Die Redakteurin der ICEJ-Nachrichten vom 21. Juli 2020 Ester Heinzmann berichtet in gleich zwei Topics über das Corona-Problem in Israel
Knesset-Ausschuss hebt einzelne Corona-Maßnahmen auf
Der für die Corona-Krise zuständige Knesset-Ausschuss hat am heutigen Dienstag erneut mehrere von der israelischen Regierung beschlossene Maßnahmen außer Kraft gesetzt. Das Kabinett hatte vergangene Woche die Aktivitäten von Restaurants auf Abhol- und Lieferservice beschränkt. Schwimmbäder und Strände sollten an den Wochenenden geschlossen werden. Der Ausschuss unter dem Vorsitz von Jifat Shasha-Biton (Likud) hat heute entschieden, dass Restaurants wieder öffnen und eine begrenzte Anzahl von Gästen bewirten dürfen. Restaurantbesitzer hatten vergangene Woche gedroht, die Anordnungen der Regierung nicht zu befolgen und weiterhin Gäste zu bewirten. Viele von ihnen stehen aufgrund der Corona-Krise und den damit einhergehenden Einschränkungen vor dem finanziellen Ruin. Am Montag ordnete der Ausschuss an, Schwimmbäder und Strände sollten geöffnet bleiben. Sie seien wichtig für die „körperliche und mentale Gesundheit“, erklärte Shasha-Biton. Die Zahl der Infektionen mit dem Coronavirus ist am Dienstag auf 52.687 gestiegen, darunter 29.883 aktive Fälle. Anfang Juli lag die Zahl der Infektionen insgesamt noch bei rund 25.500. 260 Menschen sind zurzeit schwer erkrankt, 422 gestorben.
Demonstrationen gegen Netanjahu, Krisenmanagement
Proteste in Jerusalem
Tausende Israelis haben am Samstag in Jerusalem und Tel Aviv gegen Premierminister Benjamin Netanjahu und das Krisenmanagement der Regierung demonstriert. In Jerusalem versammelten sich Demonstranten vor dem Sitz des Premierministers und forderten den Rücktritt Netanjahus angesichts des laufenden Korruptionsprozesses. Anschließend marschierten zahlreiche Demonstranten durch die umliegenden Straßen. In Tel Aviv richteten sich die Proteste hauptsächlich gegen die Handhabung der Corona-Krise. Die Demonstranten warfen Netanjahu vor, statt mit effizienten Maßnahmen die zweite Infektionswelle zu verhindern, habe er sich mit persönlichen Angelegenheiten beschäftigt. Außerdem kritisierten sie die Regierung, die gravierende finanzielle Situation vieler Israelis, die in der Krise arbeitslos geworden sind, zu ignorieren.
Beide Proteste verliefen weitgehend friedlich. Am Rand kam es zu Zusammenstößen mit der Polizei. In Jerusalem setzte die Polizei Wasserwerfer ein. Insgesamt wurden 28 Demonstranten festgenommen.