(Zum Beitragsbild oben: Hitler (Mitte) mit Hermann Göring (links) und General Friedrich Paulus] im August 1941 (Foto: Getty Images))
Etwa 800 neu digitalisierte Aufnahmen und Transkripte von Nazi-Verbrechern nach dem Zweiten Weltkrieg wurden am Samstag veröffentlicht, darunter dramatische und verstörende Zeugenaussagen, die ein Licht auf die Methoden der Nazis im Krieg als auch den Holocaust sowie ihre Fluchtwege werfen.
Unter den Aufzeichnungen, die auf der Internetseite der Hoover Institution veröffentlicht wurden, ist eine des SS-Offiziers Bruno Streckenbach, in der er zugibt, dass Adolf Hitler tatsächlich ausdrückliche Anweisungen für die sofortige Endlösung und den Massenmord an den Juden gab – eine bedeutende Offenbarung, da es bisher nur begrenzte konkrete Beweise auf diesen direkten Befehl gegeben hat.
Streckenbach war für einige der schlimmsten Gräueltaten des Dritten Reichs verantwortlich – von der Führung der SS-Todesschwadronen, die in ganz Polen 1939 tausende abschlachteten bis zur Entwicklung der „Einsatzgruppen“, die hunderttausende Juden ermordeten. Die Ankläger versuchten ihn wegen der Verantwortung für den Mord an mindestens einer Million Menschen anzuklagen, aber Streckenbach entging allen Versuchen ihn vor Gericht zu stellen und verbrachte nach dem Krieg keinen einzigen Tag in einem deutschen Gefängnis.

Fast 80 Jahre lang haben Historiker debattiert, ob der Holocaust direkt Hitlers ausdrücklichem Befehl entstammte oder sich durch Initiativen deutscher Untergebenen und Kommandeure im Feld entwickelte, die umfassendere Anweisungen ausführten.
Laut Streckenbachs Bericht hörte er zum ersten Mal von dem Plan, als er von einem alten Freund namens Erwin Schulz einen Hinweis erhielt; der war freiwilliger Offizier in den „Einsatzgruppen“, wo bis er zu diesem Zeitpunkt in der westlichen Ukraine Hinrichtungen von bis zu hundert Menschen in beaufsichtigte, aber offensichtlich fühlte er sich als Zeuge der Massenmorde an Juden unwohl.
Streckenbach gestand ein: „Schulz zitterte, zitterte, so wie ich jetzt. Er sagte: ‚Was tun wir?‘ Und ich sagte: ‚Wir können nichts tun, wir können nicht alles zurücklassen. Es gab einen Befehl.“
Streckenbach ging direkt zu seinem unmittelbaren vorgesetzten Kommandeur, Reinhard Heydrich, einem der Hauptarchitekten des Holocaust. „Heydrich war sehr still, sehr geschäftsmäßig. Er saß auf der Kante seines großen Konferenztischs und sagte: ‚Schweigen Sie, Streckenbach. Hören Sie mir zu. Halten Sie den Mund, mischen Sie sich nicht ein. Wir können deswegen nichts tun. Das ist der Befehl des Führers. Er wählte die SS, um diesen Befehl auszuführen. Weder der Reichsführer [SS-Führer Heinrich Himmler] noch ich können deswegen etwas unternehmen‘“, erinnerte sich Streckenbach.
Thomas Weber, Professor für Geschichte an der University of Aberdeen, der die Aufzeichnungen entdeckte, sagte, Streckenbachs Behauptung, der erste Befehl käme direkt von Hitler, hat historische Bedeutung.
Weber betonte, dass seine Aufzeichnung eine Jahrzehnte dauernde historische Debatte um die Entwicklung des „Holocaust der Kugeln“ auf sowjetischen Territorien und der Befehlskette hinter diesen Massentötungen direkt thematisiert. Er hielt fest, dass Historiker schon lange den Verdacht haben, dass Nazi-Angeklagte in den Prozessen nach dem Krieg ihre persönliche Verantwortung falsch darstellten. Streckenbachs Aufzeichnung bietet beispiellose aus erster Hand, die diese gezielte Fehldarstellung von Autorität und Verantwortung bestätigen.

