Juden: Kinder des Teufels? – Eine Betrachtung von Joh. 8,44

  • von Roland M. Horn

Quelle Beitragsbild oben: Bild von 5598375 auf Pixabay

Einige Autoren deuteten in den letzten Jahren an, dass nur das sog. Neue Testament gültig und das Alte abzulehnen sei, da dort ein anderer Gott verehrt würde. Das Volk, das sich der Gott des alten Testaments ausgesucht hatte – Israel – sei demnach das Volk eines falschen Gottes, namentlich des Teufels! Begründet wird dies mit der Bibelstelle Joh. 8,44, wo es heißt:

„Ihr seit aus eurem Vater, dem Teufel, und nach den Begierden eures Vaters wünscht ihr zu tun. (…)“1Zit n. Neue-Welt-Übersetzung der Heiligen Schrift. Selters 1985/1989/1997

Oft wird das Zitat bereits nach „Teufel“ beendet, so dass die Stelle recht plakativ wirkt. In einer anderen Übersetzung heißt es gar:

„Denn ihr seit Kinder des Teufels.“2Hoffnung für alle. Die Bibel. Basel, 1983/1996/2002/2015,

Hieraus schließen einige Autoren, dass jener Gott, den die Christen „Vater“ nennen, ein anderer Gott ist als der „Vater“ der Juden.

Zum Kontext dieser Aussage Jesu ist zu sagen, dass es hier um ein Streitgespräch zwischen ihm und einer Gruppe von Juden geht, „die an ihn geglaubt hatten“. Es entstand ein Streitgespräch, in dessen Verlauf Jesus dieser Gruppe (oder den Juden insgesamt?) vorwirft, ihn töten zu wollen. In Vers 41 sagte Jesus: „Ihr tut die Werke eures Vaters.“3Neue-Welt-Übersetzung

Was gegen die oben angesprochene Auslegung spricht, ist zunächst einmal, dass Jesus zu der Behauptung dieser Juden: „Unser Vater ist Abraham4Neue Welt-Übersetzung sagte: „Wenn ihr Abrahams Kinder seit, so tut die Werke Abrahams.“5Neue-Welt-Übersetzung

Abraham aber verehrte unzweifelhaft den Gott des Alten Testaments. Wenn wir der These, der Gott der Juden sei der Teufel, folgen, so wäre die Aufforderung Jesu den Werken Abrahams zu folgen, absolut unverständlich und würde sich mit der Aussage „Ihr seit Kinder des Teufels“ (im Sinne von „Ihr seit das Volk des Teufels“) widersprechen.

Dazu kommt der Fakt, dass im Neuen Testament in vielen Stellen aus dem alten zitiert wird, so dass davon auszugehen ist, dass das Neue Testament auf dem Alten fußt. In solchen Zitaten wird der Name Gottes – das Tetragram (JHWH) -erwähnt, das in den gängigen Bibel-Übersetzungen durch „Der Herr“ oder ähnliches ersetzt wird. Nach der Neuen-Welt-Übersetzung aber sagt Jesus in Matth. 4,4:

„Es steht geschrieben: ‚Nicht vom Brot allein soll der Mensch leben, sondern von jeder Äußerung, die durch den Mund Jehovas ausgeht.'“

Dies ist ein indirektes Zitat aus dem Fünften Buch Mose, Kap.8 V. 3, das zum Alten Testament gehört.

Endgültig lösen können wir die Frage, wenn wir eine Stelle aus dem 1. Johannesbrief heranziehen Dort heißt es:

„Hieran sind die Kinder Gottes und die Kinder des Teufels erkennbar: Jeder, der nicht Gerechtigkeit übt, stammt nicht von Gott noch der seinen Bruder nicht liebt.“ 6Vers 10

Hier wird deutlich, dass es bei den Begriffen „Kinder Gottes“ und „Kinder des Teufels“ nicht um die Herkunft, sondern einzig um die Gesinnung geht. Im Kontext des Zitats aus Joh. 8,44 ist zu erkennen, dass es auch dort um nichts anderes geht. Deutlich wird das bereits an der von der Befürwortern der These, dass der Gott der Juden der Teufel ist, oft weggelassenen Fortsetzung der plakativ vorgebrachten Stelle aus aus V. 44, wo es – wie oben zitiert – heißt: „und nach den Begierden eures Vaters wünscht ihr zu tun.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass der Gott des Neuen Testaments eindeutig der gleiche wie der des Alten Testaments ist. Wenn man also an die Inhalte des Neuen Testaments glaubt, muss man zwangsläufig auch jenen des alten Glauben schenken.

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