Deutschlands Dunkel – das Licht der Linken

Zum Beitragsbild oben: Bündnis 90/Die Grünen Nordrhein-Westfalen, CC BY-SA 2.0 , via Wikimedia Commons

Sollte der „Kampf gegen Rechts“ sein Endziel erreichen, wird Deutschland das, wovon die Betreiber der Kampagne träumen: ein durchgängig linkes Land. Die sich „links“ nennen, werden die geistige Verarmung zunächst nicht bemerken, aber die allgemeine Verarmung irgendwann schon.

Sollte der von Regierung, herrschenden Parteien und Medien propagierte „Kampf gegen Rechts“ sein Endziel erreichen, wird Deutschland das, wovon die Betreiber der Kampagne träumen: ein durchgängig linkes Land. Ein Land der hochgestimmten Ethik, der sozialen Umverteilung und Umweltliebe, der Windräder und Wundertüten, ein buntes, freigiebiges, wenn auch etwas langweiliges Land.

Manches wird sich verschieben und verengen: Bald wird dieses Land nicht mehr christlich, sondern eher muslimisch akkulturiert, seine Wirtschaft geschrumpft, sein Denken vereinheitlicht, das politische Spektrum reduziert und etwas steril, dafür überschaubar und gut zu überwachen sein. Die sich „links“ nennen, werden die geistige Verarmung nicht bemerken. In ihren Köpfen ist jeder Konservatismus automatisch „rechts“, und Rechtssein nichts anderes als reaktionäre Zurückgebliebenheit und fremdenfeindliches Dunkel, wohingegen ihr Linkssein das Licht verkörpert.

Ja, die meisten „Linken“, die ich kenne, halten sich irgendwie für erleuchtet. Vom Licht der Aufklärung, von den progressiven Ideen des Sozialismus, überhaupt von auf Menschheitserlösung ausgerichteten Konzepten wie Klimarettung oder Überwindung unserer sexuellen Dualität. Sie halten sich für klüger als die übrige Bevölkerung, die womöglich „rechten“ Gesinnungen anhängt, Anachronismen wie Patriotismus und Pflichterfüllung, die morgens zur Arbeit fährt und brav ihre Steuern zahlt – jene Milliarden Euro, die dann von den wirklich smarten Leuten, den linken und grünen Politikern, generös für progressive Projekte in aller Welt verstreut werden. „Dunkeldeutschland“ werden diese Bedauernswerten von den Erleuchteten genannt (oder auch „Ratten“, wenn sie die falsche Partei wählen), die still und ameisenhaft Arbeitenden, die den Betrieb am Laufen halten und den dunklen Niederungen des Alltags verhaftet bleiben.

Um sie dennoch an das strahlende Licht einer durchgängig linken, von allem Störenden gereinigten Gesellschaft zu gewöhnen, werden dieser Tage erste Lichtereignisse vorgeführt und lassen eine grandiose Zukunft ahnen. So fackelte am Morgen des 5. März eine ultralinke Gruppe, die sich selbst fulminant „Vulkangruppe“ nennt, den Strommast ab, der die Tesla-Autofabrik in Grünheide bei Berlin mit Energie versorgt. Das Feuer leuchtete weit durch das arme, vom Verfall der Infrastruktur heimgesuchte Gebiet, das sich von der „Giga-Factory“ des amerikanischen Autoherstellers ein wenig wirtschaftlichen Aufschwung erhofft hatte. Nach Medienberichten waren auch die Berliner Stadtteile Rahnsdorf, Wilhelmshagen und Müggelheim sowie die Brandenburger Orte Erkner, Gosen-Neu-Zittau, Woltersdorf, Fangschleuse und Freienbrink vom Stromausfall betroffen – Kollateralschäden, die groß und licht denkende Aktivisten des Guten nicht beirren können.

„Keine Sicherheit vor der flammenden Wut“

Ich kenne die Gegend gut, bin im Süden Berlins zur Schule gegangen und gelegentlich in der alten Heimat zu Besuch, schon auf Brandenburger Seite, wo ich wie alle Einwohner den Verfall der Infrastruktur beobachte: dass es dort kaum noch Ärzte gibt, kaum Nahverkehrsmittel, immer weniger Supermärkte, dass sogar die Post immer schlechter funktioniert und ganze Dörfer aussterben. Brandenburg ist ein Land mit überalterter, schrumpfender Bevölkerung und abwandernder Jugend. Der demografische Niedergang konnte erst in den letzten Jahren durch „Zuwanderung“ etwas abgefangen werden, die Prognosen bleiben jedoch weiterhin bedrückend. Der Bau von Teslas „Giga-Factory“ war von den Protesten kleiner Umweltschutz-Gruppen begleitet, die – wie üblich – in den Medien mehr Aufmerksamkeit fanden als die Bemühungen der Brandenburger, die bei dieser Arbeit entstehenden Probleme zu bewältigen. Die Mehrheit der Bevölkerung war vom Bau der Riesenfabrik nicht gerade begeistert, sah ihn aber als Gelegenheit, die Wirtschaft ihres verödeten Gebiets zu beleben und tausenden Brandenburgern Arbeit zu geben. Da die Versuche der grünen Ideologen und Umweltgruppen, den Bau zu verhindern, erfolglos blieben, versucht man es jetzt mit der üblichen Heimtücke: mit Terror.

„Wir haben heute Tesla sabotiert“, erklärte die „Vulkangruppe“ befriedigt, nachdem sie eine ganze Region und ihre Wirtschaft vorübergehend lahmgelegt hatte. Ich stelle es mir bildhaft vor: Mitten in der Zahnarzt-Behandlung, im Unterricht, beim Kochen des Essens für hungrige Kinder, in der eiligen Erledigung einer termingebundenen Arbeit am Computer fällt der Strom aus. Wir haben es alle schon öfter erlebt. Und solche Zwischenfälle werden zunehmen. Zumal, wenn zu den ohnehin bestehenden Ursachen – Überlastung der Stromnetze, Internet-Störungen durch Hacking und Cyberwar, zunehmend extreme Naturereignisse – nun noch die Aktivitäten linker Mitbürger kommen.

Die „Vulkangruppe“ soll im letzten Jahrzehnt bereits mehrmals mit Hilfe von Brandanschlägen ihr flammendes Bekenntnis zum Guten und Progressiven vorgetragen haben. In ihrem Bekennerschreiben kündigt sie eine Fortsetzung des Kampfes an, ihr Ziel sei kein geringeres als die „komplette Zerstörung der Giga-Factory“ des „Technofaschisten“ Elon Musk. Inklusive Vernichtung der Arbeitsplätze – was das Schreiben nicht erwähnt. Ihr Zerstörungswerk bezeichnen die Aktivisten als „Leuchtfeuer gegen Kapital, Patriarchat, Kolonialismus und Tesla“.

Deutschland und die Welt dürfen sich auf weitere Erleuchtung gefasst machen: „Kein Tesla auf der Welt soll mehr sicher sein vor unserer flammenden Wut“ – eine Drohung gegen alle Besitzer von Wagen dieser Marke. Beliebig zu erweitern. Es gibt so vieles, was die Erleuchteten stören könnte. Denn dafür hält sich auch die „Vulkangruppe“: Die Licht-Metapher erscheint auffallend oft in ihrem Bekennerschreiben. Millionen „Leuchtfeuer“ werden darin angekündigt, bisher für die linken Brandstifter weitgehend folgenlos. Linke Brandstifter? Linksradikale, gewaltbereite, kriminelle Linke? Man wagt kaum, solche Wortverbindungen niederzuschreiben. Der Anschlag vom 5. März macht unweigerlich klar, dass es diese Leute gibt. Bisher können sie sich in Deutschland weitaus sicherer fühlen als andere Gesetzesbrecher. Was immer sie tun, welche Schäden sie anrichten – einen von der Regierung ausgerufenen „Kampf gegen links“ haben sie nicht zu befürchten.

 

Chaim Noll wurde 1954 unter dem Namen Hans Noll in Ostberlin geboren. Seit 1995 lebt er in Israel, in der Wüste Negev. Chaim Noll unterrichtet neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit an der Universität Be’er Sheva und reist regelmäßig zu Lesungen und Vorträgen nach Deutschland. In der Achgut-Edition ist von ihm erschienen „Der Rufer aus der Wüste Wie 16 Merkel-Jahre Deutschland ramponiert haben. Eine Ansage aus dem Exil in Israel“.

 

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