- von Yigal Carmon, MEMRI Daily Brief Nr. 732, 4. März 2025
- übernommen von Abseits vom Mainstream – HEPLEV
(zum Beitragsbild oben: Tahar ben Jelloun (Source: Rowher.saisonsdumonde.fr/mx/biographie-de-tahar-ben-jelloun.html, 7. Mai 2017)
Die Medien, die es besser wissen müssten, reden vom Tag nach dem Gaza-Krieg, als ob dieser von einer politischen Lösung für Frieden geprägt sein würde. Das ist das letzte, das nach dem Endes des Kriegs möglich sein wird, wenn und falls dieses eintritt. Arabische Haltungen sind enorm radikalisiert worden und der Grund dafür lautet, dass der Krieg im Gazastreifen und an Israels Nordgrenze in den Herzen der Palästinenser und der Araber neu Hoffnung hat aufsteigen lassen. Diese neue Hoffnung gründet auf der Überzeugung, dass Israel nicht so stark ist, wie sie dachten und es sich selbst dargestellt hat; und dass tatsächlich laut der Aussagen der Israelis selbst – in zahlreichen Fernsehsendungen – hätte die Hisbollah gemacht, was erwartet wurde, heißt: tausende Raketen am Tag aus ihrem Arsenal von 150.000 zu schießen und ihre Radwan Force loszulassen, um Galiläa anzugreifen, dann ist nicht klar, ob Israel heute immer noch existieren würde.
Die Araber also auch gelernt, dass Geiseln zu nehmen eine strategische Waffe ist, die gegen die mit westlichen Werten eingesetzt werden kann. Man sollte davon ausgehen, dass in jedem zukünftigen Krieg, in dem eine Seite westlich ist – egal, ob Israel oder irgendjemand sonst – diese Waffe eingesetzt werden wird.
Aus diesen Gründen ist die Chance eine erfolgreiche Vereinbarung zu erzielen, heute weit geringer als sie es früher war.
Zusätzlich haben die Araber angesichts der Katastrophen, die der Krieg gebracht hat, gelernt, dass die Verwendung von arabischen Zivilisten als menschliche Schutzschilde gegen Israel und ähnliche Feinde höchst effektiv ist. Der Grund ist, dass die westliche Welt am Ende nicht die Hamas dafür die Schuld gibt, Geiseln zu nehmen und die eigenen Leute als menschliche Schutzschilde zu benutzen, sondern Israel die Schuld gibt, weil es um sein Leben kämpft.
All das hab den Arabern und Palästinensern neue Hoffnung gegeben. Es ist noch nicht an der Zeit Frieden zu schließen – nur vorübergehende Vereinbarungen.
Angesichts dieser Situation gibt es zwei mögliche Vorgehensweisen: Eine ist die von Präsident Trump; und die andere ist die des israelischen Premierministers Netanyahu, Qatar, der Hamas und des US-Sondergesandten Steve Witkoff. Trumps Ansatz ist drastisch: Lasst alle Geiseln frei, sonst erwartet euch die Hölle. Oder, ohne Frieden, evakuiert alle aus dem Gazastreifen und macht daraus eine Riviera.
Im Gegensatz dazu steht die stufenweise Herangehensweise der Vereinbarungen – weiter fünf Geiseln, Freilassung weitere 10 Geiseln, eine weitere Kohorte mehrerer hundert palästinensischer Sicherheitshäftlinge, weitere 30 Tage, weitere 42 Tage. Das ist der vom Quartett Netanyahu-Qatar-Hamas-Witkoff bevorzugte Ansatz.
Ohne die Praktikabilität oder Moral diese beiden Ansätze zu bewerten und während viele gegen den Trump-Plan protestieren, er sei unmoralisch, aber nichts zur Unmoral des Hamas-Plans zu sagen haben alle Juden aus Israel wegzuschaffen, wenn sie gewinnt (heißt: die Juden, die das kommende Massaker überleben), ist an diesem Punkt eines klar: Es ist möglich, dass es keine Lösung gibt. Das ist unter anderem so, weil die arabischen Länder, einschließlich derer, die Friedensabkommen mit Israel unterschrieben haben – z.B. die VAE – kein wirkliches Interesse an Frieden mit Israel haben. Das ist so, nachdem Israel sich als Verräter erwies – nachdem nämlich die VAE Frieden mit Israel schlossen, ließ sich Israel auf Qatar ein, den Feind der VAE und der größte Sponsor islamistischen Terrors weltweit. Was Ägypten angeht, so will es lediglich einen fetten Anteil der Wiederaufbaugelder für den Gazastreifen einstreichen.
Morgen, am 4. März, wird die vom 27. Februar vertagte Kairo-Konferenz stattfinden. Heute sagen sie bereits, dass es am 6. März in Riyad eine weitere Konferenz geben wird. die Meinungsverschiedenheiten zwischen allen arabischen Elementen und den Palästinensern bezüglich der Zukunft sehen so aus, dass es schwer zu glauben sein wird, dass bei diesen Konferenzen etwas herauskommt.
Was sollte eine palästinensisch-arabische Konferenz besprechen, um Frieden zu erreichen?
Bevor man zu konkreten Lösungen kommt, muss eine prinzipielle Frage geklärt werden – nämlich die Frage ihres Umgangs mit Israel. Die Palästinenser stehen vor einer existenziellen Prüfung. Sie müssen die Tatsache anerkennen, dass das jüdische Volk tief im Land verwurzelt ist, das vor 2.000 Jahren ihnen gehört; und dass die Juden diese Verbindung trotz der gewalttätigen Angriffe der Palästinenser weiter ausdehnen können. Damit müssen die Palästinenser, um zu retten, was von Palästina übrig ist, die Idee komplett aufgeben, in das Israel von vor 1967 zurückzukehren – die Rückkehr, die Jahrzehnte lang von der UNO über die UNWRA propagiert wurde und die das Ende Israels bedeutet. Keine andere Gruppe Flüchtlinge hat jemals eine solche Vorstellung innerhalb ihrer Gemeinschaft genährt – einzig die Palästinenser.
Die Palästinenser müssen ihren Denkansatz zu Israel und den Juden ändern. Selbst dann ist ihre Zukunft als Volk nicht gesichert. Diese Entscheidung ist höllisch schwer – aber sicher ist, dass sie, wenn sie sie nicht treffen, nach fast 77 Jahren der Existenz Israels als Volk verloren sein werden.
Sie können vom Zionistenführer David Ben-Gurion lernen, der bereit war jeden Teilungsplan anzunehmen, so unvollkommen dieser auch war. Sie können auch vom Zionistenführer Yigal Alon lernen, der dabei blieb, dass diese unser Land ist, was aber nicht hieß, dass es nicht aus humanitären Gründen geteilt werden könne.
Diese Entscheidung ist dringend erforderlich. Werden die Palästinenser genau jetzt, bevor der Krieg mit voller Kraft wieder aufgenommen wird, die Kraft haben eine solche Entscheidung zu treffen? Offenbar nicht. Die Juden akzeptierten es erst, nachdem die jüdische Führung – Ben-Gurion, Allon es machten, weil die Juden bereit 2.000 Jahre Leid und Verfolgung erlebt hatten, die im Holocaust gipfelten und sie sich für Überleben und Menschlichkeit entschieden. Für die Hamas und die Palästinenser, wie für die meisten Araber, ist ihre politische Kultur die von Sieg und der Islam ist eine Religion des Machtgewinns und des Triumphs. Überleben und Menschlichkeit sind in ihrer politischen und religiösen Kultur nicht so eingebettet, wie sie es für die Juden sind.
Zwei Wochen nach Kriegsbeginn, am 23. Oktober 2023, habe ich einen Artikel mit dem Titel „Über die Zukunft“ veröffentlicht. Darin schrieb ich, dass der Krieg etwa ein Jahrzehnt weitergehen würde. Als ich gefragt wurde, warum ich so pessimistisch sei, sagte ich: „Pessimistisch? Ich bin realistisch. Er könnte noch viel länger dauern.“
Der angesehene marokkanische Intellektuelle Tahar ben Jelloun, Idol der Linken in Europa, drückte es betrübt, aber ehrlich so aus: „Die Sache der Palästinenser starb am 7. Oktober 2023, ermordet von fanatischen Elementen, die in einer islamistischen Ideologie der schlimmsten Sorte versunken sind.“