Wusste Selenskyi von den den Nord-Stream-Anschlagsplänen?

  • von Roland M. Horn

Unter anderem berichtet NTV am 15.08.2024, dass einem Bericht des Wall Street Journal zufolge tatsächlich Kiew hinter dem Sprengstoff-Anschlag auf die Ostsee-Pipelines Nord-Stream steckt. Ausdrücklich betont wird, dass hohe Offizielle in der Administration davon gewusst hätten, was freilich dementiert wurde.

Wolodymyr Selenskyi – Präsident der Ukraine – persönlich wusste laut dem Bericht des Wall Street Journal Bescheid. Das Blatt beruft sich dabei auf „mehrere namentlich nicht genannte Quellen im Militärapparat“. Ein ukrainischer Offizier, der am Komplott beteiligt gewesen sein will, sagt:

„Ich lache immer, wenn ich in den Medien Spekulationen über eine riesige Operation lese, an der Geheimdienste, U-Boote, Drohnen und Satelliten beteiligt sind“,

und:

„Das Ganze ist aus einer durchzechten Nacht und der eisernen Entschlossenheit einer Handvoll Leute entstanden, die den Mut hatten, ihr Leben für ihr Land zu riskieren.“

Die ukrainische Regierung wies freilich eine Beteiligung an der Sabotage gegen die Nord-Stream-Piplines zurück. Wahrscheinlicher sei (und wen wundert’s, was jetzt kommt), dass Russland für den Anschlag vom September 2022 verantwortlich sei, wie Selenskyis Berater Mychailo Podoljak gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters sagte.

Der Bericht aus dem Wall Street Journal äußerst sich darüber allerdings vollkommen anders. Ihm zufolge kamen bei einem Treffen von ukrainischen Militärs und Geschäftsleuten lediglich wenige Monate nach Beginn der russischen Invasion 2022 auf die Idee, die Gas-Pipelines zu sprengen. Dies sollte ein Schlag gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin sein. Wenige Monate später wurden die Pipelines durch drei Sprengsätze massiv beschädigt. An dem Einsatz waren dem Bericht zufolge insgesamt sechs Personen direkt beteiligt. Das soll 300.000 US-Dollar gekostet haben und durch private Gelder finanziert worden sein..

Versuchte Selenskyi den Anschlag zu stoppen?

Tatsächlich soll, wie es in dem Bericht heißt, Selenskyi die Pläne abgesegnet haben. Die CIA habe später von den Plänen erfahren und Selenskyi vor der Durchführung des Planes gewarnt. Daraufhin soll Selenskyi dem damaligen Generalstabschef Walerij Saluschnyj befohlen haben, die Aktion zu stoppen – dies berichteten jedenfalls mehrere ukrainische Offiziere und Beamte dem Wall Street Journal. Leiter der Mission soll der ehemalige Geheimdienstoffizier Roman Tscherwynsky gewesen sein, der Saluschnyj Bericht erstattete. Tscherwynsky weigerte sich, zu den Vorwürfen Stellung zu nehmen, während Saluschnyj von der Operation nicht gewusst haben will. NTV/RTL betont, dass sich seine Recherchen teilweise mit dem Bericht im Wall Street Journal decken.

Wie das Blatt weiter berichtet, stellte Selenskyi seinen Generalstabschef zur Rede, der die Kritik achselzuckend zurückgewiesen haben soll. Weiter habe er Selenskyi gegenüber gesagt, dass das Sabotage-Team nach der Entsendung nicht mehr kommunizieren konnte, da jeder Kontakt mit ihnen die Operation gefährdet hätte. Ein hochrangiger Offizier soll dem Wall Street Journal über das Gespräch zwischen Selenskyi und seinem höchsten Militär gesagt haben:

„Ihm wurde gesagt, es sei wie bei einem Torpedo – wenn man ihn einmal auf den Feind abgefeuert hat, kann man ihn nicht mehr zurückziehen, er läuft einfach weiter, bis es ‚Bumm‘ macht“.

Im Bericht wird festgestellt dass es keine schriftlichen Beweise hinsichtlich der Operation gibt. Aus Sicherheitsgründen sei alles lediglich mündlich zwischen den ukrainischen Offiziellen besprochen worden sein.

Haftbefehl gegen Ukrainer erlassen

Wie die Frankfurter Rundschau am 16.08.2024 berichtet, hat die Bundesanwaltschaft einer Recherche deutscher Medienhäuser gegenüber im Juni einen Haftbefehl gegen einen Ukrainer erlassen. Polnische Behörden haben am Tag zuvor angegeben, dass der Ukraine im Juli zurück in die Ukraine gereist sei. Warum der Tatverdächtige aus Polen ausreisen durfte nachdem die polnischen Behörden bereits Kenntnis vom Haftbefehl gehabt haben sollte, sagt der ehemalige Präsident des Bundesnachrichtendienstes August Hanning , dass Polen „kein Interesse an einem Erfolg der Ermittlungen“ habe, da das Land „in die Vorbereitung des Anschlags massiv involviert“ gewesen sei.

Hanning hatte gegenüber der Welt erklärt, dass er bei der Vorbereitung des Anschlags auf die Nordstream-Pipelines von einer Zusammenarbeit zwischen Polen unter dem Präsidenten Andrzej Duda und der Ukraine ausgeht:

„Ich glaube, dass es Verabredungen zwischen Präsident Selenskyj und Duda gab, den Anschlag auszuführen.“

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen