Winnetou wird nochmal gestorben – Glosse

  • von Albrecht Künstle

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  • Karl May begeisterte mit seinem Halbwissen Jung und Alt
  • Heute frustriert eine halbwissende Regierung fast alle
  • Und die Gesinnungspolizei eröffnete eine neue Front

Ein begeisterter Karl-May-Leser war vermeintlich in einen neuen May-Band vertieft. Ein Bekannter riss ihn aus seiner Lektüre mit der Frage, „was liest Du denn gerade?“ „Karl May natürlich“, war die Antwort, als er das aufgeschlagene Buch zur Seite legte. „Da steht aber Karl Marx auf dem Buchrücken“, bemerkte der Störenfried. „Was sagst Du da, Karl Marx?! Jetzt wundert mich auch nicht mehr, dass bisher keine Indianer drin vorkamen“, ärgerte sich der May-Fan. Spaß beiseite …

Karl May war ein begnadeter Schriftsteller, der mit seinem vielseitigen Halbwissen und seiner ausgeprägten Phantasie Millionen junger und auch älterer Menschen in den Bann ziehen konnte. 96 klassische „grüne Bände“ zählt sein Lebenswerk. OK, mit „verschiedenen Gaunereien“ und der „widerrechtlichen Benutzung fremder Sachen“ machte er sich einst straffällig. Aber mit einem solchen Sündenregister könnte er heutzutage politische Karriere machen, Ministerämter begleiten und es sogar zum Bundeskanzler bringen. Heute wird mit dem Karl May eigenen Halbwissen eine komplette Regierungsmannschaft gestellt, und deren Frauenmannschaft nicht zu vergessen. Und die Medien übernehmen die Rolle des damaligen Schriftstellers May und beschreiben ebenso romanhaft die Heldentaten unserer neuen Häuptlinge.

Neulich wurde auch mein Enkel auf drei Winnetou-Bände im Bücherschrank aufmerksam, nahm sie heraus und verschlang sie förmlich. Und prompt zu diesem Zeitpunkt kommen Querdenker der anderen Art auf die Idee, eine Neuauflage des Ravensburger Verlags speziell für Kinder zum No-Go zu erklären (sie auf einem Scheiterhaufen zu verbrennen trauen sie sich noch nicht). Weil die neuen Bücher nicht grün sind wie die May-Klassiker? Nein, den Kulturfundamentalisten geht es um mehr.

Kulturelle Aneignung und Übernahme von fremdenfeindlichen Stereotypen aus der Kolonialzeit“ lautet die Anklage für die beiden Winnetou-Bücher. Werden nun auch Deutschkurse für Ausländer verboten, weil es damit um die organisierte Aneignung der deutschen Sprache geht – eines unserer Kulturgüter? Und werden nun auch keine Bücher mehr in andere Sprachen übersetzt, weil man damit schließlich die Sprachkultur der Schriftsteller exportiert? Ein weiterer Anklagepunkt ist, Indianerinnen würden im Buch mit Ahnen und Tieren sprechen. Na sowas. Steht nun auch das „Sprechen“ mit Hunden oder Katzen auf dem Index? Und die beschriebenen Indianer hätten gestrotzt vor Gold. Dann stimmt es vielleicht gar nicht, dass die Spanier den südlicher lebenden Indianern Gold abgeluchst haben oder es tonnenwiese raubten?

Indianern darf man auch keine „Waffendeals mit Gaunern“ mehr anlasten. Die damaligen „Roten“ sollen das nicht gemacht haben – wirklich nicht? Aber die rot-grünen von heute umso mehr. Und Winnetous Feinde seien damals „dumm wie Kaktusbrot“ gewesen, ist in der Kindersprache zu lesen. So etwas geht natürlich gar nicht; dieses Prädikat darf man nur uns Einheimischen anhängen, denen von der ex-türkischen Antidiskriminierungsbeauftragten Ferda Ataman der Intellekt von „Kartoffeln“ nachgesagt wird. Aber immerhin sind Kartoffeln bekömmlicher als Kaktusbrot und sicher auch nicht dümmer.

Dass ein Türke, Mehmet Kurtulus, im Film den Häuptling Intschu-Tschuna spielen darf, wird nicht als kulturelle Verfremdung angesehen. Was natürlich an der heutigen Realität vorbeigeht: Damals warf sich der „rote“ Winnetou vor den weißen Old Shatterhand und rettete ihn vor der Kugel eines Gauners und somit das Leben. Spätabends im Ersten meinte einer dazu, „total falsch, der weiße Mann hätte den Indianer zu erschießen gehabt!“ Ein Glück, dass solche Geistesblitze nicht tödlich sind.

Heute retten Rote in Berlin und anderswo die Weißen nicht mehr – im Gegenteil. Die politisch Roten geben uns Weißen und Weisen den Rest. Und der bisher erfolgreiche Ravensburger Verlag knickt vor der regenbogenfarbenen Kulturrevolution ein. Die Bücher zum Film werden wohl eingestampft oder im nächsten Winter als Ersatzbrennstoff versteigert. Und es ist vielleicht nur eine Frage der Zeit, dass auch der Film geächtet wird und auf dem Index landet. 1802 verlor Ravensburg seine reichsstädtische Selbständigkeit und wurde bayerisch. Jetzt, 220 Jahr danach, droht Ravensburg mit seiner Kapitulation vor den Kulturrevolutionären auch seine Unschuld zu verlieren.

Diese Kulturrevolution im Lande wird immer skurriler. Wann frisst sie ihre geistigen Kinder? Muss ich meine Karl-May-Bücher nun auch verschwinden lassen, wie unsere Eltern damals Bücher, die dem nationalsozialistischen Zeitgeist nicht mehr entsprachen?

Auch andere haben sich mit der neuen Posse aus deutschen Landen auseinandergesetzt, z.B.:

https://reitschuster.de/post/jetzt-muss-auch-winnetou-den-rassisten-tod-sterben/

https://www.tichyseinblick.de/feuilleton/medien/ravensburger-winnetou/

Dieser Artikel erscheint auch auf der Webseite des Autors

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