Die Khasaren-These und das jüdische Gen

  • von Roland M. Horn

Bereits hier habe ich klargestellt, dass die Behauptung, dass in Wirklichkeit die Khasaren, ein Turkvolk aus der Krim, das Legenden zufolge zum Judentum konvertiert ist, die Aschkenasim oder “Ostjuden”, waren, die 90 Prozent des heutigen Judentums stellten und somit keine Vorfahren in Judäa hätten und deshalb keinen Anspruch auf das heutigen Gebiet Israels hätten, nicht wahr ist.

Zu dem in dem o. g. Artikel publizierten Beweisen kommt die genetische Seite. Zivi Misinai, der sich mit genetischer Forschung beschäftigt, befindet sich laut einem Welt-Artikel vom 01.09.2010 seit Jahrzehnten in Judäa und Samaria auf der Suche nach den “Kindern Abrahams”. Er spürt, “die gemeinsamen Familienbande, die Juden wie Palästinenser umfangen.”. Misinai, ein Hich-Tech-Millionär, arbeitete mit Ethnologen und Anthropologen zusammen. Unter den Beduinen und Bauern in arabische Dörfern um Hebron fand er Spuren einer jüdischen Vergangenheit. Er stellt fest, dass im Dorf Jata jüdische Familien erst vor vier Jahrhunderten zwangsislamisiert wurden. Einige seien sogar heimlich zum Judentum konvertiert.

Wie es in dem Artikel weiter heißt, bestätigen Genetiker aus aller Welt und nicht nur aus Israel, auffallende genetische Gemeinsamkeiten zwischen den verfeindeten Völkern und – und jetzt wird es für uns so richtig interessant – dass gerade die askenasischen Juden aus Mitteleuropa den “Palästinensern” und jemenitischen Juden genetisch näher seien als beispielsweise die geografisch enger benachbarten Juden aus Nordafrika. Doch auch diese seien jüdischen Gruppen in anderen Teilen der Welt genetisch näher als den ihnen nah benachbarten Völkern. Das “jüdische Gen”, das Misinai suchte, konnte zwar nicht nachgewiesen werden, dafür aber auffallende genetische Ähnlichkeiten.

Gerade die Nähe der aschkenasischen Juden zu “Palästinensern” und jemenitischen Juden widerlegte die im Jahr vor der Veröffentlichung von Professor Shlomo Zand von der Tel Aviver Universität aufgebrachte Behauptung, “europäische Juden hätten ihre genetischen Wurzeln im Kaukasus. Demnach existiere das jüdische Volk genetisch nicht. Zand wollte zeigen, dass die Staatsgründung Israels nicht auf genetische Ursachen zu begründen ist…” Mit diesem Volk im Kaukasus meint Zand die Khasaren und die These, die Aschkenasim gingen auf konvertiere Khasaren zurück, fällt somit auch aufgrund dieser genetischer Erkenntnisse in sich zusammen.

Der Tagesspiegel beruft sich in einem Artikel vom 16.06.2010 auf gleich zwei Studien, die die gemeinsamen genetischen Wurzeln heute lebender Juden offenbaren. Im Wortlaut heißt es:

Wie die Wissenschaftler herausfanden, haben heutige Juden viele Gene von einer ursprünglichen jüdischen Bevölkerungsgruppe geerbt, die vor rund 3000 Jahren im Mittleren Osten lebte, in dem als Levante bezeichneten östlichen Mittelmeerraum. Damit sind die heute lebenden 13 Millionen Juden nicht nur durch Kultur und Religion, sondern auch durch ein gemeinsames biologisches Erbe miteinander verbunden.

Die Wissenschaftler verwendete die DNS-Chip- oder “Microarray”-Technik, anhand der es man das Erbgut verschiedener Personen sehr detailliert vergleichen kann, “angefangen von einzelnen ‘Buchstaben’ der Erbinformation DNS bis hin zu längeren Abschnitten. Auf DNS-Chips basierende Studien ermöglichen damit weitergehende Aussagen als bisherige Untersuchungen. Zuvor war das männliche Y-Chromosom und das Erbgut der nur von den Müttern weitergegebenen Mitochondrien benutzt worden, um die Genealogie der Juden zurückzuverfolgen.”

Es war Harry Osterer von der New York Universität, der die DNS von 237 Menschen untersuchte, “deren Familien seit Generationen jüdisch sind und die die großen Gruppen der Diaspora repräsentieren: die Aschkenasen, die vor Krieg und Holocaust in Nord- und Osteuropa heimisch waren und die heute überwiegend in den USA und Israel leben; die Sepharden, die in Spanien (bis 1492) und Portugal (bis 1497) ihre Heimat hatten und später ins osmanische Reich, nach Nordafrika und die Niederlande gelangten; und schließlich die orientalischen Juden.”

Die Erbinformationen dieser Personen verglich Osterer mit jener von 2800 Nichtjuden, wie aus seinem Bericht im American Journal of Human Genetics hervorgeht. Auch das Fachblatt Natur veröffentlichte eine Studie, die von Doron Behar vom Rambam Medical Center in Haifa stammt. An dieser Studie nahmen zwar weniger Personen teil, doch dafür wurden mehr Bevölkerungsgruppen berücksichtigt. Im Artikel heißt es weiter:

“In beiden Untersuchungen stellte sich heraus, dass die Juden der drei Diaspora-Gruppen sich genetisch näher sind als Nichtjuden der jeweils gleichen Region. Innerhalb jeder Gruppe waren die Personen so verwandt wie Cousins zweiten bis fünften Grades.”

Gerade die Nähe zwischen den heutigen Aschkenasen und Seharden kam für die Forscher überraschend, denn beide Zweige trennten sich vor langer Zeit. Wie es weiter heißt, haben beide Truppen zwischen 30 und 60 Prozent ihres Genoms von Europäern geerbt und könnten somit von Juden abstammen, die vor 800 v. Chr. in Norditalien heimisch waren und sich hier mit Italienern vermischten, denn das Genom von Sepharden und Aschekenasen stimmt deutlich mit dem italienischer Juden überein.

Ein weiterer Sargnagel für die “Khasaren-These”…

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