Israel, Juda und Palästina

Der aktuelle Krieg wird auch auf dem Feld der globalen Erinnerung geführt. Woher kam der Name „Palästina“ für das Land Israel und was lehren uns britische Landkarten? Und auch: PLO-Führer bestreiten die Existenz eines palästinensischen Volks.

1.

Gegen Ende des 13. Jahrhunderts v.Chr. betraten die Stämme Israels Kanaan von Osten her und begannen das Land Israel zu erobern und sich niederzulassen, angefangen im Jordantal und dem Hügelland. Etwa zur selben Zeit drangen Seefahrer-Völker von Westen ein, die von den griechischen Inseln und Sardinien kamen und siedelten hauptsächlich entlang der Küste. Jahrhunderte lang kämpften die Philister mit den Israeliten um die Kontrolle des Landes, bis Ende des 7. Jahrhunderts v.Chr., als sie nach der Eroberung durch die Babylonier aus der Region verschwanden.

Die israelische Luftwaffenbasis auf dem Berg Meron wurde Freitag angeblich von der Hisbollah getroffen (Foto: soziale Medien)

Anders als andere Nationen, die Israel bekämpften – entweder, indem sie ihm physisch oder materiell Schaden zufügten oder durch Angriffe auf seinen Geist und glauben – identifizierte der Gaon von Wilna in seinen Kommentaren zum Buch Habakuk die Philister also eine Nation, die in der Geschichte eine einzigartige Rolle spielten: Zu verhindern, dass das Volk Israel einen souveränen Staat auf dem Land Israel gründete. „Und die Philister unterdrückten Israel stark und erlaubten ihm keine Regierung oder Souveränität.“ Er wies auf die Bibel hin, die berichtet, wann immer die Philister von einem Wiederaufleben des nationalen Geistes bei den Stämmen Israel hörten, wie z.B. bei der Krönung von Saul, dem ersten israelitischen König, bereiteten sie sich für Krieg gegen es vor (s. 1. Samuel 13).

2.

Im 5. Jahrhundert v.Chr. besuchte der griechische Historiker Herodot die Küstenregion des Landes Israel. In seinen Schriften bezeichnete er diese Gebiete als „Palaestina“ oder „Syria-Palaestina“ unter Verweis auf die Philister, die bereits etwa 150 Jahre früher aus der Region verschwunden waren. Im Gegensatz dazu befanden sich die Juden, die gerade aus dem babylonischen Exil zurückgekehrt waren, unter der Führung des Schriftgelehrten Esra mitten im Wiederaufbau des Landes Israel (Judah) und Jerusalems.

Etwa 500 Jahre später, im Jahr 70 n.Chr. wurde der zweite Tempel von Kaiser Titus zerstört und 132 n.Chr. brach unter dem Kommando von Shimon Bar Kochba und der geistlichen Führung von Rabbi Akiva die Bar Kochba-Revolte aus. Das Ziel war, das Land von römischer Kontrolle zu befreien und politische sowie religiöse Unabhängigkeit zu gewinnen. Die Unterdrückung der Revolte hatte viele Opfer bei den Römern zur Folge und als sie schließlich im Jahr 135 n.Chr. niedergeschlagen war, wurden den Juden religiöse Erlasse und schwere Steuern auferlegt. Kaiser Hadrian befahl aus Wut über die Juden die „Auslöschung des Namens Juda‘ aus der Erinnerung und allen römischen Dokumenten“ (damnatio maoriae). Er verfügte, dass es „Palaestina“ genannt werden sollte und fügte es in die Provinz „Syria-Palaestina“ ein, in der Annahme, dass damit, dass der Name Juda nicht länger existiert, die Juden ihre Heimat vergessen und aufhören würden zu rebellieren. Er fand den Namen „Palaestina“ wahrscheinlich in den Schriften des Herodot. Auf diese Weise kehrte das Gespenst der Philister über die Wendungen der geschichtlichen Ereignisse zurück, um Israel der Souveränität über sein Heimatland zu berauben.

3.

Hadrian änderte auch den Namen Jerusalems in „Aelia Capitolina“ und hatte vor, aus ihm in eine heidnische Stadt zu machen. Der Name unserer Hauptstadt überlebte jedoch alle Herausforderungen der Zeit. Der Name Palaestina andererseits wurde als Bezeichnung für das Heilige Land fest in der Geschichte verankert. Die Völker, die hier die Geschichte hindurch lebten, wurden allerdings nicht als „Palästinenser“ bezeichnet. Seit der arabischen Eroberung im Jahr 638 n.Chr. hat es auf in arabischer oder islamischer Literatur nie auch nur eine einzige Erwähnung eines eigenen palästinensischen Volks mit seiner eigenen Identität oder einem festgelegten Land gegeben. In der englischen Tradition war Palästina das biblische Heilige Land.

Auf der Konferenz von San Remo im April 1920 diskutierten die Führer der Siegermächte des Ersten Weltkriegs die Teilung des Nahen Ostens. Sie beschlossen 99 Prozent des Territoriums, das zuvor zum Osmanischen Reich gehört hatte, den arabischen Völkern zu geben. Das verbleibende eine Prozent wurde dem jüdischen Volk zugesprochen und Großbritannien wurde mit der Umsetzung der Balfour-Erklärung bezüglich der Gründung einer nationalen Heimstatt für das jüdische Volk in „Palästina“ beauftragt. Während der Diskussionen fragte der französische Premierminister Alexandre Millerand den britischen Premierminister Lloyd George zu den Grenzen von „Palästina“. Als Reaktion öffnete Lloyd George einen Atlas des britischen Theologen und Geografen George Adam Smith und zeigte den Anwesenden die Karte 34 von „Palästina unter David und Salomo“, das sich auf beiden Seiten des Jordan erstreckte. „Das gehört den Juden“, sagte er.

Apropos britische Geographie zwischen 1870 und 1878: Eine Delegation des britischen „Survey of Palestine“ durchstreifte das Land. Die britischen Landvermesser kartierten das Land akribisch Hügel um Hügel und fertigten eine Landkarte von enormen Dimensionen und großer Präzision mit einem Maßstab, bei dem 1 Millimeter 63 Meter vor Ort abbildete. Unter Verwendung dieser Landkarte kann man genau die Größe der verschiedenen Dörfer und Städte und die damalige Bevölkerung abmessen. Die Karte offenbart, dass das Land menschenleer und kaum besiedelt war. Arabische Dörfer waren winzig. Haifa z.B. war 440 x 190 Meter groß. Jaffa war eine Kleinstadt von 540 x 240 Metern. Jerusalem hatte eine solide jüdische Mehrheit. Das Jesreeltal, das Jordantal und andere Bereiche, in denen Juden begannen sich niederzulassen, waren völlig frei von Arabern. Eine annehmbare Schätzung der arabischen Bevölkerung zur Zeit der Erstellung der Karte lag bei 100.000 (Sie finden weitere Details auf der ausgezeichneten Internetseite des Journalisten Ze’ev Galili, „The Logic Madness“). Bis 1948 hatte die arabische Bevölkerung um das Zwölffache vergrößert, was bedeutet, dass die meisten aus andren Teilen des Nahen Ostens zugezogen waren, wobei die Behörden des britischen Mandats wegsahen und nur das Verbot jüdische Immigration ins Land Israel durchsetzten.

4.

Der UNO-Teilungsplan vom 29. November 1947 erwähnte einen jüdischen Staat, aber keinen palästinensischen Staat. Den Arabern des Mandats wurde ein „arabischer Staat“ angeboten. Die Juden lebten ebenfalls als Bürger in „Palästina – Land Israel“ wie das britische Mandatsgebilde genannt wurde. „Palästina“ wurde später als Mittel in dem Krieg zur Vernichtung Israels und der Beseitigung der Juden aus ihrem Land erfunden.

In einem Interview mit der niederländischen Zeitung Trouw (vom März 1977) erklärten der Leiter der Terrororganisation As-Sa’iqa und Zuhair Mohsen, Mitglied des PLO-Exekutivkomitees: „Ein palästinensisches Volk gibt es nicht. Die Schaffung eines palästinensischen Staates ist nur ein Mittel, unseren Kampf gegen Israel für unsere arabische Einheit fortzusetzen. In Wirklichkeit gibt es keinen Unterschied zwischen Jordaniern, Palästinensern, Syriern und Libanesen. Nur aus politischen und taktischen Gründen sprechen wir heute von der Existenz eines palästinensischen Volkes, da die arabischen Interessen verlangen, dass wir die Existenz eines eigenen „palästinensischen Volkes“ fordern, um uns dem Zionismus zu widersetzen.“ 1982, während des ersten Libanonkriegs, klärte Yassir Arafat das Ziel des Kampfes: „Es geht nicht um die Verteidigung des palästinensischen Volks, sondern darum die arabische Nation zu verteidigen, damit dieses Land arabisch, arabisch , arabisch, arabisch bleibt.“

Es ist eine größere Herausforderung die Welt zu überzeugen, wenn es die gewaltige arabische Nation ist, die das kleine Territorium der Juden begehrt. Aus diesem Grund wurden die Palästinenser mit einer eigenen Identität erfunden und das ist es, was zum völkermörderischen Aufruf führte der rund um die Welt zu hören ist: „From the river to the sea, Palestine will be free.“ Es ist wahrscheinlich, dass die überwiegende Mehrheit derer, die diese Parole brüllen, keine Ahnung haben um welchen Fluss und welches Meer es sich handelt und sie wissen bestimmt nichts von historischen Fakten. Artikel 20 der Palästinensischen Nationalcharta erklärt, dass die Juden kein Volk sind, sondern eine Religion und daher kein Recht auf nationale Selbstbestimmung haben; mit anderen Worten: auf ein eigenes Land. Das ist die Macht der Propaganda: uralte antisemitische Vorurteile werden benutzt, um Leute zu überzeugen, dass ein vor kurzem erfundenes Kollektiv die nationale Identität eines der ältesten Völker der Welt leugnen kann, das bereits im 10. Jahrhundert v.Chr. ein Königreich in seiner Heimat hatte, wo Saul, David und Salomo regierten.

5.

Rom ist lange im Nebel der Zeit verschwunden und Hadrian lebt in erster Linie in der jüdischen Erinnerung, aber sein Plan das jüdische Volk von seinem Land zu trennen bleibt fortbestehen. Die Welt glaubt ignoranterweise immer noch, dass es vor der Gründung Israels dort einen palästinensischen Staat gab. Während meiner Amtszeit als Botschafter in Italien bezeichnete ich dieses Phänomen gerne als „intellektuelle Faulheit“. Die Geschichte hat jedoch ihre eigenen Möglichkeiten uns Demut und Gerechtigkeit zu lehren: Im Juli 1975 wurde während Ausgrabungen am Tel Schalem im Beit Schean-Tal im ehemaligen Lager der römischen 6. Legion eine Statue des Kaisers Hadrian gefunden. Die Statue wird jetzt im Israel Museum in Jerusalem ausgestellt, der Hauptstadt Israels, der Stadt, deren Namen Hadrian auslöschen wollte. Seine rechte Hand ist abgetrennt (s. Psalm 137,5-6 – die Genfer Studienbibel sagt „so verdorre meine Rechte“).

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