* von Roland M. Horn
Gegen am Ende des alttestamentlichen Buches Hesekiel findet sich eine längere Passage (ab Kapitel 40 bis Kapitel 49), in dem der Prophet Hesekiel einen Tempel gezeigt und bis aufs kleinste Detail beschrieben bekommt. In dieser recht langen Passage wird dieser Tempel aufs Genaueste beschrieben. Hesekiel wird durch die Hand Gottes aus der babylonischen Gefangenschaft in das Land Israel gebracht und entdeckt einen sehr hohen Berg und eine darauf aufgebaute Stadt in Richtung Süden. Der Zeitpunkt dieser Reise wird exakt wieder gegeben. Bei der Ankunft erblickt Hesekiel einen „Mann, anzusehen wie Erz, mit einer Schnur von Linnen in seiner Hand. Der steht mit einer Messrute am Tor. Dieser gibt Hesekiel den Auftrag, alles was er sähe, dem Volk Israel zu zeigen und beginnt mit gründlichen Messungen – das vollständige Gebäude wird dem Propheten gezeigt.
Was ist das für ein Tempel, der da vom alttestamentlichen Propheten Hesekiel so gründlich beschrieben wird und bei dessen Messung jener zuschaute? Einen Hinweis finden wir am Ende des 39. Kapitels: Dort heißt es dass Gott die „Gefangenen Jakobs“ nach Hause führen und sich des Hauses Israel erbarmen würde. Es heißt, dass Gott sie aus den Völkern zurückführen würde, folglich kann nicht die Rückführung aus der babylonischen Gefangenschaft gemeint sein, sondern eine spätere – man kann erkennen, dass es sich um die Rückführung des Volkes Israels seit Beginn der offiziellen zionistischen Bewegung im Jahr 1897 handeln muss.
Hessekiel 40-49 stellt die Theologen vor Probleme. Der Prophet kann nicht den salomonischen Tempel darstellen, weil die Abweichungen zu den Beschreibungen dieses Tempels in anderen biblischen Büchern zu groß sind. Eine Wiederherstellung des Tempels im 6. Jahrhundert. v. Chr. scheidet aus den gleichen Gründen aus. Andere sehen, dass Hesekiel ein Bild des Tempels im „tausendjährigen Friedensreiches“ nach der zukünftigen Widerkunft Jesu Christi geben soll.
Eine völlig anderes geartete Erklärung hat der Theologe und Schriftsteller Walter-Jörg Langbein anzubieten. Er fragt sich, warum dieser Tempel so gründlich vermessen werden müsse, denn schließlich war der Jerusalemer Tempel ja bis ins Detail bekannt. Warum also musste Hesekiel dem Haus Israel die genauen Messergebnisse mitteilen? Langbein spekuliert dahingehend, dass es sich bei dem Tempel des Hesekiel gar nicht um den Tempel in Jerusalem, sondern um ein ganz anderes Bauwerk gehandelt habe, in das Hesekiel von Luftschiffen, die von Außerirdischen gesteuert wurden, gebracht worden war und beruft sich dabei auf die Forschungsarbeiten des Ingenieurs Hans-Herbert Beier und des Ingenieurs Josef F. Blumrich. Langbein schließt, dass es sich bei dem Tempel in Wirklichkeit um eine technische Anlage zur Wartung von Zubringerraumschiffen handelte, die benutzt wurde, um Reparaturarbeiten etwa am atomaren Hauptantrieb des Flugkörpers vorzunehmen, mit dem Hesekiel zum Tempel gebracht wurde. Der Autor glaubt, dass in Hesekiel 10 ein solcher Reparaturvorgang beschrieben wird. (Langbein, Walter: Geheimnisse der Bibel. Berlin 1997 ( S. 68 und 69)
In Hes. 10 wird eine „Wolke“ erwähnt, „die den ganzen Raum erfüllt“. Sollte die Flugmaschine – als solche wird sie ja von Langbein und anderen präastronautischen Autoren gedeutet – soviel Staub aufwirbeln, dass Hesekiel von einer „Wolke“ spricht? Und wie lässt sich eine Staubwolke mit der „Herrlichkeit des Ewigen“(der Ausdruck befindet sich in der Bibelstelle) in Verbindung bringen? Und der „Lichtkranz des Ewigen“ – sind das die düsteren Lichter der Maschine, die durch die Staubwolke leuchteten? Kaum denkbar, denn Hesekiel spricht von einem Lichtkranz und nicht von einer trüben Funzel.
Das Wort „Wolke“ taucht aber auch an anderen Stellen der Bibel und apokrypher (nicht in den biblischen Kanon aufgenommenen) Schriften immer wieder auf.
Interessant ist in diesem Zusammenhang eine Stelle aus dem nichtkanonischen Protevangelium des Jakobus. Es handelt sich bei diesem Buch um ein pseudepigraphisches Buch, das nicht einmal den (evangelischen) Apokryphen zugerechnet wird, wodurch es jedoch keinesfalls an Brisanz verliert. Auch dort begegnen wir einer ominösen Wolke. Hier wird die Geburt Jesu vollkommen anders beschrieben, als wir dies in der Weihnachtszeit immer wieder eingeimpft bekommen. Dort heißt es:
„Und sie standen an dem Platz, wo die Höhle war, und siehe, eine lichte Wolke hüllte die Höhle in Schatten(…) Und sogleich verzog sich die Wolke aus der Höhle, und es erschien ein gewaltiges Licht in der Höhle, so dass unsere Augen es nicht ertragen konnten. Und nach kurzer Zeit verschwand jenes Licht, bis das Kind zu sehen war; und es kam und nahm die Brust von seiner Mutter Maria…“
(Weidinger, Erich: Die Apokryphen. Augsburg 1990, S. 142)
Die Bibel berichtet in Luk. 9, 28-36, dass Jesus zusammen mit Petrus, Johannes und Jakobus auf den „Berg der Verklärung“ ging, um zu beten. „Berg der Verklärung“ deshalb, weil das Gesicht Jesu leuchtend weiß wurde. Dort erschienen ihnen Moses und Elia, die in einem „Lichtkranz“(!) erschienen. „Siehe, er kommt in den Wolken“, schreibt die Offenbarung in Off. 21, 7 u. 8. In der Offenbarung tauchen erneut zwei Personen auf, die oft mit Moses und Elia in Verbindung gebracht wurden.
Über die Himmelfahrt Jesu Christi lesen wir in der Apostelgeschichte die folgenden Zeilen:
„Nach diesen Worten wurde er vor ihren Augen emporgehoben: eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihren Blicken; und als sie ihm noch unverwandt nachschauten, während er zum Himmel auffuhr, standen mit einem mal zwei Männern in weißen Gewändern bei ihnen, die sagten: ,Ihr Männer aus Galiläa, was steht ihr da und blickt zum Himmel empor? Dieser Jesus, der aus eurer Mitte in den Himmel emporgehoben ist, wird in der selben Weise kommen, wie ihr ihn in den Himmel habt auffahren sehen.’“ (Apg. 1,9 – 11; Übersetzung nach Menge)
Was hat es mit dieser „Wolke“ auf sich, die so häufig mit einer Lichterscheinung einher geht? Auch in „modernen“ Berichten gehen spielt beim Verschwinden von Menschen und Zeitphänomenen oft eine Wolke eine nicht unwesentliche Rolle.
Neben der oft zitierten Wolke lesen wir in der Bibel häufig von einem „gespaltener Himmel“. Bei der Steinigung des Stephanus sah jener den Himmel offen, und bei der Taufe Jesu öffnete sich der Himmel ebenfalls. Ist dieses „Öffnen des Himmels“, das oft in der Bibel oft beschrieben wird, auf ein Wurmloch zurückzuführen? War Hesekiel möglicherweise in der buchstäblichen Zukunft? Wurde er dorthin gebracht, um seinem Volk zu zeigen, dass einst wieder ein Tempel in Jerusalem stehen wird? Handelt es sich bei dem in Linnen gekleideten Mann um eine Person aus der Zukunft, in die Hesekiel gebracht wurde? Diente das Vehikel dazu, Hesekiel aus der Gefangenschaft abzuholen und zum Wurmloch zu bringen?
Wir müssen zunächst jedoch auf ein von Walter Jörg Langbein offeriertes Indiz eingehen, nach der der Tempel des Hesekiel nicht in Jerusalem gestanden haben könne. Langbein bezieht sich hier auf eine Bibelstelle, die im Komplex der Tempel-Beschreibung durch Hesekiel auftaucht.
Langbein weist darauf hin, dass es im Hebräischen Urtext keine Zukunftsform gibt, sondern nur den Imperfekt (also die Vergangenheitsform) und den Perfekt (die vollendete Vergangenheit). Hesekiel habe Dinge beschrieben, die bereits geschehen sind – es hätte sich um keine Zukunftsvsion gehandelt. Weiter weist Langbein darauf hin, dass die Maßangaben nicht mit dem Jerusalemer Tempel in Einklang gebracht werden könne.
Langbein kann sich vorstellen, dass Hesekiel in Wirklichkeit zu einem Bauwerk in Peru gebracht wurde. Südöstlich von Huarez im westlichen Zentralperu beim Dörfchen Machac in 3180 Metern Höhe liegt der Tempel von Chavin de Huantar. Möglicherweise war er das Heiligtum der Chavinkultur, die sich zwischen 100 und 300 v. Chr. in Peru ausbreitete. Wurde Hesekiel dorthin gebracht? Chavin de Huantar liegt sehr hoch, was gut zum Hesekiel-Bericht passen würden. Langbein weist weiter darauf hin, dass Hesekiel schrieb, auf dem Berg habe ein Bauwerk wie eine Stadt gelegen. Aber Hesekiel kannte doch Jerusalem. Wieso ein Bauwerk wie eine Stadt? Langbein vergleicht die in Hes. 40 angegebenen Messungen mit den Maßen des Tempels in Chavin de Huantar und entdeckt Parallelen.
Eine weiteres Indiz, das gegen den Tempel in Jerusalem zu sprechen scheint, ist die in Hes. 40 anklingende Beschreibung von Wasser und fruchtbaren Bäumen. Die von Hesekiel beschriebene Quelle hat es in Jerusalem nie gegeben. Bei Chavin de Huantar gab es diese Quelle. Die Beschreibung des Verlaufs des Wassers scheint in Chavin de Huantar wesentlich besser zu passen als in Jerusalem. (Langbein 1997, 70-75)
Dürre Wüstenregion in Israel – fruchtbare Gegend in Chavin de Huantar. Beschreibt Hesekiel tatsächlich einen Tempel, der in Peru stand und nicht in Jerusalem? War der Mann, der in Linnen gekleidet war, ein Mann im Schutzanzug, der den atomaren Hauptantrieb überwachte? War die Wolke, die den Raum einhüllte tatsächlich nur eine Staubwolke, während der Schreiber des Buches Hesekiel gleichzeitig schrieb: „Die Herrlichkeit des Herrn hüllte den Raum ein?“ Fuhr Jesus in einer Staubwolke gen Himmel auf?
Weitaus wahrscheinlicher ist es, dass eine Szene aus der Zukunft beschrieben wird, denn eine Heimkehr aus allen Völkern kann nicht mit der Heimkehr aus der babylonischen Gefangenschaft gleichgesetzt werden. Diese Sammlung fand erst in unser jüngsten Vergangenheit, während des vergangenen Jahrhunderts statt.
Meiner Ansicht nach scheint es ganz so, dass in Hesekiel eine Situation aus der fernen Zukunft beschreibt und keinen Tempel an irgendeinem anderen Ort der Welt. Für eine Zukunftsvision ist die Beschreibung wiederum zu wörtlich. Sie ist nicht schwammig, es sind keine typischen Symbole enthalten, es waren glasklare Beschreibungen von Vorgängen. Hesekiel beobachtete die Vermessung des Tempels, und er beschrieb jedes Detail exakt. Nein, es erscheint nicht allzu wahrscheinlich, dass Hesekiel eine Vision erlebt hat. – möglicherweise war dort, bzw. er war „dann“, in der Zukunft – und er sah den zukünftigen Jerusalemer Tempel.
An der Stelle, an der der Jerusalemer Tempel einst stand, steht heute der moslemische Felsendom, der Arabern verwaltet und von den israelischen Behörden respektiert wird. Kann hier aber jemals wieder ein jüdischer Tempel erstehen? Und was ist mit dem Wasser, das von Hesekiel beschrieben wird, das es aber in dieser Gegend in dieser Form nicht gibt?
Hierzu müssen wir eine Prophezeiung von Sacharia zu Hilfe nehmen, der von einem Tag schreibt, , in dem alle Völker in Jerusalem zum Krieg versammelt würden. Es heißt, dass die „Füße des Herrn“ an jenem Tag auf dem Ölberg stehen würden und eine sehr große Schlucht entstünde.
„Und es geschieht an selbigem Tage, fließt Wasser aus Jerushalajim, die Hälfte in das östliche Meer und die Hälfte in das westliche Meer, im Sommer und im Winter bleibt es.“
(Sach 14,8)
Vor dem Hintergrund dieses Verses erscheint die Schau Hesekiels vom Wasser und den fruchtbaren Bäumen vollauf logisch. Nach dieser Prophezeiung verändert sich auch das Berg-Tal-Verhältnis in Jerusalem, womit klar wird, warum Hesekiel einen „sehr hohen Berg“ sah, den er offensichtlich nicht kannte.
Bei Umwälzungen dieser Art wäre es kein Wunder, wenn der Tempelberg vollkommen durcheinandergeschüttelt würde, und der Felsendom fiele.
Im Jahr 1016 wurde der Felsendom bereits durch ein Erdbeben schwer beschädigt und sechs Jahre später mit verstärkten Mauern wiederhergestellt. 1067 wurde Jerusalem erneut durch ein Erdbeben erschüttert: Der Felsen, über dem, das Gebäude errichtet ist, wurde gespalten, aber das Bauwerk erlitt keine schweren Schäden.
Am 11. Februar 2004 erschütterte ein Erdbeben der Stärke 5,3 Jerusalem und beschädigte den Felsendom.
Unter dem Titel Der Mauer-Einsturz – Warnung der Endzeit? schreibt Johannes Gerloff (Jerusalem):
„Der Einsturz einer Mauer neben der Westmauer ist nur der Anfang“ titelte die hebräische Tageszeitung „Ha’aretz“ am 16. Februar auf der ersten Seite. In der Nacht vom 14. auf den 15. Februar war kurz nach Mitternacht die Stützmauer am Aufgang zum Mughrabi-Tor auf einer Länge von etwa zehn Metern abgerutscht. Große Gesteinsbrocken fielen in den Frauenteil des heiligsten Ortes des Judentums, der Klagemauer.“ (https://www.israelnetz.com/kommentar-analyse/2004/02/18/der-mauer-einsturz-warnung-der-endzeit/)
Richard Stöhr, Judenchrist (d.h. ein geborener Jude, der zwar zum Christentum konvertiert ist aber seine jüdischen Grundüberzeugungen beibehielt) und Journalist, sagte gegenüber dem Buchautor Fritz May:
„Ein Erdbeben, das den Felsendom und die El-Aksa-Moschee (ein zweites moslemisches Heiligtum auf dem Tempelberg, d.A.) zerstört, kann dann das Zeichen sein, den Tempel wieder aufzubauen. Das bedeutet aber nicht, dass man jetzt völlig tatenlos bleibt. Im Gegenteil, die Vorbereitungen sind bereits im Gange. So versammeln sich die ,Leviten’ an jedem Neumond. Sie kommen zu Hunderten an der Klagemauer zusammen und bereiten sich auf den Großen Tag vor, wo sie den Dienst im Tempel wieder aufnehmen werden.“ May, Fritz: Israel zwischen Weltpolitik und Messiaserwartung. Moers 1978, S. 157)
Was die Zerstörung der arabischen Heiligtümer auf dem Felsenberg und eine mögliche Alternative angeht, so sei kurz auf eine Vision hingewiesen, die der Autor dieses Buches hatte: Er sah den (moslemischen) Felsendom und die (moslemische) Al-Aksa-Moschee als festen Bestandteil in den (jüdischen) Tempelkommplex eingearbeitet. Doch dies nur am Rande.
Wird eines Tages wieder ein jüdischer Tempel in Jerusalem stehen? Wurde Hesekiel von aus dieser Zeit stammenden Zeitreisenden abgeholt, um ihm dieses in ferner Zukunft wiedererstehende Heiligtum zu zeigen? Wurde er mittels eines Vehikels und eines Wurmlochs abgeholt und wieder zurückgebracht? Hatte Hesekiel die Aufgabe, seinem Volk von diesem wundervollen Tempel der Zukunft in einem blühenden Jerusalem zu berichten? War er (unbewusst) der Verbindungsmann zwischen dem jüdischen Friedensreich aus der Zukunft, das in der Bibel beispielsweise durch den Propheten Jesaja geschildert wird und der babylonischen Gefangenschaft seiner Zeit?
Das Buch zum Thema:
Roland M. Horn: Geheimagenten aus der Zukunft?