Die Jagd ist nicht beendet – Israels Armee richtet den Blick auf Hamas-Führer im Exil

Nach dem gezielten Schlag gegen Abu Obaida, den Sprecher des Hamas-Militärflügels, sendet der Generalstabschef ein Signal: Niemand in der Terrororganisation kann sich in Sicherheit wiegen – weder in Gaza noch in Katar oder der Türkei.

Die Nachricht, die Generalstabschef Eyal Zamir an diesem Sonntag formulierte, war ebenso knapp wie unmissverständlich: Israel habe in den vergangenen Monaten den Großteil der Hamas-Führung ausgeschaltet, doch das sei nur der Anfang. „Wir erreichen sie alle“, betonte er – ein Versprechen, das weit über die Grenzen des Gazastreifens hinausreicht.

Die letzte Reihe in Gaza

In der Enklave selbst stehen heute noch zwei Namen an der Spitze: Az al-Din al-Haddad, Kommandeur der Hamas-Brigade Gaza, und Raed Saad, langjähriger Architekt des militärischen Untergrunds. Beide verbindet die Beteiligung an der Vorbereitung des Massakers vom 7. Oktober. Al-Haddad, einst Kommandeur in mehreren israelischen Militäroperationen, übernahm nach dem Tod von Bassem Issa die Leitung der Brigade Gaza. Saad gilt als das „Gehirn“ hinter dem Raketen- und Tunnelsystem – ein Mann, der seit über zwei Jahrzehnten den bewaffneten Kern der Hamas formte.

Für Israel stellen sie die letzten militärischen Schlüsselfiguren innerhalb des Streifens dar. Ihre Eliminierung wäre nicht nur symbolisch, sondern strategisch: Ohne sie bliebe der Organisation kaum eine funktionierende Kommandostruktur.

Die Köpfe im Ausland

Doch die eigentliche Führungsebene hat sich längst ins Ausland verlagert. Katar und die Türkei sind seit Jahren Rückzugsorte für die Hamas-Elite, die dort mit politischem Rückhalt und erheblichen Finanzmitteln operiert. Unter den zentralen Figuren:

  • Khaled Maschal, der legendäre Ex-Chef der politischen Führung, der schon 1997 einem Mossad-Attentat knapp entging.
  • Khalil al-Hayya, Vertrauter von Yahya Sinwar, heute zuständig für Verhandlungen und bekannt für kompromisslose Positionen.
  • Mousa Abu Marzouk, der als einer der reichsten Männer der Hamas gilt und enge Kontakte nach Iran und Ägypten hält.
  • Osama Hamdan, seit den 1990er-Jahren Sprachrohr des Terrornetzwerks, vor allem im Libanon aktiv.
  • Nizar Awadallah und weitere Veteranen, die abseits der Öffentlichkeit die diplomatischen Fäden ziehen.

Diese Männer genießen Schutz durch ihre Gastgeberstaaten. Doch Israels Botschaft lautet: Politischer Komfort im Ausland schützt nicht vor Vergeltung.

Signalwirkung und strategische Botschaft

Mit dem Angriff auf Abu Obaida ist eine Schwelle überschritten. Der langjährige Sprecher galt als Gesicht der Hamas-Propaganda, ein Mann, der die Massen mit Videos und Durchhalteparolen nährte. Sein Tod trifft die Organisation auch auf der Ebene des Mythos. Nun wird klar: Auch Symbolfiguren sind nicht mehr unantastbar.

Indem der Generalstabschef öffentlich auf die Exilführung verweist, richtet er die Aufmerksamkeit auf ein bisher unausgesprochenes Tabu: das gezielte Vorgehen gegen Hamas-Kader auf internationalem Boden. Israel signalisiert, dass es sich nicht länger auf den „Kriegsschauplatz Gaza“ beschränkt, sondern die Verantwortlichen dort verfolgt, wo sie ihre Sicherheit vermuten.

Für die Terrororganisation ist das eine doppelte Bedrohung: Einerseits schwinden ihre militärischen Köpfe im Gazastreifen, andererseits könnte auch die Exilführung bald nicht mehr frei reisen oder sich in Doha und Istanbul geborgen fühlen.

Ein Wendepunkt im Krieg?

Die Debatte darüber, ob Israel diesen Weg tatsächlich geht, wird auch international brisant. Die Türkei und Katar müssten sich entscheiden, ob sie Hamas-Führern weiterhin Schutz gewähren – mit dem Risiko, selbst ins Visier zu geraten. Gleichzeitig bleibt klar: Für Israel sind die Ereignisse des 7. Oktober kein abgeschlossenes Kapitel, sondern eine Verpflichtung, jeden einzelnen Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.

Die Botschaft, die aus Jerusalem kommt, lautet damit nicht nur an die Hamas, sondern an die gesamte Region: Niemand, der das Massaker geplant, legitimiert oder verteidigt hat, darf auf Straffreiheit hoffen.

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen