- von Roland M. Horn
Tiahuanaco ist eine Ruinenstätte nahe dem Titicacasee. Sie liegt in Bolivien. Zwischen den Jahren 300 und 800 war sie Kultzentrum der präkolumbischen Tiahuanacokultur. Erhalten ist das Sonnentor (Abb. 1) mit dem Hochrelief einer Schöpfergottheit. Das Sonnentor stellt nach der Meinung etlicher Forscher und Autoren einen Kalender dar.
Bezüglich des Alters der Stadt ist man sich nicht einig. Einige Forscher kommen auf 15 000 v. Chr., andere auf 10 500 v. Chr. Viele sind der Meinung, dass Tiahuanaco einige Jahrtausende jünger sei.
Der Autor Paul Schulz stellt sich die Frage: „Wodurch wurde Tiahuanaco so vollständig zerstört?“. Und er findet Antworten in den Arbeiten des Archäologen Arthur Posnansky (1873-1946).
Schulz ist der Meinung, dass Tiahuanaco vor etwa 11-12 000 Jahren eine blühende Hafenstadt gewesen sei, die im Zuge der Bildung neuer Gebirgszüge um 3000 Meter angehoben wurde und dadurch einen Teil des Andenplateaus bildete. Als Beleg wird angeführt, dass auf den umliegenden Bergen verkalkte Salzwasser-Meerespflanzen gefunden wurden, die auf eine ehemalige Wassernähe schließen lassen. Die Architektur ist erstaunlich und verweist auf ein hohes astronomisches Wissen dieser offensichtlich untergegangen Kultur. Prähistorische Tiere, die auf Artefakten abgebildet sind, weisen auf Tiahuanaco als eine der ältesten Kulturen der Erde hin.
Schulz glaubt, dass diese Stadt noch vor 10 500 Jahren auf Meereshöhe lag, wie es deutliche Spuren von früheren Brandungslinien vermuten lassen. Dies bestätigt Mucks Theorie von der Hebung an den Kontinentalrändern zum Ausgleich der Massen während des Versinkens von Atlantis. Der Titicacasee, der heute 3800 Meter über dem Meeresspiegel liegt, hat eine Strandlinie, die etwas schief zur heutigen Strandlinie gelegen ist. Diese Schräge weist nach Nordosten, also genau auf den von Muck proklamierten Katastrophenherd hin.
Nun gibt es aber einen scheinbaren Widerspruch: Der Titicacasee, der damals ein Titicacameer, ein Binnenmeer mit Zugang zum Pazifik gewesen sein müsste, ist allem Anschein nach Richtung Süden gekippt. Denn nach Süden ist damals ein Großteil seiner Gewässer abgeflossen. In diesen ehemaligen Küstengebieten findet man heute riesige Salzmengen.
Schulz zieht daraus die folgenden Schlüsse: Im Andengenbiet brach die Südamerikanische Platte an mindestens zwei Stellen. Auf diese Weise erklärt er sich die Schiefe in Richtung Nordosten wie nach Süden. Laut Schulz wirkte noch eine zweite Kraft auf die Platte ein – es war jene Kraft, die das Kásskara der Hopi-Legende nach unten und Amerika langsam nach oben drückte. Dadurch kam es in diesem Gebiet, das zuvor zu allem Überfluss auch noch vulkanisch aktiv war, zu enormen Vulkanausbrüchen und Erdbeben, wodurch auch der Gebirgsrahmen um das ehemalige Titicacameer zerbarst. Durch diesen Vulkanismus und zusätzlich durch die nach Süden herabstürzenden Flutwellen wurde das alte Tiahuanaco zerstört. Dort ereignete sich deshalb auch eine lokale Sintflut relativ kleinen Ausmaßes, denn ein Teil der Wassermassen des damaligen Meeres wurde ebenfalls empor geschleudert, vermischte sich mit dem angeströmten Magma und kam dann als Sintflutregen wieder herunter. Die durch diesen Vulkanismus ebenfalls empor geschleuderten feinen Staubmassen sorgten für eine jahrelange Dunkelheit von mehreren Jahrhunderten, wie sie in alten Mythen berichtete wird. Dadurch, sowie durch die rasche Anhebung um ca. 4000 Meter dieses Teiles der südamerikanischen Platte, kam es zu einer kurzen „Eiszeit“ in dieser Region.
Auch der Ursprung der rätselhaften Olmeken scheint sich auf die Gegend um Tiahuanaco zurückführen zu lassen. Interessant an diesem Stamm ist, dass er im Jahr 1000 v. Chr. den Magnetismus kannte. Bekannt wurde das Volk, das heute in Mexiko lebt, durch riesige Basaltköpfe, die die Olmeken aus Stein meißelten. Doch auch andere Kunstwerke stammen aus den Händen dieses Volkes.
Der Autor Harald Braem zitiert in diesem Zusammenhang den mexikanischen Anthropologen Roman Pina Chan von der National-Universität in Mexiko-City. Für diesen Wissenschaftler liegt der Ursprung der Olmeken nicht in Mittelamerika, sondern in Ecuador. Erst von dort seien die Olmeken nach Mittelamerika vorgestoßen, wo sie sich mit anderen Völkern vermischt hätten. Pina Chan bezeichnet die terrassenförmigen Tempel und Stufenpyramiden als ein besonderes Kennzeichen dieser Kultur. Faszinierend sind auch die Forschungsergebnisse der indianischen Anthropologin Guadelupe Martinez Donjuan, die bereits seit 1984 nach Spuren der Olmeken gräbt. Sie hält die Olmeken für ihre eigenen Vorfahren, und für sie kommt Pina Chans Erkenntnis nicht sehr überraschend. Im Gegensatz zu ihren Fachkollegen sucht Frau Donjuan nicht an der Atlantikküste zwischen Veracruz und Tabasco, sondern sie sucht an der Pazifik-Küste bei El Rincon im Hochland von Guerre nach Spuren der olmekischen Kultur. Dort existieren einige Schutthügel, die von den einheimischen Indios “Tecuantepec” (Berg des Jaguars) und als “las tinajas a los idolos”, was soviel heißt wie „Krüge der Götter”, bezeichnet werden. Frau Donjuan hatte tatsächlich Erfolg und fand große Anlagen der Olmeken. Sie erstreckten sich über mehr als 100 Quadratkilometer und hatten raffinierte Bewässerungsanlagen. Bemalte Monolithe, die dämonisch blickende Jaguargötter darstellten, Tempel, und … eine Pyramide. Die Zahl der Funde dürfte zwischen 1200 und 1400 liegen.
Frau Donjuan ist wie ihr spanischer Kollege Miquel Covarrubias der Überzeugung, dass die Olmeken aus Südamerika einwanderten, von wo aus sie sich schließlich über ganz Mittelamerika verbreiteten. Weitere Funde im Gebiet von Besitze auf der mexikanischen Halbinsel Yukatan scheinen diese Auffassung zu bestätigen. Besonders aufschlussreich ist das folgende Zitat aus Braems Buch: „Verfolgt man die Spuren der Olmeken weiter, so stellt man eine groß angelegte Wanderung ausgehend vom Gebiet des Titicacasees fest, an dessen Ufer drei Länder grenzen – nämlich Peru, Chile und Bolivien. Dort könnte der Ausgangspunkt aller präkolumbischen Kulturen gelegen haben, von dort breiteten sich die indianischen Völker nach Süden, Norden und Westen aus. Und am Titicacasee liegt Tiahuanaco, das Zentrum einer uralten Vorinka-Kultur.”
Bei dieser „groß angelegten Wanderung” handelte es sich in Wirklichkeit womöglich um eine Massenflucht von Überlebenden der Tiahuanaco-Katastrophe. Sie konnten einen Teil ihrer Hochkultur mit in die Länder retten, in denen sie sich allerdings langsam aber sicher trennten; ein Teil der Überlebenden dürfte schließlich als Olmeken über den Umweg von Ecuador in Mexiko angelangt sein, wobei sie immer mehr von der alten Kultur verlierend, aber doch noch genug erhielten, um die Nachwelt in Staunen zu versetzen …
Ist die Zerstörung von Tiahuanoaco eine Folgekatastrophe der Atlantik-Kastastrophe wie Muck sie sieht? Zog der Untergang von Atlantis Tiahuanaco mit in den Tod?
Ich ging bereits auf Schulz’ Theorie ein, nach der die südamerikanische Platte an einer oder mehreren Stellen gebrochen sein müsse. Kásskara, nach den Hopi ein angeblich einstiger Kontinent im Pazifik, sei laut Blumrich und Schulz langsam untergegangen, während sich Amerika langsam hob, und durch die plötzlich einsetzende Mucksche Kippbewegung sei die langsam aufsteigende Platte dann gebrochen. Nun scheint aber die These von einem einstigen Riesen-Kontinent im Pazifik nicht gerade glaubwürdig. Vielleicht kann aber die Antarktis-Komponente auch dieses Rätsel lösen.
Ich zitiere den Autor Fritz Nestke: „Der Inselkontinent Atlantis wurde mit dem Erdball durch die Rotationsveränderung […] zum südpolaren antarktischen Kontinent. Die gewaltige Eislast der zu Schichten gefrorenen Flutwellen drückte Antarktika zum großen Teil unter den sich einpendelnden Meeresspiegel und bewirkte eine gigantische Hebelbewegung in der betroffenen Plattentektonik. Die frühere Inselkette, von der man vom einstigen Atlantis gelangen konnte, wurde mit einer enormen Kraft gehoben: Die Anden.” 1Quelle: Fritz Nestke in dem Artikel „Das Olmeken-Rätsel” in der Fachzeitschrift Wissenschaft ohne Grenzen, Ausg. 2/96)
Ich persönlich glaube nicht, dass die Antarktis Atlantis war, genauso wenig wie ich die Anden mit den gegenüberliegenden Inseln identifizieren möchte. Aber: Durch das „Verrutschen” des Südpols mitten in die Antarktis, wie es die logische Weiterentwicklung von Mucks Theorie fordert, ist anzunehmen, dass sich das Klima der Westantarktis damals, analog zu Nordost-Sibirien, drastisch und plötzlich verschlechtert hat. D.h. zu den Flutwellen, die seit der Katastrophe ohnehin schon ihren Teil beigetragen haben, und die nun zu Eis wurden, kamen nun Schneefälle und letztlich Eisablagerungen hinzu, und es ist vorstellbar, dass der Kontinent nun tatsächlich z. T. unter Wasser gedrückt wurde. Und nun kommt die von Fritz Nestke propagierte gigantische Hebelwirkung” zum Tragen, die Südamerika anhebt. Wir haben also gleich zwei plötzlich auf den Kontinent einwirkende Kräfte: einmal die „Mucksche Kippbewegung” vom Nordosten her, die den nordöstlichen Kontinentalrand Südamerikas absenkte, und den westlichen anhob (die Kippachse befindet sich laut Muck in einer Linie etwa Panama-Bahia.), während die vom Süden ausgehende Hebelwirkung den gesamten Kontinent nach oben zu schieben versuchte.
Das bedeutet also: Im Osten Südamerikas wirkten Kräfte, die einander entgegenwirken, und im Westen waren Kräfte aktiv, die sich verstärken. War eine solch ungleiche Kräfteverteilung die Ursache für einen Plattenbruch gewesen? Flossen nach dem Bruch die Wasser des Titicacameeres nach Süden ab, wobei Tiahuanaco vollständig überschwemmt und vernichtet wurde? Nestkes „gigantische Hebelwirkung” hat letztlich lediglich die von Muck festgestellte Kippbewegung verstärkt oder zumindest beschleunigt, was den Teil westlich der Kippachse betrifft, so dass beide Kräfte letztendlich die Anden und mit dem Gebirge die ehemalige Hafenstadt Tiahuanaco 4000 Meter mit einer Geschwindigkeit, die enorm gewesen sein muss, in die Höhe geschleudert haben. Da östlich der Kippachse die südamerikanische Platte nach dem Muckschen Szenario abgesenkt wurde, kann die Kraft, die Südamerika nach oben drückte, diese bestenfalls ausgeglichen haben. Da aber das Mündungsgebiet des Amazonas und des Rio Para noch Spuren einer „ertrunkenen Küste” zeigen, scheint die Hebelwirkung diese lediglich abgemildert zu haben.
Bestätigt wird die oben beschriebene These durch Fossilienfunde, das Brackwasser des Titicacasees (vermutlich wurde der Salzgehalt durch Regen- und Gletscherwasser deutlich reduziert), das Salzwasser des Poopó-Sees (die Fischfauna, die durch die „Abflussrinne“, den Desaquaro eingeschwemmt wurde, kann sich aufgrund des hohen Salzgehaltes nicht fortpflanzen, sondern geht zugrunde) und weiter südlich gelegene Lagunen (Salzlager/getrocknete Salzfelder). Es handelt sich dabei um Befunde, die zum Teil auch von dem Wissenschaftler Edmund Kiß, der 1928 in Südamerika forschte, bestätigt wurden.
Zusammengefasst lässt sich sagen: Die geographischen Pole haben sich, bedingt durch die Atlantikkatastrophe, von Grönland, bzw., dem Wilkes-Land in ihre heutige Position verschoben. Dadurch geriet die Westantarktis vollständig in den südlichen Polarkreis. Durch Schneefälle und Flutwellen, die zu Eis wurden, wurde der Kontinent etwas abgesenkt; durch eine Hebelwirkung in der Plattentektonik wurde die südamerikanische Kontinentalplatte etwas angehoben, wodurch im Westen die Kippbewegung der Platte verstärkt, im Osten diese abgemildert wurde. Der Ostteil des Kontinentes – vor der Katastrophe Küstengebiet, das um ein großes Binnenmeer gelegen war, von dem heute nur noch der Titicaca- und der Popoó-See übrig geblieben sind – wurden mitsamt der Hafenstadt Tiahuanaco fast 4000 Meter in die Höhe gestemmt. Die Anden wurden zumindest noch ein Stück höher gestemmt. Durch das gleichzeitige Einwirken der beiden Kräfte ist die südamerikanische Platte zumindest an einer Stelle gebrochen. Es kam zu einer „kleinen Sintflut“, starken Vulkanaktivitäten und langanhaltender Dunkelheit . Die meisten Ureinwohner von Tiahuanaco flüchteten, die Stadt war weitgehend zerstört, und später siedelten sich erneut Menschen in Tiahuanaco an, oder/und einige Überlebende waren (vielleicht in Höhlen) dort geblieben, die nach der Dunkelheit wieder nach draußen kamen.
Erstveröffentlichung bei Atlantisforschung.de (Leicht modifiziert)
Anmerkungen, Literatur und Quellen
http://www.infobitte.de/free/lex/allgLex0/t/tiahuanaco.htm
http://www.mysteria3000.de/archiv/lc/tiwanaku.htm#Anmerk
http://www.mysteria3000.de/archiv/lc/tiwanaku.htm
Harald Braem, “Das Geheimnis der Pyramiden”, München 1992
Roland M. Horn, “Das Erbe von Atlantis”, Lübeck 2001
Paul Schulz, “Die Menschheit und das Leben vor und nach der Sintflutkatastrophe am 5. Juni 8498 vor unserer Zeit”, Berlin 1993
Bild-Quellen
(1) http://www.crystalinks.com/tiagate.jpg (Bildzitat)
(2) http://www.indianer-welt.de/bilder/sonnentor02klein.jpg
(3) Federico Kirbus, “Enigmas, Misterios y Secretos De America: Tiahuanaco, las líneas de Nazca, Vilcabamba, el mapa de Piri Reis“, Argentinien 1978; nach: David Hatcher Childress, “Lost cities & ancient mysteries of South America“, Stelle/Illinois (Adventures Unlimited Press) 1986, S. 209
(4) http://www.indianer-welt.de/meso/olmek/olmek-kopf.htm (Bildzitat)
(5) http://www.indianer-welt.de/landkarten/huariland.jpg (Bildzitat)
(6) http://www.wanderjugend.de/wandern/wanderformen/berg/alpamayo.jpg
(7) Aus: Paul Schulz: Die Menschheit und das Leben vor und nach der Sintflutkatastrophe am 5. Juni 8498 vor unserer Zeit (Bildzitat)