- von Albrecht Künstle
- Ohne die Beteiligung der USA unwahrscheinlich, aber …
- So eine Sprengung erfordert keine großen Marineschiffe
- Auch „Sporttaucher“ erreichen inzwischen 100 m Tiefe
In meinem Artikel vom September 2022 hielt ich die Sprengung der Nord-Stream-Pipelines für wahrscheinlich, als andere noch von einem „Unfall“ sprachen. Auch hielt ich den Anschlag durch angeheuerte Wracktaucher aus Litauen für wahrscheinlich, weil „sich die USA die Finger nicht schmutzig machen“ wollte. Hier mein damaliger Artikel. Inzwischen spricht vieles dafür, dass es doch die USA waren, die zuvor viele Schiffe im Rahmen der NATO-Großübung in der Ostsee operieren ließen. Und je mehr Schiffe irgendwo unterwegs sind, desto eher kann sich eines von ihnen anderen Dingen widmen, als sie dem eigentlichen Manöver entsprechen.
Wobei das Spektrum der „Übung“ alle Optionen öffnete: „Zu den Übungsszenarien gehören unter anderem amphibische Operationen, Schießübungen, U-Boot-Abwehr, Luftverteidigung, Minenräumen und Kampfmittelbeseitigung. Bei BALTOPS 2022 werden auch robustere medizinische Einsatzszenarien trainiert, insbesondere das Bergen von Personen an Bord eines U-Boots.“
Nun wurde ins Spiel gebracht, die Spuren des Anschlags wiesen in die Ukraine. Es solle sich um eine Operation mittels eines Segelschiffes mit sechs Mann und Sprengstoff an Bord gehandelt haben. Selbstverständlich ist bei einer solchen Meldung Vorsicht geboten, schließlich wurde sie von öffentlich-rechtlichen Medien ins Spiel gebracht – welche Selenskyj uneingeschränkt hochhalten und der Ukraine so etwas nicht zutrauen oder zuschreiben möchten. Wirklich nicht? Ukrainer, die im Krieg an Land erstaunliche Kampfkraft zeigen, sollen keine solche Kompetenz im Meer haben? Die Ukraine verfügte immerhin über fast 1.000 km Schwarzmeerküste!
Was für das eine oder andere Indiz der neuen Variante spricht: Vorab das Interview eines Tauchlaien mit einem Mann namens Alex, der sich nicht zu erkennen gibt und nur von hinten zu sehen ist. Für ein Segelschiff spricht, dass es nicht so auffällig ist wie ein Spezialschiff. Gegen ein solches spricht, dass es ist nicht wendig genug ist, auch wenn es wie die meisten Segelschiffe mit Motor unterwegs ist. Auch dümpeln Segelschiffe, wenn sie nicht unter Wind fahren, für eine solche Operation eigentlich ungeeignet sind, aber vielleicht gerade deshalb eingesetzt werden, weil sie unverdächtig erscheinen.
Zum Einwand im Interview, ein Segelschiff habe keinen Kran, keinen Sauerstoff und keine Druckkammer und wenig Personal an Bord gehabt: Ein 15m-Segelschiff hat normalerweise am Heck ein Beiboot an Bord, das mit einem Ausleger ins Wasser gelassen wird. Mit diesem lässt sich aber auch anderes ins Wasser hieven. Sauerstoff ist bei jeder Tauchausfahrt an Bord, der aber nicht für das Tauchen selbst verwendet wird, sondern nach Dekompressionsunfällen als erste Hilfe an Bord verabreicht wird. Druckkammern sind nicht an Bord von Tauchschiffen, sondern befinden sich in größeren Küstenstädten. Taucher mit Deko-Unfällen werden mit dem herbeigerufenen Hubschrauber knapp über dem Wasser in die Druckkammer geflogen, wo sie in den Druck der Tauchtiefe hinunterkomprimiert werden, um den Dekompressionsprozess nachzuholen. Ich kenne so eine Druckammer von innen – ohne einen Tauchunfall gehabt zu haben.
Die im Interview diskutierten Schwierigkeiten eines solchen Tauchmanövers treffen zu, sind aber bei Marine-Tauchern dieselben wie für uns Sporttaucher. Auch letztere tauchen nicht mehr nur mit Pressluftflaschen (max. 60 m Tiefe), sondern mit Nitrox, Kreislaufgeräten, Repreather (m/eCCR) mit denen unter Verwendung von Trimix (Dreifachmischgas unter Herabsetzung des Sauerstoffanteils) bis 100 m tief getaucht werden kann, z.B. beim Betauchen tief liegender Wracks. Ich kenne eine Handvoll Taucher, die das mit diesen Geräten in meinem heimatlichen Baggersee (45 m tief) üben. Dass nur wenige auf der Welt solches beherrschen ist Quatsch.
Das Schwierigste in der dunklen Ostseebrühe war wohl das Auffinden der Pipeline. Ich war in der Ostsee auf nur 30 m Tiefe und sah kaum noch die Hand vor der Maske. Erleichtert wird das Auffinden aber durch GPS-Ortung, beim Wracktauchen Standard. Noch leichter zu orten ist eine linienförmige Pipeline, weil kein bestimmter Punkt gesprengt werden musste. Als DLRG-Rettungstaucher mussten wir ohne GPS für die Bergung Punkte finden, nicht nur eine Linie. Das Deponieren des Sprengstoffes stellte sicher auch kein besonderes Problem dar, selbst wenn er nicht wie eine Haftmiene an die Pipeline gehängt werden konnte. Der Betonmantel zur Verhinderung des Auftriebs erforderte nur ein paar Kilo Sprengstoff mehr. Und die Strömung in der Ostsee ist vernachlässigbar; sie kann beim BSH abgerufen werden und betrug im Spätsommer 2022 um die 5 m/min, das ist nix.
Was aber stimmt: Man braucht sicher einen ganzen Tag für so einen Terroranschlag, wie es der Interviewte zu bedenken gab. Aber soll das ein Problem sein? Ich bleibe dabei, der Anschlag auf unsere Gasversorgung erfolgte wohl im Auftrag der USA, braucht aber nicht von einem Marineschiff aus durchgeführt worden zu sein. Das könnte auch z.B. der litauischer Wracktauchclub, den ich in Südfrankreich kennenlernte, mit logistischer Unterstützung der Ukraine und begleitet vom CIA. Der Focus/Wirtschaftskurier stellt fünf mögliche Terrorstaaten vor, auch Deutschland. Das ist natürlich Quatsch, dachte ich, denn …
Habeck hätte dem nur zugestimmt, wenn der Anschlag klimaneutral hätte durchgeführt werden können – sollte man meinen. Doch wurde ich eines Besseren belehrt: Die Europaabgeordnete Viola von Cramon-Taubadel bedankte sich auf dem Parteitag der Grünen im Oktober 2022 explizit bei Habeck, dass er NordStream „endlich den Garaus gemacht„ habe. Das ist kein Fake, hier das Phönix-Video vom Tag 2 des Parteitages, ca. ab Minute 35:30. (das dritte unten aufrufen). Nun wissen wir, was Habeck in Norwegen und anderswo zu tun hatte.
Der Anschlag richtete sich gegen die deutsche Gasversorgung und würde so etwas wie Hochverrat bedeuten. Nicht in jedem Land überlebt man einen solchen. Sind wir froh, dass die Pipeline nicht direkt dem russischen Staat gehört sondern einem Konsortium. Denn der nachweisliche Angriff durch ein Land auf die staatliche Infrastruktur eines anderen Landes wäre laut dem russischen Außenminister Lawrow ein Kriegsgrund – wäre der Anschlag nicht schon Teil des „Krieges den wir gegen Russland führen“ (Baerbock).
Es ist gut möglich, dass der Urheber der Sabotage zu Lebzeiten nicht ermittelt wird, weil die USA das zu verhindern weiß. Auch weil Biden öffentlich ankündigt hat, dass die Sabotage der Gasversorgung Deutschland mittels NordStream erfolgen wird.
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