Türkische Militärbasen in Syrien: Israel setzt klare rote Linie bei Gesprächen in Aserbaidschan

Am Mittwoch trafen sich Delegationen beider Länder in Aserbaidschan, um über ein sogenanntes „Deconfliction“-System zu verhandeln – ein Mechanismus, der verhindern soll, dass ihre militärischen Operationen in Syrien zu unbeabsichtigten Zusammenstößen führen. Doch die Gespräche, die unter der Leitung von Israels Nationalem Sicherheitsberater Tzachi Hanegbi und mit Beteiligung hochrangiger Verteidigungs- und Sicherheitsvertreter stattfanden, machten eines deutlich: Israel lässt keinen Spielraum, wenn es um türkische Ambitionen in Syrien geht.

Israels Botschaft war unmissverständlich: „Jede Veränderung in der Aufstellung ausländischer Truppen in Syrien, insbesondere die Errichtung türkischer Basen im Raum Palmyra, ist eine rote Linie“, erklärte ein anonymer israelischer Beamter. Diese klare Warnung richtet sich nicht nur an die Türkei, sondern auch an die neue syrische Regierung unter Ahmed al-Sharaa. Israel stellt klar: Sollte Damaskus türkische Militärpräsenz zulassen, die Israel gefährdet, wird dies die Stabilität von al-Sharaas Herrschaft bedrohen. Für Israel geht es hier um mehr als nur territoriale Kontrolle – es geht um die Freiheit, in syrischem Luftraum zu operieren, eine Fähigkeit, die seit Jahren zentral für seine Sicherheitsstrategie ist.

Die Türkei hingegen sieht sich als Schutzmacht der neuen islamistischen Regierung in Damaskus, die Ende vergangenen Jahres Bashar al-Assad nach fast 14 Jahren Bürgerkrieg stürzte. Türkische Militärteams hatten bereits drei Luftwaffenstützpunkte in Syrien – darunter T-4 und Palmyra in der Provinz Homs sowie den Hauptflughafen in Hama – begutachtet, um sie im Rahmen eines geplanten Verteidigungspakts mit Syrien zu nutzen. Doch Israel schlug zurück: Letzte Woche zerstörten israelische Luftangriffe genau diese Standorte und machten sie unbrauchbar. Ein klares Signal an Ankara: „Wir lassen euch hier nicht Fuß fassen.“

Die Spannungen zwischen beiden Ländern sind nicht neu, haben sich aber seit dem Fall des Assad-Regimes verschärft. Israel wirft der Türkei vor, Syrien in ein „türkisches Protektorat“ verwandeln zu wollen, während Ankara die israelischen Militäraktionen als Bedrohung für die Stabilität des neuen Syrien anprangert. Außenminister Hakan Fidan betonte gegenüber CNN Turk: „Wir brauchen einen Mechanismus mit Israel, um Missverständnisse zwischen unseren Streitkräften zu vermeiden – ähnlich wie mit den USA und Russland.“ Doch er fügte hinzu: „Wir wollen keinen Konflikt mit Israel in Syrien, denn Syrien gehört den Syrern.“ Eine noble Aussage, die jedoch angesichts der türkischen Pläne, Basen zu errichten, zweifelhaft wirkt.

Für Israel ist die Sache klar: Eine türkische Militärpräsenz würde die Bewegungsfreiheit seiner Luftwaffe einschränken – ein Szenario, das Jerusalem nicht akzeptieren wird. Seit dem Sturz Assads führt Israel eine Kampagne, um syrische Militärkapazitäten zu zerstören, die eine Bedrohung darstellen könnten. Die Angst ist groß, dass die Türkei, ein Unterstützer der Hamas und scharfer Kritiker Israels, Syrien als Plattform nutzen könnte, um israelische Interessen zu untergraben. Premierminister Benjamin Netanyahu betonte in einer Sicherheitskabinettssitzung: „Wir suchen keinen Konflikt mit der Türkei, aber wir werden nicht zögern, uns zu verteidigen, wenn es nötig ist.“ Er plant, US-Präsident Donald Trump als Vermittler einzuschalten, angesichts von Trumps guter Beziehung zu Recep Tayyip Erdogan.

Aserbaidschan, das die Gespräche ausrichtete, positioniert sich als neutraler Vermittler. Präsident Ilham Aliyev betonte: „Beide Länder sind enge Freunde Aserbaidschans. Wir sehen Potenzial für Normalisierung trotz des Misstrauens.“ Auch die USA haben sich als Mediator angeboten, und Trump selbst lobte seine „großartigen Beziehungen“ zu Erdogan als Schlüssel für eine Lösung. Doch die Fronten bleiben verhärtet. Erdogan, ein lautstarker Hamas-Befürworter, hat Israel wiederholt scharf angegriffen – eine Haltung, die seit dem Hamas-Angriff am 7. Oktober 2023, bei dem 1.200 Menschen getötet und 251 Geiseln genommen wurden, noch aggressiver wurde.

Die Gespräche in Aserbaidschan sind ein erster Schritt, aber kein Durchbruch. Beide Seiten haben ihre Interessen dargelegt und vereinbart, den Dialog fortzusetzen. Doch die Realität vor Ort spricht eine andere Sprache: Israel bombardiert weiter, die Türkei plant ihre nächsten Schritte, und Syrien bleibt ein Spielball zwischen zwei Regionalmächten. Die Welt schaut zu – doch wer wird den nächsten Zug machen? Und wird die neue syrische Regierung den Druck überstehen? Eines ist sicher: Dieser Konflikt ist weit davon entfernt, entschärft zu sein.

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