(Quelle Beitragsbild oben: GPO)
Während US-Präsident Donald Trump auf die Umsetzung des Geiselabkommens pocht, weigert sich Hamas, alle toten israelischen Geiseln freizugeben. In Jerusalem wächst die Wut – und zugleich die Entschlossenheit. Denn für Israel gilt: Solange nicht jeder heimkehrt, ist kein Abkommen vollständig.
Donald Trump ist ungeduldig geworden. „Die Arbeit ist nicht beendet. Die Toten sind noch nicht zurück – wie versprochen!“, schrieb der US-Präsident am Dienstagabend auf seiner Plattform. Es war eine Botschaft, die klarer kaum sein konnte – an Hamas, aber auch an jene Vermittler, die in Kairo und Doha versuchen, das brüchige Gleichgewicht zwischen Waffenruhe und Menschenwürde zu halten.
Trump hat von Beginn an signalisiert, dass die Freilassung aller israelischen Geiseln, auch der getöteten, ein zentraler Prüfstein seines Gaza-Plans ist. Das Abkommen, das unter amerikanischer Vermittlung zustande kam, sollte den Weg in eine politische Nachkriegsordnung ebnen. Doch Hamas spielt mit der Zeit – und mit dem Schmerz der Familien.
Am Montag wurden nur vier Leichen israelischer Geiseln übergeben, obwohl die Vereinbarungen eine deutlich höhere Zahl vorsahen. In Jerusalem reagierte man fassungslos. Sicherheitskreise bestätigten, dass Hamas genaue Informationen über mindestens zehn weitere Leichname besitzt, deren Übergabe sie verweigert. Die israelische Antwort folgte prompt: Der Rafah-Grenzübergang bleibt geschlossen, der humanitäre Warenfluss nach Gaza wird drastisch reduziert.
„Hamas versteht nur Druck“, sagte ein hoher Regierungsbeamter. „Und sie begreifen inzwischen, dass wir genau wissen, wie viele unserer Toten sie noch festhalten.“
Trump als Antreiber – Jerusalem als Fels
Während Kairo und Doha zur Zurückhaltung mahnen, treibt Trump die Dinge voran. Er hat Premierminister Benjamin Netanjahu persönlich zugesichert, dass Washington hinter Israels Linie steht: Keine weitere Öffnung, keine Zugeständnisse, solange Hamas das Abkommen verletzt. Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi und der amerikanisch-palästinensische Vermittler Beshara Bahbah versuchen zwar, den Dialog offen zu halten, doch Israel bleibt hart.
Das Verteidigungsministerium – unter der Führung von Israel Katz – setzt auf eine „Politik der Konsequenz“: Wer die Regeln bricht, verliert die Privilegien. „Die Botschaft muss eindeutig sein“, sagte ein israelischer Offizieller. „Es gibt keine Grauzone, wenn es um unsere Toten geht.“
Trump wiederum hat das Thema zur Chefsache gemacht. In Washington wird deutlich, dass er die Rückführung der Geiseln nicht nur als humanitäre, sondern als strategische Aufgabe begreift. Für ihn ist das Abkommen ein Symbol amerikanischer Stärke: Wer ein Wort bricht, testet die Grenzen seiner Geduld.
Die Familien – Israels moralische Stimme
In Israel wächst der Druck nicht nur auf Hamas, sondern auch auf die eigene Regierung. Das Forum der Geiselfamilien forderte Netanjahu am Dienstagabend auf, die Umsetzung weiterer Vereinbarungen auszusetzen, bis alle 24 getöteten Geiseln zurückgeführt sind.
„Ein Volk, das seine Gefallenen zurücklässt, verliert sich selbst“, heißt es in einer Erklärung. „Wir werden nicht ruhen, bis der Letzte heimkehrt.“
Diese Haltung eint Israel weit über politische Linien hinweg. Der Rückführungsprozess ist längst zu einem Symbol nationaler Würde geworden – ein Ausdruck jener Maxime, die seit der Staatsgründung gilt: Niemand bleibt zurück.
Ein Abkommen auf der Kippe
Hamas hat in den vergangenen 48 Stunden erkannt, dass Israels Geduld Grenzen hat. Nach Angaben israelischer Quellen signalisierte das Rote Kreuz, dass in der Nacht weitere Leichen übergeben werden könnten. Trump telefonierte noch am Abend mit Netanjahu und ägyptischen Offiziellen, um die Übergabe zu sichern.
Doch der Schaden ist längst da. Das Vertrauen in Hamas’ Wort ist dahin. Selbst arabische Vermittler geben hinter vorgehaltener Hand zu, dass die Organisation das Abkommen missbraucht, um politische Vorteile zu erzwingen: Öffnung der Rafah-Grenze, Einfuhr von Baumaterialien, Lockerungen bei der Überwachung – Forderungen, die Israel entschieden ablehnt.
Ein Moment der Wahrheit
Jerusalem steht vor einer schwierigen, aber klaren Entscheidung: Entweder die Vereinbarungen werden vollständig erfüllt – oder sie verlieren ihre Bedeutung.
Trumps Druck hat Israels Haltung gestärkt, nicht geschwächt. Beide Seiten wissen, dass das Ziel nicht nur die Rückkehr der Lebenden ist, sondern auch die Würde der Toten.
In den Krankenhäusern von Tel Aviv und Beer Sheva erholen sich die zwanzig befreiten Überlebenden langsam von den Schrecken der Gefangenschaft. Gleichzeitig bereiten sich Familien in Be’eri, Ashkelon und Jerusalem auf die Beisetzung ihrer ermordeten Angehörigen vor.
Israels Schmerz ist doppelt – aber sein Entschluss bleibt einfach:
Kein Frieden, solange sie fehlen.