(zum Beitragsbild oben: Israelis bei einem Protestmarsch gegen den Beschluss des israelischen Premierministers Benjamin Netanyahu den Chef des Shin Bet, Ronen Bar, zu entlassen, liefern sich in Jerusalem Zusammenstöße mit der Polizei, 19. März 2025 (Foto: Chaim Goldberg/Flash90))
Israels Wiederaufnahme der Kämpfe im Gazastreifen unmittelbar vor den geplanten Protesten ließ für viele Protestler das Pendel zurückschwingen, die die Bedeutung betonten, die Geiseln zurückzubringen stehe über allem anderen.
Dienstag und Mittwoch gingen in Tel Aviv und Jerusalem Massen auf die Straße.
Zu den Protesten wurde ursprünglich aufgerufen, als Premierminister Benjamin Netanyahu ankündigte, dass er Ronen Bar, den Chef des Shin Bet (Israelischer Inlandsgeheimdienst), entlassen würde, aber die Aufrufe und Protestpläne intensivierten sich erst, nachdem Israel Dienstag früh die Kämpfe im Gazastreifen wieder aufnahm.
Soll der Protest die Entlassung von Bar aufhalten, die von vielen als neuester Schritt in einem erneuerten Versuch der Justizreform betrachtet wird, der Israels Demokratie gefährden würde?
Drängen die Demonstranten die Regierung dazu die Rückholung der Geiseln nach Hause zur höchsten Priorität zu machen – sie über die Rückkehr zum Krieg zu stellen, die als Gefährdung der Geiseln betrachtet wird, oder über die Zerschlagung der Hamas?

Fordern die Demonstranten das Ende des Krieges oder Wahlen und eine neue Regierung?
Die Antwort ist eine Mischung von allen oben genannten Punkten und mehr, variiert wahrscheinlich je nachdem, wen man fragt und ist vom Krieg, der Geisellage und einer breiten Koalition an Protestorganisationen beeinflusst, die die Jahre über immer wieder mal zusammengearbeitet haben.
Viele Demonstranten ziehen eine direkte Verbindung zwischen der Justizreform, dem Scheitern die Geiseln nach Hause zu holen und der Verwaltung des Krieges; sie alle sagen, dass sei das Ergebnis einer Regierung, die das Wohl des Volkes nicht über alles andere stellt.
Viele Demonstranten sind der Ansicht, dass seine Regierung, der der Erhalt der Macht wichtiger ist als die Wahrung der Bürgerrechte und die Förderung des Wohlergehens ihrer Bürger durchaus die demokratischen Institutionen zerstören könnte, so wie sie ihre Bürger im Stich ließ, wenn diese gefangen genommen werden.
Selbst Demonstranten, die diese Verbindung erkennen, könnten sich den weitverbreiteten Protesten anschließen und sie nutzen, um eine Agenda voranzutreiben, die sie für die wichtigste halten.
Diejenigen, die das Gefühl haben, dass die Geiseln nach Hause zu bringen über allem anderen stehen muss, könnten sich für das Anliegen einsetzen, indem sie sich den großen Demonstrationen dieser Woche anschließen und so die Geiseln im öffentlichen Bewusstsein halten. Diejenigen, die für irgendeine andere Sache eintreten, können dasselbe tun.
Israel Rückkehr zum Kampf im Gazastreifen direkt vor den geplanten Protesten ließ für viele Protestler ein Wendepunkt. Sie betonten bei den Protesten am Dienstag und Mittwoch die Wichtigkeit die Geiseln zurückzubringen stehe über allem anderen.
Der öffentliche Protest ist seit Jahren von interessierten Koalitionen und Kompromissen geprägt. An den Protesten gegen die Justizreform beteiligte sich ein breites Lager an Organisationen, die sich auf unterschiedliche Dinge konzentrierten, die alle gegen das kämpften, was sie als Bedrohung der Demokratie betrachteten.
Die Balfour-Proteste erlebten auch eine gewaltige, lockere Koalition von Organisationen aller, die daran arbeiteten, Netanyahu zu ersetzen.
Die jüngsten Proteste haben hinsichtlich der zentralen Forderungen den wenigsten Zusammenhalt
Die jüngste Protestwelle, die aus früheren Protesten gegen die Justizreform und für die Geiseln hervorgegangen ist, scheint hinsichtlich der zentralen Forderungen am wenigsten einheitlich zu sein, wobei manche die Rettung der Geiseln über alles andere stellen und entschlossen sind die Regierung zu stürzen, die sie als für das Versagen beim 7. Oktober verantwortlich betrachten; andere kämpfen immer noch um den Schutz israelischer Institutionen.
Protestler und Protestorganisationen haben diese Spaltungen überwunden und es geschafft Koalitionen zu bilden, die es Demonstranten mit unterschiedlichen Zielen im Allgemeinen ermöglichen zusammenzuarbeiten, ohne sich um dieselben Teilnehmer zu streiten und die Botschaften zu mischen, die man normalerweise nicht am selben Ort sehen würde.
Die Breite der an der jüngsten Protestwelle beteiligten Koalition zeigt eine helle Seite Israels – eines Landes, das in der Lage ist zusammenzuarbeiten und Gräben zu überbrücken. Sie zeigt aber auch, wie unzufrieden ein Großteil der Öffentlichkeit mit dem Weg ist, den die Regierung einschlägt und wie wenig Vertrauen sie in ihre Führung hat.