Wer trägt die Schuld für den Wunsch unserer Feinde uns abzuschlachten? In jeder Generation gab es unter uns Juden, die uns verantwortlich machten.

1.
Wer war für die Endlösung verantwortlich, die Haman für uns vorbereitete? Selbst damals gab es unter uns Leute, die uns selbst die Schuld gaben. Die Juden sind schuldig, sagten sie, weil sie ihr Mörder verärgerten, denn sie gingen zum Beten auf den Tempelberg, einen Ort, der nur ihren Mördern als heilig galt; weil sie beschlossen die Verwöhnungsbedingungen für ihre Mörder im Gefängnis zu streichen und die Beendigung der akademischen Studien für Terroristen zu stoppen, was sie dazu trieb, uns abzuschlachten; weil Juden sich in ihrer uralten Heimat niederließen, was ihre Feinde so wütend machte, dass sie sie niedermetzelten, vergewaltigten und köpften; klar doch. Kurz gesagt: Das Massaker fand statt, weil Juden anders sind und ihre Existenz aus Sicht der Mörder Renitenz darstellt. In antiken Worten ausgedrückt: „Es gibt ein Volk, das lebt zerstreut und abgesondert unter allen Völkern in allen Provinzen deines Königreichs und ihr Gesetz ist andres als dasjenige aller Völker.“ (Buch Esther 3,8)

Es gab unter uns solche, die von der Welt Auszeichnungen erhielten, weil sie eine „objektive“ Haltung gegenüber dem Konflikt ihres eigenen Volks mit seinen Mördern einnahmen. Nach jedem Massaker argumentierten sie leidenschaftlich, dass Juden nicht sicher sein würden, solange ihre Feinde nicht sicher sind. Und so rechtfertigten sie – vielleicht unwissentlich – das Massaker, das unsere Mörder an uns begingen. Unsere Soldaten evakuierten Invasoren aus dem Heimatland? Sie machten einen Film darüber, in dem Juden die Verbrecher spielen, die ein Land stahlen, das nicht ihnen gehört, während ihre Mörder als Opfer dargestellt werden. So konnten sie behaupten, dass „es Hintergrund zum Massaker“ gibt und der Hass auf Juden nicht ohne Grund daher kommt und hätten die Juden nicht in Palästina gesiedelt – einem Land, zu dem sie weder historisch noch religiös jemals eine Verbindung hatten (wie es auch in Abschnitt 20 der Palästinensischen Nationalcharta steht!) – würde die Welt schweigen und Juden würden nicht ermordet. Klar doch.

2.
Ich beneide jeden, der das Buch Esther zum ersten Mal liest. Die Erfahrung der Rettung ist nach der Angst vor der Gefahr der Auslöschung in der Endlösung Dutzende Male machtvoller. Mordechai kennt die Einzelheiten des Komplotts und drängt Esther vor dem König für ihr Volk zu bitten. Sie ist voller Zweifel: Ich war nicht geladen und wenn ich von den Bräuchen abweiche und ohne Ladung komme, werde ich hingerichtet. Wer sagte, sie würde den König erfolgreich überzeugen den Erlass zu streichen? Immerhin sind seine nationalen Überlegungen größer als die Verbindung zur Königin und ihrem Volk. In dieser Phase scheint es so, dass die Änderung für Esther zu schnell geht – von einer unbekannten jungen Frau zur Königin eines Imperiums und dann zur Retterin des jüdischen Volks.

Aber eine Person entscheidet nicht, wann sein Moment der Wahrheit kommt. Mordechai sagt, die Tatsache, dass sie im Palast in einer hohen Position ist, ihr keine Immunität gegenüber dem Schicksal gewähren wird, das seinem Volk droht. Wenn sie das Wagnis nicht eingeht und das Risiko auf sich nimmt, „wird den Juden von anderer Seite her Trost und Rettung erstehen“ (Esther 4,14) und sie wird im Nebel der Geschichte verschwinden. „Und wer weiß, ob du nicht um dieser Umstände willen zum Königtum gekommen bist“ (ebenda), was heißt: Warum fiel es dir zu, aus deinem Volk direkt an die Spitze der Pyramide geholt zu werden. Jetzt oder nie!

3.
Ich weiß nicht, ob Esther von ihrer Fähigkeit das Blatt zu wenden und das Komplott zu durchkreuzen überzeugt war, aber sie beschloss, zu handeln. Zuvor hatte sie darum gebeten, dies mit der Macht des gesamten Volks zu tun, als seine Vertreterin. Sie wie Mordechai an die Juden zu sammeln und drei Tage zu fasten und für den Erfolg ihres Auftrags zu beten und „alsdann will ich zum König hineingehen, obwohl es nicht nach dem Gesetz ist; komme um, so komme ich um.“ (Esther 4,16)

Dass Esther ihre Worte mit einer pessimistischen Anmerkung beendete, war kein Zufall. Zu diesem Zeitpunkt schient es, dass wir in einer Sackgasse steckten: Die Hand unserer Feinde hatte Erfolg und die Auslöschungspläne, die sie für uns vorbereitet hatten, schritten voran. Esther wird auf eine Mission geschickt, in der sie sich einem antisemitischen Schuft stellen muss, um das Herz eines trunkenen Königs zu gewinnen.

Polizisten evakuieren eine Frau und ein Kind aus einer Stelle in Aschkelon im Süden Israels, die von einer aus dem Gazastreifen geschossenen Rakete getroffen wurde – Samstag, 7, Oktober 2023. Die Raketen wurden geschossen, als die Hamas eine neue Operation gegen Israel verkündete (Foto: AP/Tsafrir Abayov)

Es ist wichtig sich an diesen Moment zu erinnern, wann immer wir in nationale Verzweiflung verfallen. Wo waren wir am 7. Oktober und wo sind wir heute? Je, der Auftrag ist nicht beendet, aber es ist viel erreicht worden, sowohl im Bereich der Vernichtung unserer Feinde als auch bei der Rückholung der Geiseln. Es handelt sich um einen langen Feldzug mit Fortschritt durch taktische Rückzüge. Diese Woche trat ein neuer IDF-Generalstabschef in den Feldzug ein, der zum Einsatz militärischer Gewalt gegen unsere Feinde eine andere Weltanschauung hat. Das Weiße Haus hat zudem gerade einen Präsidenten mit einer anderen Weltanschauung zum Nahen Osten und der Beziehung zwischen Israel und seinen Feinden willkommen geheißen. Wir sollten uns auf den zweiten Teil der Megilla vorbereiten.

4.
Der Sabbat vor Purim wird „Sabbat Zachor“ genannt, weil wir in den biblischen Geboten lesen uns an Amalek zu erinnern und seine Erinnerung auszulöschen. Amalek dient als Archetyp der Israelhasser durch alle Generationen hindurch, besonders für die Schlimmsten davon wie Hitler und Haman.

Am 7. November 2023, dem Tag einen Monat nach dem Massaker, sagte der Präsident der Universität Tel Aviv, Professor Ariel Porat, auf einer Kundgebung der Universität: „Der Staat Israel hat geschworen die Erinnerung an die Hamas zu vernichten. ‚Gedenke, was dir Amalek antat auf dem Wege, als ihr aus Ägypten zogt‘ erfahren wir im 5 Buch Mose (25,17). Und dann gibt es das ans Volk Israel gerichtete göttliche Gebot: ‚Du sollst das Gedächtnis Amaleks unter dem Himmel vertilgen; vergiss es nicht!‘ So sollte mit der Hamas umgegangen werden und ich bin überzeugt, dass der Staat Israel das tun wird. Die Hamas mit Amalek zu vergleichen schmeichelt der Hamas. Amalek beging keine so furchtbaren Ding wie es die Hamas-Mörder machten.“

Weniger als eineinhalb Jahre nach dem Massaker schient es, dass wir das ein wenig vergessen haben. Wir sind etwas abgekühlt. Die Thora beschreibt, was Amalek tat: „Wie er dir auf dem Wege begegnete und deine Nachzügler abschnitt, alle Schwachen, die zurückgeblieben waren, als du müde und matt warst; und er fürchtete Gott nicht.“ (5. Mose 25,18) Sie riefen den Namen Allahs aus, als sie unsere Töchter vergewaltigten und als sie unsere Baby erdrosselten und Eltern samt Kindern bei lebendigem Leibe verbrannten.

5.
Amalek kommt durch Zufall („begegnete dir“), als wir nicht vorbereitet sind, wenn wir der Vorstellung verfallen sind, dass er es vorzieht sein Leben wirtschaftlich zu verbessern, statt zu sterben; wenn wir sicher sind, dass er uns in seinen Überlegungen ähnlich ist. Rabbi Samson Raphael Hirsch (19. Jhdt.) erklärt: „Eine Zufall ist ein Ereignis außerhalb der Überlegungen und Erwartungen dessen, den es betrifft. Du bis deinen Weg gegangen und hattest keinen Grund anzunehmen, dass ein Feind dich angreift. Sein Angriff kam völlig unprovoziert und entstammt einzig der Freude am Abschlachten von Menschen oder vielleicht hatte er in seinem Herzen das Gefühl ihm drohe durch deinen Eintritt in die Geschichte Gefahr, weil du das Prinzip der reinen Menschlichkeit und loyalen Pflicht repräsentierst, das dem Prinzip des auf seiner Flagge eingravierten Schwertes widerspricht.“

Mit anderen Worten: Es gibt eine tiefe Kluft zwischen uns und ihnen. Sie konnten in der Tat nicht alle ihre üblen Absichten verwirklichen, aber ihre Absicht war klar – Völkermord: „… dass man alle Juden vertilgen, erwürgen und umbringen solle, Junge und Alte, Kinder und Frauen, an einem Tage“ (Esther 3, 13).

6.
„Wenn dir nun der Herr, dein Gott Ruhe gegeben hat vor allen deinen Feinden ringsum im Lande, das der Herr, dein Gott dir als Erbe einzunehmen gibt, so sollst du das Gedächtnis Amaleks unter dem Himmel vertilgen; vergiss es nicht!“ (5. Mose 25,19) Amalek strebt unsere Vernichtung an, aber er erscheint zusammen mit unserer Hoffnung auf Erlösung, wenn wir den Ruhe und Erbe in unserem Land erreichen wollen. Er greift uns auf unserem Weg aus Ägypten ins verheißene Land an; er bekämpft uns, wenn wir unsere Souveränität über das Land ausüben und unseren ersten König Saul krönen; er bekämpft uns im Persischen Reich, als die Rückkehr nach Zion im Zeitalter des zweiten Tempels beginn; und der führt die Endlösung durch, als die Rückkehr nach Zion in unserer Zeit beginnt. Selbst nach der Gründung des Staates Israel nagt er weiter an der Rechtmäßigkeit unseres Weges und weckt in uns Zweifel an unserem Recht auf unser Land. Und wenn das nicht hilft, greift er uns mit Rufen wie „schlachtet die Juden ab“ an und massakriert uns.

Wir befinden uns in einer schicksalhaften Stunde. Zweifel nagen an uns, wir sollten aufhören, aufgeben. Erinnert euch: Vergesst nicht! Wir müssen unseren Auftrag beenden und unsere Feinde auslöschen. Wir befinden uns in einem biblischen Ereignis, erst in der Mitte der Megilla. Wir müssen die anderen Tage erst noch erleben, in denen „für die Juden Licht und Freude, Wonne und Ehre entstanden“ (Esther 8,16).

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