10 Menschen sterben bei einem gezielten Angriff auf eine Chanukka-Zeremonie am Bondi Beach. Unter den Opfern: der Chabad-Gesandte Rabbi Eli Schlanger. Der Schock reicht weit über Australien hinaus.
Das Fest des Lichts wurde zu einem Tag der Finsternis. Was als fröhliches Entzünden der Chanukka-Kerzen am Bondi Beach begann, mündete in das schlimmste Attentat auf jüdisches Leben in Australien seit Generationen. Hunderte waren gekommen, Familien mit Kindern, Menschen aus der Gemeinde und Besucher, die gemeinsam ein Zeichen des Zusammenhalts setzen wollten. Doch binnen Sekunden verwandelte sich der Küstenabschnitt von Sydney in eine Szene, die man eher aus Kriegsgebieten kennt.
Mindestens 10 Menschen verloren ihr Leben, weitere wurden verletzt. Unter den Toten befindet sich Rabbi Eli Schlanger, der seit Jahren das jüdische Leben in Australien stärkte und mit seiner Arbeit Menschen Orientierung, Halt und Würde gab. Sein Tod ist ein Schlag für die gesamte Gemeinschaft. Augenzeugen berichten, der Angriff sei völlig unvermittelt erfolgt. Zuerst hielten viele die ersten Schüsse für Feuerwerk. Erst als panische Schreie durch die Menge gingen, wurde das Ausmaß der Gefahr sichtbar. Einer der Täter feuerte von einer Überführung hinab in die Menschenmenge. Ein Video zeigt, wie ein Zivilist sein Leben riskierte, um einen der Angreifer zu überwältigen.
Die australische Polizei spricht von einem laufenden Großereignis und hat zwei Verdächtige festgenommen. Einer der mutmaßlichen Täter wurde als Nerwid Akram identifiziert. Behörden durchsuchten sein Wohnhaus und prüfen Verbindungen zu extremistischen Milieus. Klar ist: Die offensichtliche Zielrichtung der Tat war jüdisches Leben. Damit ist eine Grenze überschritten, die viele Australier für unvorstellbar hielten. Die größte Stadt des Landes erlebt einen Moment des Erwachens, den manche bereits als Wendepunkt bezeichnen.
Die jüdische Gemeinschaft reagiert fassungslos. Viele berichten von einem Klima, das sich seit dem Massaker der Hamas am siebten Oktober weltweit verändert hat. Antisemitische Übergriffe und Bedrohungen haben in Australien deutlich zugenommen. Was lange als eines der sichersten Länder für Juden galt, steht nun vor einer bitteren Erkenntnis: Worte der Warnung wurden wiederholt ausgesprochen, doch politischer Wille, den Entwicklungen mit klaren Maßnahmen zu begegnen, blieb zu oft aus. Der israelische Botschafter zeigte sich tief erschüttert und sprach offen von einem Versagen der Verantwortlichen, die Gefahr ernst genug zu nehmen.
Auch in Jerusalem verfolgt man die Bilder mit Entsetzen. Präsident Isaac Herzog unterbrach eine Zeremonie, als ihn die Nachricht erreichte. Seine Worte machten deutlich, wie eng Israel und die jüdische Diaspora in diesen Tagen miteinander verbunden sind. Der Angriff richte sich nicht nur gegen eine Gemeinde, sondern gegen die Identität eines Volkes, das seit Jahrhunderten mit Verfolgung lebt und dennoch unbeirrt seine Feste feiert. Chanukka steht für Mut und für das Beharren auf Freiheit. Dass ein solches Fest zum Ziel eines Anschlags wird, ist eine schmerzliche Erinnerung daran, wie fragil diese Freiheit für Juden auf der ganzen Welt geblieben ist.
Die Lage in Sydney bleibt angespannt. Die Ermittlungen laufen, während die Gemeinde beginnt, ihre Toten zu betrauern. Doch über allem bleibt eine Frage, die Australien nicht mehr ignorieren kann: Wie schützt ein demokratisches Land seine jüdischen Bürger in einer Zeit, in der Antisemitismus längst wieder in die Mitte westlicher Gesellschaften zurückgekehrt ist. Die Antwort darauf wird bestimmen, wie die Geschichte dieses Tages geschrieben wird und ob das Land bereit ist, den Bedrohungen mit entschlossenem Handeln zu begegnen.

