Palästinenser – wie aus Invasoren Eingeborene wurden

* von Adin Hykin, 30.10.2021
Übernommen von Abseits vom Mainstream – HEPLEV

Laut des antizionistischen Narrativs sind die Palästinenser die Einwohner, die immer schon im „historischen Palästina“ gelebt haben; sie waren Kanaaniter, Philister, Jebusiter und sogar die antiken Israeliten, die in der byzantinischen Zeit zum Christentum konvertierten und in der islamischen Zeit und zum Islam konvertierten.

Zum Beispiel wurden laut Schlomo Sands Theorie in seinem Buch „Die Erfindung des jüdischen Volks“ die Juden nie aus Judäa vertrieben, sondern einfach zu den Vorfahren der Palästinenser.

Wie wahr ist dieses Narrativ?

 

Der Mythos der Islamisierung

Es gibt keine Beweise dafür, dass es eine massenhafte Islamisierung gab, weder der Juden noch der Christen.

Laut einer Studie von Milka Levy-Rubin gibt es eingeschränkte Belege für die Konversion der Samaritaner, aber was den Rest angeht:

„Bisher ist das der einzige Beweis, den wir für Massenkonversion zum Islam in Palästina in der frühen muslimischen Zeit haben. Es sollte betont werden, dass dieser Beweis nicht automatisch auf die jüdischen und christlichen Gemeinden in Palästina angewandt werden kann, deren Verhältnisse, obwohl ähnlich, trotzdem irgendwie anders waren.“

Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts glaubten die Gelehrten, dass unter der arabisch-muslimischen Herrschaft eine große Zahl der lokalen Bevölkerung wegen der Kopfsteuer für Nichtmuslime zum Islam konvertierte. Daniel C. Dennet bewies in seiner Studie „Conversion and The Poll Tax in the Early Islam“ (1950), dass dies nicht der Fall war. Diskutiert wurde das Thema in Michael G. Motonys Artikel „The Age of Conversion: A Reassessment“ in Michael Gervers/Ramzi J. Bkihazi (Hrsg.): Conversion and Continuity, S. 135-145.

Robert Bulliet von der University of Columbia kam in seiner Studie Conversion to Islam in the Medieval Period (1979) zu dem Schluss, dass nur rund 10% der christlichen Bevölkerung in der Zeit der arabisch-islamischen Besatzung (640 bis 1099) zum Islam konvertierten. Da sie nicht während der Kreuzritter-Besatzung konvertierten, sind sie zur Zeit der Eroberung durch die Mameluken immer noch die größte ethnisch-religiöse Gruppe (s. Kapitel 3 bis 5).

Robert Schick von der palästinensischen Al-Quds Universität in Ostjerusalem veröffentlichte eine Studie namens „Die Christlichen Gemeinschaften Palästinas von Byzanz bis zur islamischen Herrschaft, 1995 (leider deckt die Studie nur den Zeitraum bis zum 9. Jahrhundert n.Chr. ab). Schick zeigte, dass Christen während der arabischen Besatzung nicht verfolgt wurden und Konversion zum Islam selten vorkam, obwohl einige Kirchen in Moscheen konvertiert wurden und die Reparatur des Restes eingeschränkt wurde.

Prof. Nehemia Levtzion entdeckte, dass der Prozess der Islamisierung in Syrien und Palästina langsam vonstatten ging und hunderte Jahre dauerte. Er teilte den Islamisierungsprozess der christlichen Bevölkerung Syriens und Palästinas in drei Phasen („Conversion to Islam in Syria and Palestine and the Survival of Christian Communities“. In: Nehemia Levtzion: Islam in Africa and the Middle East, 2007):

Phase eins: Von 640 bis 750 wurden unter der Omajjadenherrschaft keine Bemühungen unternommen die Islamisierung zu forcieren, außer für einen kurzen Zeitraum unter dem Kalifen Ibn Abd El Aziz (717-720). Nur wenige konvertierten aus persönlichem Interesse.

Phase zwei: Von 750 bis 1099. Während der Abassidenzeit wurden unter dem Kalifen Al-Utwakkil (861-847) die „Omar-Gesetze“ infolge der Zunahme des Einflusses der religiösen Führer sorgfältiger durchgesetzt. Während der Herrschaft des Kalifen Al-Hakim (996-1021) aus dem Haus der Fatimiden (941-1099) wurden Nichtmuslime gezwungen zu konvertieren oder das Land zu verlassen. Einige Christen konvertierten oder gingen weg oder wurden nur offiziell Muslime. Die Entscheidung wurde nach kurzer Zeit annulliert.

Rund 50% konvertierten bis zum 11. Jahrhundert.

Phase drei: das 13. und 14. Jahrhundert. Unter der Mameluken-Herrschaft (1260-1516) wurden Christen verfolgt, ihre Kirchen wurden zerstört, ihr Besitz zerstört und viele wurden getötet. Einige der Überlebenden konvertierten. Dazu gibt es keine Information. Heute wird weithin angenommen, dass es keine weit verbreitete Konversion von Juden zum Islam gab. Seit 1918 und noch verstärkt seit 1967 wurden viele Studien zu dem Thema veröffentlicht und die meisten Gelehrten lehnen die Vorstellung ab, dass Konversion weit verbreitet gewesen war, obwohl Einzelfälle dazu bekannt sind.

Prof. Schlomo Dov Goytin gründete einen Großteil seiner Forschung zur „Mediterranean Society“ auf die Sammlung von Briefen aus der Geniza von Kairo vom 11. bis 13. Jahrhundert. Er stellte fest, dass „Konversion zum Islam während der klassischen Periode der Geniza nicht üblich war und daher hören wir sehr wenig über Erben von Juden, die konvertierten“ (S. 520). Prof. Goytin zitierte einen Brief aus der Geniza, der von Juden erzählt, die zur Konversion gezwungen wurden, während andere den Tod oder das Exil in Byzanz, im Jemen oder anderen Ländern vorzogen“. Der Brief verwies auf den Konversionserlass aus der Regierungszeit von Kalif Al Hakkim.

Seine zentrale These lautete allerdings: „Die Nachteile eine Minderheit zu sein waren nicht so furchtbar, dass sie eine Massenkonversion zum Islam auslösten.“ (S. 379) Es gibt in den Geniza-Dokumenten einige Belege für Einzelfälle, die aus dem einen oder anderen Grund glaubten, dass sie mehr davon profitieren sich dem herrschenden Glauben anzuschließen. Aber Prof. Goytin hielt fest, dass dies für Juden in Israel nicht üblich war, sondern eher für „Menschen, die in einem fremden Land lebten und so aus ihrer normalen Umwelt herausgerissen waren“ (S. 379). Nach Angaben der Geniza-Dokumente lösten viele Konvertiten ihre Verbindungen zu ihrer früheren Religion nicht auf und es war in der Regel für einen Konvertiten schwierig Eingang in die muslimische Gesellschaft zu finden.

Prof. Levtzion schloss: „Die Juden hielten an ihrem Glauben fest und nur ein paar wenige konvertierten zum Islam.“ (S. 248) Die Konvertiten traten weniger aufgrund der spirituellen Attraktivität des Islam zu ihm über, als mehr aus Angst oder wegen Nutzen. Er glaubt, dass der Niedergang der Gemeinschaftsorganisation und Führung bei Juden nicht so stattfand wie bei den christlichen Gemeinschaften. Die Stärke der Gemeinschaft war der Hauptgrund für die psychologische Stärke der Juden. Die Gemeinschaft bot ihre Dienste weiter an. In den Geniza-Dokumenten sind vom 10. bis 12. Jahrhundert sehr wenige Fälle von Übertritten verzeichnet.

Prof. H. H. Ben Sasson stellte in seinem Buch „History oft he People of Israel during the Middle Ages“ fest, dass „die überwiegende Mehrheit der jüdischen Menschen unter muslimischer Herrschaft an ihrem Glauben festhielten“ (S. 33).

Prof. Mosche Gil ist ebenfalls der Meinung, dass es keine Massenkonversion von Juden unter muslimischer Herrschaft gab. Obwohl Omars Gesetze die Juden zusammen mit anderen Ungläubigen zu Bürgern zweiter Klasse machten, „gibt es in jüdischen, christlichen oder muslimischen Quellen keine Erwähnung der Massenkonversion von Juden zum Islam zu irgendeiner Zeit oder an irgendeinem Ort gab“ (S. 49).

Geniza-Dokumente des 11. Jahrhunderts listen jüdische Siedlungen in Galiläa z.B. im 11. Jahrhundert gegen Ende der arabischen Besatzung. Mordechai Avi’ams archäologischer Überblick bestätigt auch, dass es während der Kreuzritterzeit in Galiläa mindestens 36 jüdische Siedlungen gab. Prof. Gil schrieb, dass trotz der schwierigen Umstände der jüdischen Bevölkerung während der arabisch-muslimischen Zeit die Geniza-Briefe „die fortgesetzte Existenz jüdischer Siedlungen seit undenkbaren Zeiten“ beschreibt. Es gibt keine Belege für Konversion. Jüdische Siedlungen überlebten die arabische Periode vor allem Dank ihrer Gemeindeorganisation. Die Gemeinde bildete die Hauptbarriere gegen Assimilation und Verlassen des jüdischen Glaubens. Sie behielt das Gefühl der Zugehörigkeit zu einer Nation und die einzigartigen Werte des jüdischen Glaubens blieben innerhalb von ihr von einer Generation zur nächsten erhalten“ (S. 130-131).

Dr. Milka Levi-Rubin bestätigte in einer Vorlesung gegenüber Studenten, dass es bei Juden wenige Fälle von Konversion zum Islam gab.

Dr. A. Y. Braver wies in seinem Artikel „The Jewish Element among Arabs in Israel“ die Vorstellung zurück, dass die Juden zum Islam konvertierten und stellte fest: „Jeder, der behauptet es [das jüdische Volk] konvertierte aus Gründen materiellen Gewinns, verleumdet seine Erinnerung, liegt falsch und führt in die Irre“ (S. 424).

Der Konsens der Forschung lautet also in Schlussfolgerung, dass es keine Massenkonversion von Christen und Juden zum Islam gab.

 

Was sagt die Genetik?

Laut der Studie „Der Y-Chromosom-Pool der Juden als Teil der genetischen Landschaft des Nahen Ostens“ „unterschieden sich palästinensische Araber und Beduinen von anderen hier untersuchten Nahost-Bevölkerungen hauptsächlich durch hochfrequente Eu 10-Haplotypen, die in nicht arabischen Gruppen nicht zu finden sind. Diese Chromosomen könnten durch Migration aus der Arabischen Halbinsel währen der letzten zwei Jahrtausende eingeführt worden sein.“

Studien zeigen, dass Palästinenser sich genetisch enger an Saudi-Arabien befinden als an der Levante:

Die Demografie Palästinas

Die folgenden Daten gründen auf dem Buch von Rivka Shpak Lissak „When and How the Arabs and Muslims Immigrated to the Land of Israel“ (Als und wie die Araber und Muslime ins Land Israel einwanderten), das die Migration verschiedener Gruppen nach Palästina detailliert beschreibt, samt jüdischen und samaritanischen Minderheiten. Die Bevölkerung des Landes nahm während der arabischen Besatzung ab, aber genaue Zahlen sind nicht bekannt. Insgesamt gab es einen beträchtlichen Rückgang der Bevölkerung von 1.500.000 bis 2.000.000 während der byzantinischen Periode auf weniger als 500.000 während der Kreuzritterzeit.

Die östlichen Christen stellten während der arabisch-muslimischen Zeit weiter die Mehrheit und bildeten zusammen mit den dazugekommenen Franken während der Kreuzritterzeit weiter die Mehrheit. Es gab 100.000 bis 120.000 Franken und die östlich-orthodoxen Christen zählten ungefähr 200.000 bis 250.000. Es gib keine Daten für die Zahl der Juden und Samaritaner – die samaritanische Bevölkerung ging zurück, während die jüdische Bevölkerung abnahm und zunahm, aber beide Gemeinschaften blieben klein.

Nach Jahrhunderten islamischer Unterdrückung und Massakern der Kreuzritter wurde die jüdische Bevölkerung auf ein paar Tausend reduziert.

Von einer Bevölkerung von 470.000 am Ende der Kreuzritterzeit wurden 100.000 bis 120.000 Franken und rund 50.000 östlich-orthodoxe Christen (aus den Küstenstädten) getötet, ermordet oder flohen. Ohne die Opfer in anderen Städten betrug die Bevölkerung zur Zeit der Eroberung durch die Mameluken rund 300.000.

Im 14. Jahrhundert wurden Muslime erstmals zur Mehrheit.

Es wird geschätzt, dass die Bevölkerung zu Beginn der osmanischen Zeit 1525/26 123.000 betrug, von denen rund 80.000 Muslime waren.

 

Die Zuwanderung

Araber drangen in vier Wellen ins Land Israel (der antike Name Palästinas) ein.

 

Erste Welle (7. Jahrhundert)

Die erste Welle war nach der Besetzung des Landes durch die Araber im 7. Jahrhundert. Die arabisch-muslimsiche Besatzung Palästinas dauerte rund 400 Jahre (640 bis 1099). Die meisten Wissenschaftler stimmen darin überein, dass die ethnisch-religiöse Bevölkerungsstruktur im Wesentlichen seit den Tagen der byzantinischen Besatzung (324 bis 640 n.Chr.) unverändert blieb und die Bevölkerungsmehrheit aus griechisch-orthodoxen Christen und zwei Minderheiten bestand: Juden und Samaritanern. Die Zahl der in Palästina siedelnden Araber war vernachlässigbar.

Die aus der Arabischen Halbinselkommende muslimische Armee bestand aus Beduinenkriegern, die mitsamt ihren Familien und Herden durch die Gegend zogen. Prof. Mosche Scharon weist die Theorie zurück, dass der arabischen Eroberung des 7. Jahrhunderts unmittelbar eine massive arabische Besiedlung des Landes folgte. Er gibt mehrere Gründe für das Nichtvorhandensein massiven arabischen Eindringens ins Land Israel vor dem 9. Jahrhundert:

 

I. Omajjaden-Politik (640 – 750 n.Chr.) hielt die Beduinen davon ab das Land zu betreten.

Das Interesse der herrschenden Omajjaden-Dynastie bestand darin die bestehenden Verwaltungs- und Wirtschaftssysteme und die bäuerliche Bevölkerung auf dem Land zu erhalten. Von den Omajjaden ernannte regionale Stadthalter waren bemüht den Zuzug von Beduinen in besiedelte Gebiete zu unterbinden. Der christliche Reisenden Arkulfus, der das Land 670 n.Chr., kurz nach der Eroberung durch die Araber bereiste, beschrieb es als von Jerusalem bis Galiläa dicht von Christen besiedelt. Omajjaden-Herrscher unterzeichneten Verträge mit der christlichen und der jüdischen Bevölkerung und versprachen ihr Leben und Eigentum zu sichern. Sie behielten die christlichen Verwalter und Griechisch war bis ins 8. Jahrhundert und an einigen Orten bis ins beginnende 9. Jahrhundert weiter die Verwaltungssprache.

 

II. Die erobernde Armee zog zu neuen Eroberungen weiter

Beduinen-Krieger ließen sich nicht im Land nieder, weil sie nach Syrien und zu anderen Zielen weiterzogen. Arabische Krieger zogen nordwärts in die Taurus-Berge, ostwärts in den Iran und nach Südwesten nach Ägypten und Nordafrika und von dort nach Spanien. Michael Assaf erklärt in seinem Buch „History oft he Arab Rule in the Land of Israel“ auch, dass der Eroberungsvorstoß keine Kräfte für Besiedlung übrig hatte. Das System der Araber bestand darin, in den eroberten Gebieten Städte zu gründen, die als Militärbasen dienten, von denen aus Krieger in zur Eroberung der umliegenden Bereich auszogen. Israel ist das einzige Land, in dem keine solchen Städte gebaut wurden: Ramle war die einzige von Arabern gebaute Stadt, 711 n.Chr., fast 100 Jahre nach der Eroberung. Sie war keine Militärbasis, sondern ein Verwaltungszentrum, das Caesarea als Hauptstadt des byzantinischen Distrikts Palestina-Prima ablöste. Der arabische Geograf Yal-Ya’akubi schrieb, dass Ramles Bevölkerung gemischt war und zumeist aus Samaritanern und Juden bestand.

 

III. Vorliebe in der Peropherie der besiedelten Bereiche zu leben

Da die Beduinen-Krieger der damaligen Zeit Nomaden waren, hatten diejenigen, die Isarel erreichten, kein Interesse an urbanem oder landwirtschaftlichem Leben und zogen es vor als Nomaden an der Grenze der besiedelten Region zu leben statt darin. Darüber hinaus standen die besiedelten Regionen unter dem Schutz der Herrscher. Die Omajjaden-Kalifen selbst bauten ihre Paläste am Rand der Wüste – z.B. den Hischam-Palast bei Jericho. Prof. Nehemia Levtzion schrieb im Buch „Islam, an Introduction to the Religion’s History“ (Islam: Einführung in die Geschichte der Religion), dass die Araber dazu tendierten sich abgesondert zu halten, die Sozialstruktur ihres Stammes und ihre nomadischen Lebensstil beizubehalten und sich nicht in der bevölkerten Region niederzulassen.

Hasson listet in seinem Artikel „The Spread of Arabic Tribes in the Land of Israel during the First Century of the Hajjara (7th Century)“ (Die Verbreitung der arabischen Stämme im Land Israel während des ersten Jahrhunderts der Hadschara [des. 7. Jahrhunderts]) weitere Gründe dafür, dass Krieger die besiedelten Regionen mieden:

I. Angst vor Krankheiten – die Epidemien, die 639 im Land ausbrachen, hatten den Tod vieler Krieger zur Folge (manche schätzen, dass bis zu 25.000 starben)., darunter Mohammeds Cousin und Kommandeur der arabischen Armee.

II. Das Fehlen von freien Räumen – die Omajjaden schickten die lokale Bevölkerung nicht ins Exil. Nur die byzantinische Aristokratie und Militär flogen aus dem Land und laut einigen Historikern zog auch die griechisch-christliche Oberschicht der Stadtbevölkerung.

Hasson vermerkt eine Ausnahme: Beduinen siedelten in Tiberias und Beth Schean. Araber besetzten Häuser in Städten im Inland – Tiberias, Jerusalem und andere, die von der griechisch-christlichen Obeschicht verlassen wurden, die infolge der muslimischen Eroberung geflohen war. Die Kapitulationsvereinbarungen von Beth Schean und Tiberias erwähnen die Übergabe von 50% der Häuser an Araber.

Am Ende des 7. Jahrhunderts oder zu Beginn des 8. Jahrhunderts wurde ein Entscheidung getroffen auch Muslime in den Küstenstädten Aschkelon, Akko, Caesarea und Tyrus anzusiedeln, um das Land vor Angriffen der Byzantiner von See zu schützen. In seinem Artikel „The Cities of the Land of Israel under Muslim Rule“ (Die Städte des Landes Israel unter muslimischer Herrschaft) betont Prof. Mosche Scharon, dass die Beduinen-Krieger Angst vor dem Meer hatten und es ablehnten sich entlang der Küste niederzulassen, obwohl ihnen im Gegenzug Land angeboten wurde; daher wurden muslimische Perser dorthin geschickt, sich dort niederzulassen.

Eine arabische Quelle aus dem 9. Jahrhundert bestätigt die Zusammensetzung der Bevölkerung der Küstenstädte, zu denen Juden, Samaritaner, Perser, Griechen und ein paar Araber gehörten.

Einige Zeit später ließen sich aus der muslimischen Armee des Kalifen entlassene Soldaten in Dörfern und Städten nieder, die von Christen verlassen worden waren, die vor den arabischen Eroberern flohen, aber dafür sind keine Zahlen verfügbar.

Insgesamt betonte die Politik der Omajjaden-Herrscher weder arabische Besiedlung im Land noch die Konversion seiner Bevölkerung, sondern kulturelle Anpassung, die Einführung der arabischen Sprache und Kultur bei gleichzeitigem Schutz der lokalen Bevölkerung vor Beduinenüberfällen, die der Landwirtschaft Schaden zufügten. Islamisierungspolitik wurde mit ein paar Ausnahmen kaum durchgesetzt, wir es während der Zeit des Klaifen Omar II. (717 – 720) der Fall war. Kulturelle Anpassung (Arabisierung) ging schneller voran als die Islamisierung. Es fand keine signifikante Veränderung in der Zusammensetzung der Bevölkerung statt und die Bevölkerung blieb mehrheitlich christlich, mit jüdischen und samaritanischen Minderheiten.

 

Zweite Welle (Mitte des 10. bis 11. Jahrhundert)

Die zweite Welle kam von Mitte des 10. Jahrhunderts bis zur Besetzung des Landes durch die Kreuzritter 1099. Während dieser Jahre drangen Beduinen (arabische Nomadenstämme) aus den Wüsten Arabiens, Transjordaniens, der syrischen Wüste, des Sinai und Ägyptens ins Land ein und besiedelten allmählich die verlassenen Dörfer, nachdem sie die lokalen Bauern, viele davon Juden, ausraubten und vertrieben. Das Land war dennoch entlang religiös-ethnischer Linien mit kleinen Enklaven besiedelt: Der Norden wurde ab dem Schomron-Berg arabisch, aber der Süden und die Gegend von Jerusalem war christlich, genauso das westliche Galiläa. Das östliche Galiläa war jüdisch und die Städte entlang des Ufers waren gemischt, mit einer christlichen Mehrheit.

 

Die Bevölkerung während der Herrschaft der Kreuzritter (1099 – 1260)

Die Kreuzritter masskrierten während der Eroberung des Landes viele Muslime und viele weitere liefen weg. Während der Kreuzritter-Herrschaft im nördlichen Teil des Landes, Galiläa, war im Westen von Christen und im Osten von Juden besiedelt, darunter ein paar arabische Enklaven.

Die Berge von Samaria waren von Arabern und Samaritanern besiedelt, aber die Berge von  Judäa und rund um Jerusalem waren zumeist Christen, dazu einige arabische Enklaven.

Die Ajjubiden-Herrscher siedelten viele kurdischen Stämme in Palästina an, um die Grenzen ihres Reiches zu sichern. Zu den großen kurdischen Siedlungen in Palästina gehören die Stadt Hebron, Tulkarm, Jerusalem und Nablus. Es gibt auch viele kuridsche Clans, die in den Zeiten nach den Ajjubiden nach Palästina kamen, besonders während der osmanischen Zeit.
Tatsächlich sind 170.000 der 500.000 Einwohner des Bereichs Hebron kurdischer Abstammung.
Der südliche Teil des Landes war größtenteils von Beduinen besiedelt, die Nomaden waren.

Die Mameluken eroberten 1260 den Großteil des Landes von den Kreuzrittern. Sie zerstörten von 1260 bis 1290 die Städte entlang der Mittelmeerküste. Die Städte waren größtenteils von Christen syrisch-aramäischer Herkunft bewohnt. Viele wurden massakriert oder liefen weg, bevor die Mameluken-Armee ankam.

Die Städte entlang der Küste, Akko, Arsuf, Jaffa, Aschdod, Aschkelon, außer Gaza, blieben während der Mameluken-Zeit verlassen.

Die Täler Jesreel und Beit Schean wurden mit einigen arabischen Dörfern und nomadischen Beduinen dicht besiedelt. Außerdem gab es wenige arabische Dörfer entlang der Mittelmeer-Küste. Die christliche Bevölkerung verlor ihre Mehrheit etwa im 14. Jahrhundert. Sie waren seit 135 n.Chr. die Mehrheit der Bevölkreung, zuerst als Heiden und dann seit dem 5. Jahrhundert als Christen.

Gemäß der osmanischen Volkszählung von 1525/26, durchgeführt acht Jahre nach der Niederlage der Mameluken 1516, zählte die Bevölkerung westlich des Jordan nur 120.000.

Die Quote der palästinensischen Bevölkerung nahm wegen der massakrierten, emigrierten Christen, dem Schwarzen Tod und der wirtschaftlichen Lage dramatisch ab.

Ein gewisser Anteil Christen wurde gezwungen zum Islam zu konvertieren.

 

Die Bevölkerung während der osmanischen Herrschaft (1516 – 1918)

Die Städte entlang der Mittelmeerküste blieben verlassen, bis die osmanische Regierung begann ihre Ruinen zu restaurieren und Araber und Muslime einlud, dort zu siedeln. Das geschah während des 18. und 19. Jahrhunderts.

Die Bevölkerung am Ende des 16. Jahrhunderts nahm auf 206.290 zu und das Land blieb größtenteils unkultiviert und dicht besiedelt.

 

Die dritte Welle (16. bis 17. Jahrhundert)

Die dritte Welle begann nach der Besetzung des Landes durch die Osmanen im 16. und 17. Jahrhundert. Araber, hauptsächlich Beduinen, und Muslime aus dem Libanon und Syrein kamen, um sich in Galiläa niederzulassen. Laut der osmanischen Volkszählung gab es bis Ende des 16. Jahrhunderts rund 206.290 Menschen im Land westlich des Jordan, zumeist Muslime. Aber die wirtschaftliche Situation und fehlende persönliche Sicherheit veranlasste die Leute davonzuziehen, auch Muslime.

Während des 17. und 18. Jahrhunderts wurde die Bevölkerung kleiner und kleiner. Touristen aus Europa und den Vereinigten Staaten, die das Land besuchten, beschrieben ein unkultiviertes, verlassenes Land.

 

Die vierte Welle, Teil 1 (1832 – 1917)

Ägypter in der Küstenebene

Ägyptische Familien in Samaria

Algerische Siedlungen: Verteilungsmuster

Die letzte und größte Welle kam in etwa zwischen Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts und 1948, als Israel gegründet wurde.

Diese Welle begann während der Eroberung des Landes durch den Sohn von Mohammed Ali zwischen 1832 und 1840. Etwa 100.000 ägyptische Bauern ließen sich entlang des Strände und Täler nieder (eine weitere Studie zu ägyptischer Zuwanderung im 19. Jahrhundert finden Sie hier).

Fred Gothhill stellte fest, dass es laut einer Umfrage der British Foundation im Jahr 1886 sieben Stammeskonzentrationen im Sanjak Akko gab, zu dem 3.340 Menschen gehörten. Laut der Studie und Derrigcks Befunden gab es im Rest des Landes 13 Beduinen-Konzentrationen mit 15.250 Personen. Im gesamten Land gab es am Ende des 19. Jahrhunderts 18.590 Beduinen. Ben-Arieh schätzt, dass die veranschlagte Zahl der nomadischen Beduinenbevölkerung zwischen 20.000 und 30.000 Menschen betrug. Die Historiker Schmuel Avitsur und Yaakov Schavit schätzen, dass 1890 etwa 40.000 Beduinen in den westlichen Teil Palästina übersiedelten und ihre Zahl von 50.000 auf 100.000 im Jahr 1915 anstieg; es wird geschätzt, dass sie 1914 rund 100.000 zählten. Araber und Muslime wurden von den osmanischen Herrschern eingeladen, sich in dem verlassenen Land niederzulassen. Der Stamm der Zuabbian wurde 1873 von Irbid in Transjordanien eingeladen sich im südlichen Galiläa und dem Jesreel-Tal niederzulassen. Muslime aus muslimischen Ländern wie Kurden und Tschwerkessen siedelten im Norden.

Landkarte der neu gegründeten Beduinendörfer, 1945

Die vierte Welle, Teil 2 (1917 – 1948)

Der zweite Teil der größten Welle kam während der Besatzung durch das britische Mandat von 1917 und der Gründung Israels 1948. Araber und Muslime aus arabischen und muslimischen Ländern kamen unter den Türken und später dem britischen Mandat über die östlichen, nördlichen und südlichen Grenzen illegal ins Land; sie waren auf der Suche nach Arbeit, die von der zionistischen Bewegung und später durch das britische Mandat geschaffen wurden.

Die arabische Bevölkrung der Region Sharon (zwischen Tel Aviv und Haifa, dem Zentrum jüdischer Siedlung) nahm 1922 bis 1940 von 10.000 auf mehr als 30.000 zu.

Die arabische Bevölkerung des Südens (zwischen Jaffa und der ägyptischen Grenze) nahm um von 1917 bis 1940 um mehr als 200% zu. Rund 35.000 Araber aus dem Haurain in Südsyrien suchten nach Arbeit.

Von 1870 bis 1948 nahm die arabische Bevölkerung um 270% zu. Selbst in Ägypten, dem arabischen Land mit der höchsten Geburtenrate, betrug die Rate nur 105%, was beweist, dass ein beträchtlicher Teil des arabischen Bevölkerungswachstums durch Zuwanderung entstand. Als die britische Regierung 1921 die erste Volkszählung durchführte, belief sich die Zahl der Araber und Muslime auf etwa 500.000. Die britische Volkszählung von 1931 erfasste etwa 30 verschiedene Sprachen, die von der muslimischen Bevölkerung in Palästina gesprochen wurden. Sie waren illegale Arbeits-Immigranten aus arabischen und muslimischen Ländern. Die hohe Rate an Kindstoten, niedrige Lebenserwartung und das Fehlen von Gesundheitsdiensten im Land machten es unmöglich, 270% Zunahme als Ergebnis der Geburtenrate zu erreichen.

Von 1871 bis 1948 wurden ganze zu 196 neue arabische Dörfer gegründet

Die Mehrheit der neuen arabischen Dörfer (1871-1922) wurden in der Nähe jüdischer Siedlungen gegründet

Die Zahlen der Palästinenser in Volkszählungen von 1922 bis 1931 kamen durch illegale Zuwanderung zustande, die von der Entwicklung der Infrastruktur und die Wirtschaft der Region beflügelt wurde.Eine Schätzung betrachtet rund 37% der Zunahme der palästinensischen Bevölkerung von 1922 bis 1931, mehr als 60.000 Perosnen, als Ergebnis illegaler Zuwanderung. Eine weitere Studie stellte fest, dass von 1932 bis 1946 weitere 60.000 illegale männnliche Immigranten ins Land kamen, wobei die ungezählten weiblichen als Bräute hereingeholt wurden. Diese kamen zusätzlich zum großen Zustrom arabischer Arbeiter von 1940 bis 1945 im Zusammenhang mit den Kriegsanstrengungen.

Quelle: When and How the Arabs and Muslims Immigrated tot he Land of Israel – Period of British Rule, 1918-1948

Zusammengefasst sind laut den von Rivka Shpak Lissak vorgelegten Daten zwischen einem Drittel und der Hälfte der Palästinenser in Wirklichkeit Nachkommen von Immigranten der Jahre 1830 bis 1947 sowie von Beduinen-Nomaden.

 

Beispiele:

Die Herkunft der berühmten Palästinenserfamilien:

Der Husseini-Clan:

Laut  der Tradition immigrierten sie im 13. Jahrhundert, aber nach Angaben anderer Beweise kam die Familie im 16. Jahrhundert aus dem Jemen nach Palästina und ließ sich im Dorf Deir-Sudan (die Behausung der Schwarzen) bei Ramallah nieder, woher sie ihren Namen Al-Aswad bekamen.

Die Familie Naschaschibi:

Die Naschaschibis sollten kurdisch-tscherkessischer Herkunft sein. Bedeutend wurden sie in Jerusalem erst mit der Ankunft von (Armee-) Prinz Nasser al-Dinal al-Naschaschibi, die 1469 n.Chr. aus Ägypten übersiedelte (oder ein Militärkontingent führten?).

Die Familie ‘Alami
kam im 17. Jahrhundert aus Nordafrika nach Palästina.

Die Familie Maasarwe:

Die Famile Maasarwe stammt ursprünglich aus Ägypten und ihr Name leitet sich aus einem ägyptischen Plural ab.

Al-Qassam:

Sie immigrierten 1921 illegal aus Syrien nach Haifa.

 

Schlussfolgerung

Es gibt keine Beweise dafür, dass eine Massenkonversion von Juden und Christen gab, aber es gibt Belege weit verbreiteter Zuwanderung nach Palästina während der besonders forcierten Zeit des 19. und 20. Jahrhunderts.

 

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