Die Hamas hat es abgelehnt, die Rückgabe der Geiseln zu verhandeln oder ihre Entwaffnung zu diskutieren. In einem kurzen Austausch über seine Enttäuschung über die Hamas sagte Präsident Trump kürzlich: „Es ist so weit gekommen, dass ihr den Job zu Ende bringen müsst.“ Aber was heißt „den Job zu Ende bringen?“ im Gazastreifen eigentlich? Welche Optionen verbleiben, was wird wahrscheinlich als nächstes passieren und was würde helfen?

Krieg ist von Natur aus etwas Unsicheres, daher kann niemand mit Zuversicht sagen, was als nächstes im Gazastreifen passieren wird. Der Ausgang wir auch komplett von den Entscheidungen Israels und der israelischen Gesellschaft abhängen. Dieser Krieg findet nicht im luftleeren Raum statt. Er entfaltet sich in einem historisch komplexen Moment voller strategischer Verschiebungen, Kosten und geopolitischen Konsequenzen für Israel, die USA und andere Nationen.

Wenn Sie einen klaren und direkten Eindruck von Israels Position in diesem Krieg gegen die Hamas im Gazastreifen bekommen wollen, empfehle ich diese Folge des Podcasts One Jewish State, in der der ehemalige US-Botschafter in Israel David Friedman sich mit Ron Dermer zusammengesetzt hat, Israels Minister für Strategische Angelegenheiten:

Nichtsdestotrotz sind hier einige meiner eigenen Gedanken auf der Grundlage der Prinzipien des Krieges, internationaler Präzedenzfälle, einigem an notwendigem Kontext und dem, was ich selbst vor Ort gesehen habe.

1. Die Ausgangslage festlegen: Israels gerechte Kriegsziele akzeptieren

Weltweite Anerkennung der legitimen und gerechten Kriegsziele Israels muss der Ausgangspunkt sein. Viele Stimmen, die einen sofortigen Waffenstillstand fordern, argumentieren implizit oder explizit, dass der Krieg ohne die Entfernung der militärischen Fähigkeiten oder der politischen Macht der Hamas enden kann. Manche schlagen sogar vor, wenn die Hamas die Geiseln zurückgeben würde – oft im Tausch für hunderte Häftlinge – würde der Krieg aufhören.

Diese Einstellung ist grundlegend fehlerhaft. Jede Lösung, die es der Hamas erlaubt, an der Macht zu bleiben, selbst nur teilweise, stellt sicher, dass die Gruppe sich wiederherstellen und diesem Kreislauf der Gewalt in der Zukunft wiederholen wird. Nur die volle militärische und politischen Entfernung der Hamas aus dem Gazastreifen schafft die Bedingungen, die für einen dauerhaften Frieden nötig sind.

Mehr dazu finden Sie in meinem Artikel „Warum niemand einen Waffenstillstand im Gazastreifen wollen sollte, bis es eine klare Niederlage der Hamas gibt“.

2. Humanitäre Hilfe soll in den Gazastreifen fließen, aber mit der Priorität, dass die Hamas keine Kontrolle darüber hat

Humanitäre Hilfe sollte die Herrschaft der Hamas nicht verlängern. Das heißt, dass Hilfe über Mechanismen geliefert werden muss, die sich weder auf die Hamas verlassen, noch sie stärken. Die im Mai begonnene, als Gaza Humanitarian Foundation (GHF) bekannte amerikanisch-israelische Initiative hat ein erfolgreiches Modell vorgeführt. In nur fünf Wochen hat die GHF fast 100 Millionen Mahlzeiten an Zivilisten geliefert, womit 1 bis 2 Millionen Gazaner pro Tag ernährt werden. Der Schlüssel besteht darin, die Hamas zu umgehen und Lebensmittel aus ihrem System der Kontrolle und Erpressung zu entfernen. Mit der Wiederherstellung des Zugangs zu Nahrung außerhalb der Kontrolle der Hamas hilft Israel, die Abhängigkeit der Zivilisten von der Schattenregierung der Terrororganisation zu verringern.

3. Den Angriffen der Hamas auf Hilfe entgegentreten und informieren

Die Hamas reagierte auf die ihre Obrigkeit umgehende Hilfe mit Angriffen und dem Säen von Chaos. Sie störte die Verteilrouten, schoss auf Zivilisten, die auf dem Weg waren sich Hilfe abzuholen und provozierte vorsätzlich Konfrontationen nahe der IDF-Sicherheitszonen. Diese Vorfälle wurden dann über Desinformationskampagnen ausgeschmückt, die sich schnell in die internationalen Medien verbreiteten. Diese Berichte ließen die Rolle der Hamas beim Auslösen der Gewalt oft weg und ignorierten die Bemühungen von GHF und IDF die Zivilisten zu schützen und die Ordnung aufrechtzuerhalten.

4. Durchbrecht den Flaschenhals des UNO-Nichtstuns

Diese von der Hamas angezettelten Vorfälle fielen damit zusammen, dass die UNO ihre Hilfslieferungen in den Gazastreifen einstellte, wofür sie Sicherheitsbedenken anführte. Gleichzeitig weigerte sich die UNO, Israel zu erlauben ihre Konvois zu sichern und der Gaza Humanitarian Foundation bei der direkten Verteilung von Lebensmitteln zu helfen. Als Ergebnis standen fast 1.000 LKWs im Gazastreifen still. Erst nach beträchtlichem internationalem Druck nahm die UNO die Lieferungen wieder auf und verteilte die Hilfe.

5. Fortschritte betonen: Die Hilfe fließt wieder

Während Schlagzeilen sich oft auf das von der Hamas verursachte Chaos konzentrieren und vor Hungersnot warnen, beginnt die Realität vor Ort sich zu ändern. Es fließt mehr Nahrung in den Gazastreifen. Hundert UNO-Hilfs-LKWs werden täglich verteilt. Die Gaza Humanitarian Foundation (GHF) liefert an vier Stellen weiter bis zu zwei Millionen Mahlzeiten täglich aus. Sie hat ein System installiert, das es genehmigten Gruppen erlaubt Hilfe aufzunehmen und es weiter in die gefährdetsten Bereiche zu verteilen.

Die GHF arbeitet aktiv daran, ihre Operationen noch weiter auszudehnen. Zusätzlich hat Israel angekündigt, dass Hilfsabwürfe aus der Luft und humanitäre Pausen aufgenommen werden, um sicherzustellen, dass die Hilfe auch die erreicht, die bisher noch keinen Zugang dazu haben.

6. Schaffung einer sicheren humanitären Zone im Sinai

Der entscheidendste Schritt die Niederlage der Hamas zu beschleunigen wäre die Einrichtung einer humanitären Zone direkt im ägyptischen Sinai. Das ist nicht dasselbe wie einfach zu sagen „schafft die Zivilisten nach Ägypten“. Der Sinai ist eine riesige, größtenteils nicht bevölkerte Region (knapp 61.000 Quadratkilometer), die Raum bietet, um eine sichere, vorübergehende Zuflucht zu schaffen. Eine ausgewiesene Zone ein paar Kilometer nach Ägypten hinein würde der UNO und humanitären Organisationen erlauben auf sichere Weise Nahrung, Wasser, medizinische Versorgung und andere Dienste anzubieten.

Mit Hilfe der internationalen Gemeinschaft könnte eine solche Stelle innerhalb von ein oder zwei Wochen eingerichtet werden. Botschafter Ron Dermer hat vorgeschlagen, das der UNO-Sicherheitsrat eine Resolution verabschieden könnte, die sicherstellt, dass die vorübergehende Umsiedlung rechtmäßig, human und umkehrbar ist – keine erzwungene Vertreibung.

7. Weiterhin Zivilisten warnen und evakuieren

Selbst ohne einer humanitäre Zone im Sinai wird und sollte die IDF weiterhin Evakuierungswarnungen und Hinweise ausgeben, um die Zivilisten zu ermutigen, wichtige Kampfzonen zu räumen. Diese Praxis ist unerlässlich zur Reduzierung ziviler Schäden in dicht besiedelten und umkämpften Gebiet.

8. Systematische Angriffe auf Hamas und ihre Infrastruktur

Krieg ist der Einsatz von Gewalt, um einen Feind davon zu zwingen, deinen Willen zu tun. In diesem Fall heißt das, die Hamas zu zwingen die Geiseln freizulassen, die Kontrolle aufzugeben und dass sowohl die Hamas als auch die Bevölkerung ihre Niederlage eingestehen. Die Israelischen Verteidigungskräfte werden weiter in umkämpfte Gebiete eindringen, um Hamas-Kämpfer systematisch anzugreifen, Informationen zum Aufenthalt der Geiseln zu sammeln und Hamas-Infrastruktur zu zerstören sowie den Gazastreifen von ihre militärischen Anwesenheit zu säubern.

Das ist ein langsamer, wohlüberlegter und gefährlicher Prozess. Von Nahkampf bis zur Entdeckung und Zerstörung von Tunneln gibt es wenige Optionen, einen gut eingebetteten Feind in dichtem städtischem Gelände zu besiegen. Zu diesem Gelände gehören Beton-Festungen, mit Fallen versehene Schulen und gewaltige Tunnel-Netzwerke unter zivilen Häusern. Alle Seiten sollten begreifen, dass man da nichts überstürzt tun kann und sollte. Ein einzelnes Viertel zu säubern kann Monate dauern. Die Hamas hat mehr als 20 Jahre damit verbracht den Gazastreifen zu militarisieren. Das ist nicht schnell rückgängig zu machen.

Um das klar zu sagen: Das ist kein Aufruf zu ewigem Krieg im Gazastreifen. Das ist eine scharfsichtige Erklärung dessen, was nötig sein wird, um den ersten Schritt des Modells „säubern, halten aufbauen“ zu erreichen. Es kann kein Halten oder Bauen von irgendetwas geben, bis der Hamas die Waffen abgenommen sind. Die Kontrolle der Hamas von Territorium und Bevölkerung zu besiegen, ist der unerlässliche erste Schritt. Nichts sonst kann es im Gazastreifen geben, bis das erledigt ist.

Ein gutes Gespräche darüber können sie in meinem Interview mit Generalleutnant (d.Res.) H. R. McMaster hören. Er befehligte 2005 das 3rd Armored Cavalry Regiment in der Schlacht von Tal Afar, einer der am meisten studierten urbanen Operationen im Irak-Krieg. In unserer Diskussion untersuchten wir, wie sein Team Aufständische ausräumte, die Stadt hielt und half eine lokale Regierung aufzubauen. Wir diskutierten auch ob und wie eine der Lehren daraus auf den Gazastreifen anwendbar ist. Hören Sie hier zu.

Der Gazastreifen ist ein ganz eigenes Umfeld mit seiner eigenen Bevölkerung und Drucksituationen. Aber das Prinzip bleibt das gleiche. Bevor irgendetwas Sinnvolles aufgebaut werden kann, muss die Bedrohung beseitigt werden. Sobald Bereich von der Hamas gesäubert ist, kann Israel anfangen zu erkunden, welche Kraft die Sicherheit bietet und welche palästinensischen Akteure helfen können die Gegend zu stabilisieren. Aber nichts ist möglich, wenn die Hamas intakt bleibt. Ihre Niederlage ist der nicht verhandelbare erste Schritt.

9. Unterstützung von Nicht-Hamas-Gruppen beim Aufbau von Alternativen

Eine bewährte Methode der Kriegsführung besteht in der Unterstützung von Gruppen, die den Feind ablehnen. Im Gazastreifen heißt das Akteure zu identifizieren, zu ermutigen und zu befähigen, die nicht mit der Hamas verbunden sind und die aktiv ihre Kontrolle herausfordern oder den Aufbau außerhalb ihres Zugriffs kontrollieren. Dieser Ansatz steht nicht im Widerspruch zum endgültigen Ziel den Gazastreifen zu entmilitarisieren, nachdem die Hamas beseitigt ist. Im Gegenteil: Das hilft die Machtbasis der Hamas schneller zu erodieren und schafft die notwendigen Bedingungen für zukünftige Regierungsarbeit und Wiederherstellung.

Es gibt frühe Anzeichen, dass das bereits beginnt. Letzte Woche veröffentlichte das Wall Street Journal ein Op-Ed mit dem Titel „Gazans Are Finished With Hamas“ [Gazaner sind mit der Hamas fertig], geschrieben vom Führer einer lokalen Palästinenser-Gruppe namens Popular Forces (Volksstreitkräfte). Lesen Sie es.

In dem Artikel schreibt der Befehlshaber:

„Die Popular Forces, eine unabhängige Palästinenser-Gruppe unter meiner Führung, haben mehrere Quadratkilometer Land gesichert, die seit Generationen das Zuhause meines Beduinenstammes, den Tarabin, ist Die letzten sieben Wochen ist unsere Nachbarschaft zum einzigen Gebiet im Gazastreifen geworden, das von einer palästinensischen Verwaltung beherrscht wird, die nicht seit 2007 mit der Hamas verbunden ist. Der Effekt ist enorm gewesen: Keine Opfer von Luftangriffen, keine chaotischen Schlangen an Hilfeausgaben, keine Evakuierungsanweisungen und keine Angst vor mit Sprengfallen gespickten Häuser oder dass Kinder von der Hamas als menschliche Schutzschilde benutzt werden.“

Er beschreibt in der Folge die persönlichen Verluste, die ihn zum Handeln trieben:

„Als die Hamas meinen Bruder, Fathi Abu Schabab, und meinen Cousin, Ibrahim Abu Schabab tötete, weil sie ersuchte Hilfe für unsere Familie zu bekommen – und als 52 Zivilisten, für die wir sorgten, in ihren Häusern ermordet wurden – da erkannte ich, dass Schweigen keine Option mehr ist. Wenn wir jetzt weiter schweigen, werden wir niemals frei sein, Waffenstillstand hin oder her.“

Über lokale Regierungsführung und Gemeindeschutz bieten Gruppen wie die Popular Forces einen Einblick, wie ein Gazastreifen nach der Hamas aussehen könnte. Der Autor berichtet, dass viele Familien bereits darum gebeten haben, in das von ihnen kontrollierte Gebiet im östlichen Rafah überzusiedeln. Innerhalb weniger Monate könnten mehr als 600.000 Menschen – fast ein Drittel der Bevölkerung des Gazastreifens – außerhalb des Kriegskreislaufs leben.

Das ist kein theoretischer Vorschlag. Das geschieht gerade jetzt vor Ort. Und es ist eines der vielversprechendsten Zeichen der Hoffnung, die aus dem aktuellen Konflikt entstehen.

10. Mobilisierung gegen den Informationskrieg

Israel muss sich für die Desinformationskampagnen vorbereiten, die sich weiter intensivieren werden, solange der Krieg weitergeht. Falsche Behauptungen über Militäroperationen, Hilfeverteilung und Völkermord-Anschuldigungen müssen mit einer klaren und stimmigen Antwort begegnet werden. Eines der effektivsten Mittel ist regelmäßige Kommunikation. Israel sollte tägliche Presse-Briefings geben, die militärische, humanitäre und politische Entwicklungen abdecken. Desinformation sollte direkt und sofort, wenn sie auftritt, angesprochen werden.

Zum Beispiel hätten man dem jüngsten globalen Vorstoß, Israel des Völkermords zu beschuldigen, sofort mit verifizierten Fakten und juristischer Klarheit entgegentreten müssen. Bleiben falsche Narrative unwidersprochen, dann verbreiten sie sich schnell und werden im Informationsraum zu akzeptierter Wahrheit.

Eine Analyse dazu, wie man solchen Behauptungen entgegentritt, können Sie in meinem Artikel „I’m a War Scholar. There Is No Genocide in Gaza“ [Ich bin Kriegsforscher. Im Gazastreifen gibt es keinen Völkermord] lesen, in dem ich eine laute, aber unbegründete Völkermord-Anschuldigung widerlege.

11. Doppelstandards anprangern

In jeder Phase des Krieges Israels gegen die Hamas wurde mit offenkundigen Doppelstandards agiert. Das Kriegsrecht, das einsetzt, wenn ein Staat angegriffen wird, ist verzerrt oder ignoriert worden. Von der Hamas gelieferte Opferzahlen sind anerkannt und wiederholt worden als seien sie verifizierte Wahrheit. Israel hat sich Forderungen ausgesetzt gesehen, die keine andere Demokratie tolerieren würde, darunter Forderungen einen Krieg einzustellen, den es nicht angefangen hat.

Diese Doppelstandards müssen angeprangert und kritisch hinterfragt werden.

Ein deutliches Beispiel ist die Fixierung der internationalen Medien auf die Rate der Opfer von Kombattanten zu Zivilisten. Diese Frage wird keinem anderen Staat im Krieg gestellt. Doch im Fall Israels wird das Narrativ um Statistiken herum gestellt, die von der Hamas kommen, einer ausgewiesenen Terrororganisation. Die Hamas gewinnt eine Vorteil, indem sie fast jedes Opfer als zivil und jeden 14- bis 18-jährigen Kämpfer als Kind darstellt. Diese Taktik ist Teil ihrer breiteren Strategie den Informationskrieg zu gewinnen und Israels Recht auf Selbstverteidigung zu delegitimieren.

12. Zu Lösungen ermutigen, statt nur zu kritisieren

Viele Gruppen habe versucht, Lösungen vorzutragen. Präsident Trump, die Gaza Humanitarian Foundation und andere haben reale, umsetzbare Schritte vorgeschlagen. Sie werden oft kritisiert, aber wenn die grundlegenden Ziele – die Beseitigung der militärischen und politischen Kontrolle der Hamas – akzeptiert werden, dann sollten die, die dieses Ergebnis durch kreative Lösungen erzielen wollen, ermutigt werden. Einzelne, Organisationen und Staaten haben alle eine Rolle bei der Beendigung dieses Krieges auf die richtige Weise.

Schlussfolgerung

„Den Job zu Ende bringen“ ist nicht nur eine politische Phrase. Es ist ein strategischer Imperativ. Es bedeutet die Hamas als militärische und politische Kraft zu beseitigen, sicherzustellen, dass Zivilisten geschützt und über Systeme ernährt werden, die keine Terroristen mächtig machen, sowie Bedingungen zu schaffen, die es dem Gazastreifen erlauben wieder aufgebaut zu werden, ohne dass Israels Sicherheit bedroht wird. So kann dauerhafter Frieden beginnen.

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