
- von Benjamin Weinthal, Iran International, 5. September 2023
- Übernommen von Abseits vom Mainstream – HEPLEV
Ein früherer Berater für Terrorbekämpfung zweier israelischer Premierminister löste eine intensive Debatte darüber aus, ob Vertreter des Iran im September oder Oktober Israel angreifen werden.
Es gibt aber Meinungsverschiedenheiten in Israels Sicherheits- und Verteidigungsestablishment zu einem vom Iran gestützten geplanten Angriff auf den jüdischen Staat.
Yigal Carmon, Gründer des Middle East Media Research Institutes (MEMRI) und einer der führenden Terrorbekämpfungsexperten Israels, schrieb am 31. August einen Artikel mit dem Titel „Signs Of Possible War In September-October“ [Anzeichen eines möglichen Kriegs im September/Oktober], in dem er argumentierte, dass eine „Konfrontation aus einer unkontrollierten Verschlechterung vor Ort oder dem Einsatz neuer und ungewöhnlich tödlicher Waffen durch diese Bewegungen [Hamas und Hisbollah] entstehen könnte.
Carmon sagte: „Weder die Hamas noch die Hisbollah sind erpicht darauf eine umfassende Konfrontation mit Israel zu beginnen“, stellte aber fest, dass es zu zunehmendem Hurra und Säbelrasseln beider vom iranischen Regime gestützten jihadistischen Bewegungen (einschließlich des Palästinensischen Islamischen Jihad) an Israels Grenzen gibt.

Yigal Carmon, der Gründer des Middle East Media Research Instituts (MEMRI)
Die Hisbollah hat im Bereich des Har Dov Zelte innerhalb israelischen Territoriums aufgestellt und war am „Abbau von Überwachungskameras entlang des Grenzzauns nahe des Fatima-Tors sowie des Schießens von Panzerabwehrraketen nach Israel“ beteiligt, schrieb Carmon.
Der fließend Arabisch sprechende Carmon fügte hinzu: „Die Hisbollah, die die Blaue Linie nicht als internationale Grenze zwischen dem Libanon und Israel anerkennt, hat vor kurzem neue territoriale Ansprüche erhoben und gefordert, dass Israel dem Libanon die Souveränität über den nördlichen Eisenbahntunnel von Rosch Hanikra übergibt, der ebenfalls auf israelischem Territorium liegt. Gleichzeitig fordert sie auch die Handlungsfreiheit der UNIFIL im Südlibanon einzuschränken.“
Die US-Regierung und viele europäischen Staaten haben den strategischen Partner des Iran, die Hisbollah, als Auslandsterrororganisation eingestuft. Sowohl die USA als auch die EU haben die Hamas und den PIJ als Terrororganisationen eingeordnet.

Mitglieder der libanesischen Hisbollah halten bei einer Kundgebung Flaggen
Carmon schrieb: „Es hat auch eine Zunahme der Bemühungen des Iran und der Hisbollah gegeben, Waffen in die Westbank zu schmuggeln, ähnlich dem Schmuggel von Waffen in den Gazastreifen. PIJ-Generalsekretär Ziad Al-Nakhaleh sagte, während seines Treffens mit dem iranischen Führer Ali Khamenei im Juni 2023 habe dieser ‚die Notwendigkeit bekräftigt die Bewaffnung der Westbank und des dortigen Widerstands zu entwickeln‘. Nakhaleh fügte hinzu: ‚Wir als Palästinenser und als Widerstandskräfte und -Bewegungen verstehen die Bedeutung der Bewaffnung der Westbank, aber das erfordert Anstrengungen der Palästinenser selbst und auch der Hilfe unserer Brüder in der Islamischen Republik Iran.‘“
Die Steigerung der aktuellen Aktivitäten zwischen Irans Außenminister Hossein Amir-Abdollahian und dem PIJ, der Hamas sowie libanesischen Verbündeten Teherans in Beirut war ebenfalls Thema von Carmons Analyse.

PIJ-Generalsekretär Ziad al-Nakhaleh (2. v. r.) trifft sich mit dem Obersten Revolutionsführer des Iran, Ali Khamenei, am 14. Juni 2023 in Teheran
Abdollahian betonte, dass von Khamenei bei dem Treffen in Beirut zur Notwendigkeit „der Westbank zu helfen“ und über Irans „fortgesetzte Verpflichtung den Widerstand mit aller Macht zu unterstützen“ geäußert wurde. Amir-Abdollahian fügte an: „Die Gründung des gemeinsamen Hamas/PIJ-Kriegsraums spiegelt einen klugen Schritt seitens des Widerstands.“
Carmon hielt fest, dass Amir-Abdollahian sich auch mit Hisbollah-Generalsekretär Nasrallah traf, der sich dann mit Al-’Arouri und Al-Nakhaleh traf, um „eine gemeinsame Bewertung der Lage in der Westbank, der Eskalation der Widerstandsaktivitäten und der jüngsten israelischen Drohungen vorzunehmen“.
Abdollahian und die Verbündeten des Iran unterstrichen bei dem Treffen „die Standhaftigkeit und Zuverlässigkeit all der Kräfte der Widerstandsachse im Kampf gegen den zionistischen Feind“ und der Kooperation zwischen den „Widerstandsbewegungen“ in Palästina und dem Libanon.
Nach Carmons Analyse gefragt, sagte Brigadegeneral a.D. Amir Avivi gegenüber Iran International: „Während das Kriegsgespenst entlang und jenseits unserer Grenzen leider und immer lauert, ob nun von iranischem Geld oder Waffen oder Online-Hetze getrieben, teile ich diesmal die Einschätzung, dass ein Krieg im September oder Oktober bevorsteht, nicht. Die Terrororganisation Hisbollah im Libanon hat in der Tat an der Grenze provoziert und die anderen iranischen Vertreter haben sich kriegslüstern geäußert.“
Avivi, Gründer und CEO des Israel Defense and Security Forums (IDSF), fügte hinzu: „Und ja, religiöse Feiertage sind historisch Zeiten der Spannungen zwischen den Gemeinschaften, aber diesmal glaube ich, dass weder die Hisbollah noch die Hamas Lust auf eine volle Konfrontation mit Israel haben, weil sie begreifen, wie verheerend das für sein würde.“
Carmon hat in seinem Artikel auch gewarnt: „Während der jüdischen Feiertage im September und Oktober werden Juden wahrscheinlich das Al-Aqsa-Gelände besuchen, so wie jedes Jahr. Sprecher von Hamas und Hisbollah haben betont, dass dies zu einem regionalen Krieg führen könnte.
Avivi hielt fest: „Sowohl Hamas als auch Hisbollah leiden unter internen Unruhen und einem Mangel an Legitimität in ihren jeweiligen Herrschaftsgebieten und es wäre weise, wenn sie ihre Zukunft nicht aufs Spiel setzen. Im Gegensatz zu Medien-Berichten und Wunschdenken bei den Stellvertretern des Iran ist die IDF vollständig kampfbereit, wachsam und bereit auf jede Aggression zu reagieren.“

F-35-Piloten der israelischen Luftwaffe
Mit diesen Argumenten konfrontiert, sagte Carmon gegenüber Iran International: „Ich sagte, sie [Hamas, Hisbollah und Palästinensischer Islamischer Jihad] wollen ihn [Krieg] nicht, aber die Dinge können außer Kontrolle geraten.“
Carmon brachte das Beispiel von Nasrallah, der nach dem zweiten Libanon-Krieg von 2006 über die Entführung israelischer Soldaten, die den Krieg auslöste, sagte. „Wir glaubten nicht, nicht mal zu einem Prozent, dass die Gefangennahme zu diesem Zeitpunkt zu einem Krieg und in dieser Größenordnung führen würde. Wenn Sie mich fragen: Hätte ich am 11. Juli gewusst … dass die Operation zu einem solchen Krieg führen würde, hätte ich das gemacht? Ich sage nein, absolut nicht.“
Ein zweiter Faktor, der integraler Bestandteil von Carmons Rahmen der „unkontrollierten Verschlechterung“ ist, der 2006 zu dem offenen Krieg führte, war das Eindringen eines israelischen Merkava 2-Panzers in den Libanon, der auf einen gewaltigen Sprengsatz fuhr, den Panzer zerstörte und die vier Besatzungsmitglieder tötete.
Carmon sagte: „Die Leute tun Dinge ohne über die Auswirkungen nachzudenken. Das ist das, was passiert, wenn Leute wie Avivi nur sich selbst zuhören und der anderen Seite nicht.“ Carmon warnte auch vor den Lieferungen fortschrittlicher neuer Waffen, darunter Kornet Anti-Panzer-Raketen, an vom Iran gestützte Terroristen, die gegen Israelis eingesetzt werden können.