Nicht die Israelis ringen mit den Herausforderungen ihrer Werte, sondern Juden der Diaspora.

In dieser enorm schwierigen Zeit für Israel und das jüdische Volk könnte man erwarten, dass führende Juden sich in den Kampf gegen Antisemitismus und die werfen, die den Staate Israel verleumden.

Während die Kräfte des islamistischen heiligen Krieges in ihrem Versuch, Israel zu vernichten und Juden abzuschlachten, noch einen drauflegen, hat das von ihnen verbreitete geistesgestörte Narrativ von mutwillig Kinder tötenden Israelis und unschuldigen palästinensisch-arabischen Opfern unzählige Leute im Westen dazu gebracht wegen dieser Propaganda den Verstand zu verlieren, was einen Tsunami an antisemitischer Gewalt, Einschüchterung und Schikanen erzeugt.

Leider hat sich eine beträchtliche Anzahl Juden in der Diaspora entschlossen die Ursachen dieses Notfalls für das jüdische Volk nicht korrekt zu identifizieren. Stattdessen machen sie Israels langjährigen Premierminister Benjamin Netanyahu dafür verantwortlich.

Das jüngste Beispiel ist ein Paar britischer Immigranten nach Israel – der frühere Vorsitzende des britischen Jewish Leadership Council Sir Mick Davis und Mike Prashker, der Gründungsdirektor der israelischen NGO Merchavim, die für Staatsbürgerschaft und sozialen Zusammenhalt wirbt.

Die beiden haben ein internationales Netzwerk namens London Initiative gegründet, von dem sie behaupten, es trete für drei „ineinandergreifende Imperative“ einsetzt: Stärkung der liberalen Demokratie, Förderung von Gerechtigkeit in der Gesellschaft und das Streben nach Frieden mit den Palästinensern.

In Wirklichkeit handelt es sich um eine bittere Kampagne Netanyahu zu attackieren, von dem Davis und Prashker behaupten, er habe nichts weniger getan als Verrat am Zionismus zu begehen.

In einem Artikel in Fathom, der Zeitschrift der Britain Israel Communications and Research Center (BICOM), schreiben sie, Netanyahu habe „unverblümte und stolze Rassisten, Expansionisten, messianische, homophobe und frauenfeindliche Elemente“ im Herzen der israelischen Politik legitimiert.

Das ist eine vertraute Klage der Linken über die Koalition Netanyahus. Aber Davis und Prashker gehen viel weiter.

Sie erwähnen nur am Rande das „Ausmaß und die Brutalität“ des von der Hamas angeführten Massakers in Südisrael am 7. Oktober 2023, den darauffolgenden „anhaltenden Krieg“, der dem folgte und das Schicksal der Geiseln; dann gingen sie dazu über Netanyahu für die „Erosion des Ansehens Israels und der Legitimität innerhalb der Staatengemeinschaft“ verantwortlich zu machen.

Sie schreiben: „Die brutale Realität der fortdauernden Konflikts, die weit verbreitete Zerstörung des Gazastreifens, die zunehmende Siedlergewalt, die fortgesetzte Erosion der demokratischen Grundlagen Israels und eine Bandbreite antipluralistischer Politik verstärken langfristige Trends, die jeden Zionisten alarmieren sollten. Da wären die sich verschlechternden Beziehungen zwischen Israel und dem Weltjudentum sowie der Absturz des internationalen Ansehens Israels bei den meisten westlichen Verbündeten und Demokratien.“

Aber die Massendemonstrationen gegen Israel begannen am 7. Oktober, während die Gräueltaten noch im Gang waren. Bevor die Israelischen Verteidigungskräfte überhaupt ihren Angriff auf die Hamas im Gazastreifen begannen wurde Israel schon wegen Überreaktion verurteilt.

Davis und Prashker erwähnen nicht, was dann zu der brutalen Wende gegen Israel führte, die wenig mit „Antipluralismus“ oder „zunehmender Siedlergewalt“ zu tun hat.

Keine Erwähnung der tausenden gewalttätigen und manchmal tödlichen Angriffe auf jüdische Einwohner der umstrittenen Gebiete Judäa und Samaria, die die nicht provozierten und gewalttätigen Handlungen einer Minderheit dieser Einwohner gewaltig übersteigt und doch im Westen niemals berichtet werden.

Keine Erwähnung der grotesken Fehldarstellung des gerechten Verteidigungskriegs Israels gegen Völkermord als Völkermord durch Israel. Keine Erwähnung der Brandmarkung der IDF als mutwillige Kindermörder, eine Verleumdung, die direkt dem antisemitischen Manuskript des Mittelalters entstammt.

Es wird nicht eingestanden, dass dieses massenhafte Geistesstörung von uralten Sprachbildern des Judenhasses aufgepeitscht worden sind, die aus der palästinensischen Gesellschaft strömen und die inzwischen in einem Westen akzeptiert werden, der es in Unterstützung der palästinensischen Sache zu einem Glaubensgrundsatz gemacht hat.

Stattdessen setzen Davis und Prashker, die sich als „leidenschaftliche Zionisten“ beschreiben, ungewollt eine der ekelhaftesten Bestandteile des antisemitischen Diskurses ein: die Juden für ihre Verfolgung selbst verantwortlich zu machen. In diesem Fall genauer gesagt einen ganz bestimmten Juden.

Laut ihnen hat Netanyahu mit „einem zunehmend hemmungslosen Angriff“ auf die wesentlichen Elemente seiner Unabhängigkeitserklärung von 1948 Verrat an den Gründungsprinzipien des Staates Israel begangen. Sie schreiben: „Die ehrgeizige Vision der Erklärung von Israel als Heimat des jüdischen Volks, die allen ihren Bürgern mehr Gerechtigkeit und Gleichberechtigung bietet und nach Frieden mit ihren Nachbarn strebt, hat einen großen Rückschlag erlitten.“

Von was alles in der Welt reden sie? In der Unabhängigkeitserklärung heißt es:

„Der Staat Israel wird der jüdischen Einwanderung und der Sammlung der Juden im Exil offenstehen. Er wird sich der Entwicklung des Landes zum Wohle aller seiner Bewohner widmen. Er wird auf Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden im Sinne der Visionen der Propheten Israels gestützt sein. Er wird all seinen Bürgern ohne Unterschied von Religion, Rasse und Geschlecht, soziale und politische Gleichberechtigung verbürgen. Er wird Glaubens- und Gewissensfreiheit, Freiheit der Sprache, Erziehung und Kultur gewährleisten, die Heiligen Stätten unter seinen Schutz nehmen und den Grundsätzen der Charta der Vereinten Nationen treu bleiben.“

Israel hat jeden Aspekt davon buchstabengetreu umgesetzt.

Die Behauptung, Netanyahu habe den Frieden mit den palästinensischen Arabern verhindert, ist lächerlich. Wie für jeden der nicht von Vorurteil verblendet ist, mittlerweile völlig offensichtlich ist, bleiben die palästinensischen Araber unerbittlich entschlossen Israel von der Landkarte zu wischen, wie sie es immer gewesen sind.

In einem auffälligen Anschein von Vergesslichkeit sparen Davis und Prashker die Tatsache – die ihrem Einprügeln auf Netanyahu so ungelegen kommt – aus, dass die palästinensischen Araber zahlreiche Angebote für einen eigenen Staat ausgeschlagen haben und sich stattdessen dafür entschieden, ihren Vernichtungskrieg gegen die jüdische Heimat wieder aufzunehmen.

David und Prashker schreiben: „Von Krieg und kollektivem Trauma isoliert haben viele Israelis damit zu kämpfen damit klarzukommen, wie weit wir uns von unseren Gründungswerten entfernt haben.“

Das hat herzlich wenig mit einem Land zu tun, das erschüttert von Trauma und kollektiver Trauer, an sich selbst glaubt, weil es die bleibenden Werte des jüdischen Volks bekräftigt – in Land, dessen heldenhafte jüdische Soldaten es durch ihre glühende Liebe und Bewunderung für die Nation, die sie verteidigen, elektrisiert und inspiriert haben.

Aber natürlich sind die Leute, über deren Unwohlsein Davis und Prashker wirklich reden, die Juden der Diaspora, die „damit kämpfen die Veränderungen zu verarbeiten oder anzuerkennen, die das Israel bedrohen, das ihnen als Quelle des Stolzes und der Identität gilt“.

Diese Veränderungen, behaupten sie, seien derart ausgeprägt, dass es „derzeit in immer größeren Kreisen akzeptabler sei, wenn ein Minister für ‚freiwillige Emigration‘ und die Neubesiedlung des Gazastreifens eintritt, als wenn ein Oppositionspolitiker behauptet, ein sicherer Frieden mit den Palästinensern liege im strategischen Interesse Israels“.

Seit sie das geschrieben haben, hat US-Präsident Donald Trump vorgeschlagen, dass Jordanien, Ägypten und andere Länder „überzeugt“ werden, mehr als 1 Million Gaza-Araber aufzunehmen, die den Streifen verlassen wollen. Der Grund für diesen Vorschlag ist genau der, dass man sich nicht vorstellen kann, dass von Gazanern jemals „sicherer Frieden“ kommen kann, die von Geburt an dazu gehirngewaschen werden, Juden abzuschlachten und ihr Land zu stehlen.

Viel zu viele Diaspora-Juden haben viele der Lügen über Israel verinnerlicht und leider ringen sie damit die Tatsache zu verarbeiten oder sie sich einzugestehen, dass ihre angenommene britische oder amerikanische Identität ihre jüdische Identität zu einem geringfügigen Zusatz macht, die jetzt von Leuten gegen sie verwendet werden, von denen sie fälschlicherweise annahmen, dass sie sie als zu ihnen gehörig betrachteten.

Es ist absolut möglich, Netanyahu nicht zu mögen und zu glauben, er solle abtreten und dennoch die Realitäten der palästinensischen Verweigerungshaltung und der andauernden Versuche, Israel zu vernichten zu erkennen. Den Premierminister dafür und für wiederauflebenden Antisemitismus verantwortlich zu machen ist mehr als pervers. Das ähnelt der besessenen Dämonisierung des wieder amtierenden amerikanischen Präsidenten, die als Trump-Derangement-Syndrom bekannt ist.

Netanyahu für den Krieg des Westens gegen die Juden die Schuld zu geben ist eine krankhafte Übung in Verdrängung durch Leute, die sich auch weigern zuzugeben, was sich vor ihren Augen befindet. Es ist einfacher, Netanyahu zum Sündenbock zu machen, als anzunehmen, ihn loszuwerden würde das Problem beseitigen.

Natürlich ist es völlig legitim Netanyahu oder seine Regierungspolitik zu kritisieren. Aber ihn zu beschuldigen den Zionismus und Israels Gründungswerte zu verraten ist nicht nur Kritik. Das ist Netanyahu-Derangement-Syndrom auf Steroiden.

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