Buchbesprechung Nikolas Pravda: Die Schlammflut-Hypothese

  • von Roland M. Horn

Der Autor beschäftigt sich im vorliegenden Buch mit dem im Internet populären Mythos von einer „Schlammflut“, die ein technologisch hochentwickeltes Reich namens Tartaria im 19. Jahrhundert zerstört worden sein soll.

In einem chronologiekritischen Projekt berichtete der russischen Mathematiker und Professor Anatoli Fomenko über die Tataren in Asien, jedoch nicht über das im Internet populäre „Tartaria“ im Sinne eines gelöschten Reichs und auch nicht von einer „Schlammflut“. (Das zweite “r” in “Tataria soll hinzugefügt worden sein, um es mit einer höllischen Figur aus er griechischen Mythologie zu vergleichen.) Fomenko vertrat Positionen, nach denen der Ruhm Roms, Griechenlands und Ägyptens deutlich später stattfand als die historischen Geschichten über das gesamte Mittelalter. Der überwiegende Teil der standardisierten Geschichte sei Betrug. Er bringt abenteuerliche Behauptungen vor, wie die, dass die Pyramiden von “mongolischen Horden” erbaut wurden. Weiter behauptete Fomenko, dass das Königreich Juda „von Historikern zusammengedichtet wurde, um die wahre Geschichte des Mittelalters der Sächsischen Dynastie in Europa zu vertuschen“. Weiter soll Jesus mit dem byzantinischen Kaiser Andronikos I. identisch sein.

In einem Internet-Artikel heißt es, dass das angebliche Reich „Tartaria“ im Rahmen eines „Great Resets“ durch eine Schlammflut zerstört und durch eine Ersatzgeschichte überdeckt worden sei. In Tartaria sollen auch Riesen gelebt haben, wobei man sagen muss, dass – unabhängig vom Tartaria-Mythos – es in der Vergangenheit wirklich Riesen gegeben haben muss – allerdings vor hunderten bzw. tausenden von Jahren. Einige Internet-Autoren sprechen in diesem Zusammenhang sogar von einem „Atomkrieg“ und einer „Apokalypse“. Gemälde sollen Beweise für die Schlammflut bieten, doch diese sind nicht glaubhaft. Als Argument für die Schlammflut – die selbstverständlich vertuscht worden sein soll – wird die Existenz von Schlammvulkanen angeführt. Die Hauptschuld am Verschwinden von Tartaria wird Russland zugeschrieben.

Die Tartaren sollen von den alten Israeliten abstammen. Ein weiteres Fantasieprodukt besagt, dass „Noahs tartarische Nachkommen“ nicht nur Riesen, sondern sog. Atemmenschen gewesen waren. Diese seien nicht auf die Verdauung oder Verbrennung von Kalorien angewiesen, sondern würden Energie direkt aus dem „Äther“ beziehen und „dem Gefüge des Raum-Zeit-Kontinuums“ erhalten haben. Selbstverständlich verfügten die Tartarier auch über Freie Energie.

Pravda berichtet noch weitere Absonderlichkeiten dieses Mythos, analysiert ihn gründlich und vorbildlich, um schließlich festzustellen, dass getrost bezweifelt werden kann, dass es ein vergessenes Land namens Tartaria mit Hochtechnologie gab…

(Erstveröffentlichung auf Atlantisforschung.de)

Erhältlich u. a. bei Kopp

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