- von Roland M. Horn
Neben der Evolutionstheorie mit all ihren Kompromissthesen (Theistische Evolution, Intelligent Design) und der klassischen Schöpfungslehre (dem Kreationismus) existiert weitgehend ungeachtet eine Variante der Schöpfungstheorie, die den Namen „Resititutionstheorie“, „Lückentheorie“ oder (im Englischen „Gap Theory„) trägt. Sie basiert auf der Aussage, dass zwischen 1. Mose 1,1 („Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde“) und 1. Mose 1,2 („Und die Erde war wüst und leer, und Finsternis lag über der Tiefe, und der Geist Gottes schwebte über dem Wasser“) ein Lücke klafft, die Millionen von Jahren lang sein kann. Gott hat demnach zwar die Schöpfung strikt nach der Bibel innerhalb von sechs Tagen abgeschlossen, doch davor lag eine unbestimmte Zeit, so dass die Erde durchaus sehr alt ist, wie die Wissenschaftler heutzutage annehmen. „Im Anfang“ habe Gott eine perfekte Erde geschaffen, denn Gott schaffe keine „wüste und leere“ Erde. Danach geschah eine Katastrophe, die im Allgemeinen mit dem Fall Luzifers identifiziert wird, und dann wurde die Erde wüst und leer. Danach beginnt die Schöpfungsgeschichte, wie wir sie kennen, doch im Grund war sie nur eine Neuschöpfung.
Der erste Autor, der Derartiges andeutete, war Papias von Hierapolis, der schrieb: „Einigen von ihnen [Engeln] gab er die Herrschaft über die Anordnung der Welt, und er beauftragte sie, auch ihre Herrschaft auszuüben … aber es kam vor, dass ihre Anordnung zu nichts führte.„1https://de.vvikipedla.com/wiki/Gap_creationism Im 3. Jahrhundert n. Chr. war es Origenes aus Alexandria, der konkret von zwei Schöpfungen und einer Lücke zwischen beiden sprach: Die erste war ein geistiges Reich, die zweite ein physisches, wobei er nicht wusste, was konkret die erste Schöpfung war. Die Lückentheorie wurde gegen Ende des 18. und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts immer populärer, weil der neue Wissenschaftszweig Geologie eine ältere Erde forderte, als es die damalige Interpretation des 1. Buches Mose zuließ.
Der Theologe und politischer Ökonom Thomas Chalmers, sowohl der Führer der Church of Scotland und der Free Church of Scotland, genannt der größte Kirchenmann des 19. Jahrhunderts war derjenige, der die Lückentheorie populär machte. Er schrieb:
„Meine eigene Meinung, wie sie 1814 veröffentlicht wurde, ist, dass sie [1. Mose 1:1] keinen Teil des ersten Tages bildet, sondern sich auf eine Zeit unbestimmten Alters bezieht, als Gott die Welten aus dem Nichts erschuf. Der Beginn des Arbeit des ersten Tages halte ich für die Bewegung des Geistes Gottes auf dem Wasser. Wir können der Geologie die größte Zeitspanne erlauben … ohne auch nur die Buchstäblichkeit der mosaischen Aufzeichnungen zu verletzen.“2zit n. https://en.wikipedia.org/wiki/Gap_creationism nach McIver T., Formless and Void: Gap Theory Creationism, Creation Evolution Journal (8)3, 1988, p. 6
Steven M. Collins, Leiter des Evangelistic Two-House Information Center E.T.H.i.C hat sich dem Thema in einem längeren Artikel mit dem Namen „IS THE EARTH 6000 YEARS OLD?“ ausgiebig beschäftigt.
Am Anfang des Artikels legt er Wert auf die Feststellung, dass er Christ und Biblizist sei und somit glaubt, dass der Schöpfer Autor der Bibel ist, die er im Original für unfehlbar hält. Insofern schließt er sich auch der Meinung anderer Bibelfundamentalisten an, die der Ansicht sind, dass die menschliche Spezies, die jetzt auf dieser Erde lebt, nicht älter als 6000 Jahre sein kann. Ebenfalls hält er an Dogma der wörtlichen Schöpfung innerhalb von sechs 24-Stunden-Tagen fest. Die Erde allerdings sei deutlich älter. In der oben angesprochenen zeitlichen Lücke könnten sich tatsächlich Millionen oder Milliarden von Jahren verstecken. So könnten beispielsweise die Dinosaurier trotz wörtlicher Auslegung der Schöpfungsgeschichte in jenen Zeiträumen gelebt haben, in denen sie von der aktuellen Mainstream-Wissenschaft vermutet werden.
Bezüglich der Annahme der Lücken-Theorie weist Collins darauf hin, dass das Universum nicht am ersten Schöpfungstag geschaffen wurde. Kein Wunder, denn seiner Ansicht nach existierte es bereits lange Zeit vorher! Sie habe sich bereits seit langer Zeit um ihre Achse und um die Sonne gedreht, nur das Licht und somit Tag und Nacht seien erst am ersten Schöpfungstag hinzugekommen. Was er tat, sei schlicht, die Tageslicht- und Nachtabschnitte an einem 24-Stundentag zu schaffen, in dem er das Licht von der Dunkelheit „trennte“. Vorher herrsche eine allgegenwärtige Dunkelheit.
Collins behauptet, das hebräische Wort für „Tiefe“, über die vor der Schöpfung die Finsternis schwebte sei das gleiche, das auch für die Ozeane der Erde während der Zeit nach der Erschaffung des Menschen verwendet wird.
„Wo warst Du, als ich die Erde gründete? Teile es mit, wenn du Einsicht kennst! Wer hat die Maße bestimmt, wenn du Einsicht kennst? Oder wer hat über ihr die Messschnur ausgespannt? Worauf sind ihre Sockel eingesenkt? Oder wer hat den Eckstein gelegt, als die Morgensterne miteinander jubelten und alle Söhne Gottes jauchzten? Wer hat das Meer mit Türen verschlossen, als es hervorbrach, dem Mutterschoß entquoll, als ich Gewölk zu seinem Gewand machte und Wolkendunkel zu seinen Windeln und ich meine Grenze zog und Riegeln und Türen einsetzte und sprach: Bis hierher kommst du und nicht weiter, und hier soll aufhören der Stolz deiner Wellen?“ (V. 4-12)
Collins sieht auch einen Hinweis auf die vereisten Polkappen, wenn er auch die Verse 29-30 hinweist, wo es nach der o. g. Übersetzung heißt: „Hat der Regen einen Vater, oder wer hat die Tautropfen gezeugt? Aus wessen Schoß kommt das Eis hervor, und des Himmels Reif, wer hat ihn geboren, wenn sich das Wasser wie in einem Stein versteckt hält und die Fläche der Tiefe fest gefügt ist?“ In Vers 33 fragt Gott Hiob, was er denn über die Ordnungen (Gesetze?) des Himmels wüsste. „Mit anderen Worten, Gott fragt Hiob, ob er die Gesetze des Universums kennt, die seine Bewegungen und seine Zusammensetzung regeln.“, schreibt Collins.
Eine weitere Bibelstelle auf die Collins verweist, ist Jesaia 45, wo Gott auf die Zeit verweise, als er ursprünglich die Himmel und die Erde geschaffen hat. In Vers 12 sagt Gott zu Hiob: „Ich, ich habe die Erde gemacht und den Menschen auf ihr geschaffen. Ich (war es), meine Hände haben den Himmel ausgespannt und all seinem Heer habe ich Befehl gegeben.“ Und in V. 18 sagt Gott: „Denn so spricht der HERR, der den Himmel geschaffen hat – er ist Gott – der die Erde gebildet und gemacht hat. Er hat sie gegründet, nicht als eine Öde hat er sie geschaffen,(sondern) zum Bewohnen hat er sie gebildet: Ich bin der HERR, und sonst gibt es keinen (Gott)!“
Collins kommentiert:
„Beachten Sie, dass, während dieser Vers behauptet, Gott habe Himmel und Erde und den Menschen auf dieser Erde geschaffen, Gott nicht sagt, dass er die Menschheit auf der Erde geschaffen hat, sobald die Erde geschaffen wurde.“
Collins bemerkt dazu, dass es sehr wichtig sei, festzustellen, dass Gott sagte, dass er die Erde, als er sie ursprünglich schuf, nicht sinnlos erstellte, sondern zu dem Zweck, dass sie bewohnt werden solle. Hiob 38 lege nahe, dass, als die Erde erschaffen wurde, sie so schön war, dass die „Morgensterne“ vor Freude jauchzen. Er bezweifelt, dass diese „Morgensterne“ und „Söhne Gottes“ – was immer man darunter zu verstehen habe – gejauchzt hätten, wenn sie eine wüste und leere Erde mit einer Dunkelheit über einer Tiefe gesehen hätten. Eher hätten sie gejauchzt, wenn die Erde bereits damals „gut“ war, genauer gesagt, Gott sie in einem Zustand, in dem sie vor Leben wimmelte, geschaffen hätte.
Collins schließt also, dass bei Hiob und Jesaja die ursprüngliche Schöpfung der Erde und des Universums geschildert wird, die der Schöpfungswoche voranging. Das hebräische Wort, das in der Jesaia-Stelle verwendet würde, ist ihm zufolge das gleiche, das in 1. Mose 1 verwendet wird. Hiob 38:9 erwähne die ursprüngliche Schöpfung der Erde einschließlich der Wolken, die dort erwähnt werden. Dies bedeutet nichts anderes, als dass die Atmosphäre der Erde über atembare Luft und eine Wasserkreislauf samt Verdunstung und Kondensation in Wolken und Regenfall auf die Erde verfügte. Wie wir gelesen haben, zog Gott seine Grenze, setzte Riegeln und Türen ein, und verhinderte, dass die Wellen „weitergingen“ – Wellen brechen an Stränden trockenen Landes und gehen „nicht weiter“, während das Wasser zum Ozean zurückkehrt. Sowohl die Gravitation als auch der Luftdruck halten die Wasserspiegel an ihrem Platz, was bedeute, dass diese beiden Gesetze bereits existierten, als Gott die Erde ursprünglich erschuf.
Nun wird aber ein Hiob 38,9 ein „Wolkendunkel“ erwähnt (ELB; oder „dunkle Nebel“ nach der Menge-Übersetzung 1949/84; Collins spricht von einer „dichten Dunkelheit (Thick darkness)“ und glaubt, dass sich dies auf den normalen Nachtabschnitt der Erdrotation in seiner Achse bezieht. Die Dunkelheit, die in 1. Mose 1,2 erwähnt wird, sei endlos gewesen und diese Darstellung erwähne eine überflutete Erde, die kein trockenes Land mehr hatte, was dadurch bestätigt würde, dass es in 1. Mose 1:9 heißt, dass Gott während der Sechs-Tage-Schöpfung trockenes Land erschienen ließ. (Tatsächlich wird in der Menge-Übersetzung 1. Mose 1:2 folgendermaßen übersetzt: „[…]die Erde war aber eine Wüstenei und Öde, und Finsternis lag über der weiten Flut…“ Die ursprüngliche Erde kann aber Collins zufolge noch nicht überflutet gewesen sein, denn dort jauchzten ja die „Morgensterne“ und „Söhne Gottes“ über das gelungene Werk. Sie hätten sich deswegen so sehr gefreut, weil Gott eine atemberaubende Welt geschaffen hat, auf der sie leben sollten.
Wer waren diese Wesen? Nach Collins Ansicht können es nur Engel/geistige Wesen gewesen sein, die bereits vor der Erschaffung des physischen Universums lebten. Das Wort „Stern“ würde in der Bibel mehrmals als Synonym für Engel verwendet. So weist er auf Offenbarung 1,20 hin, wo es heißt: „(Was) das Geheimnis der sieben Sterne, die Du auf meiner Rechten gesehen hat, und die sieben goldenen Leuchter (betrifft): Die sieben Sterne und Engel der sieben Gemeinden, und die sieben Leuchter sind sieben Gemeinden„; sowie auf Offenbarung 12,3-4. Hier heißt es: „Und es erschien ein anderes Zeichen im Himmel: Und siehe, ein großer, feuerrote Drache, der sieben Köpfe hatte; und sein Schwanz zieht den dritten Teil der Sterne des Himmels fort, und er warf sie auf die Erde.“ (Beide Bibelstellen nach ELB). Hier wird Collins zufolge und der Meinung anderer Bibelfundamentalisten der Fall Satans (der vor seinem Fall „Luzifer“ hieß), geschildert, der ein Drittel der Engel (die späteren Dämonen) mit sich zog. In Jesaia 14:12-15, ist ebenfalls von einem gefallenen „Stern“ die Rede, den Collins als Luzifer identifiziert. Im Wortlaut heißt es:
„Wie bist du vom Himmel gefallen, du schöner Glanzstern, Sohn der Morgenröte! Wie bist du zur Erde geschmettert, Überwältigter der Nationen. Und du sagtest in deinem Herzen: ‚Zum Himmel will ich hinaufsteigen, hoch über den Sternen Gottes meinen Thron aufrichten und mich niedersetzen auf den Versammlungsberg im äußersten Norden. Ich will hinaufsteigen auf Wolkenhöhen, dem Höchsten mich gleichmachen.‘ Doch in den Scheol wirst du hinabgestürzt, in die tiefste Grube.“ (ELB)
Judas 13 ist eine weitere Stelle, die Collins als Beleg anführt. Dort heißt es: […], wilde Meereswogen, die ihre eigenen Schändlichkeiten ausschäumen, Irrsterne, denen das Dunkel der Finsternis in Ewigkeit aufbewahrt ist.“ Dies beziehe sich ebenfalls auf die Dämonen. In einer Rebellion gegen Gott sind nach Collins bis zu vielen Millionen Engel verwickelt, was er aus Offenbarung 5:11 schließt, wo es heißt: „Und ich sah: Und ich hörte eine Stimme vieler Engel rings um den Thron her und um die lebendigen Wesen und um die Ältesten, und ihre Zahl war Zehntausende mal Zehntausende und Tausende mal Tausende, […]“ Man könnte hier an eine Übertreibung denken oder schlicht eine grobe Schätzung oder gar Erfindung des Autors der Offenbarung, doch Collins, der ja an die wörtliche Inspiration der gesamten Bibel glaubt, tut das natürlich nicht.
Der verweist vielmehr auf Judas 6 , wo es heißt: „[…]und Engel, die ihren Herrschaftsbereich nicht bewahrt, sondern ihre eigene Behausung verlassen haben, hat er zum Gericht des großen Tages mit ewigen Fesseln unter Finsternis verwahrt,[…]“
Diese rebellischen Engel mussten also ihr Wohnstätte verlassen? Und wo war die? Wenn wir Collins fragen, gibt der zitierte Vers aus Jes. 14:12-15 zusammengenommen mit Judas 6 die Antwort. Luzifer wollte aus seiner eigenen Behausung (s. Judas 6) auf Wolkenhöhen hinaufsteigen, wie es bei Jesaja heißt, und unter den Wolkenhöhen liegt nun mal die Erde! Colins zufolge war ihm die Erde anvertraut. Als Luzifer also aufstieg, wurde er besiegt und zurück zur Erde geschleudert.
Im Zuge dieses himmlischen Kriegs wurde die Erde jedoch zerstört, wie Collins meint. Der nun Satan (Widersacher) genannte Luzifer wurde, wie Judas sagt, in Ketten unter Finsternis verwahrt, während Judas 13 sie mit „wandernden Sternen“ [im Org. „wandering stars“] „inmitten der tobenden Wellen des Meeres“ vergleicht, die ihre eigene Schande ausschäumen. In deutschen Übersetzungen ist meist von „Irrsternen“ die Rede, doch die von der Neue-Welt-Übersetzung von 1985/1989 verwendete Wendung „Sterne ohne festgesetzte Bahn, denen für immer die Schwärze der Finsternis aufbehalten ist“ kommt der Wendung aus der von Collins verwendeten Bibel recht nahe.
Nach dem „himmlischen Krieg“, den Luzifer und seine Anhänger verloren, wurde die Erde also wüst und leer, bevor die Schöpfungswoche begann, sagt Collins. Dem Wörtern „wüst“ liegt das hebräischen Wort „tohu“ zugrunde, was auch „Einöde“, „Wildnis“ oder „leerer Ort“ bedeuten könne, und Collins weist abermals darauf hin, dass nach Jesaja 45:18 die Erde nicht in einem „tohu“-Zustand geschaffen wurde, sondern in einem bewohnbaren; demnach wurde die Erde „tohu“. Die Erklärung finde sich in Jesaja 14, Hesekiel 28 und Offenbarung 12:4. In Hes. 28 richtet Gott gegenüber Hesekiel den Fürsten von Tyrus und spricht von dessen Glanz und der Entweihung desselben und dass er in die Grube hinabgestoßen würde. Dann sagt er aber plötzlich:
„du warst in Eden, dem Garten Gottes, aus Edelsteinen jeder (Art) war deine Decke, Karneol, Topas und Jaspis, Türkis, Onyx und Nephrit, Saphir, Rubin und Smaragd; und Arbeit in Gold waren deine Ohrringe und deine Perlen an dir; am Tag, als du geschaffen wurdest, wurden sie bereitet. Du warst ein mit ausgebreiteten (Flügeln) schirmender Cherub, und ich hatte dich (dazu) gemacht; du warst auf Gottes heiligem Berg, mitten unter feurigen Steinen gingst du einher. Vollkommen warst du in deinen Wegen deines Handels fülltest du dein Inneres mit Gewalttat und sündigtest. Und ich verstieß dich vom Berg Gottes und trieb dich ins Verderben, du schirmender Cherub., aus der Mitte der feurigen Steine. Dein Herz wollte hoch hinaus wegen deiner Schönheit, du hast deine Weisheit zunichte gemacht, um deines Glanzes willen. Ich habe dich zu Boden geworfen, habe dich vor Königen dahingegeben, damit sie ihre Lust an dir sehen. Durch die Menge deiner Sünden, in der Unredlichkeit deines Handels, hast du deine Heiligtümer entweiht. Darum habe ich aus deiner Mitte ein Feuer ausgehen lassen, das hat dich verzehrt, und ich habe dich zu Asche auf der Erde gemacht vor den Augen aller, die dich sehen. Alle die dich kennen unter den Völkern, entsetzen sich über dich; ein Schrecken bist du geworden und bis dahin auf ewig!“ (V. 13-19; ELB)
Danach spricht Gott zu Hesekiel über den König von Zidon bzw. Sidon.
Aus den bisher genannten Bibelverse zusammengenommen schließt Collins:
„Luzifer und seine Engel, die die grüne Erde ‚bewohnt‘ hatten, verließen die Erdatmosphäre, um gegen Gott zu rebellieren und ihren Schöpfer zu entthronen! Sie verloren diesen himmlischen Krieg und wurden von Gott auf die Erde zurückgeschleudert.“
Gerade bezüglich der Stelle aus Hes. 28 bleiben aber einige Fragen, die Collins nicht anspricht. Da redet Gott erst über den Fürsten von Tyrus, dann – ohne Übergang – scheinbar über Luzifer, so als ob er weiter über den Fürsten von Tyrus spräche. Hier könnte man auf die Idee kommen, zu fragen, ob hier Hesekiel (oder gar Gott) irgendwie durcheinander war, zumal der Verweis auf „Handel“ und „habe dich vor Königen dahingegeben, damit sie ihre Lust an dir sehen“, eher nach dem Fürsten von Tyrus klingt als nach Luzifer. Ist aber tatsächlich Luzifer gemeint, dann hat es, sich, wenn man den Bibeltext wörtlich nimmt, den Anschein, dass es zu Luzifers Zeit bereits Könige auf der Erde gab, obwohl der erste Mensch, Adam, noch gar nicht geschaffen war! Andererseits kann in dieser Passage aber nicht der Fürst von Tyrus gemeint sein, denn der war ja nie im Garten Eden und schon gar kein Cherub. Doch auch hierzu äußert sich Collins. Er sagt im Wortlaut:
„Hesekiel 28:12 beginnt als ‚Klage‘ über den ‚König von Tyrus‘, aber die folgenden Verse machen deutlich, dass dies eine Typologie für Luzifer selbst ist. Vers 13 besagt, dass das Thema dieser Klage ‚in Eden, dem Garten Gottes‘ war. Kein menschlicher König von Tyrus war jemals in Eden, aber dies ist eine Klage über einen ‚Herrscher‘, der edel und richtig begann und sich ‚der dunklen Seite zuwandte‘. In der Tat hat der Herrscher, der Gegenstand dieser Klage ist, die dunkle Seite erfunden, als er sündigte. Vers 12 fügt hinzu, dass dieser Herrscher ‚voller Weisheit und vollkommener Schönheit‘ war. Vers 13 fügt hinzu, dass er ein julenbesetztes Aussehen hatte und in der Musik begabt gewesen sein muss, da ‚Tamburine und Flöten‘ (Musikinstrumente) erwähnt werden. Vers 13 fügt hinzu, dass dieser Herrscher ein ‚geschaffenes‘ Wesen war, das von Gott ins Leben gerufen wurde. In Vers 14 heißt es, er sei ‚der gesalbte Cherub, der bedeckt‘ (King-James-Bibel), den Gott ‚auf den heiligen Berg Gottes‘ gesetzt hat. In Vers 15 wird Gott zitiert, als er zu diesem Herrscher sagte: ‚Du warst auf deine Weise perfekt, bis in dir Ungerechtigkeit gefunden wurde.‘ Nachdem er schuldig geworden war, ‚warf‘ Gott ihn als ‚entweiht … aus dem Berg Gottes‘. In Vers 17 heißt es, dass Gott diesen verderbten Herrscher ‚zu Boden werfen‘ würde, weil sein ‚Herz‘ wegen seiner Schönheit, Weisheit und Helligkeit erhoben wurde.“
Collins ist sich sicher, dass sich dieser Bericht nur auf die „Entstehung und anschließende Korruption Luzifers“ beziehen kann. Cherubim seien mächtige und hochrangige Engel, und der Begriff „bedeckender Cherub“ könne darauf hinweisen, das Luzifers Flügel einst den Thron Gottes „bedeckten“. Dabei bezieht er sich auf 2. Mose 25:10-25, wo die Anweisungen zum Bau der Bundeslade gegeben werden, auf deren Deckplatte jeweils zwei Cherubim an den Enden gemacht werden sollten. Die Cherubim sollten derart gestaltet werden, dass sie die Flügel nach oben ausbreiteten, um die Deckplatte zu überdecken , wobei die Flügel der Cherubim einander zugewandt waren. Dabei fragt Collins seine Leser:
„Erinnern Sie dich daran, dass die Engel vor Freude schrien, als Gott die Erde ursprünglich erschuf. Luzifer erhielt anscheinend die Wahl, der Herrscher der schönen neuen Erde zu sein, und ihm wurde eine große Anzahl von Engeln zugewiesen.“
Collins bezeichnet Luzifer als den „vielleicht mächtigsten und begabtesten Engel, den Gott je gemacht hat.“
Collins spricht auch von anderen „Geistwesen“, die „in der himmlischen Dimension“ miteinander kämpften, erkennt in der Bibel aber auch Hinweise darauf, dass die physische Folgen solch eines Krieges zu einem „Ereignis auf der Ebene des Aussterbens für die Erde und alle physischen Kreaturen auf ihrer Oberfläche geführt haben.“ Was konkret meint er mit „physischen Kreaturen“? Dann kommt er aber auf den seiner Meinung nach jetzt entstandenen „‚tohu‘-Zustand der ursprünglich schönen Erde“ zu sprechen, der das Ergebnis von Luzifers Aufstand und dem anschließenden Krieg im Himmel war. Collins betont abermals: „Als Luzifer und seine rebellischen Engel auf die Erde zurückgeschleudert wurden (Lukas 10,18), löschte dieser himmlische Krieg alles physische Leben auf der Erde aus, das Luzifer regiert hatte.“
Im Anschluss erläutert er weitere Theorien dazu:
„Die Erde war während des himmlischen Krieges sicherlich am Boden zerstört (schließlich war der Planet Erde die Heimatbasis der Verliererseite). Schleudern Geistwesen während eines himmlischen Krieges Kometen, Meteoroiden usw. aufeinander oder auf die Domänen des anderen? Dies würde die pockennarbige Erscheinung von Planeten und Monden in unserem gesamten Sonnensystem erklären. Es ist offensichtlich, dass viele Meteoroide oder andere Objekte (große und kleine) auf die Oberflächen der Planeten und Monde in diesem Sonnensystem eingedrungen sind. Evolutionisten glauben, dass diese Auswirkungen über Äonen hinweg entstanden sind. Das ist möglich, aber es ist wahrscheinlicher, dass viele der Einschlagkrater unseres Sonnensystems während des himmlischen Krieges zwischen Luzifers Engeln und Gottes Engeln entstanden sind. Es ist ernüchternd zu denken, dass unser eigenes Sonnensystem die Quelle einer himmlischen Rebellion war, in der Millionen von Geistwesen gegen ihren Schöpferkönig rebellierten. Es ist kein Wunder, dass dieses Sonnensystem viele Restschäden aufweist. In der Tat könnte der Asteroidengürtel zwischen Jupiter und Mars die Überreste eines Planeten darstellen, der während dieses himmlischen Krieges explodierte.“
Nun ja, der Gedanke, dass Engel mit Kometen schmeißen und während einer Schlacht sogar den Asteroidengürtel erzeugen, hat irgendetwas Bizarres an sich…
Weiter fragt sich Collins, „ob die ‚Behausung‘ Luzifers und seiner Engel nur die Erde war oder ob sie unser gesamtes Sonnensystem umfasste“. Anschließend weist er (völlig korrekt) darauf hin, dass die Wissenschaft Beweise dafür gefunden hat, die darauf hinweisen, dass der Mars einst eine Atmosphäre und fließendes Wasser hatte und spekuliert dahingehend, dass möglicherweise ein Planet in unserem Sonnensystem vor Luzifers Rebellion eine grüne Oberfläche hatte, Gott aber nach dem himmlischen Krieg nur die Oberfläche der Erde wieder hergestellt hatte. Vorsorglich weist er darauf hin, dass der für die Zukunft möglicherweise zu erwartende Fund von anaeroben oder versteinerten Lebensformen auf dem Mars die Evolutionstheorie nicht beweisen würde, sondern vielmehr ein Hinweis dafür sei, dass „Gottes anfängliche Erschaffung des Lebens in diesem Sonnensystem mehr Planeten als nur die Erde umfasste. Die Bibel schweigt über diese Möglichkeit, so dass alles, was die Wissenschaft findet, mit nichts in der Bibel in Konflikt steht.“
Collins lässt uns tiefer in sein Theoriengebäude blicken, wenn er schreibt, dass es wahrscheinlich sei, dass Gott mehr als Luzifer und seine Engel zurück an die Oberfläche schleuderte. „Möglicherweise gab es einen Sturm physischer Objekte, die auf die Erde geschleudert wurden, während die rebellischen Engel an die Erdoberfläche geworfen wurden„, sagt er, um anschließend auf jenen Einschlag eines astronomischen Körpers hinzuweisen, der für den Chicxulub-Krater verantwortlich war, der nach Meinung vieler Wissenschaftler zum Aussterben der Dinosaurier geführt hat. „Als die ursprüngliche Erde zerstört wurde, tauchte ihr trockenes Land (Hiob 38:8-11) in eine globale Flut ein und die Erdoberfläche wurde dunkel. Was die Bibel in 1. Mose 1:2 beschreibt, war so etwas wie ein ’nuklearer Winter‘, der nach der Vernichtung der Dinosaurier und allen physischen Lebens auf der Erdoberfläche existierte.“
Der Zeitraum, in der die Erde sich in diesem dunklen überfluteten Zustand befand (1. Mose 1,2) kann mehrere Wochen oder Millionen von Jahren betragen haben, wobei Collins ausführlich darüber referiert, dass „Zeit“ sehr relativ ist.
Collins weist darauf hin, dass er keine „Doktrin“ aufstelle, sondern lediglich eine Hypothese anbiete, man wüsste aber, dass Luzifer gegen Gott rebelliert habe und von einem „Thron“, den er innehatte, aus seine Rebellion gegen Gott startete, in der Annahme, er würde den „Himmlischen Krieg“ gewinnen. Luzifer müsse über mehr Kräfte als gewöhnliche Engel besessen haben, denn: „Wenn Luzifer nur Engelskräfte besaß, wäre es Wahnsinn für ihn zu glauben, er könne erfolgreich gegen seinen eigenen Schöpfer rebellieren. Ein solcher Wahnsinn ist zwar möglich, erklärt aber keinen weiteren sehr wichtigen Aspekt seiner Rebellion.“ Unter Bezugnahme auf Offenbarung 12:4,woraus hervorgeht, dass Luzifer, der hier als „Drache“ bezeichnet wird, ein Drittel aller Engel dazu gebracht hat, sich gegen ihren Schöpfer aufzulehnen, ruft er aus: „Sind sie alle plötzlich zusammen ‚verrückt geworden‘?“ und glaubt, dass die Antwort auf dieses Rätsel viel tiefer und beeindruckender ist, als es sich Christen jemals vorgestellt haben. „Was folgt, ist ein intellektueller Kern, den reife Christen berücksichtigen müssen. Es ist nichts für schwache Nerven.“
Klingt dramatisch, und Collins fährt fort:
„Als Luzifer gegen den ‚Höchsten Gott‘ rebellierte, tat er dies, weil etwas passiert war, das Luzifer zu der Annahme veranlasste, dass er auch ein ‚Gott‘ war, der seinen Schöpfer unter den gleichen Voraussetzungen bekämpfen konnte. Was auch immer dieses ‚Etwas‘ war, es überzeugte ein Drittel der Engel, dass Luzifer tatsächlich ein rivalisierender Gott war, der einen Krieg gegen den ‚Höchsten Gott‘ gewinnen könnte. Was folgt, ist eine Hypothese, die erklärt, was geschehen sein könnte. Überraschenderweise wird diese Hypothese durch die Beweise unter unseren Füßen im wissenschaftlich ausgegrabenen Fossilienbestand nahegelegt und gestützt.“
Collins stellt fest, dass die wissenschaftliche Analyse der Erdschichten zeige, dass die frühesten Lebensformen in den ältesten Schichten der Erde, dem Kambrium im Paläozoikum, verhältnismäßig klein und harmlos gewesen seien und nicht so groß oder beeindruckend wie in späteren Zeitaltern. Später seien die Lebensformen mit dem Fortschreiten der geologischen Zeitalter komplexer und größer geworden, bis das Mesozoikum anbrach: Das von Reptilien dominierte Zeitalter. Collins weist darauf hin, dass der Encyclopedia Americana zufolge in der Trias, dem ersten Zeitalter des Mesozoikums, Flugsaurier, Krokodile und Meeresreptilen, sowie Plesiosaurier und säugetierähnliche Reptilien auftauchen, zu denen kleine Raubtiere und vegetarisch lebende Arten gehörten. Anschließend folgte das Jura, in dem die größeren Raubtiere unter den Dinosauriern vorherrschten, wie wir sie aus Jurassic Park kennen. Die Encyclopedia Americana sage weiter, dass „abrupte und wesentliche Veränderungen im Tierleben die Trias- und Jurazeit trennen“ und sich die Dinosaurier stark veränderten und viele zweibeinige und vierbeinige Fleisch- und Pflanzenfresser, einschließlich des größten Landtiers aller Zeiten, den Brachiosaurier, auftauchten.
Es folgte die Kreidezeit, die ebenfalls zum Mesozoikum gehörte. In diesem Zeitalter lebten große und schwer gepanzerte Dinosaurier, die stärkere körpereigene Waffen aufwiesen. Flugsaurier erreichten eine enorme Größe, und die Kreidezeit war das Zeitalter des Tyrannosaurus Rex, des Ankylolsaurus und des Triceratops – allesamt Raubtiere.
Collins fällt auf, dass die Lebensformen anfangs ziemlich harmlos waren, später aber größer und „schlangenartiger“ wurden. Als Vertreter der Schöpfungstheorie glaubt Collins natürlich nicht, dass es sich hier um „schnellevolutionäre Veränderungen“ handelte. Der Autor hält es für bemerkenswert, dass die dominierenden Lebensformen auf der Erde und somit die wichtigsten kämpfenden Dinosaurier „alle reptilien-, schlangen- oder drachenartige Gestalt hatten.“
Erneut weist Collins darauf hin, „dass der ursprüngliche Schöpfer (der „Elohim“ in der hebräischen Sprache) der Schöpfungswoche eine friedliche Welt geschaffen hat, in der alle Kreaturen in Harmonie ohne Konflikte lebten.“ (Dass „Elohim“ eigentlich Plural ist und es wörtlich „die Götter“ heißen müsste, lässt er außen vor.) Die Tiere hätten sich nicht gegenseitig gefressen, da Gott Liebe sei (auf einige Stellen im Alten Testament, in dem dieser „liebe Gott von einem Volk Israel verlangt, seine Gegner samt Frauen und Kinder zu töten und über König Saul erzürnt ist, weil er es nicht übers Herz gebracht hatte, den König der Amalekiter zu töten, wollen wir an dieser Stelle mal nicht eingehen.) Collins jedenfalls weist auf eine Zeit hin, in der unsere gefallene Welt eine „Wiederherstellung aller Dinge“ erfahren wird, wenn Jesus Christus wiederkommt,“ und beruft sich dabei auf Apg. 3:20-21 und Jes. 11:6-9 bezieht. In der erstgenannten Stelle gibt es einen wagen Hinweis auf Jesus Christus, während in der alttestamentlichen Stelle bei Jesaja freilich nicht von Jesus die Rede ist. Hier heißt es:
„Und der Wolf wird bei Lamm weilen und der Leopard beim Böckchen lagern. Das Kalb und der Junglöwe und das Mastvieh werden zusammen sein, und ein kleiner Junge wird sie treiben. Kuh und Bärin werden (miteinander) weiden ihre Jungen werden zusammen lagern. Und der Löwe wird Stroh fressen wie das Rind. Und der Säugling wird spielen an dem Loch der Viper und das entwöhnte Kind seine Hand ausstrecken nach der Höhle des Otter. Man wird nichts Böses tun auf dem noch verderblich handeln auf meinem heiligen Berg. Denn das Land wird voll von Erkenntnis des HERRN sein, wie von Wasser, das das Meer bedeckt.“ (ELB)
Diese Stelle zeigt nach Collins an, dass „dass die Natur aller Raubtiere und Kreaturen im messianischen Zeitalter (dem ‚Tausendjährige Reich‘ im christlichen Sprachgebrauch) wieder friedlich sein wird und dass ’sie in meinem ganzen heiligen Berg nicht schaden und zerstören werden.‘ Diese Prophezeiung besagt, dass es nach der Rückkehr Jesu Christi bei keinem Tier eine räuberische Natur geben wird.“ Ein für Collins’These wichtiger Hinweis ist die Aussage: „Die im Fossilienbestand ausgegrabene Dinosaurierwelt ist der Art der Schöpfung, die vom Schöpfergott der Bibel (Jahwe Elohim) gemacht wird, völlig fremd.“
Aufgrund der Erkenntnis, dass das das Zeitalter der Dinosaurier in einer Zeit gipfelte, in der „physische Reptilienkreaturen mit riesigen Zähnen, Krallen, gepanzerten Platten, Stacheln und Knüppel, die in ihren Körper eingebaut waren, kämpften“, schließt Collins, dass der „friedliche Schöpfergott der Bibel“ nicht der Schöpfer dieser Kreaturen gewesen sein könne. Doch wer war es dann? Ganz klar: Luzifer! Der habe auf dem „Thron der prähistorischen Welt der Erde gesessen und sich als einen Gott betrachtet, der dem Höchsten gleichgestellt war. Millionen „untergeordneter Engel“ müssten Luzifer ebenfalls als einen Gott betrachtet und an seien Sieg über den Höchsten Gott geglaubt haben. Gott erschaffe nur perfekte Dinge, und auch Luzifer sei perfekt gewesen, fiel jedoch von seinem „erhabenen Status“ ab und „wurde so sündig, dass er offen Krieg gegen seinen Schöpfer führte.“ „Doch wie konnte das passieren?“, fragt Collins, um diese Frage anschließend zu beantworten.
Luzifer der nach seinem Sturz in „Satan“ umbenannt wurde, wird in den heiligen Schriften als reptilien-, drachen- oder schlangenartig beschrieben. Zwischen der Dominanz der Dinosaurier, „die die größten Schlangen und Reptilienwesen aller Zeiten waren„, die, nachdem sie „ihre gefährlichsten anatomischen Waffen erlangt hatten„, vernichtet wurden, sieht Collins eine Verbindung zwischen dem physischen und dem spirituellen Bereich.
Collins sagt, dass Luzifer einst in Perfektion über die Kreaturen der Erde regierte, die klein und nicht bedrohlich haben. Dann kommt ein für unser Thema wichtiger Satz, mit dem Collins offensichtlich wissenschaftliche Erkenntnisse mit der Schöpfungsgeschichte der Bibel in Einklang zu bringen versucht: „Wissenschaftler sagen uns, dass diese Zeitspanne Millionen von Jahren dauerte.„. Anschließend sieht Collins „dramatische Veränderungen“. Große schlangenartige Dinosaurier erschienen in der Luft, auf dem Land und im Wasser. Collins Szenario, von dem er betont, dass er es als Postulat bezeichnet und auf biblische Berichte und wissenschaftliche Beweise basiere, lief folgendermaßen ab:
„Nach Millionen von Jahren (gemessen in der physischen ‚Zeit‘) hat sich Luzifer möglicherweise an Gott gewandt und gefragt, ob die Lebensformen auf der Erde vielfältiger sein könnten. Hat Luzifer schließlich um das Recht gebeten, seine eigenen Entwürfe für physische Lebensformen auf der Erde zu machen? Hat er über einen langen Zeitraum einmal oder wiederholt gefragt? Wir wissen nicht. Ich glaube jedoch, dass Gott Luzifer irgendwann eine schöpferische Kraft übertragen hat, um neue physische Kreaturen zu entwerfen, die auf der von Luzifer regierten Erde leben sollen. Das wäre beispiellos gewesen! Gottes Delegation kreativer Kräfte an Luzifer wäre von den anderen Engeln als eine atemberaubende und einzigartige Ehre angesehen worden, die es war. Ich glaube, Luzifer erhielt dieses unglaubliche Geschenk und begann, neue Lebensformen auf der Erde zu schaffen, die größtenteils dem allgemeinen Bild Luzifers selbst entsprachen: schlangen- und reptilartig von Gestalt. Luzifer fertigte viele neue Reptilienentwürfe für physische Kreaturen an und machte sie im Laufe der Äonen größer und mächtiger. Während die Zeitalter vergingen, könnte Luzifer möglicherweise das einzige Wesen, das Lebensformen „schuf“ (d. h. ‚Gottes‘-Kräfte ausübte), gewesen sein, während der Höchste Gott im Himmel einfach beobachtete, wie sich die Dinge entwickelten.“
Collins glaubt, dass Gott eine tiefgründige Absicht hatte, die er nicht mit Luzifer teilte. Gott gab ihm schöpferische Kräfte, um ihn zu prüfen. Die Frage war: „Konnte das perfekteste Engelwesen, das jemals gemacht wurde, erfolgreich mit einer Verteilung der göttlichen Kräfte umgehen?“ Collins ist es wichtig zu betonen, dass Gott Luzifer nie als seinen Sohn betrachtete, der von ihm selbst „gezeugt“ wurde. Collins sagt:
„Wenn Gott Luzifer auf Erden einige schöpferische Kräfte übertrug, machte er Luzifer nicht zu einem ‚Sohn‘ oder Mitglied der ‚Elohim‘.“
Damit gibt Collins quasi zu, dass er mehrere Götter (Elohim) gab. Doch auf diesen Umstand geht er nicht weiter ein.
Stattdessen betont er, dass Luzifer sich durch seine Fähigkeit, selbst schöpferische Tätigkeiten ausüben zu können, sich selbst als Gott ansah und von den Engeln, die unter seiner Autorität dienten, dies ebenfalls taten.
Angesichts des Umstands, dass die von Luzifer geschaffenen großen Dinosaurierarten sich gegenseitig bekämpften, fragt sich Collins, ob ihr mutmaßlicher Schöpfer Luzifer und seine Engel eine Vorliefe für blutigen Kampfsport hatten.
„Saß Luzifer wie ein römischer Cäsar da, der seine ihm untergeordneten Engel mit immer größeren Dinosaurier-Kampfspielen mit der ganzen Erde als ‚Arena‘ unterhielt? Als Geistwesen wurden sie nicht vom Kampf bedroht, als die Dinosaurier kämpften, konkurrierten und starben, während die Engel zuschauten. Die fleischlichen Tiere wurden einfach zu entbehrlichen Objekten zur Belustigung Luzifers und seiner Engel. Mit der Zeit würden Wesen, die eine Vorliebe für Blutsport entwickeln, logischerweise einen Punkt erreichen, an dem sie selbst am Kampf teilnehmen wollten. Als das Dinosaurierzeitalter seinen Höhepunkt des groß angelegten Kampfes und des Todes erreichte, begriff Luzifers Verstand das Undenkbare. Immerhin, dachte er, sei er ‚ein Gott‘, genau wie der Höchste Gott. Warum sollte er seine treuen Legionen von Engeln nicht in einen Wettbewerb mit dem Allmächtigen führen und selbst der ‚oberste Gott‘ werden?“
Und wir haben gesehen, dass genau das in Jesaja 14:12-15 beschrieben wird. Luzifer führte seine Engel in einem Überraschungsangriff vom Typ ‚Pearl Harbor‘ gegen den Thron Gottes, worauf es zum Krieg im Himmel kam.
Hier halten wir mal kurz an. Gott (hier wieder im Singular genannt) war absolut friedlich, aber einen Angriffskrieg wehrt er ab, d. h. er kann Krieg führen und tut es auch. Aber muss ein allmächtiger und friedlicher Gott zu solchen Mitteln greifen? Hätte er die Rebellion nicht auf weniger kriegerische Weise auflösen können.
Gott hatte gewissenmaßen sogar einen Heerführer, den Erzengel Michael. In Off. 7 heißt es jedenfalls: „Und es entstand ein Kampf im Himmel: Michael und seine Engel kämpften mit dem Drachen. Und der Drache kämpfte und seine Engel.“ Wenn wir in V. 8 hineinschauen, lesen wir, dass der Drache und seine Armee nicht die Übermacht bekam. Das hört sich aber weniger nach einem souveränen Sieg von Michael und seinen Soldaten an, sondern eher nach einem mühsam errungenen Sieg durch die Armee, die für einen allmächtigen Gott kämpft. Klingt für mich nicht ganz logisch.
Collins jedoch beschreibt sein Szenario weiter:
„Wie unsterbliche Engel gegeneinander kämpfen, kann der Mensch nicht beschreiben. Wie lange dieser Krieg dauerte, wissen wir nicht. Wir wissen, dass die Heimatbasis von Luzifers Invasion der Planet Erde war. Es war die Erde, die der ‚erste Stand‘ des gefallenen Engels war (Judas 6) und sie stiegen mit Luzifer ‚über die Wolken‘ auf, als sie sich in Rebellion gegen ihren Schöpfer erhoben. Unser gesamtes Sonnensystem trägt die Spuren eines kosmischen ‚Krieges im Himmel‘. Die Planeten und Monde sind mit Wunden übersät, die von himmlischen Objekten verursacht wurden, die wie kosmische Splitter in dieses Sonnensystem geschleudert wurden. Der Asteroidengürtel ist anscheinend das Ergebnis eines Planeten, der aufgrund unvorstellbarer Belastungen ‚zerfetzt‘ wurde. Ich denke, Gott hat es während dieses Krieges erlaubt, bis zu dem Punkt voranzukommen, an dem die Loyalität jedes Engels geprüft und bestimmt worden war. Jeder Engel traf in diesem Krieg eine Wahl. Sie konnten nicht ’neutral bleiben'“.
Das ist ziemlich starker Tobak. Der Mensch kann nicht beschreiben, wie „unsterbliche Engel“ kämpfen, sagt Collins, aber gleichzeitig beschreibt er, wie sie offensichtlich mittels kleineren astronomischen Körpern größere beschädigten, in dem sie mit ihnen auf sie warfen. Zweifellos ein physischer Krieg. Auch wenn er von „unsterblichen Engeln“ ausgeführt wurde. Und da zwei Parteien beteiligt waren, muss man davon ausgehen, dass die Siegermacht auch nicht gerade zimperlich mit Gottes Schöpfung umging, also auch mit Meteoroiden und Kometen auf beispielsweise Mond und Mars warfen. Das stellt die Götterkriege, wie wir sie aus heidnischen Religionen kennen, weit in den Schatten!
Das Szenario geht noch weiter:
„Als der Elohim (der „Gott“ der Bibel) [hier Elohim mal wieder als ein Einzelwesen beschrieben; An. RMH] schließlich direkt in den Krieg zwischen den Engeln eingriff, wurden Luzifer und seine Engel schnell ‚wie ein Blitz‘ auf die Erde zurückgeschleudert (Lukas 10,18. Riesige kosmische Objekte bombardierten auch Luzifers Heimatbasis (der Chixelub-Krater auf/in der Nähe der mexikanischen Halbinsel Yucatan ist ein Beispiel dafür). Ihre kollektiven Auswirkungen zerstörten alle Lebensformen, die Luzifer geschaffen hatte, und die Dinosaurier starben aus. Judas 6 sagt, dass die rebellischen Engel ‚unter Dunkelheit‘ gehalten wurden und mit ‚wütenden Wellen des Meeres verglichen wurden, die ihre eigene Schande ausschäumten; wandernde Sterne, denen die Schwärze der Dunkelheit vorbehalten ist…“
Dieser Zustand nach der Zerstörung auf der Erde kommt Collins bekannt vor; er verweist hier wieder auf die „tohu“, die vorherrsche, bevor die Schöpfungswoche begann. Für ihn ist klar: Die am Anfang von Gott perfekt geschaffene Erde war zerstört. Die Zeit zwischen der ursprünglichen und der wiederhergestellten Schöpfung könne ganze Zeitalter lang gedauert haben, doch überraschenderweise spricht Collins von einem „wissenschaftlichen Beweis“, der nahelegen könnte, dass die Zeit auch relativ kurz gewesen sein könnte.
In diesem Zusammenhang spricht Collins den Quastenflosser an – ein Tier, das im Allgemeinen als prähistorischer Fisch angesehen wird. Diese Darstellung belegt Collins selbst mit einer Angabe aus der Encyclopedia Americana, die von der Entdecktung von 25 entdeckten fossilen Gattungen dieses Tieres berichtete. Collins fragt sich, ob diese Tiere aus der „luziferischen Zeit“ stammen oder erst in der Schöpfungswoche neu geschaffen wurden. Obwohl auch letzteres möglich wäre, entscheidet sich Collins für die erstgenannte Erklärung und erläutert, dass Quastenflosser in großen Tiefes des Ozeans und somit in einer sauerstoffarmen Umgebung leben und gedeihen können. „Die Katastrophen, die alles Leben auf der Erdoberfläche auslöschten, als die Dinosaurier ausgelöscht und die Erde überflutet wurden, garantieren nicht automatisch, dass alle tiefen Wasserlebewesen ausgerottet worden seien„, schreibt Collins, um anschließend darauf hinzuweisen, dass die Quastenflosser im Indischen Ozean auf jener Seite der Erde gefunden wurden, auf der der der Chicxulub-Krater gebildet wurde.
„Die zerstörerischen Wellenbewegungen dieses Aufpralls wären also geringer gewesen, wo die modernen Quastenflosser gefunden wurden (buchstäblich auf der anderen Seite des Erde). Quastenflosser, die den Chicxulub-Aufprall überlebten, hätten lange Zeit reichlichen organischen Abfall zu durchstöbern, aber die Ozeane hätten in leicht vorauszusehender Zeit keinen Sauerstoff mehr, da es auf der Erde keine Pflanzen gab, die die Photosynthese aufrechterhalten könnten, wenn die Erdoberfläche der Erde verdunkelt war. Der Sauerstoffmangel hätte schließlich sogar die Quastenflosser aussterben lassen, wenn die Zeit der wässrigen Dunkelheit nicht begrenzt gewesen wäre. Da Gott die Erde geschaffen hat, um ‚bewohnt‘ zu werden, wäre ihre Zeit der Dunkelheit und Verwüstung seinem ursprünglichen Willen zuwidergelaufen. Dies zeugt davon, dass Gott schöpferische Maßnahmen ergriffen hat, um das Leben auf der Erde wieder hervorzubringen, bevor viel ‚Zeit‘ vergangen ist. Der in 1. Mose 1:3 beginnende Bericht über die Schöpfungswoche beschreibt, wie Gott die Erdoberfläche wieder in einen grünen Ort voller Leben verwandelte“, schreibt Collins.
Collins sieht die Quastenflosser als ein anschauliches, lebendiges Beispiel dafür an, dass es keine Evolution gibt, denn die Quastenflossen seien der Americana zufolge „eine Lebensform, die seit vielen Millionen Jahren nahezu unverändert erhalten geblieben ist. Die Quastenflosser beweisen, dass sich Lebensformen im Laufe der Zeit nicht zu neuen und unterschiedlichen Lebensformen entwickeln. Lebensformen passen sich entweder innerhalb ihrer Umweltkapazitäten an oder sie sterben. Sie fahren fort, (in den Worten des 1. Buches Mose) ‚Leben nach ihrer eigenen Art zu zeugen‘ oder sie sterben aus. Die Quastenflosser haben sich eindeutig zu nichts anderem ‚entwickelt‘.“ Collins beklagt jedoch, dass die Americana „entgegen aller Logik“ zu der Ansicht gekommen ist, „dass die prähistorischen Quastenflosser massive evolutionäre Veränderungen erlebten, aus den Ozeanen krochen und zu ‚Vorfahren aller Landformen, einschließlich des Menschen selbst‘, wurden“ und fügt hinzu:
„Es bedarf einer unglaublichen Dreistigkeit, eine derart wilde Fantasie in demselben Artikel zu verfechten, in dem objektive, beobachtbare wissenschaftliche Beweise aufgeführt sind, die bestätigen, dass die Quastenflosser ’seit Millionen von Jahren nahezu unverändert‘ sind. Das sind die radikalen intellektuellen Ungereimtheiten der Evolutionisten!“
Hier geht der Punkt wohl an Collins.
Der berichtet nun über die Zeit kurz nach dem Luzifer zur Erde zurückgeschleudert worden war. Dessen physisches Reich änderte sich, Luzifers Schöpferkräfte wurden von Gott zurückgezogen und seine Engel wurden „ebenfalls alle verdunkelt“ und verloren viel von ihrer Kraft und Stärke. „Luzifer und seine Engel lernten, dass ‚was Gott gibt, Gott wegnehmen kann‘.“ Vorher hatte Luzifer geglaubt, seine Kräfte seien dauerhaft gewesen. Aus Eitelkeit hatte er die Tatsache aus den Augen verloren, dass auch er nur ein geschaffenes Wesen war und sein Schöpfer für immer all seinen Geschöpfen überlegen sein würde. Nach der Neuschöpfung dominierten nicht mehr die schlangenartigen Kreaturen nach dem Bild Luzifers die Erde, sondern Säugetiere und die Menschheit. Alle Lebensformen lebten friedlich. Collins schreibt im Wortlaut:
„Gott schuf neue Kontinente trockenen Landes, die aus den Ozeanen hervortraten, und er schuf in dieser ersten Woche sowohl Flora als auch Fauna. Dies war notwendig, da die sauerstoffatmende Fauna und die sauerstoffproduzierende Flora gleichzeitig entstehen mussten, damit beide Gruppen überleben konnten. Es ist töricht zu glauben, dass eine Gruppe ohne die andere entstehen könnte. Das Sauerstoff-Kohlendioxid-Verhältnis würde kein Leben erlauben, wenn die atmosphärischen Gase nicht durch eine äquivalente Anzahl von Flora und Fauna ausgeglichen würden, die gleichzeitig entstehen. Gott schuf auch ein massives ‚Firmament‘ aus Wasserdampf über der Erdatmosphäre (1. Mose 1:6-8 [(Und Gott, sprach: Es werde eine Ausdehnung inmitten der Wasser! Und Gott machte die Ausdehnung von dem Wasser über der Ausdehnung Und es geschah so. Und Gott nannte die Ausdehnung Himmel. Und es wurde Abend, und es wurde Morgen: der zweite Tag; ELB); Anm. RMH], das das plötzliche Fehlen eines Großteils des Erdwassers erklärt und trockenem Land ermöglicht, wieder über den Ozeanen zu ‚erscheinen‘. Gott könnte auch große Tiefen bis zum Ozean ausgraben (d. h. wie den Marianengraben), um das Erscheinen von trockenem Land zu erreichen.“
Collins geht weiter auf die Verse 14-19 ein, die die Schaffung von zwei großen ‚Lichtern‘ beschreiben, die Tag und Nacht regieren. Schließlich musste es eine Sonne geben, die die Erde erwärmte, um die Photosynthese zu ermöglichen, als Gott die ursprüngliche Flora und Fauna auf der Erde schuf. Hier entsteht für Collins die Frage: „Wenn Gott während der Schöpfungswoche die Sonne geschaffen hat, was ist dann mit der Lichtquelle aus der prähistorischen Zeit passiert?“ und legt nach: „Damit prähistorische Flora und Fauna existieren konnten, musste es offensichtlich eine Lichtquelle geben, um sowohl Wärme zu liefern als auch die Photosynthese aufrechtzuerhalten“ und gibt (im Gegensatz zu vielen anderen Kreationisten zu: „Die Wissenschaft hat bewiesen, dass es sowohl prähistorische Pflanzen als auch Tiere gab. Da nach Collins‘ Szenario nach Luzifers Krieg gegen Gott auf der Erde alles dunkel geworden ist, schließt er, dass die „prähistorische Sonne“ ‚während des himmlischen Krieges oder aufgrund von Gottes Handlungen ‚dunkel geworden‘ ist.“
Collins bezeichnet sein Postulat als eine erweiterte und detailliertere Version der Lückentheorie und behauptet, dass der Fossilienbestand und die archäologischen Funde vollständig mit der ‚Lückentheorie‘ übereinstimmt und darüber hinaus „sowohl in den heiligen Schriften als auch durch die physischen Beweise unter unseren Füßen durchaus sachlich und beweisbar ist.“ „Bemühungen [die andere Kreationisten anstellen], das gesamte Alter der Dinosaurier und den gesamten Fossilienbestand in die letzten 6.000 Jahre zu integrieren, funktionieren einfach nicht.„, schreibt er.
Collins führt dann Beweise dafür an, dass die „Lücke“ zwischen 1. Mose 1:1 und 1. Mose 1:2 doch eher länger gewesen sein muss, wenn er schreibt:
„Der Fossilienbestand und das offensichtliche Alter des Universums (wie manifestiert in der Rotverschiebung des Lichts von weit entfernten Sternen) deuten darauf hin, dass es Äonen dauerte, bis Luzifer ’schlecht‘ wurde und sich in das Wesen verwandelte, das wir heute als Satan kennen. Die Rotverschiebung des Lichts von fernen Sternen ist ein besonders überzeugender wissenschaftlicher Beweis, der die Schlussfolgerung stützt, dass das physikalische Universum Milliarden Jahre alt sein könnte. In der August 2007-Ausgabe des Discover Magazins wird die ‚Rotverschiebung‘ als ‚Streckung des Lichts‘ beschrieben, die anzeigt, wie schnell die Sterne in der Ferne verschwinden und wie alt sie im Verhältnis zum Alter des Universums sind und im Artikel werden die Berechnungen der Rotverschiebung eines Sterns erwähnt, die zu einem Alter von „‚13,2 Milliarden Jahren‘ für diesen bestimmten Stern führen. Wenn die Mathematik dieser Berechnungen korrekt ist (und ich als Laie habe keinen Grund, daran zu zweifeln, wenn ich sie auch nicht bestätigen kann), zeigt dies an, dass die am weitesten entfernten Sterne von einem Ursprungspunkt aus für mindestens diese Zeitdauer ‚in die Ferne verschwinden‘. Dies würde bedeuten, dass das physische Universum mindestens 13,2 Milliarden Jahre alt ist. Wenn die Rotverschiebung des Lichts der am weitesten entfernten Sternen besagt, dass das Universum Milliarden Jahre alt ist, stimmt dieses Alter völlig mit einer wörtlichen Interpretation der Bibel überein.“
Collins feuert weiter gegen die Evolutionstheorie, wenn er schreibt:
„1. Mose 1 berichtet auch, dass alle Arten moderner Arten, die in der Schöpfungswoche entstanden sind, darauf ausgelegt sind, ihre Arten durch Fortpflanzung zwischen Männchen und Weibchen jeder Art aufrechtzuerhalten. Damit sich jede Spezies irgendeinmal reproduzieren kann, müssen ein reifes Männchen und eine Weibchen im gebärfähigen Alter immer nicht nur zur gleichen Zeit, sondern auch am gleichen Ort entstehen! Evolutionisten erkennen es nicht, aber je älter die Erde ist, desto unmöglicher wird die Wahrscheinlichkeit der Evolution. Wenn die Erde Milliarden Jahre alt ist, bedeutet dies, dass jede Spezies ein reifes Männchen und Weibchen haben musste, die auf magische Weise in den letzten Milliarden Jahren genau zur gleichen Zeit und am gleichen Ort entstanden sind! Sie müssen während ihrer überlappenden kurzen Lebenszeiten nicht nur vertikal (zeitlich) gleichzeitig entstehen, sondern auch horizontal (geografisch). Was wäre, wenn sich im alten Nordamerika ein voll entwickeltes Männchen auf wunderbare Weise ins Dasein entwickeln würde, während sich im alten Australien ein voll entwickeltes Weibchen (nicht genau derselben Spezies!) entwickeln würde? Sie würden sich niemals treffen, geschweige denn reproduzieren. Diese immense Barriere ist für alle Spezies auf der Erde gleich, die sich durch sexuelle Fortpflanzung vermehren Die Fortpflanzung von Männern und Frauen genau im gleichen Augenblick, in dem sexuelle Genitalien und Fortpflanzungssysteme voll funktionsfähig sind, um zusammen funktionieren zu können, um Leben hervorzubringen, ist eine davon unabhängige Unmöglichkeit! Der Kreationismus der Schöpfungswoche bestätigt und erklärt diese Realität. Evolution nicht.“
Collins erklärt weiter:
„Damit ein Organismus überhaupt ‚leben‘ kann, müssen all seine inneren Organe gleichzeitig voll funktionsfähig werden. In dem Moment, in dem ein Lebewesen oder eine Kreatur ein inneres Organ hat, das versagt, stirbt die gesamte Kreatur oder der gesamte Organismus und alle anderen Organe versagen damit. Es gibt keine Möglichkeit, dass lebende Organismen ihre Kreislauf-, neurologischen, skelettmuskulären, verdauungsfördernden, respiratorischen, reproduktiven, sensorischen Organe usw. ‚allmählich‘ schrittweise entwickeln können. Sie alle müssen zu einem bestimmten Zeitpunkt entstehen, sonst stirbt der Organismus. Das ist seit Anbeginn der Zeit so. Einige Wissenschaftler haben diese Tatsache bemerkt und sie als ‚irreduzible Komplexität‚ bezeichnet. Als Darwins Theorie vorgeschlagen wurde, fehlten den Wissenschaftlern moderne Technologien, die zeigen, wie unvorstellbar komplex Lebensformen auf zellulärer Ebene sind. Die Idee, dass außergewöhnlich gestaltete und unglaublich konstruierte Lebensformen (in perfekt kompatiblen männlichen und weiblichen Modellen!) entstehen könnten, indem sie ihre inneren, voneinander abhängigen organischen Systeme über Millionen von Jahren schrittweise entwickeln, ist reine Fantasie, die kein vernünftiger Mensch akzeptieren sollte. Der Kreationismus der Schöpfungswoche bestätigt und erklärt die Komplexität der Lebensformen. Die Evolution kann es nicht erklären.“
Dieses Argument gibt tatsächlich zu denken.
Weiter führt Collins an, dass die wissenschaftliche Beobachtung der Welt bestätigt, dass „es ein unaufhaltsames Gesetz gibt, wonach Dinge im Laufe der Zeit von komplexeren Formen in einfachere zerfallen. Einige nennen dies das Gesetz der Entropie. Radioaktive Elemente zerfallen im Laufe der Zeit in einfachere Elemente.“ Ein Auto oder Haus, dass sich selbst überlassen bliebe, würde im Laufe der Zeit zerfallen und damit wieder zu Erde werden, aus der die Elemente, die es bildeten, stammten. Wenn die Evolutionstheorie wahr wäre, müsste es Collins zufolge „ein unveränderliches, beobachtbares Gesetz geben, das einfache Dinge automatisch und unaufhaltsam zu immer komplexeren Formen zusammenfasst“, doch das existierte nicht. Nur der Kreationismus würde den Prozess der Entropie erklären, die Evolution jedoch nicht.
Collins vertieft diesen Umstand, indem er sagt, dass jeder sehen könne, dass sich in unserem physischen Universum Ordnung automatisch in Richtung Chaos und Unordnung bewegt, ohne dass äußere Intelligenz auf die Materie einwirkt. Collins bringt zwei Beispiele: Wenn man einen Garten sich selbst überlässt, wird er auf Dauer zu einem chaotischen Unkrautfeld werden. Ohne, dass sich jemand um ihn kümmert, wird er sich kaum in immer besser organisierte Reihen und geordnete Muster verwandeln. Ein Haus wird sich wohl kaum in ein stattliches Herrenhaus mit immer komplexeren Systemen und Zubehörteilen verwandeln, wenn es sich selbst überlassen bleibt. Vielmehr wird der umgekehrte Prozess der Fall sein: Es wird von komplexen, organisierten Formen in einfachere, ungeordnete Formen zerfallen, bis es irgendwann keine Beweise mehr dafür gäbe, dass es jemals existiert hat. Collins zieht den folgenden Schluss:
„Damit die Evolution wahr ist, müsste es beobachtbare, unerschütterliche Gesetze geben, nach denen sich natürliche Elemente automatisch in immer geordnetere und komplexere Formen umwandeln. Die Beweise bestätigen, dass es keinen solchen Evolutionsprozess gibt.“
Collins glaubt, dass die Kombination wissenschaftlicher Beweise mit einer wortwörtlichen Anwendung der biblischen Erzählen den kreationistischen Standpunkt bestätige und die Evolution als eine „wissenschaftliche dumme Theorie“ entlarve. Was letzteres betrifft, so kann man ihm schon (zumindest ansatzweise) folgen, doch mit der „wörtlichen Anwendung der biblischen Erzählungen“ gibt es ebenfalls Probleme. So widerspricht sich die Bibel an vielen Stellen, Anweisungen Gottes erscheinen absurd bis brutal und unmenschlich, ohne hier näher ins Detail gehen zu wollen. Und während man über die Wissenschaftlichkeit mancher Bibelstellen tatsächlich staunen kann, erscheinen andere unglaublich primitiv. Wenn Gott in 1. Mose 1,16-18a (ELB) tatsächlich, wie es Bibelfundamentalisten behaupten, wörtlich gesagt hat „Und Gott machte die beiden großen Lichter: das größere Licht zur Beherrschung des Tages und des kleinere Licht zur Beherrschung der Nacht und die Sterne.“ und weiter: „Und Gott setzte sie an die Wölbung des Himmels, über die Erde zu leuchten und zu herrschen über den Tag und über die Nacht und zwischen dem Licht und der Finsternis zu scheiden“, so ist das nur bedingt richtig, denn der Umstand, dass der Mond die Nacht beherrscht, gilt nur um die Vollmondzeit herum. Die Mondsichel dagegen ist in der Nacht nur wenige Stunden vor bzw. nach Sonnenauf- bzw. Untergang zu sehen, der Halbmond steht teilweise am Tag- und teilweise am Nachthimmel. Wenn wir Gott unterstellten, diese Passage wörtlich so diktiert zu haben, was die Bibelfundamentalisten tun, dann unterstellen wir Gott, eine Halbwahrheit diktiert zu haben! Andere Bibelstellen wiederum lassen stauen: Wenn über Gott beispielsweise in Hiob 26:7 gesagt wird: Er spannt den Norden aus über der Leere und hängt die Erde über dem Nichts auf“, könnte man tatsächlich auf die Idee kommen, dass der Schreiber dieses Buches wusste, dass die Gegend um den Nordpol „leer“ ist (d. h. kein Land unter dem Eis liegt) und die Erde im Vakuum des Weltalls „aufgehängt“ ist. Und da eine Scheibe keinen Norden hat, können wir schon fast davon ausgehen, dass der Schreiber dieses Buches gewusst hat, dass die Erde eine Kugel ist, die im Weltall schwebt!
Lassen wir die theologische Problematik weg, steht die Restitutionstheorie näher an den wissenschaftlichen Daten als die „klassische“ Schöpfungslehre und auch der Evolutionstheorie. Zumindest Collins lässt (abgesehen von der Evolutionstheorie) der aktuellen wissenschaftlichen Meinung viel Spielraum, ja, gesteht ihr sogar zu, dass die Urknalltheorie richtig sein könnte.
Wenn man jedoch darauf beharrt, dass jeder Satz der Bibel wörtlich zu nehmen ist, würde nicht nur die Urknalltheorie, sondern auch die gesamte Resititutionstheorie über die Klippe springen, denn in 2. Mose 20:11 heißt es: „Denn in sechs Tagen hat der HERR den Himmel und die Erde gemacht, das Meer und alles was in ihnen ist, und er ruhte am siebten Tag; darum segnete der HERR den Sabbattag und heiligte ihn.“ Das wiederum würde bedeuten, dass Gott innerhalb von sechs Tagen zuerst den leeren Himmel (Universum) und die leere und ebenfalls leere und zudem wüste und finstere Erde geschaffen hatte; anschließend schuf er das Licht, danach eine Wölbung im Wasser, die er wiederum Himmel nannte (das soll wohl bedeuten, dass der zuerst erwähnte Himmel das Universum war), dann das trockene Land, anschließend die Meere, dann die Pflanzen dann erst Sonne, Mond. In dieser Reihenfolge! Da haut wohl nicht so ganz hin.
Wenn wir aber bei der Restitutionstheorie bleiben und in Kauf nehmen, dass die Bibel eben nicht immer wörtlich zu nehmen ist, eröffnet dies ganz neue Perspektiven, denn der Theologe und Kritiker der Restitutionstheorie Weston. W. Fields spricht in seiner Zusammenfassung der Restitutionstheorie von einer „Rasse von ‚Menschen‘, die keine Seele hatte“, die in der luziferischen voradamitischen Welt auf der Erde gelebt haben solle.3s. Batten, John (HRSG.); Ham, Ken; Safarti, Jonathan; Wieland, Carl: Fragen an den Anfang. Bielefeld 2001, S. 63 n. Fields, W.W.: Unformed und Unfilled. Collinsville 1976, S. 7 Was der Begriff „Menschen ohne Seele“ bedeuten soll, bleibt unklar, denn „Seele“ geht auf das hebräische Wort „nephesch“ zurück, das nicht eine „Seele“ beschreibt, wie wir sie oft verstehen, sondern den Menschen oder das Tier als Ganzes. („[…] da bildete der Herr den Menschen, (aus) Staub und von Erdboden und hauchte in seine Nase Atem des Lebens, so wurde der Mensch eine lebendige Seele“ (1. Mose 2;7; ELB). Diese Seele wurde, wie es einen Vers vorher heißt, aus „Staub“ gebildet, vielleicht ist mit „Menschenrasse ohne Seele“ eine Lebensform gemeint, die nicht aus Staub gemacht ist. Wie auch immer: Im Rahmen der Restitutionstheorie bleibt nicht nur die „Glaube“ an den Urknall möglich, sondern auch den an ein Atlantis in der Zeit, in der Plato es beschrieben hat…
(Erstveröffentlichung auf Atlantisforschung.de)
Bildquellen:
Abb. 1: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Thomas_Chalmers.jpg; https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/66/Thomas_Chalmers.jpg; George Eastman Museum, Public domain, via Wikimedia Commons
Abb. 2: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Rubens-H%C3%B6llensturz.jpg https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/b/ba/Rubens-H%C3%B6llensturz.jpg Peter Paul Rubens, Public domain, via Wikimedia Commons
Abb. 3: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Charles_Darwin_aged_51.jpg https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/42/Charles_Darwin_aged_51.jpg Messrs. Maull and Fox, Public domain, via Wikimedia Commons
Abb. 4: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Mars_rotation_simulation_december_2007.gif; https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/8f/Mars_rotation_simulation_december_2007.gif; Tomruen at English Wikipedia, Public domain, via Wikimedia Commons
Abb. 5: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Senckenberganlage_(DerHexer)_2012-05-11_04.jpg; https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/33/Senckenberganlage_%28DerHexer%29_2012-05-11_04.jpg; DerHexer, Wikimedia Commons, CC-by-sa 4.0, CC BY-SA 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0>, via Wikimedia Commons
Abb. 6: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Latimeria_Chalumnae_-_Coelacanth_-_NHMW.jpg; https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/fa/Latimeria_Chalumnae_-_Coelacanth_-_NHMW.jpg; Alberto Fernandez Fernandez, CC BY-SA 3.0 <http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/>, via Wikimedia Commons
Abb. 7: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Universe_expansion-de.svg; https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/f2/Universe_expansion-de.svg; Waterced, CC BY-SA 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0>, via Wikimedia Commons
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