Buchbesprechung Andreas Müller: Deutschlands historische UFO-Akten

  • von Roland M. Horn

Andreas Müller:
Deutschlands historische UFO-Akten
Schilderungen unidentifizierter Flugobjekte und Phänomene in historischen Aufzeichnungen aus Deutschland …mit Beispielen auch aus Österreich und der Schweiz
Mit Gastbeiträgen von Dr. Ralf Bülow und einem Vorwort von Prof. Dr. Hakan Kayal
BOD, Norderstedt, 17. Juli 2023
ISBN: 978-3757806866
Preis: EUR 22,95
Taschenbuch, 262 Seiten, 104 z. T. farbige Abbildungen, Register

Nach seinem Erfolgsbuch Deutschlands UFO-Akten legt Müller ein weiteres Buch vor, das – um es gleich vorwegzunehmen – genauso gut ist wie das erste. Müller beweist mit diesem Buch, dass das UFO-Phänomen nicht erst 1947 begann, sondern dass auch im Mittelalter bereits Unidentifizierte Fliegende Objekte gesichtet wurden.

Müllers Herangehensweise ist vorbildlich: Er stellt einen Fall nach dem anderen vor – insgesamt sind es 33 – und führt alles auf, was über das jeweilige Ereignis bekannt ist. So gibt er – soweit möglich – den Originaltext in der ursprünglichen Schreibweise – bei Bedarf auch in der ursprüngliche Sprache – wieder und fasst das Ereignis in modernem Deutsch zusammen. Soweit möglich, druckt er auch die ursprünglichen Dokumente – manchmal vollständig, manchmal auszugsweise – ab, um im jeweiligen Abschnitt “Diskussion” den jeweiligen Fall zu besprechen und auf natürliche Erklärungen abzuklopfen.

Dabei findet Müller tatsächlich Fälle, die vermutlich auf natürliche Weise wie Meteore oder Kometen zurückgeführt werden können, doch häufig verhalten sich die beobachteten Objekte derart außergewöhnlich, dass sie selbst mithilfe von Phantasie und religiösem Rahmen des jeweiligen Chronisten kaum natürlich erklärt werden können.

So wurde beispielsweise 1493 in Worms ein Objekt erblickt, bei dem Müller die Deutung “Meteor” nicht einleuchtet, da von einem Objekt die Rede ist, dass als “brennende Fackel” beschrieben wird, die auf die Erde stürzt und den Marktplatz hell erleuchtetet.

Häufig stößt Müller auf Schilderungen von Kugeln, so auch in einer Sichtung im April 1547, in der eine Kugel beschrieben wird, die “aus dem Mond fällt” und später in Richtung Norden verschwindet. Zum Thema “Kugeln” macht Müller in einem Hintergrundbericht einen Abstecher zum Thema “UFO-Kugeln heute”, die bei den heutigen von der neuen staatlichen UFO-Forschungsbehörde AARO der USA fast die Hälfte aller Sichtungen ausmacht. Auch 1708 wurde, wie Müller schreibt, eine Kugel – diesmal über Lothringen – gesichtet. Viele der im Lauf der Jahrzehnte gesichteten Kugeln waren schwarz – wie in einem Fall aus dem Jahr 1554, wo in Jena “viel schwartze Kugeln umb die Sonnen gefahren” sein sollen. Diesem Fall wurden oft natürliche Verursachen zugewiesen, doch Müller beweist, dass diese nicht so recht passen. Ähnlich verhält es sich mit einem “Meteoritensturz” im Mai 1555, bei dem davon gesprochen wird, dass das Objekt wieder aus dem Wasser auftauchte und drei bis vier Meter über dem Wasser schwebte.

Bei einem Fall aus dem Mai 1543 im Kraichgau tut sich Müller schwer, wenn auch die Beschreibung “Stern mit langem Schwanz” auf einen Kometen hindeuten könnte. Allerdings ist kein Komet bekannt, der in der Sichtungszeit am Himmel stand und auch die Wechselwirkungen mit der Umwelt passen nicht so recht. Zwar denkt Müller hinsichtlich dieses Falles an das Phänomen “Kugelblitz“, doch erinnert er auch daran, dass dieses Phänomen heute immer noch nicht wissenschaftlich verstanden wird. In einem in diesem Zusammenhang aufgrund seiner Ähnlichkeit herangezogenen Fall von 1810 leuchtet die Erklärung “Kugelblitz” nicht ein, auch dann nicht, wenn man eine “Mehrfaktorenlösung” annimmt – in diesem Fall ein zufällig gleichzeitiges Auftreten einer Windhose – und eines Kugelblitzes – doch auch diese Kombination kann nicht alle beobachteten Details erklären, wie Müller feststellt.

In einem Fall aus dem Jahr 1547 ist von einer “Sonnenkugel” die Rede, um Mitternacht über der Nordsee gesehen wurde. Natürlichen Erklärungen wie einem Meteor oder einem Kometen steht entgegen, dass die Kugel u. a. “hochgestiegen” sein soll. Auch andere Details lassen sich kaum mit einem bekannten Phänomen in Einklang bringen.

Müller beschäftigt sich u. a. auch mit dem bekannten Nürnberger Flugblatt von 1561 und stellt viele Erklärungsversuche dieser dort beschriebenen “Himmelsschlacht” nebeneinander. Ebenso beschäftigt er sich mit dem Baseler Flugblatt von 1566, in dem Himmelserscheinungen beschrieben und dargestellt werden, die Müller als “rätselhaft” bezeichnet.

Für “tanzende Wundersterne”, die in einem Fall von 1648 (Seelow/Brandenburg) beschrieben werden, schreibt Müller, dass – wenn wir die Schilderung als Tatsachenbericht ansehen – wir kein natürlich-astronomisches Phänomen kennen, das die Beschreibung erklären könnte.

Sehr interessant ist die Beschreibung eines Ereignisse, dass sich 1630 in Tübingen abgespielt haben soll, weil Parallelen zu modernen UFO-Sichtungen “deutlich vorhanden” sind, wie Müller zurecht schreibt. Ein recht bekannter Fall ist die Beobachtung einer “Luftschlacht” und fliegender Teller in Stralsund, mit dem sich Müller ausführlich auseinander setzt. Hier hält er einerseits Ausschmückungen und Hinzudichtungen für gut denkbar, andererseits erkennt er auch hier Parallelen zu modernen UFO-Sichtungen. Weiter geht Müller auf die UFO-Sichtung des Johann Wolfgang von Goethe ein und auch sie widersetzt sich einer natürlichen Erklärung. Müller vergisst auch nicht Deutschlands älteste amtliche UFO-Akte – es geht dabei um eine Sichtung bei Saarbrücken im Jahr 1826.

Ralf Bülow steuert u. a. einen ausführliche Artikel ausführlich über eine rätselhafte Sichtung einer “hellleuchtenden Scheibe” im September 1783 bei. Der Augenzeuge hatte eine weitere Sichtung 1722 im Gebirge Ephraim nördlich von Jerusalem.

Dieses Buch sollte jeder, der sich für das UFO-Phänomen interessiert – und sei es auch nur am Rande – gelesen haben!

Erstveröffentlichung auf Atlantisforschung.de

Erhältlich u. a.

 

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