben und sie dafür zu nutzen ihre Aggression gegen souveräne Staaten zu rechtfertigen.“ Daher drängen sie die EU-Gremien, sie mögen eine Führungsrolle beim „Erhalt der historischen Erinnerung und Abhalten des russischen Regimes von der Manipulation historischer Fakten“ übernehmen. Sie behaupten, diese Sorge „ist insbesondere angesichts Russlands intensiver Verwendung der Geschichte für Propagandazwecke im Kontext des Krieges in der Ukraine relevant.“
Diese Staatsoberhäupter wissen, wie man mit diesem Problem des Umschreibens von Geschichte umgeht. Sie empfahlen, die folgenden vier Schritte als Mittel für Korrekturmaßnahmen zu übernehmen:
- Förderung von „Europäischen Gedenk-Narrativen in der gesamten EU“ über nationale Bildungsprogramme;
- in Brüssel den Opfern totalitärer Regime angemessene politische und finanzielle Unterstützung stellen;
- Abschluss des Projekts für ein Denkmal für die Opfer totalitärer Regime in Brüssel;
- den Kampf gegen Desinformation intensivieren.
Diese Schritte stellen einen erneuerten Versuch dar ein gefälschtes historisches Narrativ als das „genaue/universell akzeptierte“ Narrativ des Zweiten Weltkriegs und des Holocaust zu etablieren. Weil sie von diesen Ländern kommt, ist die Erklärung besonders ironisch: „Ohne eine genaue, ehrliche und umfassende Auswertung der Vergangenheit werden wir nicht in der Lage sein in der Zukunft effektiv Verbrechen auf unserem Kontinent zu verhindern oder die aktuellen in der Ukraine zu untersuchen.“
Jedes dieser Länder hat sein eigenes gefälschtes Narrativ der Ereignisse der Schoah angefertigt, das die höchst signifikante Rolle entweder extrem bagatellisiert oder völlig auslöscht, die ihre eigenen lokalen Nazi-Kollaborateure spielten. Es muss festgehalten werden, dass Kollaboration mit den Nazis nur in Osteuropa die Teilnahme an systematischen Massenmorden an Juden beinhaltete. Keiner davon ist bereit das volle Ausmaß und die Bedeutung ihrer Komplizenschaft und Schuld einzugestehen.
Es gibt natürlich keine Zweifel, dass die Russen die Geschichte manipulieren, um den Einmarsch in die Ukraine zu rechtfertigen. Trotzdem ist ein Appell dieser Staatschefs die „historische Erinnerung zu bewahren“ die Höhe der Scheinheiligkeit und Chuzpe. Bevor sie an die EU Forderungen stellen, sollten sie anfangen zuhause zu praktizieren, was sie predigen.
Mit der Ausnahme eines Falls in Polen ist in keinem dieser Länder seit der Unabhängigkeit auch nur ein einziger Holocaust-Täter verurteilt oder bestraft worden. Sie zögern jüdisches Eigentum zurückzugeben und Überlebende zu entschädigen. Kurz gesagt: Sie haben total versagt sich ihren Verbrechen zu stellen und sie haben im Umgang mit jedem Aspekt mit der Schoah versagt.
Tatsächlich hat man in den baltischen Ländern antikommunistische Kämpfer verklärt, selbst wenn sie Holocaust-Täter waren. Zu diesen Persönlichkeiten gehören an der Ermordung von Juden aktiv Beteiligte, so unter anderem die Litauer Jonas Noreika und Juozas Krikstaponis sowie die Letten Herberts Cukurs, Woldemar Veiss und Wilis Tunkelis. Sie propagieren weiter die Falschmeldung der Gleichwertigkeit von kommunistischen und Nazi-Verbrechen.
Brüssel sollte daher Druck auf diese Länder ausüben, dass sie anfangen die Wahrheit über den Holocaust und die von lokalen Kollaborateuren in ihren eigenen Ländern gespielte Rolle zu erzählen und zu lehren, statt den Forderungen der Fünf nachzukommen.
Das jüdische Volk hat zwei grundlegende Narrative zu unserer Geschichte im 20. Jahrhundert: das zionistische Narrativ unserer Rückkehr nach Eretz Yisrael, das Land Israel, und die Chronik des Holocaust. Wenn die Palästinenser Ersteres leugnen, antworten wir vehement, aber Israel hat es versäumt entschlossen auf die osteuropäischen Verzerrungen zum Holocaust zu reagieren, die im Angebot sind, seit diese Länder unabhängig wurden. Der Brief des Quintetts sollte auch ein Weckruf für Israel sein.