Hadar Goldin kehrt heim – Israel bestätigt Identifizierung des gefallenen Offiziers nach elf Jahren in Gaza

Am späten Sonntagabend bestätigte das Büro des Premierministers: Das Nationale Institut für Gerichtsmedizin in Abu Kabir hat den in Gaza übergebenen Sarg zweifelsfrei als den von Leutnant Hadar Goldin identifiziert. Damit endet eine elf Jahre währende Ungewissheit, die längst zur nationalen Wunde geworden war.

Goldin, Offizier der Givati-Brigade, fiel am 1. August 2014 während des Einsatzes „Zuk Eitan“ (Operation Protective Edge) – just an dem Morgen, an dem eine von den USA und den Vereinten Nationen vermittelte Waffenruhe in Kraft treten sollte. Hamas-Terroristen brachen diese Vereinbarung innerhalb weniger Stunden, griffen seine Einheit in Rafah an, töteten zwei Soldaten und verschleppten Goldin in die Tunnel des Gazastreifens.

Seit diesem Tag kämpfte seine Familie unermüdlich für seine Rückkehr. Seine Eltern, Leah und Simcha Goldin, seine Geschwister und Freunde wurden zu einem Symbol des israelischen Versprechens, niemanden zurückzulassen. Der Leutnant war 23 Jahre alt, verlobt mit Edna Sarusi – die Hochzeit war bereits geplant.

Die Rückkehr eines Gefallenen

Am Samstag hatte die Terrororganisation Hamas über ihre Propagandakanäle erklärt, sie habe „die Überreste von Hadar Goldin“ in einem Tunnel im Flüchtlingslager Yebna bei Rafah gefunden. Am Sonntag wurde der Sarg über den Internationalen Roten Kreuzes (ICRC) an israelische Kräfte übergeben und unter militärischem Geleit in israelisches Territorium gebracht.

Premierminister Benjamin Netanjahu erklärte zu Beginn der Kabinettssitzung: „Heute wird der Leichnam von Leutnant Hadar Goldin nach Hause gebracht. Das Volk Israel schuldet ihm und seiner Familie unendliche Dankbarkeit.“

Nach der Übergabe wurde der Sarg unter Aufsicht des Militärischen Rabbinats und der Rechtsmedizinischen Abteilung des Gesundheitsministeriums untersucht. Die forensischen Experten bestätigten am Abend die Identität. Damit befinden sich nun noch vier gefallene israelische Geiseln in der Gewalt der Hamas.

„Eine ganze Nation hat gewartet“

Die Familie Goldin veröffentlichte am Abend eine Erklärung:

„Eine ganze Nation hat darauf gewartet, dass Hadar zu uns zurückkehrt. Wir danken allen, die an dieser nationalen Mission beteiligt sind. Wir warten auf die offizielle Bestätigung – bis dahin bitten wir alle, Ruhe zu bewahren. Erst wenn es bestätigt ist, ist es wirklich vorbei.“

Der Generalstabschef hatte die Familie bereits am Samstagabend besucht und über die laufenden Bemühungen informiert. In Israel reagierten zahlreiche Politiker und Soldaten mit stiller Anteilnahme – viele von ihnen kannten Goldin persönlich.

Symbol für ein Versprechen

Der Fall Hadar Goldin ist mehr als ein persönliches Schicksal – er wurde zu einem Prüfstein des israelischen Ethos, keinen Soldaten zurückzulassen. Über Jahre hinweg hatte die Regierung Verhandlungen über die Rückgabe seiner sterblichen Überreste geführt, doch Hamas nutzte die Situation wiederholt zu politischen Erpressungsversuchen.

Goldin wurde bereits 2014 in einer bewegenden Trauerfeier beigesetzt – auf Grundlage forensischer Spuren, die damals in Rafah gesichert werden konnten. Tausende Israelis begleiteten damals einen symbolischen Sarg. Nun, elf Jahre später, kann seine Familie endlich das vollständige Begräbnis vollziehen, das ihr Sohn verdient.

Der junge Offizier hatte Theologie und Kunstgeschichte an der Hebräischen Universität studiert und galt als ein ruhiger, aber entschlossener Kommandant. In seinen Briefen beschrieb er den Dienst als „Dienst an der Geschichte meines Volkes“.

Hamas’ zynisches Spiel mit dem Tod

Dass Hamas erst jetzt die sterblichen Überreste übergibt, zeigt die zynische Kälte, mit der die Terrororganisation selbst den Tod instrumentalisierte. Während Israel seine Gefallenen mit Würde heimholt, feiert Hamas die Entweihung ihrer Körper als politischen Triumph.

Der israelische Sicherheitsapparat betonte, dass alle Informationen über die Herkunft der Leiche „ausschließlich aus Quellen der Hamas stammen“ und daher vorsichtig zu bewerten seien. Dennoch hat die forensische Identifizierung in Israel nun Gewissheit geschaffen.

Ein Offizier, der unter dem Kommando Goldins diente, sagte am Sonntagabend: „Hadar war einer, der immer vorausging. Dass er jetzt zurückkehrt, bedeutet nicht nur das Ende einer Suche – es ist die Erfüllung eines Gelübdes.“

Erinnerung und Verpflichtung

Israel erinnert sich an Hadar Goldin nicht nur als Soldat, sondern als Symbol des Zusammenhalts zwischen Armee und Gesellschaft. In den Jahren seiner Gefangenschaft gründeten seine Eltern die „Hadar-Initiative“, die sich für klare moralische und rechtliche Regeln im Umgang mit gefallenen Soldaten einsetzt.

Die Rückkehr seines Leichnams ist für viele Israelis nicht nur ein Moment der Trauer, sondern auch ein Aufruf, die offenen Wunden dieses Krieges nicht zu vergessen: über 130 Geiseln, darunter vier gefallene, befinden sich noch in der Gewalt der Hamas.

In einer Zeit, in der Israel seine Toten aus den Trümmern des Gazastreifens birgt, bleibt die Botschaft seiner Familie bestehen: Treue endet nicht mit dem Tod.

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