Der Drang den Status quo auf dem Tempelberg zu bewahren: Niemand erkennt, dass es keinen gibt

* von Daled Amos, Elder of Ziyon
* Übernommen von Abseits vom Mainstram – Heplev

Jerusalem im Allgemeinen und der Tempelberg im Besonderen, sind nach wie vor Blitzableiter der Kontroverse, die droht in Gewalt auszubrechen.

Erst diesen Monat gab das Weiße Haus nach einem Treffen Bidens mit König Abdallah II. von Jordanien eine Erklärung aus, in der es u.a. heißt:

Der Präsident bestätigte seine nachdrückliche Unterstützung einer Zweistaatenlösung für den israelisch-palästinensischen Konflikt und führte die Notwendigkeit an, den historischen Status quo auf dem Haram al-Scharif/Tempelberg zu erhalten. [Hervorhebung hinzugefügt]

Nicht so schnell.

In dem für die Jerusalem Post verfassten Artikel Protecting the Status of the Temple Mount in Jerusalem (Wahrung des Status des Tempelbergs in Jerusalem) schreibt Nadav Shragai über den ursprünglichen „Status quo“, der 1967 von dem damaligen Verteidigungsminister Mosche Dayan konzipiert wurde.

Während Israels Erfolg bei der Wiedervereinigung Jerusalems und der Übernahme der Kontrolle über den Tempelberg ein aufregender Moment war, der Juden mit Stolz erfüllte, war

Dayan hingegen von anderen Überlegungen motiviert, die solche Emotionen beiseite schoben: Auf beiden Seiten des israelisch-arabischen Konflikts gab es tiefsitzende religiöse Komponenten, die sich mit nationalistischen Grundlagen vermischten. Auf der israelischen wie auf der arabischen Seite hatten die beiden Religionen – Judentum und Islam – zahllose Kämpfe zwischen den beiden Seiten genährt.

Dayan betrachtete sich als verpflichtet zu versuchen eine Barriere zwischen Religion und Nationalismus zu schaffen und Situationen zu verhindern, in denen der Konflikt anfällig dafür war einen religiösen Farbton zu übernehmen. Er glaubte, dass es möglich war dem Islam zu gestatten seine religiöse Souveränität über den Berg zum Ausdruck zu bringen – religiöse Souveränität, im Unterschied zu nationaler Souveränität. Dayan glaubte, dass es auf diese Weise möglich sein würde, den israelisch-arabischen Konflikt auf den national-territorialen Bereich zu einzugrenzen, womit das Potenzial des Konflikts zu einem religiösen zu werden aussortiert würde.

Mit der Erlaubnis, dass Juden den Tempelberg besuchen dürfen, versuchte Dayan Forderungen nach jüdischem Gebet und religiöser Souveränität über den Berg einzudämmen; indem die religiöse Souveränität auf dem Tempelberg den Muslimen gegeben wurde, glaubte Dayan, er schwäche die Bedeutung des Ortes als Mittelpunkt des palästinensischen Nationalismus.

Diese Situation ist ein Status quo, der mehrere wichtige Veränderungen durchgemacht hat. Zum Beispiel:

  • Einschränkung von Besuchen durch Juden: Der ursprüngliche Status quo hielt Juden davon ab auf dem Tempelberg zu beten, erlaubte ihnen aber den Ort zu besuchen.  Heute werden Juden im Gegensatz dazu oft vom Besuch des Berges abgehalten (auch ohne dort zu beten) oder solche Besuche werden beträchtlich eingeschränkt.
  • Erweiterung der muslimischen Gebetsbereiche: Als der Status quo eingerichtet wurde, beteten die Muslime nur in der Al-Aqsa-Moschee. Im Verlauf der Jahre wurden ihre Gebetsbereiche auf dem Berg enorm ausgeweitet – zuerst auf den Felsendom, der ursprünglich keine Moschee war, sondern ein Gedenkschrein … Im Jahr 2000 begannen Muslime zwei zusätzliche Gebetsbereiche auf dem Gelände zu nutzen: die Ställe Salomos in einem unterirdischen Bereich im südöstlichen Teil des Berges, wo die Waqf einrichtete, was als Marwani-Moschee bekannt wurde, sowie einen Teil der Al-Aqsa-Moschee aus einer früheren Periode, der unter der bestehenden Al-Aqsa-Moschee liegt. Ähnlich wurde ein großer Abschnitt des Tempelberggeländes gepflastert und dient in der Praxis als private Gebetsstätte für zehntausende Besucher, in erster Linie an muslimischen Feiertagen.
  • Die Einbeziehung Jordaniens bei der Verwaltung des Tempelbergs: Der ursprüngliche Status quo gewährte Jordanien eine Beteiligung an der Verwaltung des Tempelbergs über die Schirmherrschaft der Waqf, die ein Zweig des jordanischen Ministeriums für Heiliges Eigentum war. Jordanien ist in der Praxis der offizielle Arbeitgeber der Waqf-Arbeiter auf dem Tempelberg und zahlt ihre Gehälter. Heute ist der Einfluss Jordaniens auf den Tempelberg enorm ausgeweitet worden … Heute erstreckt sich der jordanische Einfluss de facto sogar auf die Art und Weise, wie die israelische Polizei sich auf dem Tempelberg verhält.

Heute benutzen die Muslime den Namen „Al-Aqsa“ nicht nur als Bezeichnung der Moschee, die den Namen trägt – jetzt verwenden sie den Begriff auch um das gesamte Gebiet auf dem Tempelberg zu definieren, einschließlich der Westmauer.

Shragai formuliert es so:

Von vielen Standpunkten aus ist der vom damaligen Verteidigungsminister Mosche Dayan 1967 formulierte Status quo tot. Die öffentliche Debatte bezieht sich aber weiterhin auf den Status quo, als sei er immer noch am Leben und bindend.

Trotz aller Bemühungen Dayans gingen muslimische Bemühungen die jüdische Verbindung zum Tempelberg zu leugnen weiter und gewannen an Fahrt. 2016 verabschiedete die UNESCO eine Resolution, die anerkannte, dass Jerusalem für Judentum, Christenheit und Islam heilig sei. Allerdings beinhaltete sie einen Sonderabschnitt zum Tempelberg, mit dem behauptet wurde, dass der Tempelberg dem Islam heilig sei, weil ausgelassen wurde, dass er auch den Juden heilig ist. Die muslimischen Namen Al-Aqsa-Moschee und Haram al-Scharif werden verwendet, aber nicht der Begriff Har HaBayit und noch nicht einmal Tempelberg.

Im folgenden Jahr sagte UNO-Generalsekretär Antonio Guterres in einem Interview mit Israel Radio, es sei „völlig klar, dass der Tempel, den die Römer in Jerusalem zerstörten, ein jüdischer Tempel war“; er fügte an, dass „niemand die Tatsache bestreiten kann, dass Jerusalem heute den drei Religionen heilig ist“, auch dem Judentum.

Die palästinensischen Araber reagierten mit der Forderung Guterres solle sich für die Leugnung des von der UNESCO genehmigten Monopols der Muslime auf dem Tempelberg entschuldigen.

Offenbar soll Israel Guterres dankbar sein, dass dem Judentum erlaubt wird eine der drei Religionen mit einem Anspruch auf Jerusalem zu sein.

Matti Friedman schreibt in The Treasure of the Jews [der Schatz der Juden], dass das tieferliegende Problem „eines ist, das viele westliche Beobachter mit ihrem Narrativ einer Stadt „die drei Religionen heilig ist“ betrifft – nämlich dem Versäumnis die einzigartige Zentralität Jerusalems im Judentum zu begreifen oder zuzugeben, dass die Stadt nur deshalb von Interesse ist, weil sie zuerst den Juden heilig war“.

Es ist unmöglich die Stadt zu verstehen, ohne zu begreifen, dass Jerusalem im Zentrum des jüdischen Bewusstseins existiert hat, seit Rom ein Dorf am Tiber war und dass es in keiner anderen Religion diese Rolle gespielt hat. Für die Christenheit ist Jerusalem wichtig, weil Jesus und seine Jünger Juden waren, die um das rituelle jüdische Zentrum auf dem Tempelberg kreisten. Der Islam baute den Felsendom, weil er der Standort des jüdischen Tempels war. Beide imperialen Religionen haben wichtigere Städte an anderen Orten, kamen aber mit Architekten und Steinmetzen her, um einen physischen Ausdruck eines Anspruchs zu schaffen, der für beide zentral war – dass sie die zahlenmäßig unbedeutenden, aber historisch eindrucksvollen Einheimischen Judäas ersetzt hatten.

Wenn Organisationen in der UNO wie die UNESCO sich nicht eifrig damit beschäftigen von ihren Mitgliedern manipuliert zu werden die Legitimität – wenn nicht gar unverblümt die Existenz – Israels anzugreifen, fallen solche Organisationen auf Plattitüden über die Gleichbehandlung der drei monotheistischen Religionen zurück, die eine gemeinsame, gleichberechtigte historische Verbindung zu Jerusalem teilen.

Friedmann hält aber fest:

Diese Vorstellung – dass alle Denksysteme und Kulturen austauschbar und jedermanns Ideen gleichberechtigt sind – ist an sich eine religiöse Idee, das Produkt eines bestimmten Augenblicks im westlichen Denken und eine, die etwas strengere Selbstprüfung ihrer Anhänger vertragen könnte.

Das ist dieselbe Art von Gleichheit, die palästinensischen Arabern angeboten wird, die als heimisch beschrieben werden. Das ist ziemlich großzügig, bedenkt man, dass ihre Wurzeln, Geschichte, Sprache und Kultur alle aus dem Arabischen herrühren – anders als die Juden, die ein Produkt des Landes Judäa sind.

Das ist der Grund, dass die Verbindungen des jüdischen Volks zum Land mehr ist als nur eine Frage der Zeit.

Laut Allen Z. Hertz, einem früheren ranghohen Berater des kanadischen Premierministers zu Eingeborenen-Angelegenheiten, sind Juden nicht einfach nur im Land Israel heimisch – sie sie Eingeborene:

Von allen noch existierenden Völkern haben die Juden den stärksten Anspruch das Eingeborenenvolk von Eretz Israel zu sein. Dort entstanden die hebräische Sprache (das biblische Hebräisch: yehudit יהודית) und das Judentum, was zur Geburt rund vor 2.600 Jahren als eigenständiges Volk führte, das sich als Yehudim (יהודים) identifiziert. Früher war das Heilige Land Heimat ihrer direkten Vorfahren, darunter berühmte Persönlichkeiten wie die Könige Saul, David und Salomo. Es gab auch andere lokale Völker – wie die Philister, Phönizier, Ammoniter, Moabiter, Edomiter und Samariter. Aber mit Ausnahme der wenigen überlebenden Samaritaner sind alle diese andere antiken Völker lange verschwunden.

Was ist mit dem arabischen Volk? Das große arabische Volk der Geschichte ist in Arabien eingeboren, nicht im Heiligen Land. Das Judentum, die hebräische Sprache und ein sich als „jüdisch“ identifizierendes Volk waren bereits tausend Jahre vor der Ethnogenese des arabischen Volks in Arabien (ca. 600 n.Chr.) in Eretz Israel vorhanden, dessen Geburt ungefähr so alt ist wie das Entstehen des Islam und des klassischen Arabisch.

Oder wie Friedman es formuliert:

Wenn du dich bis unter die islamischen und christlichen Schichten der Stadt durchgräbst, dann wirst du feststellen, dass sie jüdisch ist.

Wird von Juden erwartet, dass sie dankbar sind, wenn ein UNO-Beamter anerkennt, dass Juden einen gleichen Anteil an Jerusalem haben, wenn schon die Heiligkeit Jerusalems selbst aus dem Judentum stammt?

Eine Hauptursache der Änderung des Status quo auf dem Tempelberg ist die Leichtigkeit, mit der zu arabischer Gewalt aufgestachelt worden ist und dazu die Überzeugung, mit der mit mehr Gewalt angedroht wird. Es reicht nicht, dass Israel die Geschichte und die Verbindung zu Jerusalem und dem Tempelberg hat.

Ohne den Willen und die Fähigkeit für die besondere Verbindung zwischen dem jüdischen Volk und dem Tempelberg einzustehen wird der Status quo sich weiter gegen die Juden verändern.

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