- von Jonathan S. Tobin, Israel National News, 21. September 2024
- Übernommen von Abseits vom Mainstream – Heplev
(Zum Beitragsbild: Humor (Übersetzung): Diese Botschaft ist ein Knaller (Titelblatt des hebräischen Wochenblatt Besheva))
Die Kritik an den Taktiken und das Gelächter, zu dem belagerte Israelis inspirieren, sprechen Bände über die moralische Krankheit, die viele westliche Linke befallen hat. Die gegen Israel gerichtete Wut gibt es, weil es bereit ist von den Mördern für ihre Verbrechen einen Preis zu fordern. Op-ed.
Der gleichzeitigen Explosion tausender Pager im Besitz von Hisbollah-Leuten folgte einen Tag später eine ähnliche Massenexplosion von Funksprechgeräten der Terroristen; das war diese Woche weltweit die Top-Nachricht.
Die Angriffe, die eliminierten ein paar Tage später hohe Hisbollah-Führer eliminierten, könnte fast genauso wichtig gewesen sein, um die Fähigkeit der Terroristen, ihre laufenden Raketenangriffe auf Nordisrael und die mögliche Drohung mit einem Bodenangriff auf den jüdischen Staat lahmzulegen. Trotzdem triggerte der Pager-Angriff auf die Mitglieder der Organisation (und ihre damit verbundenen Sponsoren und Strippenzieher wie den iranischen Botschafter im Libanon, der Berichten zufolge ebenfalls einen Hisbollah-Pager hatte und ein Auge verlor, als dieser hoch ging), die ihre Relikte der Technik der 1980-er mit sich führten, sowohl die Fantasie als auch die Empörung der internationalen Meinung.
Wir können nicht sicher wissen, wie viel Schaden Israel bei der Moral der Hisbollah angerichtet hat, ganz zu schweigen von ihren Möglichkeiten, israelischen wie auch libanesischen Bürgern Terror und Schmerz zuzufügen. Es könnte etwas Wahres an dem sein, was die Untergangspropheten unter den Analysten der New York Times und israelischen Linken sagen, die behaupten, dass jeder Schaden oberflächlich und kurzfristig sei.
Wichtiger war die wütende Reaktion vieler westlicher Linke, die die Angriffe verurteilten, weil sie nicht glauben, dass Israel das Recht hat, sich gegen Terroristen zu verteidigen und weil sie nicht länger glauben, dass irgendein westlicher Staat überhaupt das Recht hat auch die gerechtesten Kriege zu führen.
Die lächerliche Behauptung, dies sei eine israelische „Eskalation“ ist völlig falsch, weil es die Hisbollah ist, die die aktuelle Runde des Konflikts initiierte. Egal wie viele Terroristen bei den Angriffen getötet, verstümmelt oder verletzt wurden, der iranische Handlanger zeigt kein Zeichen, seinen Beschuss seit dem Massaker der Hamas im Süden am 7. Oktober nicht nur Nordisraels, sondern auch anderer Gebiete einzustellen. Die Raketen der Hisbollah haben die israelischen Gemeinden entlang der Nordgrenze des Landes praktisch entvölkert, zehntausende seiner Bürger zu Binnenflüchtlingen gemacht, die sich in Hotels im Zentrum des Landes an der Seite derer verkriechen, die vom Angriff auf Südisrael genauso betroffen waren.
Kein Spionage-Coup – egal, wie genial oder meisterhaft darauf zielend wo wenig Unschuldige wie möglich zu schädigen – ist von größerer Bedeutung, wenn er nicht zu Israels strategischem Ziel beiträgt: die Hisbollah-Kräfte von seiner Grenze zu verdrängen und die Sicherheit des Nordens sicherzustellen. Es mag sein, wie der israelische Verteidigungsminister Yoav Gallant vor kurzem andeutete, dass dieses Ziel nur mit einer grenzüberschreitenden Offensive mit Bodenstreitkräften zu erreichen ist.
Aber man entkommt der Tatsache nicht, dass die enorme Aufmerksamkeit, die dem gewidmet wurde, was der Analyst Michael Doran satirisch „Operation Grim Beeper“ [Operation grimmiger Pieper] nannte, uns nicht nur über die Rolle sagte, die die Juden und Israel immer noch in der westlichen Vorstellung spielen, sondern auch darüber, was so viele Leute im Westen heute über bewaffneten Konflikt denken.
„Magische“ Juden
Eine Seite dieser Reaktion ist nicht ganz schlecht. So sehr der immer noch starke Mythos über jüdische Macht im Kern des Antisemitismus ist, die Überzeugung von dem, was man den „magischen Juden“ nennen könnte, der schlauer und erfinderischer ist als andere Leute, arbeitet manchmal zugunsten der Juden.
Die Entscheidung Großbritanniens von 1917, die Balfour-Erklärung zugunsten der Erschaffung einer jüdischen nationalen Heimstatt zu verabschieden, die dem Zionismus zu einem entscheidenden Zeitpunkt einen Schub gab, wird oft dem Philosemitismus sowie dem Glauben mehrerer britischer Staatsmänner, darunter Premierminister David Lloyd George, an die Autorität der Bibel zugeschrieben, was das eine oder andere darüber aussagt, wem das Land Israel gehört. Wichtiger war ihre unangebrachte Überzeugung von der ungebremsten Macht der Juden (die, davon waren sie überzeugt, mit der Erklärung für die Sache der Alliierten gewonnen würden), um sicherzustellen, dass die USA eng bei den britischen Zielen blieben und die Russen als aktiven Teilnehmer im Ersten Weltkrieg halten würden, etwas, das wie jenseits der Fähigkeiten jeglicher jüdischen Gemeinschaft lag.
Dennoch bleibt der Kern der Abschreckungsmacht der israelischen Verteidigungs- und Geheimdienstkräfte die Tatsache, dass viele der Feinde des jüdischen Staates diesen als gewaltige Macht betrachten, die nicht besiegt werden kann.
Diesen Ruf hat sich Israel durch viele militärische Siege und Geheimdienst-Coups im Lauf der Jahrzehnte ehrlich erworben. Letztere sind bereits ausführlich dokumentiert. In diesem Zusammenhang haben technologische Genies des israelischen Mossad mit raffinierten Methoden eine lange Liste derer erstellt, die daran arbeiten, Juden zu schaden – arabische Terroristen; deutsche Wissenschaftler, die in arabischen Ländern arbeiten, um Massenvernichtungswaffen herzustellen; die am Massaker bei den Olympischen Spielen in München 1972 Beteiligten; und in den letzten Jahren die Iraner, die am Atomprogramm des islamistischen Regimes arbeiten.
Dieses Gefühl der eigenen Unbesiegbarkeit hat sich manchmal gegen die Israelis gerichtet. Die tragischen Fehler des Geheimdienst-Establishments vor dem 7. Oktober zeigte den Preis solcher Hybris. Dieselben Genies, die halfen, die Sprengpager von dieser Woche zustande zu bringen, waren die Mitglieder der Organisation, die so furchtbar versagte, das größte Massengemetzel an Juden seit dem zweiten Weltkrieg und dem Holocaust zu verhindern (und wie der Publizist Yonatan Zimri auf Hebräisch schrieb: derselbe Geheimdienst versagte tragisch dabei, auf die tausenden israelischer SIM-Karten zu reagieren, die direkt vor dem Einmarsch im Gazastreifen aktiviert wurden – Anm. d. Redaktion)
Die explodierenden Pager und Funksprechgeräte (die nur eingesetzt wurden, weil die Hisbollah bereits überzeugt war, dass moderne Kommunikationsmittel wie Mobiltelefonen und das Internet unvermeidlich von den Israelis kompromittiert werden würden) werden auf diese Liste gesetzt werden. Aber wie mit jeder israelischen Leistung, einschließlich der unzähligen technologischen und medizinischen Innovationen, die von den Wissenschaftlern, Technikspezialisten und Ingenieuren dieses winzigen Landes hervorgebracht wurden, die großes Lob weckten (und die Juden überall stolz auf das machten, was ihr Volk gemacht hat) wird es auch weitere schädliche Verschwörungstheorien hervorrufen, die zum Judenhass beitragen. Das beweist einmal mehr, dass sich zwar die Zeiten und Umstände geändert haben, die Juden aber das Haupt-Schreckgespenst westlichen Denkens bleiben.
Zusammen mit diesen eher traditionellen Sprachbildern des Antisemitismus müssen die Reaktionen der „moralischen“ Verachtung auf das, von dem wir alle annehmen müssen (auch wenn die Hisbollah und der Iran viele Feinde haben, z.B. die USA, denen derzeit der Wille fehlt, zuzuschlagen und viele, die dazu nicht in der Lage sind), die „moralische“ Verachtung, die sie bei einigen hervorrief, verstanden und in einen Kontext gestellt werden.
Der Angriff wurde von angeblich edel gesinnten Leuten verurteilt, die den Plan als „Terroranschlag“ bezeichneten oder behaupteten, er verstoße gegen das Völkerrecht – wie es Human Rights Watch machte, eine Gruppe, die immer wieder wegen ihrer Einseitigkeit gegen Israel und wegen Antisemitismus entlarvt worden ist. Wie die von NPR und The Intercept veröffentlichten vorhersagbar negativen Artikel festhielten, stimmten sogenannte Experten der Vereinten Nationen dem zu.
Andere Organisationen, die hoffnungslos der Unterhöhlung des Existenzrechts und der Selbstverteidigung Israel ergeben sind, beklagten, die Sprenggeräte seien Beweis eines massiven „Kriegsverbrechens“. (Ein linker israelischer Sender ging so weit, Israel wegen Verletzungen in Gesichtern von Hamas-Terroristen zu verurteilen. Anm. d. Red)
Darf man über die Situation lachen?
Noch unerträglicher war die „moralische“ Schmähung, die sich gegen die vielen Israelis und anderen Leute, Juden wie Nichtjuden, richtete, die in dem Unglück der Terroristen zu schwarzem Humor griffen, was mit einem Tsunami an Witzen und Memes über ihre Dummheit sowie die von vielen erlittenen schweren Verletzungen gemacht wurden.
Die Vorstellung, wir sollten irgendwie immer die gemeinsame Menschlichkeit anerkennen, die wir mit Mitgliedern der Hisbollah haben oder wir seien unserem Glauben verpflichtet, unseren Feinden zu trauen, auch wenn wir ihnen Widerstand leisten, ist in jüdischen wie christlichen Traditionen gut verankert.
Eines der Highlights eines Pessach-Seders ist das Ritual, bei der Erwähnung einer jeder der von Gott zur Bestrafung der Ägypter wegen der Versklavung der Juden gesandten Plagen Weintropfen aus unseren Bechern zu entfernen. Moses’ eigene Schwester, Miriam, wurde bestraft, weil sie den Tod der Ägypter feierte, die ertranken, als das Rote Meer wieder zufloss, nachdem es die entkommenen Sklaven durchgelassen hatte.
Aber unsere Finger in den Weinbecher zu stecken, ist leicht, wenn man versucht, sich atavistisch an ein Ereignis von vor mehr als 3.000 Jahren zu erinnern. Die Israelis haben seit dem 7. Oktober mit dem Trauma der Hamas-Barbarei gelebt, fast ein Jahr lang; und Jahrzehnte lang davor mit dem Terror. Das sind keine Feinde im normalen Sinn des Wortes.
Juden andernorts sehen sich einer Flut des Antisemitismus gegenüber, wie wir ihn in der Lebensgeschichte der meisten Leute noch nicht erlebt haben. Wir sind alle nur Menschen und haben das Recht auf etwas Zufriedenheit, wenn denjenigen, die sich dem Mord an Israelis, Amerikanern und anderen jüdischen Gemeinschaften der Diaspora verschrieben haben, etwas Ungemach begegnet.
Das ist nicht unähnlich der Reaktion auf den Tod von Nazis in der Vergangenheit, auch wenn eine Million oder mehr getötete deutsche Bürger durch alliierte Bomben und den Einmarsch in Deutschland nötig waren, um Adolf Hitlers Regime zu stürzen. Wen Menschen sich an Massenmord beteiligen, wie es die Mitglieder der Hisbollah wiederholt getan haben, dann verwirken sie das Reicht auf Mitgefühl, wenn sie den Sturm ernten, den sie gesät haben. Jeder, der dem nicht zustimmt, hat seinen moralischen Kompass verloren.
(Und vielleicht haben die Israelis, die ein schreckliches Massaker erlebt haben und einen gerechten Krieg führen, der über 700 mutige Soldaten, die ihr Leben für ihr Land gegeben haben, in den Ruin getrieben und Tausende verwundet hat, und deren Vertrauen in die höheren Ränge der Armee erschüttert wurde, einfach das Bedürfnis, zu lachen und sich für ein paar Augenblicke erleichtert zu fühlen, d. Red. s. u.)
Auch wenn er Tod unschuldiger Zivilisten eine Tragödie ist, gibt es kein weiteres mir bekanntes Beispiel einer solchen gezielten massenhaften Tötung von Terroristen, die so eindeutig gestaltet wurde, solche Opfer zu vermeiden. Im letzten Jahr ist Israel oft fälschlich beschuldigt worden, sich nicht darum zu bemühen, Zivilisten zu verschonen, obwohl es diesbezüglich mehr unternimmt als alle anderen Staaten.
Aber wenn es etwas tut, das sich so transparent direkt nur gegen Terroristen richtet – wer sonst würde einen Hisbollah-Pager haben? – wird es immer noch mit demselben unfairen Vorwurf angegriffen. Wie bei vielen anderen Arten beweist das, dass Israel verbal, juristisch und physisch weniger wegen dem angegriffen wird, was es tut, sondern wegen dem, was es ist.
Israel kann nichts richtig machen
Der Ursprung all dessen ist dieselbe Überzeugung von der Illegitimität Israels als „Siedler-/Kolonialisten“- und „Apartheid“-Staat, der die Mobs motiviert, die auf den Straßen [nicht nur – d.Ü.] amerikanischer Städte und an Universitäten in Unterstützung der Bemühungen der Hamas marschieren, die Juden „from the river to the sea“ [vom Fluss bis zum Meer] zu eliminieren.
Für solche Leute gibt es nichts, das Israel tun kann, um sich zu verteidigen, das gerechtfertigt wäre, egal unter welchen Umständen. Und wie sie ebenfalls gezeigt haben, gibt es nichts, das diejenigen, die Israel auslöschen wollen – selbst die Völkermord-Islamisten der Hamas nicht, die am 7. Oktober eine Orgie aus Massenmord, Vergewaltigung, Folter, Verschleppung und krimineller Zerstörung begingen – tun können, das nicht als Akt gerechtfertigten „Widerstands“ gegen „Siedler“ und „weiße“ Unterdrücker bezeichnet werden kann.
Fast genauso wichtig wie das, ist die Art, was der Angriff auf Israels Bemühungen die Hisbollah zu stoppen uns über die Art viele im Westen verrät, die jeden Glauben verloren haben, dass es so etwas wie einen gerechten Krieg gibt.
Die unmittelbare Reaktion auf die Terroranschläge vom 11. September 2001 erinnerte die überwältigende Mehrheit der Amerikaner daran, dass es Zeiten gab, in denen man kämpfen musste, um sich und sein Land zu verteidigen. Darüber bestand in der Generation Einigkeit, die im Zweiten Weltkrieg kämpfte, war aber in der Zeit des Vietnamkriegs außer Mode gekommen. In den Sümpfen des Irak und Afghanistans, die dem 9/11 folgten, ist er von der Linken einmal mehr attackiert worden.
Manche Kriege sind gerecht
Das Gefühl, dass es nichts gibt, für das es sich zu kämpfen oder zu sterben lohnt, hat sich mit dem Erfolg des Marschs der Linken durch die Institutionen in den letzten Jahren vermischt, in dem eine Generation amerikanischer Studenten mit dem toxischen neomarxistischen Mythos der Kritischen Rassentheorie und der Intersektionalität indoktriniert wurde. Das ist nicht nur ein Krieg gegen Amerika und seine Geschichte, sondern gegen die westliche Zivilisation an sich.
Über dieses Mittel sind viele Amerikaner intellektuell gegen die Bedrohung ihrer Werte und ihrer Nation entwaffnet worden. Zusammen damit kommt die Überzeugung, dass „weiße“ Westler, wie Israelis, inhärent illegitim sind und denen keinen Widerstand leisten sollten, die sich selbst (wie es die Hisbollah macht) als Mitglieder einer Opferklasse bezeichnen, die ihnen Schaden zufügen und ihre Zivilisation stürzen wollen.
Unnötige und Aggressionskriege sind ungerecht. Aber die, die geführt werden, um sich gegen ein mörderisches Regime zu verteidigen, und gegen die, die versuchen die Machtlosen zu Opfern zu machen, sind gerecht. Vor allem ist ein Krieg zur Verteidigung der Existenz eine Nation absolut zu vertretbar und sollten von jedem unterstützt werden, der moralische Werte besitzt.
Aber viele zeitgenössische westliche Linksliberale haben das vergessen oder eine antiwestliche und marxistische Ideologie angenommen, die selbst die offensichtlichsten moralischen Kriege wie den gegen das Hitler-Regime und die Täter des 7. Oktobers irgendwie für unmoralisch erklärt. So sind sie bereit Israels explodierende Pager zu verurteilen, die eindeutig darauf zielten, nur Terroristen zu töten, wie sie versuchen, die Hamas, die Hisbollah, die Houthis im Jemen und ihre iranischen Zahlmeister davon abzuhalten, Israel und dem Westen weiterhin Leid zuzufügen. In ihrer Weltanschauung sollten Terroristen vor Angriffen geschützt werden und ihre israelischen und westlichen Opfer verdienen keinen Schutz.
Das Problem diese Woche ist weniger, ob es in Ordnung ist angesichts der misslichen Lage von Terroristen zu lachen, gegen die der Spieß umgedreht wurde. Es geht darum, ob es jemals in Ordnung ist, ob sich Israelis oder überhaupt Bürger eines westlichen Landes gegen Mörder mit Blut an ihren Händen, die mehr Chaos und Tod schaffen wollen, verteidigen dürfen. Menschen mit Ethik verstehen, dass es auf diese Frage nur eine Antwort gibt.
Die gegen Israel gerichtete Wut besteht, weil die Israelis einmal mehr gezeigt haben, dass sie breit sind den Versuch zu unternehmen, die Mörder für ihre Verbrechen zahlen zu lassen.