Die Gesundheitspolitik in Deutschland hat die Menschen mit Pflegebedarf und ihre Angehörigen in eine immer verzweifeltere Situation gebracht.
Eine stetige Steigerung der Kostenbeteiligung, eine unzureichende Anhebung des Pflegegeldes und eine scheinbar gleichgültige Regierung zeichnen ein düsteres Bild der Pflegelandschaft. Mehr als 4,2 Millionen Menschen in Deutschland sind auf häusliche Pflege angewiesen, und für sie scheint die finanzielle Belastung täglich zu wachsen.
Seit 2018 sind die Pflegekosten je nach Bundesland um bis zu 60 Prozent gestiegen. So kostet die ambulante Pflegeleistung, etwa für eine Person mit Pflegegrad 3 in Nordrhein-Westfalen, derzeit 294 Euro pro Monat. Ein Anstieg von 10 Euro im Jahr 2017 auf aktuell fast 300 Euro pro Monat zeigt den enormen Kostendruck, unter dem Pflegebedürftige und ihre Familien stehen.
Andere Bundesländer haben ähnlich drastische Kostensteigerungen verzeichnet. Thüringen führt mit einem Anstieg von 60,5 Prozent, gefolgt von Mecklenburg-Vorpommern (58,6 Prozent), Rheinland-Pfalz (56,4 Prozent), Niedersachsen (53 Prozent), dem Saarland (48,3 Prozent) und Brandenburg (48,1 Prozent). Solche Kostensteigerungen können viele Betroffene nicht ohne weiteres aufbringen.
Doch anstatt die Situation zu verbessern, scheint die aktuelle Bundesregierung die Schrauben weiter anzuziehen. Trotz der rapiden Kostensteigerung der letzten Jahre plant Gesundheitsminister Karl Lauterbach lediglich eine Anhebung des Pflegegeldes um 5 Prozent im nächsten Jahr und weitere 4,5 Prozent ab 2025. Eine minimale Anpassung, die den finanziellen Druck auf Pflegebedürftige und ihre Angehörigen kaum lindert.
Bernd Meurer, Präsident des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste (bpa), äußert sich entsetzt über die geplante Erhöhung: „Minister Lauterbach hofft offenbar, dass Pflegebedürftige und ihre Angehörigen die Grundrechenarten nicht beherrschen. Die minimale Anhebung der Leistungsbeträge gleicht nicht annähernd die Kostensteigerungen der letzten Jahre aus”, kritisiert Meurer und warnt vor einer Fortsetzung dieser Entwicklung.
Der GKV-Spitzenverband meldet ebenfalls Bedenken an. “Vor allem in der ambulanten Pflege findet schleichend eine graue Rationierung statt“, erklärt Vorstand Gernot Kiefer und betont, dass diese Praxis nicht haltbar ist. Leistungen werden reduziert und gekürzt, was einer fairen und würdevollen Behandlung von Pflegebedürftigen widerspricht.
Die Regierung scheint indes nicht zu handeln. Trotz der vehementen Kritik und der erschütternden Situation vieler Pflegebedürftiger und ihrer Angehörigen bleibt ein echtes Handeln aus. Ein Umstand, der bei bpa-Präsident Meurer auf Unverständnis stößt: „Er [Bundeskanzler Scholz] lässt wieder einmal zu, dass eines seiner Kabinettsmitglieder ein zentrales Zukunftsthema einfach aussitzen will”, beklagt er.
Die tägliche Realität für Pflegebedürftige und ihre Angehörigen bleibt düster. Sie müssen jeden Tag erneut entscheiden, wie viel Körperpflege oder wie viele Tage in der Tagespflege sie sich noch leisten können. Ein Hoffnungsschimmer ist derzeit nicht in Sicht. Es ist höchste Zeit, dass die Regierung ihre Prioritäten neu ordnet und das Wohl und die Würde der Pflegebedürftigen in den Mittelpunkt ihrer Bemühungen stellt.
Quelle Beitragsbild ganz oben: https://haolam.de/artikel/Deutschland/56181/Pflegekrise-in-Deutschland-Wchst-die-Last-auf-den-Schultern-der-Pflegebedrftigen-ins-Unermessliche.html (nach haOlam.de)