Buchbesprechung: Hartwig Hausdorf: Nahtod – Jenseits- Wiedergeburt

* von Roland M. Horn

Hartwig Hausdorf:
Nahtod, Jenseits, Wiedergeburt
Ancient Mail Verlag, Groß-Gerau, September 2021
ISBN: 978-3-95652-313-7
Preis: EUR 19,90
DIN-A-5, geb., 252 Seiten, 20 s/w-Fotos

Hartwig Hausdorf leitet seine Ausführungen zum Thema Nahtod(erfahrungen) mit einer Begebenheit ein, die vom Philosophen Plutarch niedergeschrieben wurde: Einem wohlhabenden, aber verschwenderischer und skrupelloser Mann namens Theosophis, der sich durch sein Verhalten immer unbeliebter machte, wurde von einem Priester gesagt, dass es ihm nach seinem Tode besser gehen würde. Nach dem Sturz von einem Felsen wurde er für tot gehalten, erwachte jedoch kurz vor seiner Beisetzung wie durch ein Wunder, und er begann ein neues Leben ohne Betrügereien und Sittenverstöße. Ursache für diesen Sinneswandel sei ein drei Tage andauernder Aufenthalt im Jenseits gewesen. Er berichtete, wie sich seine Seele von seinem Körper löste, die ihm jetzt wie ein einziges, geöffnetes Auge erschien, die nach allen Seiten gleichzeitig blicken konnte. So entdeckte er neue Dinge, die ihm zeitlebens unbekannt geblieben waren. Theosophis fühlte sich von einem Licht getragen. Für seine Seele gab es kein Hindernis und keine Geschwindigkeit mehr. Allein durch den Vorgang des Wunsches konnte er sich an einen anderen Ort bewegen. Jetzt nahm er auch andere Seelen wahr, die ihm in Kugelgestalt erschienen. Zwischen ihnen und ihm entstand eine Empathie. Er konnte ein angstvolles Klagen wahrnehmen, während er in größeren Höhen Seelen bemerkte, die „freudig und frei von Furcht“ näherkamen, wobei sie den ängstlich und unruhig flatternden Seelen auswichen. Theosophis entdeckte lang verstorbene Verwandte, konnte mit ihnen reden und erfuhr, dass er noch nicht endgültig die Schwelle des Todes überschritten hatte. Er war die einzige Seele, die noch einen Schatten besaß. Durch einen Verwandten erfuhr Theodosius, dass böse Taten im Jenseits mit „furchtbaren Strafen“ abgegolten werden würden. Er entdeckte viele verschiedene Orte und sah, wie Seelen für ein neues Erdenleben verwandelt wurden – unter anderem Kaiser Nero, der in ein reißendes Tier verwandelt wurde. Nachdem Theodosius urplötzlich „von einem Sturmwinde fortgerissen und emporgehoben wurde“, „stürzte er in ein unermessliches Dunkel“, um schließlich wieder in seinen Körper zurückzukehren. So ging es ihm nach seinem (Nah-)Tod tatsächlich besser.

Derartige „Nahtoderlebnisse“ gibt es auch in heutiger Zeit. Eine bekannte Persönlichkeit, die sich mit diesem Themenkomplex beschäftigte, war die Begründerin der Sterbeforschung und Ärztin Dr. Dr. Elisabeth Kübler Ross, die mehr als 1000 Patienten reanimiert hatte und aus deren Berichten schloss, dass man in dieser Schwelle zum Tod „von totaler, bedingungsloser Liebe umgeben ist“.

Ein berühmter Nahtod-Fall ist der Unfalltod des Stefan von Jankovich, der während des Zustandes des klinischen Todes von oben auf seinen Körper blicken konnte. Von dieser Position aus sah er die an ihm durchgeführten Handlungen genau so, wie sie auch später im Polizeibericht zu lesen waren. Er fühlte sich während dieses Zustandes „in einem himmlischen glücklichen Zustand.“ Derartige Berichte gibt es zuhauf, wie Hausdorf zur Genüge ausführt.

Hausdorf geht weiter ausführlich auf berichtete Kontakte mit Jenseitigen und insbesondere auf die als auch als „Tonbandstimmen“ bekannte „Instrumentelle Transkommunikation“ ein. Die Frage Animismus (sämtliche PSI-Phänomene gehen auf die Einwirkung lebender Menschen zurück) gegen Spiritismus (PSI-Phänomene werden durch Geister von Verstorbenen hervorgerufen, die mit Lebenden in Kontakt treten), wird ausführlich erörtert.

Der Autor berichtet ausführlich über das Déjà-vu-Phänomen, das meines Wissen so definiert wird, dass man plötzlich das Gefühl hat, die gerade ablaufende Szenerie mit all ihren Einzelheiten (unwesentlichen Handlungen, anwesenden Personen etc.) schon einmal erlebt hat. In meiner Jugendzeit hatte ich derartige Erlebnisse mitunter stündlich(!). Doch Hausdorf geht mehr auf ein Teilphänomen des Déjà-vu ein, in dem einem eine vollkommen ungewöhnliche Landschaft plötzlich ungewohnt vertraut vorkommt. Er selbst machte die Erfahrung 1992 in China – genauer bei der in Hongkong gelegenen Hauptstadt der ostchinesischen Provinz Zhejiang Hangzhou und schildert es im vorliegenden Buch ausführlich. Beim Lesen dieses Berichtes wurde ich an die Erzählung einer ehemaligen Arbeitskollegin erinnert, die in der französischen Stadt Lille plötzlich das unwiderstehliche Gefühl gehabt hatte, schon einmal dagewesen zu sein, obwohl sie es in ihrem aktuellen Leben nicht war. War sie es in ihrem früheren Leben? Oder war Hausdorf in einem früheren Leben in jenem Ort in China? Wir wissen es nicht, doch Hausdorf führt ähnliche Berichte auf und geht auch kritisch aber wohl begründet auf weniger spektakuläre „Alternativerklärungen“ ein.

Hausdorf befasst sich ausführlich mit den östlichen Religionen, die die Reinkarnation lehren – insbesondere den tibetischen Buddhismus.

Weiter schildert er Reinkarnationsberichte, die von der Kapazität auf dem Gebiet der Reinkarnationsforschung – den Psychiater und Begründer der Reinkarnationsforschung Ian Stevenson – untersucht wurden, den Hausdorf noch zu Lebzeiten kennenlernen durfte. Sicher: Der eine oder andere Leser wird einige dieser Fälle schon aus anderen Veröffentlichungen kennen, doch sind sie so beeindruckend – ja fast schon beweiskräftig –, dass auf deren erneute Wiedergabe in diesem Buch nicht verzichtet werden kann. Außerdem finden sich in diesem Buch auch von Stevenson untersuchte Reinkarnations-Fälle, die vorher noch nicht veröffentlicht worden waren und von seinem Quasi-Nachfolger Dr. Rezat Bayer, einem Istanbuler Arzt, untersuchte Fälle. Was die bekannten gut bezeugten von Stevenson untrsuchte Fälle betrifft, so vermisse ich sogar etwas den „Bridey-Murphy-Fall„, wenn der auch nicht von Stevenson, sondern von Morey Bernstein untersucht wurde.

Hausdorf macht einen Ausflug zur Kryonik und bringt gute Argumente dafür, warum die Erweckung eines durch Kryo-Konservierung eingefrorenen Menschen nicht funktionieren kann.

Am Schluss seines Buches hat Hausdorf noch einen interessanten Gedankengang auf Lager, der ursprünglich von seinem Mentor Erich von Däniken stammt und dazu aus einer Zeit, in der Computer geschweige denn die KI noch nicht die allergängigsten Themen waren: 50 Jahre ist es her, als von Däniken diesen Gedanken erstmals äußerte. In diesem Szenarium sprengt sich ein Computer mit all seinen 100 Milliarden Bits in die Luft, um seine Einzelteile auf eine einzigartige Erkundungsreise zu schicken, wohlweislich, dass er dabei sein Bewusstsein verlieren würde. In Wirklichkeit steckte diese Aktion hinter dem Big Bang oder Urknall, der gleichzeitig ein vorsätzlicher Schöpfungsakt war. Der Computer hatte jedoch, bevor er seine Einzelteile auf ihre große Erfahrungsreise geschickt hatte, ihnen magnetische Impulse einprogrammiert, die den Befehl hatten, sich zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort wiedereinzufinden. Die Bits würden an diesem Tag ihre Erfahrungen „nach Hause“ tragen. Mit diesem – wohlweislich fiktiven – Szenario wäre die Frage nach unserem Schöpfer erklärt. Nur: Wer hat den Computer erschaffen, der sich später in die Luft sprengte? Hausdorf jedenfalls bringt dieses Szenario auf die Idee eines „Überbewusstseins“ – einer Intelligenz, von der wir alle nur winzige Teile (Seelen) sind –, die im Laufe ihrer verschiedenen Reinkarnationen Erfahrungen sammeln sollen.

Die Lektüre dieses Buches kann uneingeschränkt empfohlen werden.

(Zuerst veröffentlicht auf Atlantisforschung.de)

Bezugsmöglichkeiten:
Bei Amazon.de
Beim Verlag

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