- von Roland M. Horn
Die viel beschriebene Entführung von Betty und Barney Hill ereignete sich in der Nacht von 19. auf den 20. September 1961 gegen Mitternacht. Das Objekt wurde mindestens eine Stunde lang beobachtet. Der Fall wird als „Mutter der Entführungsfälle“ bezeichnet. Es gab zwar bereits eine „UFO-Entführung, die früher stattfand, nämlich die merkwürdige Geschichte des Antonio Villas Boas, der mit einer außerdischen Frau Sex hatte, am 22. Februar 1958, doch sie wurde erst 1962 erstmals erwähnt. Villas-Boas sah sich als Zuchtbulle missbraucht, während bei jüngeren Sichtungen den Männern Sperma entnommen wird.
Die Hill-Entführung bestand aus drei Komponenten:
1. Die visuelle Sichtung
2. Bettys Träume
3. Hypnose-Sitzungen
Aus Zeitgründen kann ich die Sichtung nur grob umreißen.
Die visuelle Sichtung ist der gesichertste Teil. Er beinhaltet die Sichtung eines Objekts durch das multiethnische Paar („gemischtrassig“ darf man ja heute nicht mehr sagen). Er war dunkelhäutig und 39 Jahre alt, sie weiß und 41.) Sie sahen das Objekt vom Auto aus und nach dem Aussteigen, um einen genaueren Blick auf es zu werfen. Die beiden waren auf dem Weg von Quebec nach New Hampshire und mittlerweile im Nationalwald in den White Mountains von New Hampshire angelangt. Das UFO war zunächst nur als Lichtpunkt am sternenklaren Himmel sichtbar und an einer Stelle überquerte es den Mondkörper, um später an einer Stelle schwebend zu verharren. Barney konnte einige (ungefähr elf) Gestalten in dem jetzt scheibenförmig erscheinenden Objekt erkennen und einen, der ihm als „Anführer“ erschien, so deutlich war es also zu sehen. Barney rannte hysterisch zurück zum Auto und die beiden hörten zwei Mal eine Serie von piepsenden Geräuschen. Später wurde versucht, das Objekt als „Jupiter“ zu identifizieren, obwohl Betty den Planeten gesondert vom Objekt sah und dieser aus astronomischen Gründen gar nicht die Mondfläche überqueren kann! Beide hatten einen tadellosen Ruf. Nach dem Nachhausekommen fiel Betty eine pudrige rosa Substanz auf ihrem Kleid auf. Die verschwand mit der Zeit, doch einige Flecken blieben zurück. Betty Hill sollte das Kleid nie mehr tragen. Es wurde später analysiert, doch dabei kam nichts heraus.
Nicht so bekannt ist der Umstand, dass der Fall auch eine parapsychologische Komponente hatte, die sechs Wochen nach dem Ereignis einsetzte.
Eines Abends kamen die Hills spät nach Hause, betraten ihr Haus, und stellten erschreckt fest, dass sich Blätter auf der Snackbar in der Küche stapelten. Betty sortierte sie und fand darin die blauen Ohrringe, die sie in der Nacht des UFO-Vorfalls getragen hatte. Es vergingen weitere sechs Wochen und Barney kam früh von der Arbeit und ruhte sich aus, als Betty nach Hause kam. Diesmal entdeckte sie eine Zeitung in der Snackbar und unter dieser Zeitung lag ein gefrorenes Stück Eis, gerade so, als hätte jemand eine Schüssel genommen, sie mit Wasser gefüllt und eingefroren. Wie Betty feststellte, wies das Eis irgendwelche nicht näher beschriebenen „seltsame Spuren“ auf. Diese offensichtlichen Einbrüche wurden noch schlimmer. In späteren Jahren musste Betty feststellen, dass Gegenstände von ihrem üblichen Platz entfernt und an einer gut sichtbaren Stelle abgelegt wurden. Doch gestohlen wurde nichts, bei keinem dieser Ereignisse.
Zurück zur Zeit unmittelbar nach der Sichtung: Am 19. Oktober 1961 erfährt der Bostoner Astronom und UFO-Forscher Walter N. Webb von dem Fall, besucht die Hills und ermittelt, dass ihnen Hills zwei Stunden fehlten (sie hätten mindestens zwei Stunden früher zuhause sein müssen). Webb und andere Ermittler stießen auch auf Details wie bruchstückhafte Erinnerungen, unerklärliche Ängste und Zwangsgedanken bei dem Fall, die später – zusammen eben mit der fehlenden Zeit – als charakteristisch für eine UFO-Entführungserfahrung angesehen wurden. Als Webb die Hills besuchte, gab es jedoch nur einige wenige verstreute Berichte von Menschen, die behaupteten, von „UFO-Wesen“ entführt worden zu sein. Webb konnte also kaum mit diesen Details vertraut gewesen sein.
Der zweite Faktor war eine Serie von Träumen, die Betty Hill hatte und die sie als Erinnerungen an die Entführung verstand. Diese „Albträume“ waren derart lebensecht, dass Betty nicht mal am Tage aufhören konnte, an sie zu denken. Eigentlich waren es gar keine regelrechten Albträume, denn aus ihren Berichten geht hervor, dass sie ein eher freundschaftliches Verhältnis zu dem Anführer gewann. Diesen Traumsequenzen zufolge wurden beide an Bord des UFOs gebracht und untersucht.
In diesem Traum sah Betty einen Waldweg vor sich. Auf beiden Seiten von ihr standen je ein Mann, weiter zwei vor und zwei hinter ihr. Auch Barney – aussehend, als würde er schafwandeln – wurde von Männern umringt. Betty rief seinen Namen, doch er reagierte nicht. Betty ihrerseits antwortete nicht, als der Mann, der links von ihr stand, fragte, ob er Barney heiße. Die Stimme des Mannes klang freundlich aber auch kühl. Er sicherte Betty zu, dass sie nichts zu befürchten hätten. Man würde lediglich sie und Barney einigen Test unterziehen und sie anschließend und sehr bald wieder freilassen. Der Mann sprach ein deutliches Englisch, doch er schien irgendeinen ausländischen Akzent zu haben. Seine Begleiter sprachen nicht.
Die Gestalten waren etwa 1,50 Meter groß und ihre Brustkörbe war wie auch ihre Nasen übergroß. Das Haar der Figuren war schwarz, die Augen dunkel. Ihre Haut war grau. Die Wesen trugen Uniformen, die aus Hosen, kurzen Jacken, Slippern oder Stiefeln und Kappen bestanden, die denen der Luftwaffe ähnelten, allerdings waren sie oben nicht so breit.
Diese uniformierten Gestalten führten Betty und Barney zu einer scheibenförmigen Metallkonstruktion, die beinahe so breit wie Bettys Haus lang war, wie sie sagte. Die Gruppe betrat nun eine Rampe, die zum hinteren Teil der Metallkonstruktion (ein Raumschiff?) führte. Durch eine Tür traten sie ein, doch augenblicklich erstarrte Betty vor Angst und blieb auf der Stelle stehen. Der Anführer gab ihr zu verstehen, dass sie umso länger von ihrem Auto entfernt sein würden, je länger sie sich weigerte, zu kooperieren. So betrat Betty das Innere des Geräts und ihre Angst schien verschwunden zu sein, denn sie ging nicht, nein, sie schlenderte einen Korridor entlang, der der Rundung des offensichtlichen Raumschiffes folgte.
Betty ging nun mit dem Anführer in des ersten Raum am Ende des Ganges und war jetzt wieder erschrocken. Warum? Sie musste mitansehen, dass Barney weiter nach vorne geführt wurde. Sie hatte erwartet, dass die beiden im gleichen Raum den Tests unterzogen würden, warum denn auch nicht? Jetzt war der Anführer nicht mehr so freundlich, denn er sagte ihr in einem verärgert klingenden Tonfall, dass dies doppelt so lange dauern würde. Eine andere männliche Gestalt untersuchte Betty. Sie musste sich auf einen Untersuchungstisch legen und dieser „Arzt“ zog eine Maschine herbei, die Betty zufolge wie die Drähte eines EEGs aussehen, doch ein Aufzeichnungsgerät war nicht zu sehen. Dieser Mann erklärte Betty, dass er ihr Nervensystem untersuchen wollte und berührte mit den Nadeln verschiedene Teile ihres Körpers.
Der Anführer unterhielt sich mit Betty. Er erklärte ihr – die jetzt immer vertrauter mit ihm zu werden schien – die menschliche Sterblichkeit, wobei sie erwähnte, dass ein einzelner Mensch – zumindest theoretisch – 100 Jahre alt werden könnte. Doch der Anführer verstand nicht. „Was ist das – 100 Jahre?“
Betty schlug ihm vor, ein Treffen zwischen ihm und Top-Wissenschaftlern der Erde abzuhalten, doch er fragte sie, wozu das gut sein solle, worauf sie erwiderte, dass die meisten Menschen nicht glauben würden, dass er existierte und auf diese Weise hätte er die Möglichkeit mit den Menschen zusammenzutreffen und sie zu studieren. Der Anführer lächelte Betty an, sagte aber nichts.
Die Hills wurden vom Raumschiff durch den Wald geführt und Betty flehte den Anführer an, eines Tages zurückzukehren. Das sei nicht seine Entscheidung, meinte der und Betty bedankte sich ausdrücklich für das Treffen und seine Freundlichkeit. Damit bedankte sie sich im Grunde für ihre Entführung!
Am Auto angekommen, schlug der Anführer vor, dass Betty und Barney Hill warten und sich ansehen sollten, wie sie gingen und die beiden stimmten zu. So standen sie auf der rechten Seite des Autos – Barney am vorderen Kotflügel und Betty an der Tür – um zu sehen, wie das UFO abhob und davonflog.
Die Geschichte weist einige Kuriositäten auf, die ich bislang ausgespart hatte: Betty Hill wurde von Wesen, denen es möglich war, aus dem Kosmos hierherzukommen ganz primitiv mit einer langen Nadel in den Bauchnabel gestochen (dies sollte ein Schwangerschaftstest sein), ebenso bekam sie ein außerirdisches Buch, das ihr der Anführer als Beweis überlassen wollte, wogegen die anderen allerdings etwas hatten, so dass es nichts mit dem Beweis war. Ebenso ging es ihr mit einer „dreidimensionalen Sternkarte“, die ihr gezeigt wurde und die sie später nachzeichnete, worauf eine Amateurastronomin namens Marjorie E. Fish das Sternensystem Zeta 2 Reticuli erkannte, doch später wurde erkannt, dass dieses Sternsystem ein Doppelsternsystem ist und gerade Doppelsternsysteme waren von Fish kategorisch ausgeschlossen worden, weil die instabilen Umlaufbahnen der Planeten, die sie umkreisten, vermutlich kein Leben ermöglichte, das Milliarden von Jahren Bestand hatte, und diese Zeit war wohl notwendig für die Entwicklung intelligenter Zivilisationen. Eine weitere Kuriosität war, dass die Außerirdischen ein Gezeter veranstalteten, weil sie sich nicht erklären konnten, wieso Barneys Zähne herausnehmbar waren und die von Betty nicht. Betty hielt diese Träume für eine Erinnerung an Erlebnisse während der fehlenden Zeit zwischen den beiden Serien von Pieptönen.
Der eigentliche Grund für die Hypnose-Sitzungen waren ein früheres und nach der Sichtung wieder auftretendes Alkoholproblem von Barney, eine psychische Instabilität nach der Sichtung und neuerdings auftretende Magengeschwüre bei ihm, und nicht die UFO-Sichtung an sich. Der Hypnotiseur – der Bostoner Psychiater Benjamin Simon – glaubte nicht an die Geschichte von der Entführung, trotzdem bestätigten sich Bettys Träume mit nur leicht abweichenden Details.
In den Hypnose-Aussagen von Betty ergab sich das gleiche Bild wie in ihren Träumen, abgesehen davon, dass jetzt die Außerirdischen weder Haare noch große Nasen hatte. Barneys Bericht war lückenhafter. Er berichtete, wie er von der Route 3 abgefahren war und dass er gegen seinen Willen dort hingeführt worden sei. Es war eine „Gedankenstimme“, die ihm diese Anweisung gab und auch jene, einen weiten Umweg zu machen, der ihn in den tiefen Wald geführt hatte. Er fuhr eine gewisse Strecke, bis er sechs Männer auf der Straße entdeckte, die von einem orangefarbenen Licht erhellt war, dessen Quelle Barney nicht ermitteln konnte. Die Gestalten waren gleichermaßen dunkel angezogen und winkten ihm, anzuhalten, was dieser prompt tat. Jetzt näherten sich ihm drei der Figuren, um ihm zu sagen, dass er keine Angst zu haben bräuchte, was ihn nur ein wenig beruhigte. Der Anführer forderte ihn auf, seine Augen zu schließen und Barney hatte bei dieser Anweisung das Gefühl, die Augen (des Wesens) würden in seine Augen gedrückt.
Dies erinnert etwas an Zeugenaussagen von Personen, die ebenfalls glaubten, entführt worden zu sein und von dem amerikanischen Historiker, Autor und Ufologen David M. Jacobs hypnotisiert wurden. Sie tätigten Aussagen wie „Er ist mitten in meinem Gesicht. Er berührt mit seinem Gesicht noch nicht ganz meine Nase, aber fast“ oder „Hätte er eine Nase, es scheint nicht, als ob er eine hat, jedenfalls nicht viel davon, ist sie so nahe an meiner Nase, wie es geht, ohne sie wirklich zu berühren.“ Auf die Frage an eine andere „seiner Entführten“ „Wie nahe ist dir seine Stirn?“ antworte ein Mann: „Er berührt sie. Er lehnt sich darüber und berührt sie … Meine Nase berührt sein Gesicht.“ Eine Frau wurde gefragt: „Wie nahe ist dir dieses Gesicht?“ worauf sie antwortete: „Ich würde sagen Zentimeter …“
Barney erklärte weiter unter Hypnose, dass er sich schwach fühlte und gestützt werden musste, als er aus dem Wagen herausgeholt worden war, um zum UFO gebracht zu werden. Zwei der Gestalten stellten sich rechts und links von ihm auf, und er fühlte – die Augen geschlossen haltend –, wie seine Schuhe über den Asphalt schleiften. Diese Schuhe wiesen, nachdem die Hills nach ihrem Erlebnis nach Hause gekommen waren, tatsächlich Abriebspuren vorne auf der Oberseite auf.
Weiter sagte Barney unter Hypnose, dass ihn der Anführer an einen „rothaarigen Iren“ erinnerte und später rief er aus: “ Er sieht aus wie ein Nazi. Er ist ein Nazi!“ Die anderen Mannschaftsmitglieder verglich er mit Orientalen.
Was auch nicht sehr bekannt ist: Die Sichtung wurde durch Radar bestätigt. Dazu wurde zwar geäußert: „Wenn es jedoch ein UFO war, dann habe es sich südlich des Standorts der Hills befunden und sei somit wahrscheinlich nicht das gleiche Objekt gewesen“, was aber nicht sehr schlüssig klingt, denn wenn eine fortgeschrittene außerirdische Zivilisation aus dem Weltraum es schafft, auf der Erde zu landen, warum sollten diese dann sich nicht auch mal etwas weiter südlich aufgehalten haben?
Für den UFO-Forscher und -Enzyklopädie-Autor Jerome Clark hängt die Lösung dieses Falles von der UFO-Frage selbst ab und er kommt zu einem etwas kuriosen Schluss: „Wenn UFOs nicht existieren, haben sich Barney und Betty nicht mit Außerirdischen getroffen. Wenn UFOs existieren, haben sie es wahrscheinlich getan,“ um dann wieder erklärend hinzuzufügen: „Die Beweise, die uns allein durch diesen Vorfall zur Verfügung stehen, geben keine sicheren Antworten als diese. Vorerst zumindest.“
Möglicherweise muss man in Anbetracht der oben angedeuteten Kuriositäten in Betracht ziehen, dass die Kommunikation mit den Außerirdischen – oder wem auch immer – gewissermaßen auf einer höheren mentalen Ebene stattfand und erst auf unsere Ebene transferiert werden musste, ähnlich wie wir – wenn wir kleinen Kindern etwas erzählen wollen – dies an ihren Verständnishorizont anpassen und mit Symbolik und Vergleichen arbeiten müssen. Das ist meine Idee zu dem Fall.