Ein Abkommen mit der Hamas mag ein notwendiges Übel sein, aber jeder, der der Entlassung von 250 Massenmördern zustimmt – die eine Spur aus Blut und Trauer hinterließen und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wieder morden werden – der hat kein Recht von „totalem Sieg“ zu reden. Das ist kein Triumpph. Es ist Erpressung durch Terroristen und Kapitulation vor ihren Forderungen, selbst wenn das Ziel ein wertvolles ist.

Es könnte durchaus sein, dass der Deal, den Israel mit er Hamas zu unterzeichnen bereit ist, sich nicht vermeiden lässt. Manche werden das als einen großen Erfolg feiern, andere werden auf seine vielen Mängel hinweisen. Aber eines ist er absolut nicht: ein „totaler Sieg“. Weit gefehlt.

Ein Land, das zustimmt 250 Terroristen aus dem Gefängnis freizulassen, die wegen zahlreicher Morde verurteilt sind – und Israel hat zugestimmt genau das zu tun – ist ein erpresstes Land, ein Land, das vor Terror kapituliert hat. Zumindest diesbezüglich hat uns der Terror in die Knie gezwungen.

Ein Land, das Abbas al-Sayed freilässt, der zu 35 lebenslangen Haftstrafen verurteilt wurde, weil er den Bombenanschlag auf das Park Hotel in Netanya zu Pessach im Jahr 2002 orchestriert hatte, bei dem 30 Menschen getötet und 160 verletzt wurden, und der Berichten zufolge seinen Neffen bat, den Sprengstoff mit Zyanid zu versetzen, oder Hassan Salameh, einen Militärkommandeur der Hamas, der im Libanon von der Hisbollah und dem Korps der Islamischen Revolutionsgarde des Iran ausgebildet wurde und zu 46 lebenslangen Haftstrafen verurteilt wurde, weil er Dutzende Israelis ermordet hatte, oder selbst symbolische Figuren wie Marwan Barghouti, der fünf lebenslange Haftstrafen verbüßte, oder Ahmad Saadat, den Drahtzieher der Ermordung von Minister Rehavam Ze’evi, kann nicht glaubhaft behaupten, einen „totalen Sieg“ errungen zu haben.

Marwan Barghouti während seiner Gerichtsverhandlung (Archiv). „Nur“ fünf lebenslange Haftstrafen (Foto: Tal Cohen)

Israel, das jetzt zugestimmt hat diese Massenmörder und andere wie sie freizulassen, ist ein Land, das zurecht das Leben seiner Geiseln heiligt, aber gleichzeitig das Leben seiner Bürger belastet. Für Terroristen gilt: einmal Mörder, immer Mörder. Mehr als 85% der in den vergangenen Jahrzehnten freigelassenen Terroristen sind zum Terrorismus zurückgekehrt, um wieder Israelis anzugreifen oder zu töten. Es gibt keinen wirklichen Grund zu denken, dass es diesmal anders sein wird. Wir lassen tickende Zeitbomben frei.

Vielleicht gibt es ja eine Alternative, aber bitte, hört auf diesen Deal als „totalen Sieg“ zu verkaufen. Israel hat Bedeutendes erreicht: Große Teile des Gazastreifens sind platt gemacht worden; wir haben eine Sperrzone eingerichtet, zehntausende Terroristen eliminiert, den Streifen in Abschnitte aufgeteilt, hunderte Kilometer Untergrund-Infrastruktur zerstört, die Kontrolle über die Philadephi-Route übernommen und noch mehr.

Doch neben diesen Gewinnen haben wir auch eine klare Botschaft ausgesandt: Letztendlich werden wir die Freilassung von Mördern und Schlächtern sowie die Durchsetzung unerhörter Forderungen nur durch weitere Entführungen erreichen. Genau das, was die Stärke der israelischen Gesellschaft ist, unsere Verpflichtung zur Mitzwa, Gefangene freizubekommen und zu gegenseitiger Verantwortung, hat sich als unsere Schwäche erwiesen, vielleicht sogar als unsere Bruchstelle. Diese Verpflichtung erstreckt sich bis an die gefährliche Grenze zurück: Aus unseren Gefängnissen alle freizulassen, die gemordet haben und die fast sicher erneut morden oder weitere Morde inszenieren werden.

Wir werden jubeln, wenn die Geiseln nach Hause kommen. Unsere Herzen werden rasen und unsere Augen werden sich mit Tränen füllen. Aber hört auf das einen „totalen Sieg“ zu nennen. Wenn man – freiwillig oder unter Zwang – eine Galerie skrupelloser Killer wieder auf die Straße oder an die Grenze zu lassen, Männer, die nur Tod, Trauer und Schmerz hinterließen, und wahrscheinlich ihre Verbrechen wiederholen werden, dann kapituliert man vor dem Terror. Man bekommt Geiseln frei, indem man vor dem Terrorismus kapituliert.

Die im Jibril-Deal freigelassenen Terroristen  wurden zum Rückgrat der ersten Intifada (Foto: Nati Harnik, GPO)

Die 1985 im Jibril-Deal freigelassenen Terroristen wurden zum Rückgrat der ersten Intifada, bei der 165 Israelis ermordet wurden. Etwa die Hälfte der gemäß der Oslo-Vereinbarungen freigelassenen Terroristen haben sich dem palästinensischen Terrorapparat angeschlossen, wobei viele Schlüsselrollen in der zweiten Intifada spielten, bei der 1.178 Israelis getötet wurden. Die beim Gilad Schalit-Deal Freigelassenen bauten den größten Terrorknotenpunkt der Welt – den Gazastreifen – und verursachten das Massaker vom 7. Oktober.

Selbst wenn dieser Deal durchgehen muss, müssen wir fragen: „Wohin werden die im Deal von 2025 freigelassenen Terroristen uns führen? Der Geheimdienst Schin Bet, die Israelischen Verteidigungskräfte und der Mossad müssen eine Frage beantworten: Wie wollen sie diesmal den Erfolg haben die freigelassenen Terroristen von der Rückkehr zum Terrorismus abzuhalten, da ihnen bei das bei den früheren Deals nie gelungen ist?

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