Israelischer General sagt: “Israel sollte einen Präventivkrieg führen”

  • von Roland M. Horn

zum Beitragsbild oben: Yaakov Amidror 2009. Quelle: Ira Abramov von Even Yehuda, Israel, CC BY-SA 2.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0>, via Wikimedia Commons

Wie Itamar Eichner – ein prominenter Journalist und Kommentator in den israelischen Medien – am 18.04.2024 auf der Webseite von Israel heute verlauten lässt, spricht sich der ehemalige nationale Sicherheitsberater Israels Yaakov Amidror dafür aus, auch ohne amerikanische Unterstützung gegen den Iran vorzugehen. Israel könne das und sollte es auch.

In einem Briefing für europäische Botschafter sagte der Generalmajor a. D., dass der Präventivschlag wieder zu einer Option Israels werden sollte. Schließlich habe Israel dies auch in der Vergangenheit getan und auf diese Weise könnte man auch ohne amerikanische Unterstützung auf den beispiellosen Angriff des Iran reagieren. Amidror – früher nationaler Sicherheitsberater Israels – benannte drei große Herausforderungen, gegen die Israel vorgehen müsse.

  1. Gaza: Wohl mit Recht stellt Amidror fest, dass die Hamas weder an der Freilassung der noch verbliebenen Geiseln noch an einem Abkommen in dieser Angelegenheit bereit ist, also bliebe nur nur die Möglichkeit, die Befreiung der Geiseln mit Gewalt zu erreichen. Der Einmarsch der IDF in Rafah sei unabdingbar und die Zerstörung der dortigen terroristischen Infrastruktur alternativlos. Israel hat nach Meinung des Generals kein Interesse daran, nach dem Krieg den Gazastreifen zu kontrollieren, sondern eine ähnliche Situation wie in der Stadt Dschenin (Gebiet A von Judäa und Samaria, der sog. Westbank), zu erreichen, d. h.: Sicherheitszugang, falls nötig, ohne zivile Kontrolle.
  2. Hisbollah: Der General erklärt, dass Israel einen Fehler begangen habe, der es der Hisbollah ermöglichte, sich zu bewaffnen. Das dürfe sich nicht wiederholen. Daher sei ein Krieg im Libanon, der große Zerstörungen verursacht, unvermeidbar, wenn eine Lösung auf diplomatischem Weg nicht erreicht werden kann, die es den Israelis möglich macht, ohne Angst in ihrer Häuser in Nordisrael zurückzukehren. Im Anschluss an einen Krieg mit der Hisbollah würde Israel eine Wiederbewaffnung der Terrororganisation nicht zulassen und ähnlich wie in Syrien vorgehen
  3. Iran: Amidror stellt – was auch offensichtlich ist – fest, dass Teheran an der Schaffung eines nuklearen Schutzschirms interessiert ist, mit dem Ziel, sowohl als regionale als auch als globale Macht hervorzutreten. Das Mullah-Regime hat Stellvertreter im Nahen Osten an den Grenzen Israel angesiedelt und Israel muss, wie Amidror sagt, gegen diese beiden Herausforderungen vorgehen. Der General ist sicher: Wenn der Iran den jüdischen Staat “erledigt” habe, würde er den Westen angreifen.

Bereits von einer Reihe von Botschaftern, die Interesse an der Machbarkeit bekundeten, wurde das Thema einer regionalen Koalition und der Normalisierung angesprochen. So ist, wie Amidror feststellt, die Normalisierung mit Saudi Arabien lediglich eine Frage der Zeit, denn für beide Länder und die gesamte Region sei sie von gemeinsamem Interesse. Hinsichtlich einer regionalen Koalition erklärte der General, dass sich sich Israel auf der einen Seite gerne an einer solchen Initiative beteiligen würde, auf der anderen Seite müsse es jedoch auf das Recht behalten, unabhängig zu handeln.

Wie es weiter heißt, fragen einige Botschafter nach der Zweistaatenlösung und dem Tag nach dem Gaza-Krieg, doch Amidror gibt sich überzeugt davon, dass die Majorität der israelischen Bevölkerung gegen die Gründung eines palästinensischen Staats sein werde, denn dieser würde sich in kürzester Zeit in einem terroristischen Staat umformen. Mindestens für eine Generation sei für die Israelis diese Option vom Tisch. Auf der anderen Seite erklärt Amidror jedoch, dass Israel selbst nicht nach dem Ende des Kriegs den Gazastreifen kontrollieren wolle und es sich darüber hinaus nicht mit zivilen Fragen im Gazastreifen befassen werde.

Auf die Frage eines Botschafter aus Nordeuropa, ob Russland im Falle eines regionalen Konflikts an der Seite des Iran und seiner Stellvertreter kämpfen würde, antwortete Amidror, dass dies nach seiner Einschätzung nicht der Fall sein werde.

Andere Botschafter sprachen ein weiteres Thema an: Die Beziehungen zwischen Israel und der USA so wie Israels Rücksichtnahme auf Washington für den Fall der Ergrifung militärischer Maßnahmen. Der General wies in seiner Antwort auf die Bedeutung der Beziehungen Israels zur USA hin sowie auf die Notwendigkeit, diese soweit als möglich zu erhalten und zu stärken. Doch die Medaille hat noch eine andere Seite, denn letztendlich müsse Israel in Übereinstimmung mit den Bedürfnissen und Herausforderungen, mit denen es konfrontiert ist, seine eigenen Sicherheitsentscheidungen treffen und es müsse in der Lage sein, dies unabhängig zu tun.

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